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PAPIER.ZEITUNG 3023 Nr 73 Papiermacher-Berufsgenossenschaft Sektion X: Frankfurt a. O. Dem Verwaltungsbericht für das Jahr 1905 entnehmen wir folgendes: Die Sektion umfaßt die Stadt Berlin, die Provinzen Ost preußen, Westpreußen, Brandenburg und Pommern, sowie die Großherzogtümer Mecklenburg - Schwerin und Mecklenburg- Strelitz. Sitz der Sektion ist Berlin, die Geschäftsstelle befindet sich in Frankfurt a. O., Ebertusstraße 13. Am Schlüsse des Berichtsjahres gehörten der Sektion 56 Firmen mit 21 Nebenbetrieben an. Die Gesamtzahl der ver sicherten Personen betrug 6363 (gegen 5867 im Vorjahr), darunter 23 kaufmännische Beamte und 14 Betriebsbeamte. Zur Anmeldung gelangten 246 (279) Unfälle. In 59 Unfall sachen wurden erstmalig Entschädigungen festgesetzt, von diesen Unfällen hatten 4 den Tod zur Folge. Von den 56 Betrieben der Sektion wurden 31 Betriebe durch Vermittlung der Dampfkessel-Revisionsvereine auf ihre Sicher heit geprüft. Grund zu Beschwerden oder zur Verhängung von Ordnungsstrafen lag von keiner Seite vor. Der Sektion gehört keine Lumpensortieranstalt an. Das Heilverfahren wurde seitens der Sektion in 5 Fällen vor Ablauf der 13. Woche übernommen. Der Heilerfolg war in allen Fällen günstig. An Kosten entfallen dafür rund 430 M. Davon tragen die Sektion und die Genossenschaft je die Hälfte. Die Verwaltung der Sektion kostete rund 6500 (7700) M., die Kosten der Unfalluntersuchung und für Feststellung der Ent schädigungen betrugen 2400 M., und für Ueberwachung der Be triebe wurden rund 700 M. ausgegeben. Zu diesen aus der Sektionskasse geleisteten Zahlungen von rund 9600 M. kommen noch folgende von der Genossenschaft der Sektion in Rechnung gestellte Aufwendungen: 1. 50 v. H. der rund 91 700 M. betragenden Entschädigungen unserer Sektion, und 2. 50 v. H. der innerhalb der 13 Wochen aufgewendeten Kosten des Heilverfahrens unserer Sektion. Die übrigen 50 v. H. der unter 1 und 2 bezeichneten Auf wendungen wurden von den Mitgliedern der Genossenschaft gemeinsam aufgebracht. Seit 1886 ist die Zahl der versicherten Personen von 3827 auf 6363 und sind die Verwaltungsausgaben von 4200 auf 6500 M. gestiegen. In einem dem Bericht beigelegten Schreiben werden die Mitglieder gebeten, die Maschinenführer, Werkmeister und älteren Arbeiter anzuweisen, den jüngeren und mit den Betriebs einrichtungen noch wenig vertrauten Personen jede eigenmächtige Berührung im Gange befindlicher Triebwerke zu verbieten. Ferner werden sie ersucht, die Sektion auch von leichteren Un fällen zu benachrichtigen. Uebersendung der Unfallanzeige an den Vertrauensmann erübrigt sich in Zukunft, es genügt, wenn die Anzeigen der Sektion und der zuständigen Ortspolizei- Behörde erstattet werden. Wasserdichter Zwirn aus Papierstoff Es sind bereits Einrichtungen bekannt, die Papierbahn auf dem Langsieb in schmale Streifen zu zerlegen und die einzelnen Streifen in Zwirn oder Garn umzuwandeln. Um wasserdichten Zwirn oder solches Garn zu erhalten, werden nach vorliegender Erfindung, für welche Harry Feder in New York, Staat New York, das amerikanische Patent Nr. 812837 erhielt, die Papierstreifen, ehe sie zu Zwirn oder Garn gedreht werden, mit einer dünnen Kaseinlösung ge tränkt. Sobald darauf der Zwirn oder das Garn gedreht ist, wird es mit einer Formaldehydlösung behandelt, wo durch das Kasein unlöslich gemacht wird und demWasser und der Feuchtigkeit widersteht. Würde man die Behandlung mit Formaldehyd schon vornehmen, ehe die Papierstreifen in Zwirn oder Garn umgewandelt sind, so würde die weitere Verarbeitung zu Garn oder Zwirn schwierig sein. • Würde man aber die Tränkung mit Kasein sowohl als diejenige mit Formaldehyd vornehmen, nachdem die Papierstreifen schon in Garn oder Zwirn verwandelt sind, so würde nur eine oberflächliche Tränkung erzielt werden. Britische und amerikanische Papierfabriken. Herr Kay, welcher mehrere Jahre in englischen Papierfabriken tätig war und dann bis zum Erdbeben in San Francisco, welches er mit durchmachte, den Betrieb amerikanischer Papierfabriken leitete, schreibt in »Paper and Pulp«: Obwohl es in den Vereinigten Staaten sehr schöne Papierfabriken gibt, sind ebenso gute auch in England vorhanden. Ein sehr großer Nachteil der amerikanischen Fabriken ist, daß sie eine große Zahl von Ausländern beschäftigen müssen. Schlesische Talsperren Der Provinzialausschuß hat in seiner Sitzung vom 9. August beschlossen, die Herstellung der Kraftstation der Queis-Talsperre bei Marklissa mit allem Zubehör, also einschließlich der Turbinen, aber ausschließlich der Gebäude, den Siemens-Schuckertwerken in Berlin zu übertragen. Diese Firma hat, da sie Wasserturbinen nicht baut, diese bei der Firma J. M. Voith in Heidenheim a. Brz., die in Schlesien von den Ingenieuren T. u. M. Richter in Hirsch berg i. Schl, vertreten wird, ausführen lassen. Die Firma Voith hat u.a. die großen 12000 PS.