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B lAPIERAJERARBEITUNG l Buchgewerbe^^ Berliner Typographische Gesellschaft Geschäftsstelle: Berliner Buchgewerbe-Saal, Friedrichstraße 231. tu—2 Uhr). Vorsitzender: G. Könitzer, W 57, Dennewitzstraße 19. Kassierer: C. Rinck, Schöneberg, Bahnstraße 43, link. Aufgang III. Schriftführer: E. Baumeister, Gneisenaustraße 16 Die geehrten Mitglieder benachrichtigen wir hierdurch, daß Eintrittskarten zu der Allgemeinen photographischen Ausstellung im Abgeordnetenhause (täglich geöffnet von 10 bis 6 Uhr) zu dem ermäßigten Preise von 30 Pf. durch den Schriftführer zu beziehen sind. Die sehr Umfangreiche Ausstellung bietet besonders für den Graphiker vieles Interessante, und ihr Besuch kann den Mitgliedern deshalb nur empfohlen werden; sie bleibt bis zum 4. Oktober geöffnet. Der Vorstand Glückwunsch und Danksagung In der heutigen Nummer des »Hannoverschen Anzeigers« (Nr. 214 vom 13. September) finde ich unter der Rubrik »Lokales« einen Artikel, der geeignet ist, mich und viele andere kleine Druckereien zu schädigen, und der auch vielen Papiergeschäften geschäftlich schweren Schaden zufügen kann, wenn die großen Tageszeitungen und General-Anzeiger etwa den Artikel weiter verbreiten. Der Artikel lautet: Glückwunsch und Danksagung Ein Orden kommt Dir jählings ins Haus geflogen — Du weißt nicht, warum und wofür. Du freust Dich, viel leicht auch nicht, aber jedenfalls freuen sich Hunderte herzlich mit Dir. Sie behaupteten es wenigstens schriftlich, bald in konventionellen Phrasen, bald in witzigen Wen dungen, manchmal sogar in Versen. Oder es wird Dir über Nacht ein Sohn geboren — und wiederum träufelt ein Regen schriftlicher Glückwünsche auf Dich nieder. Und so fort bei fröhlichen wie traurigen Anlässen. Es ist wirklich ein köstliches Gefühl, so viele teilnehmende Ver wandte, Freunde und Bekannte zu besitzen und bei feierlicher Gelegenheit über sie Heerschau abhalten zu dürfen! Wie manche halb schon aus dem Gedächtnis ent schwundene liebe Gestalt aus glücklichen alten Zeiten bringt sich uns dabei wieder in Erinnerung! Aber das dicke Ende kommt nach. Wieviel Gratulationen, soviel Danksagungen! Zwar kann es mit einem gedruckten Formular abgemacht werden. Aber das Adressieren der Briefumschläge bleibt uns nicht erspart. Wer hat etwas von dieser Zeit- und Geldvergeudung? Niemand als die Post. Der Empfänger der gedruckten Danksagung be fördert sie doch möglichst rasch in den Papierkorb, nach dem er sie kaum eines flüchtigen Blickes gewürdigt hat. Die uns erwiesenen Freundlichkeiten können ja erwidert werden, sobald anderen eine Ehrung zuteil wird oder bei ihnen ein Familienereignis eintritt, und ist weder das eine noch das andere der Fall, so wird das Ausbleiben der Erwiderung leicht verschmerzt werden. Also fort mit dieser törichten und zwecklosen Art von Danksagungen! Wer aber etwa fürchtet, dadurch in den Verdacht des Geizes zu kommen, entrichte die Summe, die dem Auf wand an ersparten Druckkarten, Briefumschlägen und Brief marken entspricht, für einen wohltätigen Zweck. Vielleicht ergreifen auch vereinswütende Mitbürger diesen schönen Anlaß zur Gründung einer Antidanksagungsliga. Ich inseriere seit Jahren im Hannoverschen Anzeiger and empfehle meine Druckerei zur Anfertigung von kleinen Gelegen heits-Drucksachen fast täglich; außerdem inserieren in ähnlicher Weise eine ganze Reihe anderer kleiner Druckereien und Papier geschäfte, deren Hauptverdienst auf der Herstellung von kleinen Gelegenheits-Drucksachen, Glückwünschen, Familien-Anzeigen, Danksagungen, Visitenkarten usw. beruht. Deswegen bin ich über diesen Artikel um so mehr erstaunt. Wie der »Hannoversche Anzeiger« in seinem »Lokal«-Artikel schreibt, sind gedruckte Danksagungen auf Karten im adressierten und frankierten Briefumschlag »töricht und zwecklos«; natürlich — mit solchen kleinen Gelegenheitsdrucksachen hält sich eine große Zeitungsdruckerei nicht auf. Fein und vornehm dagegen ist es, sich für eine erwiesene Aufmerksamkeit durch eine Anzeige (selbstverständlich im Hannoverschen Anzeiger) zu bedanken. (Siehe Reklame-Notiz des