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2994 PAPIER-ZEITUNG Nr. 72 weniger Lust verspüren, sich der Verordnung Roosevelts zu fügen, da in diesem Falle noch die Eifersucht dazu tritt, daß sich das englische Mutterland in das Fahrwasser Amerikas be-, geben soll. Dieses Gefühl spiegelt sich deutlich in Zuschriften an die Londoner Blätter wieder. Die »Times« erkennen zwar an, daß Verbesserungen in der englischen Rechtschreibung nötig seien, sagen aber zum Schluß: »Zwei große Gefahren drohen der englischen Sprache aus dem unüberlegten Sprung, den Herr Roesevelt in den Abgrund der Schreibreform unternommen hat. Wenn der Führung des Präsidenten seitens der amerika nischen Presse nicht allgemein Folge geleistet wird, dann wird früher oder später ein tiefer Riß zwischen der Amtssprache der Vereinigten Staaten und der Volkssprache entstehen. Schlimmer noch, wenn die neue Mode in den Vereinigten Staaten allgemein angenommen und in England allgemein zurückgewiesen wird. Aus den Typographischen Gesellschaften Leipzig. (Typographische Vereinigung.) Ueber die ausgestellte Rundsendung »Dreifarbendrucke« des V. D. T. G. sprach in der letzten Sitzung Herr Reinhold Wendler. Diese Blätter aus dem Kunstverlage E. A. Seemann, Leipzig, sind Erzeugnisse der Firma Förster & Borries in Zwickau und können bezüglich ihrer Farben gebung als vollendet gelten. Anschließend hieran erläuterte Redner in kurzen Zügen die Entwicklung des Dreifarbendruckes und erntete am Schlüsse seiner lehrreichen Ausführungen leb haften Beifall. Ueber zwei ausgestellte Magdeburger Wettbewerbe, welche von der Technischen Kommission schon bewertet waren, be richtete Herr Zeeh. Dreiundzwanzig Entwürfe zu einem Pro gramm waren auf ein Preisausschreiben des Magdeburger Orts vereins eingegangen. Der besten Arbeit konnte der erste Preis nicht zuerkannt werden, da die zulässige Farbenanzahl über schritten war. Die Monatsarbeit der Magdeburger Graphischen Gesellschaft, 17 Entwürfe zu einem Briefkopf für den dortigen Ortsverein, war auch dem Wert der Arbeiten nach geringer als die vorerwähnten Arbeiten. Auch hier mußte dem besten Ent wurf der zweite Preis zuerkannt werden, da der Verfertiger sich nicht an den vorgeschriebenen Text gehalten hatte. Auch bei diesem Wettbewerb zeigte sich, daß nur wenige tüchtige Akzi denzsetzer vorhanden sind, die die Spitze halten, während sich der übrige Teil aus Durchschnittskräften zusammensetzt. Bei Wettbewerben sollten aber nur vollständig in Farben ausgeführte Entwürfe eingereicht werden. Können sich denn die Preisrichter ein Bild von der betreffenden Arbeit machen, wenn nur eine Bleistiftskizze auf Pauspapier vorgelegt wird? Die Postkarten-Ausstellung, welche vom 9. bis Ende Septem ber im Buchgewerbehause stattfindet, verspricht alle Erwartungen zu übertreffen. Der Katalog weist über 100 Aussteller auf. Z. Braunschweig. Typographische Vereinigung. Am 20. August fand eine gut besuchte außerordentliche Versammlung statt. Nachdem der Vorsitzende die Eingänge besprochen, wurde die etwaige Entsendung eines Delegierten zum Vertretertag des V. D. T. G. beraten. Der Vorsitzende wies in kurzen Zügen auf- die bisherige Wirksamkeit des Verbandes hin und schilderte die Vorteile, welche er bisher schon geboten habe. Dieser Punkt zeitigte eine sehr lebhafte Aussprache, und es wurde be schlossen, da wir bei der Gründung des Verbandes vertreten waren, auch diesmal einen Vertreter zu entsenden; als solcher wurde Herr Rätz einstimmig gewählt. Anträge sollen nicht gestellt werden, doch sollen bei Gelegenheit einige innere Angelegenheiten zur Sprache gebracht werden. Bei der Fest setzung des Winterprogramms schilderte der Vorsitzende die vorjährige Tätigkeit der Vereinigung und legte dann der Ver sammlung ein sorgsam ausgearbeitetes Programm vor. Dem Zeichnen nach der Natur soll in diesem Jahre besondere Pflege gewidmet werden, und wenn möglich wird ein geeigneter Leiter solcher Abende angestellt. Die Diskussionsabende sollen möglichst mit einem beruflichen Vortrage aus Kollegenkreisen ausgefüllt werden. Ferner wurde beschlossen, durch häufigen Besuch der Museen und Kirchenbauten den Geschmacks- und Farbensinn der Mitglieder zu fördern. Auf Antrag einiger Mit glieder wurde der Vereinsabend von Donnerstag auf Freitag verlegt. —tz. Unterstützungskasse des Deutschen Buchdrucker-Vereins. Auf Veranlassung der vielfach eingegangenen Anfragen in betreff der beabsichtigten Auflösung dieser Kasse wird von maßgebender Stelle mitgeteilt, daß die Gerüchte über die Auflösung der Kasse unbegründet seien; vor dem Abschluß der bevorstehenden Tarifverhandlungen könne davon nicht die Rede sein; zu Besorgnissen aber liege für die Mit glieder keine Veranlassung vor, denn in jedem Falle würden bei einem die Kasse betreffenden Abkommen die Rechte der Mitglieder in vollem Umfange gewahrt bleiben. —u— Kongreß