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3022 PAPIER-ZEITUNG Preise für die andern Zellstoff-, Pack- und Einwickelpapiere. Die englischen »Browns« (braune Packpapiere aus Altpapier, Hanf- und Jute-Stoffen) wurden um io sh die Tonne erhöht. Die Fabriken dieser Papiere haben sich auf einer zu diesem Zweck in Birmingham einberufenen Versammlung zu solcher Erhöhung geeinigt und durch Rundschreiben die Käufer hiervon benach richtigt unter Hinweis auf die durch allgemeines Steigen der Rohstoffpreise verteuerten Herstellungkosten. Der Preisauf schlag beschränkt sich auf die geringen Sorten von 14 Lstr. die Tonne und darunter, und man muß zugeben, daß diese Sorten berechtigten Anspruch auf solche Aufbesserung hatten. Die Preisrichtung für maschinenglatt farbig Druck deutet eher auf Aufwärtsbewegung als auf Fallen hin; einesteils scheinen sich die Bezugsquellen etwas vermindert zu haben, anderseits sind die noch in Betracht kommenden Fabriken reichlich be schäftigt. Selbst Zeitungsdruck, welches vor kurzer Zeit Miene machte, im Preise zu weichen, steht gegenwärtig wieder sehr fest. Unzweifelhaft hat der große Brand in Snodland an diesem Umschlag in der Preisstimmung mitgewirkt. Diese Fabrik hatte nicht nur große Lieferungen von Rotationsdruck in Auftrag, sondern es wurden auch bedeutende Vorräte, die auf Abruf be reit lagen, durch das Feuer vernichtet, sodaß die Kunden zu Notkäuten gezwungen waren. Es war ein tragischer Zufall, daß der Direktor von einer Reise aus Schweden zurückkehrend ge rade eintraf, als die Flammen ihr Zerstörungswerk vollendet hatten, und seine Wirkungsstätte ihm nur ein Bild rauchender Trümmer darbot. Für die hart getroffene Arbeiterbevölkerung, von denen ein Dutzend Familien ihr ganzes Hab und Gut mit verloren haben, wurde eine Sammelstelle für Beiträge zur Linderung der dringenden Not eröffnet. Eine der jüngsten Nummern der Papier-Zeitung brachte die Mitteilung aus Schweden, daß eine Preiserhöhung für »Olifant papier« in Kraft getreten sei, und die Schriftleitung bemerkte dazu, daß in Deutschland Olifant oder Elefant nur als Bezeichnung eines Formats nicht aber einer Papiersorte bekannt sei. Hierher werden unter dem Namen »Long Elephants« große Posten Papier in Rollen aus Schweden eingeführt, die für die Tapetenfabrikation Verwendung finden. Das Papier der billigsten Sorte ist ein ordinäres Weiß Druck, aber besonders hart geleimt, in ver schiedenen Stärken von 48 g/qm aufwärts, zum Preise von 20 M. 50 Pf. die 100 Kilo frei Haus London für Bezüge von Wagen ladungen. Dasselbe Papier wird auch in hellen Färbungen ge liefert. Sollte dieses unter dem obigen Olifantpapier ver standen sein? A / Techniker oder Kaufleute als Fabrikleiter? Die Abhandlung in Nr. 97 von 1905 »Technische Be amte in Papierfabriken« regt mich an, zu untersuchen, ob die kaufmännische oder technische Leitung einer Papier fabrik den Ausschlag für deren sicheres Gedeihen gibt. Wie Amerika nicht nach dem Entdecker Columbus, sondern nach dem nebensächlichen Amerigo Vespucci be nannt wurde, genießt auch in Fabriken oft nicht die maß gebende Person die meisten Ehren. Vielfach wird auch in fachmännischen Kreisen die An- schauung geteilt, das Wohl und Wehe einer Papierfabrik hänge mehr von der kaufmännischen als der technischen Leitung ab. Diese Annahme findet darin eine gewisse Stütze, daß — wenn auch unter besonderen Verhält nissen — große, gutgehende Papierfabriken von Nicht technikern geleitet werden. In Wirklichkeit liegt aber die Sache anders. Der kaufmännische Leiter einer Papierfabrik kann ja durch Geld und gute Worte wohl eine geeignete technische Kraft in seine Dienste nehmen, aber er kann nie den Be trieb durch sein eigenes Eingreifen gewinnbringender machen. Alles, was der kaufmännische, nicht technisch gebildete Direktor für den Betrieb tut, muß durch die Ver mittlung des Technikers geschehen, der Kaufmann ist also immer abhängig vom Techniker. Ohne die