Hannoverschen Anzeigers im gleichen Blatt auf der gegen überstehenden Seite.) Der Arbeitsverdienst der kleinen Druckereien, der Lohn der Gehilfen aber wird dann großmütig »wohltätigen« Zwecken über wiesen. Daß eine große Buchdruckerei so zur »Hebung« des Ge werbes und des Geschäftsumsatzes ihrer Anzeigenden beiträgt, ist wohl noch nicht dagewesen. Dagegen sind die regelmäßigen Aufforderungen, die Neujahrs-Glückwünsche mit Geld abzulösen, noch harmlos. Das gesamte Buchdruckgewerbe und die Papierhandlungen, die sich mit dem Vertrieb solcher kleinen Druckarbeiten er nähren, sollten dem Hannoverschen Anzeiger eine Danksagung (möglichst auf einer gedruckten Karte und in einem adressierten, frankierten Briefumschlag) für diese Hebung des Gewerbes übersenden. X, Druckereibesitzer Verstümmelte Ortsbezeichnungen Nach Einführung der Telegraphie und der von dieser an gestrebten Satz- und Wortkürzung mußte sich die Schreibung der Ortsnamen insofern eine Kürzung gefallen lassen, als die zur Unterscheidung von gleichnamigen Orten notwendige An gabe der geographischen, Verkehrs- oder sonstigen Lage nicht mehr in der sprachüblichen Weise geschieht, wie z. B. »Frank furt a. d. Oder«, »Köln am Rhein«, sondern man telegraphiert einfach: »Frankfurtoder«, »Kölnrhein« usw. Die Reichspost hat das Kürzungssystem soweit übernommen, daß sie das verbindende Verhältnis- und Geschlechtswort wegläßt und Fluß-, Landes oder sonstigen Namen in Klammer beisetzt, z. B. »Neustadt (Orla)«, »Königsberg (Preußen)« usw. Für die beiden genannten Verkehrsanstalten sind diese Ab kürzungen wohlberechtigt und begründet; Verwechslungen oder sonstige Unzuträglichkeiten haben sie nicht im Gefolge. Leider haben sie aber allmählich dazu geführt, daß man vielfach auch im brieflichen und sonstigen schriftlichen Verkehr unbegründeter weise jene Schreibgepflogenheit nachahmt. Dies geschieht nicht etwa nur in Fällen des Raummangels, bei Tabellen und dergl., wobei sich weniger dagegen einwenden ließe, sondern in allen möglichen Schriften und Drucksachen, selbst im glatten, laufenden Satze. »Nach mehrjährigem Aufenthalte in Hagen (Westfalen) schlug er seinen Wohnsitz in Plauen (Voigtl.) auf, um später Mühlheim (Rhein) als bleibenden Wohnort zu erwählen.« Für eine so abgehackte Ausdrucksweise ist doch kein vernünftiger Grund zu finden. Auch in den Datumzeilen auf Brief- und Rechnungsköpfen und sonstigen Vordrucken sollte ohne Not wendigkeit, oder wenn nicht ganz bestimmte Vorschrift gegeben ist, solche Schreibung nicht gewählt werden. Bei Buchtitel- und sonstigen Titelsätzen wirkt übrigens der Klammernsatz recht unvorteilhaft. Hierbei müßte die gerügte Schreibweise schon aus ästhetischen Gründen vermieden werden. Das Schlimmste ist aber, daß man teilweise bereits zur wirk lich irreführenden Verstümmlung in der Ortsbezeichnung gelangt ist, indem viele unbedenklich nach Telegrammart, von dieser nur durch die Wortkupplung abweichend, schreiben: »Mühlheim- Ruhr«, »Rothenburg-Tauber«, »Königsberg-Franken« und dergl. Welcher Unterschied verbleibt da noch mit der Schreibung von räumlich oder sonst vereinten Ortschaften wie »Elberfeld- Barmen«, »Leipzig-Reudnitz«, »Berlin-Schöneberg« usw.? Das ist ja die reine Sprachverwilderung. Leider findet man solche Wildlinge neuerdings selbst in Fachblättern des Papierfaches. Das Uebel ist also weit vorgeschritten und seine Bekämpfung dringend nötig. Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, daß die Abkürzungen »a.« und »i.« bei Ortsbezeichnungen nur für »am« und »im«, nicht aber auch für »an der« und »in der« angewendet werden dürfen; in letzteren Fällen ist stets »a. d.« und »i. d.« zu setzen. Gegen diese Abkürzungen an sich ist im allgemeinen, vom glatten, fortlaufenden Satze abgesehen, in der Regel nichts ein zuwenden. K. St. Einjährigfreiwilliger Kunstbuchbinder. Wiederum hat ein Schüler der Kunstklasse der Berliner Buchbinder-Fachschule, Herr Johannes Holzky aus Köthen, auf Grund seiner Schüler arbeiten die Berechtigung zum einjährigen Militärdienst erhalten. Die Buchbinder-Fachschule wird von der Berliner Buchbinder- Innung erhalten.