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3108 PAPIER-ZEITUNG Nr. 75 Explosion eines Holzdämpfers In der Oberpfälzischen Holzstoff- und Pappenfabrik von Julius & Richard Braun in Brand im Fichtelgebirge explodierte am 23. Dezember 1905 abends 10 Uhr ein liegender, gußeiserner, aus 4 Schüssen zusammengesetzter Zylinder zum Dämpfen von Holz. Der Zylinder, dessen Länge 6250 mm und dessen Durch messer 1250 mm betrug, war an den Enden durch stark ge wölbte Böden abgeschlossen, die mittels an Scharnieren beweg lichen Deckeln verschlossen werden konnten. Die Wandstärke des Materials betrug 21 mm, der Inhalt 7282 1. Der Zylinder war für einen Druck von 4 Atmosphären bestimmt. Die Verbindung der einzelnen geflanschten Schüsse unter sich und mit den Böden war durch je 30 Kopfschrauben von i*/s Zoll Stärke bewirkt. Halbkreisförmige, innerhalb des Schraubenkreises gezogene Nuten in den Dichtungsflächen der Flanschen waren zur Aufnahme des Dichtungsmaterials, be stehend aus runden Schnüren von Asbest und Gummi mit Blei einlagen, bestimmt. Die Deckel der beiden Füllöffnungen waren aufklappbar und mittels je 13 Scharnierschrauben von je 11/8 Zoll Stärke an den Böden befestigt. Die Dichtungsflächen waren mit Nuten und Federn versehen; das Material war Gußeisen. Der Dampf wurde einem für 12 Atmosphären Betriebsdruck ge nehmigten Dampfkessel entnommen. Als Speisevorrichtung diente ein Wassereinlaßventil. Im Juni 1905 wurde einer der ursprünglich vorhandenen 5 Schüsse beseitigt, weil sich an ihm eine poröse Stelle zeigte. Die letzte äußere Untersuchung fand am 24. November 1905 statt. Der Revisionsbemerkung wurde Folge gegeben. Seit der Aufstellung war der Kocher nur 3/4 Jahr in Betrieb. Das Arbeitsverfahren war folgendes: Das zum Schleifen be stimmte Holz wurde in Stücken von etwa 40 cm in den Kocher eingeschichtet und etwa 8 Stunden lang einem Dampfdruck bis 31/2 Atm. ausgesetzt. Nachdem dann der Dampf abgelassen worden war, wurde Wasser eingelassen und das Holz heraus gespült. Nach Angabe des Personals. ist etwa um 8 Uhr abends mit einer Kochung begonnen worden, indem das Dampfeinlaßventil langsam geöflnet wurde, während durch das offene Ablaßventil das sich bildende Kondensat abfließen konnte. Zwischen 1/29 und 3/49 Uhr wurde das Ablaßventil geschlossen. Danach stieg die Dampfspannung im Kocher auf 11/2 bis 2 Atmosphären, als kurz vor 10 Uhr die Explosion eintrat. Das Manometer am Kessel soll um diese Zeit 11 Atmosphären und das am Reduzier ventil etwa 3 Atmosphären gezeigt haben. Verletzt wurde durch die Explosion niemand. Eintreffen des Revisors am 28. Dezem ber nachmittags 1/25 Uhr. Die Untersuchung, bei welcher der Kocher nicht mehr in der Lage und in dem Zustande, in welchem er sich nach der Explosion befunden hatte, vorgefunden wurde, ergab folgenden Befund: Der letzte Schuß des Kochers hatte sich im ganzen Umfang von seiner innern Flansche getrennt, er wurde samt dem Boden in der Achsrichtung des Gefäßes etwa 15 m weit fortgeschleu dert und hatte sich kurz vor seinem Ziele um 180 Grad in der horizontalen Ebene gedreht. Der Bruch des letzten Schusses verläuft nächst seiner inneren Flansche; diese bildete noch einen geschlossenen Ring. Die Bruchfläche bildete ungefähr den Mantel eines stumpfen Kegels, dessen Spitze sich nach dem Innern des Kochers, und zwar nach dem nächstgelegenen Schüsse, richtete. Die Bruchflächen zeigten ein feinkörniges, schmutziggraues Ge füge und wiesen 2 große und außerdem viele kleinere poröse Stellen auf. Die Wandstärken an der Bruchstelle schwanken zwischen 20,4 und 23,4 mm. Der andere größere Teil des Kochers ist in entgegengesetzter Richtung von seinem Lager vorgeschoben worden. Er traf einen in derselben Achsrichtung gelagerten zweiten Kocher, dessen Kochung gerade beendet war, und schob auch diesen auf seinem Lager um etwa 60 cm weit nach hinten. Beim Anprall gingen die Verschlußtüren beider Kocher in Trümmer. Der Boden des explodierten Kessels erhielt seitlich einen etwa 600 mm langen Anbruch, in dessen Umgebung sich die innere Gußhaut abgeblättert zeigte. Ebenso erhielt der dritte Schuß auf der Sohle einen etwa 800 mm langen Querriß in der Nähe der Flanschen. Ein am unteren Umfang des zweiten Schusses entstandener Riß von etwa 1270 mm Länge ist vermutlich ebenfalls eine Folge des Anpralls. Der abgerissene hintere Schuß zeigte oben im Scheitel, von der Bruchstelle ausgehend, einen etwa 1000 mm langen Längsriß. Das Manometerrohr war verbogen und abgerissen. Die Wasser- und Dampfleitung waren nächst ihren Flanschen ab gerissen. Das Sicherheitsventil und der gußeiserne