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das Verhältnis der Invaliden- zur Unfallversicherung und will nicht einsehen, warum die durch Betriebsunfall ent standene Invalidität entschädigt werde, wenn sie wenigstens io v. H. betrüge, die sonstige Invalidität dagegen erst, wenn sie 662/, v. H. betrage. Daher kommt er zu der For derung, daß die Invalidität in allen Fällen gleichmäßig ent schädigt werde, einerlei, ob sie durch einen Betriebsunfall oder sonstwie herbeigeführt worden sei. Ueberhaupt fehlen bei dem Lohmar’schen Vorschlag die höheren Gesichts punkte, nach denen eine Verschmelzung der drei Versiche rungszweige beurteilt werden müßte. Er beschränkt sich in der Hauptsache darauf, auf gewisse Ungerechtigkeiten in der Durchführung der einzelnen Versicherungszweige hin zuweisen. Was jedoch seine Veröffentlichung wertvoll macht, ist der Umstand, daß er trotz seiner Stellung als Geschäftsführer einer Berufsgenossenschaft im Interesse der Vereinheitlichung der Arbeiterversicherung, wenn er forderlich und zweckdienlich, die Selbstverwaltungsbefug nisse der Berufsgenossenschaften opfern will. Dadurch steht er in angenehmem Gegensatz zu den Krankenkassen beamten, die unter keinen Umständen das Selbstverwaltungs recht der Krankenkassen opfern wollen. Fortsetzung folgt. Prämien Zu Nr. 72 Titelseite Jede Prämie ist solange gut, wie das Gehalt so auskömmlich ist, daß man davon leben kann. Die Prämie darf nur ein Taschen geld, ein Zuschuß, ein Groschen in die Sparbüchse sein. Dabei lernen die Leute sparen. Rechnen sich aber die Maschinen führer usw. schon Tage vorher aus, was sie wohl bekämen, da das Gehalt schon wieder zu Ende geht, dann ist das keine Prämienarbeit sondern eine Zwangsarbeit. Man sehe sich nur die wartenden Mienen an, wenn die Prämie bald wieder mal fällig ist, man hofft von Tag zu Tag: Na, morgen wirds wohl bald die paar Groschen geben, wir brauchten sie recht nötig. Solche und ähnliche Redensarten kann der Betriebsleiter alle Tage hören. Ist dann das Geld ausgezahlt und vielleicht nicht genug, so sind unzufriedene Gesichter und Murren da. Die Leute stehen herum und unterhalten sich über die Gründe der schlechten Prämienzahlung. Daß dabei auch Zufälle, wie Maschinenbruch, nötige Montagen, oder sonst durch allerlei Umstände bedingtes Stillhalten oder langsames Arbeiten mitsprechen, der Säckel der Leute aber darunter leiden muß, daran denkt der Prämien empfänger nicht. Es gibt auch Fabriken, wo der Fabrikleiter die selbe Prämie bezieht wie die Maschinenführer, anderswo der Werkführer gar keine bekommt, wieder andere, wo die Kontor- Angestellten gleichen Anspruch auf Prämie machen wie die technische Leitung. Es gibt Maschinenführer, die alle Reparaturen, auch wenn sie gleich zu machen wären, bis zum Sonntag verschieben, selbst wenn es erst Montag ist. Bei vielfarbigen Papieren und Sorten, dünn und dick durcheinander, wird garnicht erst sorgfältig gereinigt, auch dazu ist nur Sonntags Zeit, denn jede Viertel stunde Stillstand in der Woche bedeutet Rückgang in der so nötig gebrauchten Prämie. Schon gegen Mitte des Monats geht das Gefrage los: Wieviel Erzeugung haben wir? Und ist dann nicht die Hälfte des gedachten Wertes erreicht, so geht von da ab schon beim Betriebsleiter die Sorge an: wie schaffe ich mir durch normal ausfallende Prämie bei meinen Leuten wieder Ruhe? An sich denkt er vielleicht garnicht; allerdings gibt es auch Betriebsleiter, die eine garantierte Monatsprämie beziehen, aber diese gehören wohl zu den Bevorzugteren, auch erfüllt bei ihnen, wie Herr H. sagt, die Prämie nicht ihren Zweck, Freude zu stiften und dadurch doppelten Pflichteifer hervorzurufen. Praxis **• Es ist sehr wichtig, wie die Verteilung der Prämien vorgenommen wird. Fabriken, welche sie nur nach der Menge und nicht auch nach der Güte des Erzeugnisses be messen, erzielen mehr Nach- als Vorteil. Nachträgliche Kürzungen müssen ebenfalls vermieden werden. Daher sollte die Prämie nur nach Ausrechnung des richtigen vor geschriebenen Gewichtes und des sortierten