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Michaelis-Papiermesse zu Leipzig Eigenbericht Das diesjährige Meßgeschäft wies bei weitem nicht die sonst gewohnte Lebhaftigkeit auf. In allen vertretenen Geschäfts zweigen, auch im Schreib- und Papierwarenfach, war der Käufer zuspruch auffallend schwach. Nicht nur waren wenig Auslands käufer am Platze, sondern auch aus den Reihen der Inlands kundschaft ist ein gut Teil regelmäßiger Meßbesucher aus geblieben. Ein Grund dieser Erscheinung dürfte in der Zunahme der Erholungsreisen liegen. Die Beschickung der Messe war diesmal besonders stark, sodaß Angebot und Nachfrage in starkem Mißverhältnis standen. Einen breiten Raum nahm wieder die Ansichtskarten industrie ein, auch Postkartenalben waren ziemlich gut vertreten. Vortreffliche Kunstblätter wurden von den führenden graphi schen Firmen ausgestellt Papier wurde wie immer nur durch eine kleine Zahl Firmen angeboten. Kontorbedarf wurde von einer Reihe angesehener Häuser ausgestellt. Dem schwachen Käuferzuspruch entsprechend, kam es, von einigen Ausnahmen abgesehen, nirgends zu großen Umsätzen. Leidlich gut ver kauften sich Postkartenalben, moderne Muster im hohen Format mit 3—400 Karten Inhalt waren bevorzugt. Die von einer Seite gebrachten kleinen Alben in Oktavformat haben gut angesprochen; im allgemeinen war bessere Ware bevorzugt, da der Markt mit billigen Sachen überschwemmt ist. Der Ansichtskartensport fängt neuerdings auch in Japan an, sich auszubreiten, und auf der Messe wurden durch Bremer Aus fuhrhäuser verschiedene Aufträge für japanische Rechnung er teilt. Das Geschäft in Ansichtskarten erreichte nur einen kleinen Umfang. Für Karten in Hochglanz zeigt sich noch immer Interesse, trotzdem manche meinen, die Hochglanzmanier sei überwunden. Im allgemeinen herrschen noch immer Chromo- und Bromsilberkarten mit figürlichen Darstellungen vor. Neben der Inlandkundschaft wurden auch einige Aufträge für Amerika, Oesterreich, Rußland, Schweiz, Holland und Frankreich erteilt. In Briefpapierkassetten waren besonders gepreßtes Leinen sowie lederartige Pressungen bevorzugt. Recht gut verkauften sich Menu- und Tischkarten sowie Tafeldekorationen aus Papier und Stoff. Auch Lampenschirme und Tischläufer begegneten guter Nachfrage. Das Geschäft in Bureauutensilien war nur mäßig. Der Rundgang durch die Musterlager ließ erkennen, daß die Aussteller in der Aufmachung ihrer Mustersammlungen keine Mühe gescheut hatten. Auch wurde verschiedenes Neue ge boten, wenngleich eigentliche »Schlager« nur weniger in Er scheinung traten, namentlich gilt dies von der Ansichtskarten industrie. Dies kann nicht Wunder nehmen, da ja die wirklichen Neuheiten mehr auf der Frühjahrsmesse gesucht werden. Sollte in der nachstehenden kurzen Rundschau der uns zu Gesicht ge kommenen Neuheiten das Eine oder Andere übersehen worden sein, so liegt dem keine Absicht zugrunde. Unter den neuen Kunstblättern machten sich folgende den Rang streitig. Bilder-Sammlung »Deutschlands Flotte« nach Entwürfen des Marineschriftstellers Graf Reventlow. Ferner Bilder im Format 30X75 cm, unter anderem: Abendmahl, Dianas Jagdzug, sowie patriotische Bilder, z. B. Kaiser Wilhelm: von der Aktiengesellschajt Aristophot in Taucha, Bez. Leipzig; Pigment drucke nach neuesten Aufnahmen in künstlerischer Ausführung, sehr preiswert: von der Photographischen Kunstanstalt Hans Hildenbrand in Stuttgart-, Städtebilder in Größe 41X54 (Imperial bilder), ferner moderne Darstellungen, unter anderem ein Wrack, Seeschlacht, ferner ein dreiteiliges Bild auf geripptem Leinen papier, Glaube, Liebe, Hoffnung, sowie ein Bildnis von Richard Wagner in wirksamen bräunlichen Farbenton, und endlich eine neue Serie von Dreifarbenbildern, unter anderen die Wartburg: von der Neuen Photographischen Gesellschaft, A.-G. in Steglitz-Berlin. Auf dem Gebiete des künstlerischen Wandschmucks bot namentlich die Firma Hermann Findel in Leipzig Hervorragendes, nämlich moderne Rahmen, die mit den Darstellungen der Bilder übereinstimmen, aus Holz mit ruhig gehaltener Schnitzerei. Sehr wirksam sind unter anderm einfach gestochene Rahmen in blauer Eiche, bei welchen die Dekorationen in die Patina'hin eingearbeitet sind. Neuheiten in Postkartenalben sind Alben in Etagerenform: von der Firma J. F. Bösenberg, G. m. b. H. in Leipzig-, Postkarten- Album-Bibliothek in Kalikoeinbänden: von der Firma W. G. Schöffel in Leipzig-, Schraubenalben, die nicht geheftet, sondern mit zwei sehr widerstandsfähigen Schrauben versehen sind: von Siegfried Bäcker in Kassel. Richard Scheller in Üresden-A. bemusterte einen zusammen legbaren Tintenlöscher mit selbsttätiger Spannung