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Neue Waren für den Zeichenunterricht Der moderne Zeichenunterricht an allgemein bildenden Schulen zeigt als äußeres Merkmal vollständigen Fortfall der gedruckten Zeichenvorlagen. Auch das Zeichnen nach Gipsmodellen ist so gut wie ausgeschlossen. Preußen machte mit dieser Reform vor vier Jahren den Anfang; fast alle anderen Landesregierungen sind inzwischen ge folgt. Mehr und mehr gelangt der »neue Lehrplan» auch in den Mittel- und Volksschulen zur Einführung. Die Stadt Berlin begann z. B. mit der Einführung an den Gemeinde schulen (Unterstufe) zu Ostern 1905; die Einführung macht in den Volksschulen in Berlin und in anderen Großstädten gewisse Schwierigkeiten, da die breite Masse der Lehrer schaft nur nach und nach durch Unterrichtskurse mit dem ihr völlig neuen Lehrgang vertraut gemacht werden kann. Der neue Zeichenunterricht ist ein freies, skizzierendes Zeichnen und Malen aus dem Gedächtnis und nach natür lichen Vorbildern, er verlangt Fertigkeiten, die in der früheren Methode nach Stuhlmann, Flinzer u. a. gar nicht in Frage kamen. Das moderne Zeichnen stellt die Gegen stände nach der Natur malerisch dar, das frühere Zeichnen arbeitete mit Punktnetzen, Ornamenten, Landschaftsvorlagen usw. Früher betonte man den Begriff »saubere Zeichnung» — heute will man ein charakteristisches Abbild des Modells, das zwar in der Ausführung skizzenhaft sein kann, aber doch die Hauptsachen lebendig und deutlich wiedergeben muß. Diese Reform hat unter den Zeichenlehrern viele Gegner, die ihr Mißerfolge voraussagen. Die Erfahrungen, die bis heute vorliegen, sind indessen durchaus ermutigend. Die Lehrpläne überlassen der persönlichen Auffassung des Lehrers sehr viel. Aus den genannten Ursachen ist es er klärlich, daß auch in bezug auf die Lehrmittel noch manches unklar ist. Um so wichtiger erscheint es, an Hand der Lehrpläne eine Betrachtung über die Lehrmittel anzustellen. Der Zeichenunterricht beginnt jetzt schon im ersten Schuljahr. Zwar sind in diesem noch keine besonderen Zeichenstunden angesetzt, aber er wird im Anschluß an den Anschauungsunterricht erteilt. Das erste, zweite und dritte Schuljahr bilden zusammen die Unterstufe. Lehrauf gabe der Unterstufe ist, einfache Gegenstähde aus dem Ge sichtskreise des Schülers darzustellen, und zwar aus dem Gedächtnis, im Anschluß an Vorzeigen und Besprechen des Gegenstandes. Gezeichnet werden z. B. Pflaume, Kette, Brille, Ei, Löffel, eiförmiges Blatt, Reifen, Wagen rad, Ziffernblatt, Bilderrahmen, Aufgabenheft, Briefumschlag, Fenster, Tür, Papierhut, Drachen, Schild, Axt, Messer, Zange, Blätter von Pflanzen usw. Der Lehrplan der Volks schulen sagt weiter: »Gezeichnet wird mit Kohle, Kreide oder l'arbstijt auf Packpapier, das an aufstellbaren Papptafeln (Zeichenständern) befestigt wird. Ein Teil der Schüler zeichnet an Schul tafeln (Wandtafeln). Der Unterricht ist Klassenunterricht.» An Zeichenmaterialien werden in der Unterstufe hier nach besonders folgende gebraucht: Zeichenkohle ist die altbekannte Lindenholzkohle, die früher nur für Kunstgewerbeschulen und Akademien als Zeichenmittel verwendet wurde. Durch die Einführung in die allgemein bildenden Schulen hat man praktische Ver kaufsformen gesucht. Sie wird zu diesem Zweck zum Hand verkauf am besten in dünnen Stangen von 3—4 mm Durch messer und 12—14 cm Länge geführt. Leichte Faltschachteln enthalten 5—10 Stück Kohle (Preis 10 Pfg )- Jeder Schachtel ist zweckmäßig ein Streifchen Sandpapier zum Anschärfen der Kohle angeklebt. Lose verkauft kosten Kohlestangen 11/2—2 Pf. Zur Zeichenkohle werden Halter aus Messing oder aus lackiertem Eisenblech in der altbekannten Spalt form mit zwei Spannringen gebraucht, um kurze Stücke aufarbeiten zu können. Zweckmäßiger sind Halter mit Holz stiel, also mit nur einer Zwinge und einem Ringe. Zum Wegwischen von Kohlestrichen werden Lederlappen und Feuerschxvamni