Stutzen am Ablaßventil wurden teilweise zerstört. Die Zerstörungen, welche im Aufstellungsraume, einem Bretterverschlag, stattfanden, waren unbedeutend. Die mutmaßliche Ursache der Explosion wird auf zweifel haftes Material und auf die Verschiedenartigkeit von Spannungen in demselben zurückgeführt. Durch die Anordnung der Flan schenverbindungen, deren nicht abgedrehte Dichtungsflächen 3—4 mm von einander abstanden, konnten beim Anziehen der Schrauben durch Hebelwirkung beträchtliche Spannungen in jenem Querschnitt erzeugt werden, in welchem der Bruch er folgte. Außerdem wurden innere Spannungen im Material durch die ungleiche Erwärmung des oberen Kocherteiles gegenüber dem unteren herbeigeführt. ('Aus den Veröffentlichungen der Reichs-Statistik) Holländertröge aus Eisengerippe und Zement Zur Frage 7782 in Nr. 72 Seitdem im Bauwesen Eisenbeton zur allgemeinen Ein führung gelangt ist, werden die Holländerwannen der Bleichholländer mit nur wenigen Ausnahmen aus Eisen beton ausgeführt. Eisenbeton ist sowohl dem Holz wie dem Eisen bei Bleichholländern vorzuziehen. Gegenüber Eisen liegt der Vorteil in der vollständigen Rostfreiheit. Holzwannen sind wegen ihrer geringen Dauerhaftigkeit zu verwerfen. Wenn auch die Anschaffungskosten einer mit Bleiblech ausgelegten Holzwanne niedriger sind als einer aus Eisenbeton gefertigten, so stellt sich die Holzausführung doch mit der Zeit teurer, da Fäulnis des Holzes und Be schädigung des Bleibleches eintreten, wodurch Reparaturen und Neuanschaffungen nötig werden, abgesehen von den Stoffverunreinigungen, die durch solche Schäden verursacht werden. Die Eisenbeton-Ausführung ist bei sachgemäßer Be handlung ein dauerndes Werk, welches von der Bleich flüssigkeit nicht zerstört wird und deshalb Verunreinigung des Stoffes und Betriebstörungen ausschließt. Vielfach werden die Beton-Holländertröge mit Por zellanplättchen ausgelegt, wenn in den Holländern be sonders kräftiges Bleichen vorzunehmen ist, jedoch ist im allgemeinen das Auskleiden der Holländer mit Porzellan platten als Luxus zu betrachten. Ein Holländertrog für 300—350 kg Stoffeintrag, in Eisenbeton ausgeführt, kostet je nach Materialpreisen und Höhe der Arbeitslöhne 700 bis 900 M. Mahlholländer werden nur selten aus Eisenbeton aus geführt. In der Regel werden jedoch für Mahlholländer eiserne Tröge verwendet, die mit einer 10 mm dicken Zementschicht ausgekleidet werden. Holländertröge mit glatten Innenwänden können mit Drahtgeflecht ausgelegt und mit Zementmörtel verstrichen werden. Neue Holländer enthalten jedoch zur Befestigung der Zementschicht schon im Guß geriffelte Innenfläche (Patent Scheufeien), welche mit Zementmörtel überzogen wird. Die Kosten solcher Ausführungen richten sich nach dem Preis der gußeisernen Holländertröge. R. ♦ ♦ * Holländertröge aus Eisengerippe mit Zement haben wohl kaum größere Verbreitung gefunden, als solche aus gewöhnlichem Ziegelmauerwerk mit Zement-, Mörtel- und Zementverputz. Letztere lassen sich viel leichter und ein facher herstellen als erstere und sind wesentlich billiger. Wenn auch mit Zement umgossenes Eisengeflecht erheb lich standfester ist als aus Beton gestampfte oder aus Zementmauerwerk ausgeführte Holländertröge, so sind die letzteren doch noch reichlich fest genug. Das Gewicht der ersteren ist, da die Wandung schwächer genommen werden kann, um etwa die Hälfte geringer als der letzteren, doch spielt dies keine Rolle, die Holländerdecke muß ja so ohne hin schon wegen der Erschütterungen sehr kräftig gebaut sein. Für Bleichholländer dürfte es keine besseren Tröge als solche aus Zement geben, für Ganzstoffholländer sind dagegen solche aus Gußeisen vorzuziehen, da die schwefel saure Tonerde den Zement löst und dadurch von Zeit zu Zeit neuer Verputz nötig wird. Die Gestehungskosten von gußeisernen und aus Beton gestampften oder mit Zement gemauerten Holländertrögen unterscheiden sich, wenn für die gußeisernen keine hohe Fracht und kein Zoll zu zahlen ist, nicht viel. Ist dagegen für eiserne Tröge weite Zufuhr nötig und kommt dazu noch hoher Zoll, so kann man sehr viel sparen, wenn man die Tröge aus Beton stampft oder mit Zement mauert, und nur die Armatur nebst Walze allein bezieht. Während meiner ausländischen Tätigkeit ließ ich eine Anzahl Holländertröge aus Beton stampfen und kaufte nur die Armatur von Spezialfabriken. Hölzerne, mit Blei ausgelegte Wannen für Bleichholländer sind nicht zu empfehlen, da diese immer wieder repariert werden müssen und nach 10—15 Jahren völlig unbrauchbar sind, außerdem sind diese mindestens so teuer oder noch teurer als Zementtröge. ... e