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Nr 72 PAPIER-ZEITUNG 2993 Ruberoid ist kein Wollfilz! Die Generalversammlung des Verbandes deutscher Dach pappenfabrikanten vom 24. Februar 1904 stellte die Forderung auf, daß die Firma Aliut Noodt & Meyer den Grundstoff des Ruberoid nicht als »Wollfilz« bezeichnen oder die Behauptung aufstellen dürfe, daß »Ruberoid« etwas anderes als Dachpappe sei. In Verfolg dieser Verhandlungen eröffnete der Verband gegen die Genannten sowie gegen deren damaligen General vertreter Arthur Müller das gerichtliche Verfahren wegen un lauteren Wettbewerbs. Arthur Müller schied im Laufe des Prozesses aus, weil er den Vertrieb von Ruberoid aufgab. Die mit Aliut Noodt & Meyer gepflogenen Vergleichsverhandlungen blieben ohne Ergebnis. Nach nunmehr zwei Jahren ist durch Teilurteil des Königl. Landgerichts! Berlin vom 2r. Juni die Verurteilung der Ruberoid- firma in der Hauptsache erfolgt. Das Urteil besagt unter Berufung auf die Gutachten der gerichtlichen Sachverständigen Frank und Köster: »Es steht hiernach fest, daß der Rohstoff des Ruberoid nicht Wollfilz, sondern Dachpappe ist. Dadurch, daß die Beklagten den Stoff als »Wollfilz« bezeichnen, machen sie eine unrichtige Angabe tatsächlicher Art.« Den Verklagten wird demzufolge unter Androhung einer fiskalischen Strafe von 500 M. für jeden Fall der Zuwider handlung verboten, die Behauptung aufzustellen und zu ver breiten: Dem Ruberoid diene Wollfilz als Basis. Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung von 1000 M. vorläufig vollstreckbar. Mit den übrigen Anträgen wurde der Verband abgewiesen. Werfen von beklebter Pappe Wie läßt sich das Werfen von Kalendern, die auf Pappe ge klebt werden, vermeiden? Die hier vorkommenden Größen sind meist 20X30 und 30X40 cm, während meist 70er bis 120er Pappe zur Verwendung gelangt. Die Vorderseite wird mit vielfarbig bedrucktem Chromopapier in einer Schwere von 250 g/qm und die Rückseite mit dünnem unbedrucktem Natur- oder Werk druckpapier beklebt. Das Bestreichen der zu beklebenden Flächen erfolgt mittels einer Anleimmaschine und als Klebstoff wird das bekannte »Salicum« verwendet. Trotz aller Vorsicht warfen sich bisher die Kalender nach einiger Zeit, wodurch sie an Ansehen bedeutend verloren. Wie soll man beim Bekleben vorgehen, um den erwähnten Uebel stand zu vermeiden? Kunstdruckerei Fragesteller hat leider nicht angegeben, welche Sorte Pappe er verwendet. Für Plakate eignen sich Holz- und Strohpappen am besten, da sie bei fachgemäßer Beklebung gradflächig bleiben, während graue Pappen sich leicht werfen. Sie kommen nämlich meist noch in feuchtem Zu stand aus der Fabrik oder ziehen bei feuchter Witterung Feuchtigkeit an, daher müssen sie vor der Verarbeitung einzeln zum Trocknen ausgestellt oder aufgehängt werden. Man beklebt zunächst die Rückseite der gut trockenen Pappe und streicht zu diesem Zwecke den Klebstoff sehr dünnflüssig auf. Da der Klebstoff während der Arbeit durch Verdunsten dick wird, muß er in kurzen Zwischen räumen verdünnt werden. Dick aufgetragener Klebstoff bewirkt in trockenem Zustand etwas Spannung, und diese ist in solchen Fällen zu vermeiden. Nach dem Bekleben der Rückseite wird jede Pappe zwischen gut ausgetrocknete Holzpappen gelegt, welche die Feuchtigkeit aufsaugen. Die Holzpappen werden nach einigen Stunden noch einmal ausgewechselt, damit die Rückseite vor dem Bekleben der Vorderseite gut austrock net. Dann wird die Vorderseite beklebt. Auch hierbei lasse man die Trockeneinlagen (Holzpappen) öfter wechseln. Das Papier