gebraucht. Die Zeichenkohle dient in der Unterstufe nicht allein zum Vorzeichnen, sondern die ganze Zeichnung bleibt, es handelt sich freilich nur um einfache Konturen in Kohle, stehen, und die Technik der Zeichnung ist so gedacht, daß mit leichten Strichen angefangen wird und allmählich aus vielen falschen Strichen der richtige Strich gewonnen wird. Der Gebrauch von Radier-Gummi ist in der Unterstufe nicht erwünscht. Ist der Unterricht weiter vorgeschritten, so wird mit schwarzerundweißerZeichenkreide gearbeitet; dieses Zeichenmittel verlangt schon eine etwas geübtere Hand. Weiße Kreide wird in dünnen runden Stangen zu 2 Pfg. das Stück verkauft. Schwarze Kreide (Conte-Ersatz) wird in Stücken zu 5 Pfg. angeboten. Für beides empfiehlt sich Dutzendpackung in Schachteln. Die schwarze Kreide wird in 3 Härten sortiert. Schwarze und weiße Kreide kann auch in Bleistiftform (in Zedernholz) verkauft werden. — Für die Oberstufe wird (aber nur selten!) Wischkreide ge braucht, zu 10 Pfg. das Stück. Weit wichtiger als die schwarze Kreide ist für die Unterstufe die farbige Kreide oder der Farbstift. Viele Lehrer lassen schon die allerersten Zeichnungen mit farbigen Kreiden ausführen. Sie werden in etwa sechs Farben in runden, ovalen oder pennalartigen Etuis zu 10—20 Pfg. angeboten. Die empfindlicheren Pastellstifte sind in zwölf Farben zu 20—30 Pfg. zu empfehlen. Neben der Kreide für die Schüler gebraucht auch der Lehrer für die Wandtafel dieselben farbigen Kreiden in etwas stärkeren Stücken. Die Uebereinstimmung von Lehrer- und Schülerarbeit wird durch Anwendung des gleichen Zeichenmittels sehr ge fördert. Die verwischbaren Kreiden sind außerdem dazu bestimmt, von dem Schüler bei seinen Freiarm- und Drill übungen, Uebungen der Rechts- und Linkshändigkeit usw. an der Wandtafel verwendet zu werden. Wo kein be sonderer Zeichensaal mit genügenden Wandtafeln oder Zeichentischen, die solche enthalten, zur Verfügung steht, tritt als Ersatz die Schieferplatte ein. Diese ist eine Papp tafel, die mit schwarzem oder grauem schieferartigem Ueber- zug versehen ist und anstelle der Zeichenblöcke auf die Zeichenständer geschoben wird. In allen Fällen, wo Schüler farbige Kreiden kaufen, ist demnach die Frage empfehlens wert, ob auch schon eine Papptafel mit Schieferanstrich vorhanden ist. Farbige Kreiden werden allerdings auch zu Zeichnungen auf grauem Packpapier verwendet, doch ist dies nicht ihr eigentlicher Verwendungszweck. Fortzetzung folgt Papierleimung In meinem Aufsatz in Nr. 71 wird erst von der Verwendung der Kopiertinte bei der Prüfung abgeraten, kurz darauf aber solche von Beyer, Chemnitz, als scharfe Sorte für den Prüfungs zweck empfohlen. Nun ist es allerdings richtig, daß Kopier tinte im allgemeinen wegen ihrer Dickflüssigkeit für die Prüfung wenig geeignet ist, aber die Beyersche Sorte bildet wegen ihrer besonderen Schärfe eine Ausnahme. C. S. Beendeter Streik. Der Streik der Arbeiter und Arbeiterinnen der Stahlfeder- und Federhalterfabrik von Leo Nachf. in Leipzig- Plagwitz ist, nachdem alle Plätze der Ausständigen mit anderen Arbeitern und Arbeiterinnen besetzt worden sind, als beendet anzusehen. Der Ausstand ging für die Arbeiter vollständig ver loren. K. (L. N. N.) Schwindel-Unternehmen Der Kaufmann Hermann Pohlmeyer trieb in Bielefeld Handel mit Kontorbedarf und Schreibwaren. Das Geschäft schien aber nicht gut zu gehen, denn P. siedelte nach Hannover über, wo er sein Geschäft fortsetzte. Ein Lager oder Verkaufsräume besaß er nicht, auch fehlte ihm jedes Betriebskapital, trotz alledem ließ er sich Briefbogen drucken, wie sie etwa ein großes Spezial geschäft verwenden würde. P. mietete sich in der Hildes heimerstraße Räume, konnte sie aber nicht beziehen, weil der Hauswirt Möbel als Pfand eingebracht haben wollte, der Möbel händler aber nicht lieferte, da er vom Hauswirt erfuhr, daß P. den Mietszins nicht entrichtenZkonnte. Trotz dieser Mittellosig-