Ergebnisses erfolgen. Hierzu ist genaue Buchführung über Unter- und Uebergewicht für jede einzelne Bestellung nötig. Um ferner bei berechtigten Beschwerden die Schuldigen rügen zu können, soll der Betriebsleiter dafür sorgen, daß jedem ab gehenden Ballen oder jeder Rolle ein Zettel mit dem Namen des Sortierers, Rollers, Kalanderführers usw. beigelegt wird. Den besten Beweis für die Vorzüglichkeit gut ein gerichteten Prämienwesens lieferte mir nachstehender Fall. Als ich vor Jahren aus einer Papierfabrik, in welcher keine Prämien verteilt wurden, in einer anderen, welche muster- giltiges Prämiensystem anwandte, Stellung nahm, fand ich, daß hier ein weitaus frischerer Zug herrschte, die Maschinen schneller arbeiteten, weniger Ausschuß gemacht, und — was die Hauptsache — bessere Rente erzielt wurde. In folge besonderer Verhältnisse kam ich wieder in meine frühere Stellung zurück. Mein erstes war, in der Fabrik von oben bis unten ein Prämiensystem einzuführen. Glänzender Erfolg war mein Lohn. Neues Leben und neue Arbeitsfreudigkeit traten an die Stelle früherer Gleich giltigkeit, und die Jahresbilanzen wiesen steigende Ge winne auf. Auf den Schlußsatz des Beitrages in Nr. 72 erwidere ich, daß heute die Verhältnisse zwischen den Arbeitgebern und Arbeitnehmern durch Gesetze geregelt und Ein mischung des Geschäftsherrn in die persönlichen Verhält nisse der Arbeitnehmer von diesen nicht mehr gewünscht wird. Meiner Ansicht nach ist die Prämienverteilung ein wahrer Jungbrunnen für gute Leistungen. R. Erfahrungen eines Papierfabrikanten Fortsetzung zu Nr. 74 Ich bemerkte, daß bei einer Papiermaschine die Durch sicht der Stoffmahlung usw. nicht entsprach. Ich suchte nach dem Fehler und fand, daß die erste Registerwalze die Brustwalze ein wenig streifte und durch Reibung in Um drehung entgegengesetzt dem Sieblauf versetzt wurde. Dadurch wirkte die Stelle zwischen Brust- und 1. Register walze zu stark saugend, die Schwellung und deshalb die Durchsicht waren ungenügend. Ich ließ die Registerwalze etwas höher stellen, und der Uebelstand war behoben. Beim Kleben der Papierbahn an der Naßpresse habe ich das vorsichtige Anfeuchten der Eisenwalzen mit Petroleum stets nützlich gefunden, wenn das Kleben nicht in ungenügender oder auch zu starker Stoffmahlung sondern im Harzgehalte des benutzten Zellstoffs seine Ur sache fand. Falten, die das Sieb nicht ganz durchdrücken, können entfernt werden, wenn die Stelle, die faltet, mit Oel be strichen und das Sieb mit roprozentiger Schwefelsäure ge waschen wird. Das Oel muß nachher mit Soda und etwas Terpentinöl entfernt und das Sieb entsprechend nach gespannt werden. Durch zu stark ziehende Luftpumpe wurde die Durch sicht eines Papiers verdorben und dieses zu wolkig. Ab stellen der Luftpumpe brachte Abhilfe. Es scheint, daß ganz kurz gemahlene Fasern, welche die gleichmäßige Durchsicht förderten, bei dem groben Siebe durch die zu starke Saugwirkung dem Papiere entzogen wurden. K. Binsen als Rohstoff für die Papierfabrikation Zu Nr. 71 S. 2938 Die Hoffnung der Landbesitzer im Gebiete des Monte- suma-Sumpfes, daß ihre Länder durch Verwertung der darauf wachsenden Binsen als Rohstoff für die Papier fabrikation erheblich an Wert steigen werden, ist dadurch gemindert worden, daß die Regierung jetzt dort einen Kanal bauen läßt, durch welchen ein großer Teil der Montesuma-Sumpfländer trocken gelegt werden soll und das Gedeihen von Binsen unmöglich gemacht wird. Dafür sind aber andere Sumpfländereien zur Gewinnung von Binsen in Aussicht genommen und werden höher bewertet. Preiserhöhung für Braunholzpapier Eine bedeutende Preiserhöhung von Braunholzpapier in Süddeutschland steht unmittelbar bevor. Mir schreibt mein Fabrikant, daß er beim heutigen Preis, der fast* . . M. für 100 kg ist, durch fortwährend steigende Löhne und Roh stoffpreise zur Preiserhöhung gezwungen wäre. Zwischen händler und Abnehmer der Papierwarenfabriken mögen sich nicht wundern, wenn auch der Großhändler und Papier warenfabrikant höhere Preise stellt. Papierwarenfabrikant