der Unter schiene. Das Löschpapier liegt stets fest auf und der Löscher eignet sich wegen der bedeutenden Raumersparnis in der Verpackung besonders als Ausfuhrware. Kleine Tintenlöscher als Zugabeartikel sowie eine Sammlung von Tintenlöschern mit Metallauflage bemusterte Anton Uhlmann in Olbernhau i. Sa. Eine zweckmäßige Neuheit für das Ansichtskartenfach bilden die Universal-Postkartenhalterrollen, in einem Stück mit vor gepreßtem Knick zwischen den Kartenteilen und Einstanzungen, zum Einstecken der Postkarten auf beiden Seiten geeignet, aus bestem, holzfreiem farbechtem schwarzem Karton: von der Firma Emil Jagert in Berlin NIF 7 hergestellt. Die Halter eignen sich sowohl zum beliebigen Zusammenstellen von Schaufenster ausstattungen als auch zum beliebigen Selbstzusammenstellen von Leporello-Alben in allen Formen und Längen. Arthur Schenke in Jülich, Rhld., brachte als Neuheit ein nach amerikanischem System gebautes Schreibzeug »Amerika« aus hellem echtem Eichenholz, das drei Tintengläser für verschiedene Tinten, abgeteilte Räume für Schreibgerät aller Art und eine Einrichtung zur Aufbewahrung von sechs Sorten Briefmarken enthält. Auf dem Gebiete der Vervielfältigungsverfahren ist eine her vorstechende Neuheit der Vervielfältigungsapparat »Tausend künstler« der Firma R. Meissner & Co. in Berlin. Der Apparat wirkt durch seine Einfachheit und Leistungsfähigkeit verblüffend. Er stellt Kopien von Maschinenschriften, Zeichnungen, Noten, Stenogrammen, Handschriften usw. in der ursprünglichen Farbe her. Die Kopien rollen sich nicht, schmutzen nicht und fühlen sich nicht klebrig an. Originale, mit jeder gewöhnlichen oder farbigen Tinte oder auch mit Kopierstift geschrieben, sind ver vielfältigungsfähig und geben bis zu 100 Abzüge. Nach dem Gebrauch läßt sich die Negativschrift durch einfaches Ab waschen mit einem Schwamm entfernen, worauf der Apparat wiederum sofort gebrauchsfähig ist. Die Firma F. A. Sevin in Leipzig-R. bemusterte ein Universal- Muster- und Sammelbuch mit auswechselbaren Blättern. Diese sind aus sehr starkem hellem Tauenpapier hergestellt und auf beiden Seiten mit etwa 1 cm breiten, sehr stark und sauber gummierten Linien kreuzweise eng durchzogen, sodaß aufzu bewahrende Ausschnitte usw. lediglich durch schwaches Be feuchten des Blattes an der entsprechenden Stelle befestigt werden. Ein Tintenglas mit Entnahmebehälter brachte S. Lubszynski in Berlin SW. Der Hauptbehälter hat ein mit Deckel verschieb bares Eintauchnäpfen. Der Fuß ist auf einem runden oder viereckigen Sockel angebracht, der aus imitiertem Onyx besteht. Ein bedeutender Vorteil dieses Tintenglases liegt darin, daß sich der Satz aus der Tinte an dem Boden sammelt, sodaß nur rein flüssige Tinte in den Entnahmebehälter fließt Einen Apparat zur praktischen Reproduktion von Ansichts karten, »Mirroskop« genannt, sowie Bilderrahmen aus Pappe mit Rotschnitt bemusterte die Leipziger Buchbinderei-Aktiengesellschaft vormals Gustav Fritzsche in Leipzig. Papierspielwaren, unter andern Zigarrentaschenkamera, Velocipedfahrer, Tanzpuppen, Autos mit Luftschraube bemustert Gustav Hofmann in Turn- Teplitz. Attrappen in Form eines Weihnachtsmännchens mit kleinen Briefkarten, Papierkassetten in seidefarbigem Leinen papier von vornehmem Aussehen, Kassetten in Biedermeierstil stellten Lehmann & Hildebrand in Altona-O. zur Schau. Tafelschmuck in Form von kleinen Rosen und Flieder bäumchen: Gebr. Kornicker in Breslau. Photographiealben in Ornamentprägungen aus Dermatoid: Rost, Senf & Co. in Leipzig. Holzrahmen mit vertieft liegenden Verzierungen für .photo graphische Ansichtskarten und Bilder aller Art: Woljf 6 Pape in Berlin-Friedenau. Städteansichten und Landschaften mit Holz imitationsrahmen als Ein-Mark-Artikel: Graphische Kunstanstalt M. Schulz in Prag. Menu- und Tischkarten in hochmoderner Ausführung sowie Tafeldekoration in Form von Blumenkörbchen und kleinen Kübelbäumen, dekorativ wirkend: Novitas, Neuheitenvertriebs- Gesellschaft, Inh. Kellner &• Heiermann in Berlin SW 61. Bleistift spitzer Duplex, bei welchen durch ein seitlich liegendes Messer das Beschmutzen der Finger verhütet wird: M. Erlebach Nach folger in Frankfurt a. M. Schreibzeuge mit Patentdeckel, welcher Eintauchen in das falsche Glas verhindert, ferner drehbare Büchergestelle zum Aufstellen auf dem Schreibtisch sowie ver stellbare Konzepthalter für Schreibmaschinen: Ernst Kunz in Berlin SW. Tischläufer aus Kreppapier mit seidenen Bändern durchzogen, desgleichen mit Auflagen, Lampenschleier aus Seide mit aufgedruckter weißer Bordüre: Epperlein &- Eisert in Elterlein i. Sa. Patentierter Löscher »Liebchen«. Durch Hochheben der