schaffende Kraft der technischen Leitung gleicht die nur einem Kaufmann über lassene Fabrik einer Armee, welche aus Mangel an Schieß bedarf vom Kampf absehen muß. Nur eine technisch gründ lich erfahrene Kraft kann die maschinelle Einrichtung, und sei es die beste, erfolgreich verwenden. Entbehrt eine Fabrik diese Kraft, so bleibt sie, wie die Erfahrung lehrt, nicht auf die Dauer konkurrenzfähig. Sonach ist es dem sein Feld beherrschenden tech nischen Leiter verhältnismäßig leicht, einen unabhängigen Standpunkt gegenüber der kaufmännischen Leitung einzu nehmen. Tritt aber an den erfahrenen Techniker die Aufgabe Nr. 73 heran, auch die kaufmännische Oberleitung zu übernehmen, so ergibt es sich meist, daß er auch dieser Aufgabe ge wachsen ist. Er ist ja gewohnt, genauer den Herstellungs preis zu berechnen, ein handelsfähiges Erzeugnis herzu stellen, die Mengen der nötigen Rohstoffe und dr fertigen Ware zu überwachen. Wie gestaltet sich aber das Wirken des Technikers, wenn es sich um Kreditgeben und Geldbeschaffung handelt? Diese Frage erledigt sich dadurch, daß dank den vorzüg lichen Leistungen eines geschickten Technikers die Nach frage nach den Erzeugnissen der Fabrik derartig günstig sein wird, daß man nicht nötig hat, im Kreditgeben ein Risiko zu übernehmen, vielmehr nur an durchaus gute Käufer abzugeben braucht. Für Buchführung und Briefwechsel ist die Auswahl tüchtiger und nicht teurer Kräfte größer als die von er fahrenen Technikern, daher kann sich der nicht kauf männisch gebildete technische Leiter die kaufmännischen Arbeiten gut und nicht zu teuer besorgen lassen. Aus diesem Grunde werden auch nicht wenige Papier fabriken ausschließlich von Technikern erfolgreich geleitet. Wo die Anordnungen aus einem Hirn kommen, und die Ausführung ebenfalls nach dem Kopfe eines Einzigen ge schieht, ist zielbewußtes, erfolgreiches Arbeiten möglich. Daher dürfte die Vereinigung der kaufmännischen und technischen Leitung in einer einzigen Person das beste für die Leitung einer Papierfabrik sein. Es wäre zu wünschen, daß in den deutschen Papiermacher-Fachschulen dieser Gesichtspunkt berücksichtigt würde. Erfahrung Hilfs-Verein für die Deutsche Papier-Industrie Aus Anlaß seines 25jährigen Jubiläums als kaufmänni scher Leiter der G. Schaeuffelen’schen Papierfabrik in Heil bronn hat Herr Richard Schaeuffelen in Heilbronn dem Hilfs-Verein eine Jubiläumsgabe von yoo M. für die Unterstützungskasse überwiesen. Dem gütigen Geber sagen wir für diese außerordent liche Gabe auch an dieser Stelle unsern herzlichsten Dank. Zu gleicher Zeit quittieren wir für folgende freundliche Gaben: 300 M. von der Firma Kübler & Niethammer in Kriebstein 300 „ vom Verein Deutscher Papierfabrikanten 50 „ von den Herren Direktoren Mehlhorn und Michael in Niederschlema 25 „ von der Papierfabrik Sacrau 100 „ von der G. Schaeuffelen’schen Papierfabrik in Heil bronn 300 „ von der Patentpapierfabrik zu Penig 100 „ von Herrn Kommerzienrat M. Erfurt in Straupitz, welche Beträge als jährliche Beiträge oder einmalige Gaben in Einnahme gestellt werden. Allen Herren, welche in so reichem Maße uns die Mittel zur Unterstützung notleidender Fachgenossen über wiesen haben, danken wir herzlichst. Außerdem möchten wir erwähnen, daß auf Grund unseres Vertrages mit der Karlsruher Lebensversicherung im Jahre 1905 Versicherungen in Höhe von 10000 M. und im I. Halb jahr 1906 eine solche mit 3000 M. abgeschlossen sind. An Vergütung für abgeschlossene Versicherung und Einziehen der Prämien im I. Halbjahre 1906 erhielten wir von der Karlsruher Lebensversicherung den Betrag von 84 M. 31 Pf., welcher der Unterstützungskasse zugute kommt. Wir ersuchen unsere Herren Fachgenossen, im Interesse ihrer Familien an den Abschluß einer Lebensversicherung zu denken und stehen mit Auskunft gern zu Diensten. Penig, 1. September 1906 Der Vorstand des Hilfs-Vereins für die deutsche Papier-Industrie Ad. Schinkel Ferd. Münde Vorsitzender Kassierer