-Turbinen für den Niagara-Fall geliefert; man hat für Marklissa also einem besterfahrenen Turbinenbauer den Vorzug gegeben. Die Queis-Talsperre bei Marklissa faßt 15 Millionen cbm Wasser, die Länge des Stauspiegels beträgt 5 km, die Oberfläche des eingestauten Sees 140 Hektar, die Baukosten belaufen sich auf rund 21/2 Millionen M. Die Sperrmauer ist 45 m hoch, unten 39 m, oben 8 m breit, unten 35 m und oben 130 m lang. Diese Talsperre ist im Bau fertig, während die Wasserkraft anlage voraussichtlich erst nächsten Sommer in Betrieb kommt. Eine weitere fertiggestellte Talsperre befindet sich in Buch wald bei Liebau i. Schles. Diese faßt in ihrem Staubecken 21/2 Millionen cbm Wasser und hat ohne Grunderwerb rund 1 Million M. Baukosten verursacht. Die größte Höhe der Mauer über der Fundamentsohle beträgt 28 m. Die Breite der Mauer beträgt unten 18 m, oben 3 m. Die größte Staufläche beträgt hier 70 Hektar. Die größte Talsperre wird die Bobertalsperre zu Mauer mit einem Stauinhalt von 50 Millionen cbm sein. Mit diesem Fassungs raum dürfte sie die bedeutendste aller europäischen Talsperren überhaupt sein. Seit ungefähr Jahresfrist wird an diesem ge waltigen Werk gearbeitet, und man erwartet die Fertigstellung in etwa 6 Jahren. H. Die Wasserkräfte Schwedens. Auf dem vor kurzem ab gehaltenen Technikerkongreß in Norrköping hielt Leutnant Sven Lübeck in der Gruppe für Wege- und Wasserbauten einen Vortrag über die Wasserkräfte Schwedens und seiner Nachbar länder. Man schätzt die Wasserkräfte Schwedens auf 10 Millionen PS, die gewaltigen Wassermengen Norwegens haben einen Kraftvorrat von 28 Millionen PS, während die Wasserkraft Fin- lands nur etwa 4 Millionen PS beträgt. Von den Wasserkräften dieser drei nordischen Länder kann nur ein kleiner Teil aus genutzt werden, da zahlreiche Seen, Stromschnellen und Wasser fälle sich in unbewohnten und abgelegenen Gegenden befinden. Schweden kann nach Lübecks Berechnung seine Wasserkräfte in größerem .Umfange ausnutzen als Norwegen, und zwar kann es 2 Millionen PS verwenden, Norwegen dagegen nur 1,5 Millionen PS und Finland 0,3 Millionen PS. Die Wasserkraft Schwedens könnte besonders für Zwecke des Bergbaues, zum Schmelzen von Metallen und zum Betriebe chemischer Fabriken, sowie zur Papierherstellung verwendet werden. Durch die Aus nützung der Wasserkräfte würde der Bedarf an Steinkohlen viel geringer, und die Handelsbilanz würde sich sehr verändern. Lübeck meint, die Einfuhr Schwedens würde um 60 Millionen Kronen jährlich abnehmen, die Ausfuhr dagegen um 125 Millionen Kronen steigen. Die Herstellung von Salpeter auf elektrischem Wege würde Verringerung der Einfuhr von Düngemitteln zur Folge haben. Die schwedische Regierung hat mit der Aus nutzung der Wasserkräfte schon vor vielen Jahren begonnen. Sie hat die Trollhättafälle angekauft und 5 Millionen Kronen für die Erwerbung von anderen Wasserfällen ausgeworfen. 12 v. H. der Wasserkräfte Schwedens gehören ihr. Erfahrungen eines Papierfabrikanten Fortsetzung zu Nr. 67 Ausschuß-Beförderung. In Fabriken, welche nicht mit besonderer Beförderungs-Einrichtung für den Maschinen- Ausschuß versehen sind, empfiehlt es- sich, den Ausschuß in eine Kiste zu stampfen und so gepreßt und mit Stricken zusammengehalten mittels Schwebebahn oder durch Tragen zum Zerfaserer zu fördern. W armluft-Heizung. Zum Entnebeln des Maschinen raumes ist die Einrichtung einer Warmluft-Heizung billiger und wirkungsvoller als ausschließliche Dampfheizung. Diese Warmluft Heizung wird im Erdgeschoß eingerichtet und bewährt sich vorzüglich. (Hofmann’s Handbuch Seite 850). Antrieb der Maschinen im Erdgeschoß. Es ist sehr em pfehlenswert und zweckmäßig, die Antriebseinrichtung in das Erdgeschoß zu legen, weil dort mehr Raum vorhanden ist und der Zutritt zur Papiermaschine nicht versperrt wird.