des Deutschen Xylographenverbandes Vom 8. bis 12. Juli hielten im »Gewerkschaftshaus« zu Frankfurt a. M. die organisierten deutschen Xylographen einen Kongreß ab. Nach den Berichten des Vorsitzenden, des Kassierers und des Schriftleiters erfolgten lebhafte Verhand lungen über die Tarifgemeinschaft mit den organisierten Arbeit gebern. Es wurde ein Tarif aufgestellt, der der Prinzipals organisation demnächst vorgelegt werden soll, wobei folgende Punkte festzulegen sind: Der Tarif ist als deutscher Mindest tarif für Stückarbeit gedacht, die Gehaltarbeit ist in Städten, wo es irgend möglich, einzuführen, der Mindestlohn für Aus gelernte beträgt 21 M., die tägliche Arbeitszeit soll 8 Stunden nicht überschreiten, bei Ueberstunden tritt nach 9 Uhr abends ein Zuschlag von 25 v. H. ein, doch soll Ueberarbeit nur in außergewöhnlichen Fällen gemacht werden, Korrekturen, die der Gehilfe nicht verschuldet, sind nach seinem bisherigen durch schnittlichen Tagesverdienst zu berechnen, bei Stückarbeit sind die Preise bei Uebergabe der Arbeit dem Gehilfen mitzuteilen, der Arbeitsnachweis des Xylographen-Verbandes soll aus schließlich benutzt werden, organisierte Gehilfen sollen nur bei organisierten Arbeitgebern arbeiten und letztere nur Verbands mitglieder beschäftigen, Maßregelungen von Verbandsmitgliedern und sogen, schwarze Listen sind nicht zulässig, die Kündigungs zeit beträgt 14 Tage. Außerdem bestimmt der Tarif noch: Ausbildung und Anzahl der Lehrlinge, ihre Lehrzeit, ferner Zusammensetzung und Wahl eines Tarifamtes/ eines Schieds- und Oberschiedsgerichtes und deren Funktionen. Die Dauer der tariflichen Vereinbarungen soll zwei Jahre betragen. Nach Ablauf der ersten Tarifgemeinschaft soll die Atelierarbeit all gemein durchgeführt werden, um so die noch stark verbreitete Hausarbeit zu beseitigen. Der Kongreß lehnte die Forderung der Bezahlung der gesetz lichen Sonn- und Feiertage ab, ebenso die der sofortigen Ein führung der Gehaltarbeit. Ein Sondertarif regelt in einer Anzahl Positionen die Bezahlung von technischen Holzschnitten, deren Mindestpreise für den Quadratcentimeter festsetzend. Gelangt dieser geplante Tarif zur Annahme durch die Prinzipals vereinigung, so dürfte er wohl auch bald in Kraft treten. Die Verhandlungen über den Anschluß an den »Senefelder- Bund« nahmen ebenfalls breiten Raum ein. Trotzdem der Kongreß im Prinzip den Anschluß befürwortete, hielt er es nicht für angebracht, ihn jetzt schon durchzuführen; dies soll später geschehen, vorläufig wird eine entsprechende Agitation entfaltet werden. Zuerst soll der Tarif durchgeführt, die Zer splitterung in verschiedene Kassen beseitigt und dann erst der Anschluß ausgeführt werden. Die Ablehnung des gegenwärtigen Anschlusses zeitigte auch eine Aussprache darüber, ob Ver schmelzung der Xylographenkrankenkassen mit dem Verbände der Gehilfen angezeigt sei, da das in Aussicht stehende neue Hilfskassengesetz diesen Punkt aktuell mache. Man empfahl bei Umwandlung der bestehenden Kassen in Zuschußkassen ihren Anschluß an den Verband, natürlich mit getrennter Kassen verwaltung. Dies würde bedeutende Stärkung des Zentralisations gedankens für die deutschen Xylographen bedeuten, da so alle dem Verband angehören würden, während jetzt die Xylographen krankenkassen viel mehr Mitglieder besitzen als der Verband. An Orten, wo mindestens 20 Verbandsmitglieder sind, sollen Lehrkurse eingerichtet werden, welche vom Verband zu unter stützen sind. Eine Arbeitslosenstatistik der letzten drei Jahre wird beschlossen. Das Verbandsorgan soll vom 1. Januar ab alle zwei Wochen erscheinen. Sitz der Zentrale des Verbandes bleibt Berlin. Als nächster Kongreßort wird Kassel bestimmt. Nach Erledigung einzelner Statutenänderungen und der Wahlen schloß der Kongreß seine Verhandlungen. —X. Büchertisch Reise- und Eisenbahnkarte von Deutschland. Nach amt lichen Quellen bearbeitet und herausgegeben von H. Opitz. Verlag von Otto Dietrich in Leipzig. Preis 50 Pf. Die in mehrfachem Farbendruck ausgeführte Karte mißt 56X65 cm, sie ist im Maßstab von 1:2000000 gezeichnet und enthält neben allen bereits bestehenden auch die zurzeit im Bau begriffenen Eisenbahnverbindungen. Der Druck wurde auf gutem Papier sorgfältig ausgeführt. Klassiker der Kunst in Gesamtausgaben. 1. Serie: Rafael, Rembrandt, Tizian, Dürer, Rubens. Verlag der Deutschen Verlags-Anstalt in Stuttgart. Vollständig in 70 Lieferungen zu je 50 Pf. Die eben erschienenen Lieferungen 38 bis 46 beenden den II. Band, der sämtliche Gemälde Rembrandts in guten Schwarz drucken enthält. Adolf Rosenberg hat eine Einleitung dazu geschrieben, die dem Genius des Malers gerecht wird, indem sie sein Leben und Werk schildert. Erläuterungen zu den ein zelnen Gemälden und drei verschiedene Register bieten jeden wünschenswerten Aufschluß. Die Ausstattung und Drucklegung ist sorgfältig.