zum Hinterkleben der Rückseite muß in bezug auf Spannung und Kraft dem Chromopapier ebenbürtig sein, denn ist das Papier für die Rückseite weniger wider standsfähig, so wird sich das Plakat nach vorn werfen, im andern Fall nach hinten. Wenn das Uebel hieran liegt, so kann Fragesteller durch Ausproben einiger Sorten Rückseiten-Papier Abhilfe schaffen. Das Werfen von Plakaten liegt zuweilen daran, daß man ungenügend ausgetrocknete Plakate schneidet, einfaßt, öst oder locht. Da diese Arbeiten bei größeren Auflagen längere Zeit dauern, trocknen nämlich die Plakate ungleichmäßig und rasch aus, wodurch das lästige Werfen gefördert wird. Mit dem Klebstoff »Salicum« habe ich während meiner Praxis nur gute Erfahrungen gemacht, hauptsächlich wenn er genügend verdünnt wurde. F. K. Friedensschluß im Steindruckgewerbe Die Verhandlungen am Streikort Hannover am 4. Sep- tember haben zu gütlicher Einigung der Arbeitgeber und -nehmer über die streitigen Lohnfragen geführt. Millimeter-Zeichenpapier Millimeter-Zeichenpapier ist meines Wissens fast ausschließ- in folgender Ausführung auf dem Markt: a) Linien parallel zu den Bogenkanten, rein quadratisch, blau oder braun, verdickt alle 10 mm und etwas weniger ver dickt auch alle 5 mm. Meines Erachtens wären aber auch folgende Sorten gangbar: b) wie bei a, aber mit Schräglinien übers Kreuz, von links oben nach rechts unten und von links unten nach rechts oben, sich kreuzend im Mittelpunkt eines jeden Millimeter-Quadrats und genau durch die 4 Ecken desselben hindurchgehend. c) wie bei a, aber statt Schräglinien Kreislinien um den Mittelpunkt der Rollenbreite (50 cm) oder des Bogens (22,5 X 30 cm), mit je 1 mm wachsendem Halbmesser, bis zum äußersten Rande. d) wie bei a b und c zusammen, also kreuzweise Schräg linien und Kreise zugleich, alles in denselben Abständen von je 1 mm und mit Verdickungen alle 5 mm und noch mehr alle 10 mm. Absatz für die Sorten a b c ist vorhanden und weitere An wendungen dafür würden sich bei Musterzeichnern, Mathe matikern, Landmessern, Ingenieuren, Baumeistern noch finden. Alle obigen Ausführungen sollten außer auf undurch sichtigem Papier auch auf recht zähem, glattem, dünnem, gut geleimtem, sehr durchsichtigem Papier, auch auf Pauslein wand, zu bekommen sein. Erzeuger solcher Sorten sollten sich durch Anzeige im Fachblatt den Verbrauchern bekannt machen. O. L. Vereinfachte englische Rechtschreibung Die vom Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika angeordneten Maßnahmen zur Vereinfachung der Schreibweise des Englischen bedeuten, wie dem Berl. Lokal-Anz. aus New York berichtet wird, eine Umwälzung in der Rechtschreibung dieser Sprache. Der Präsident hat angeordnet, daß in Zukunft in allen Botschaften an den Kongreß und anderen amtlichen Schriftstücken, die aus dem Weißen Hause kommen, bei 300 in einer Liste aufgeführten Worten die vereinfachte Schreibweise angewendet wird. Ferner hat er der Staatsdruckerei Weisung erteilt, diese Schreibweise in Zukunft bei allen dort hergestellten Drucksachen zu beobachten, so auch bei den Berichten des Schatzamts, des Marine-, des Kriegs- und des Ackerbau- Ministeriums, bei den im ganzen Lande unentgeltlich zur Ver teilung gelangenden Reden der Senatoren und Kongreßvertreter und bei den täglich erscheinenden Konsularberichten, die an Geschäftshäuser im ganzen Lande versandt werden. Präsident Roosevelt wird die vereinfachte Schreibweise auch in seinem amtlichen und privaten Schriftwechsel anwenden. Er wird nicht darauf bestehen, daß auch andere Regierungsämter seinem Bei spiel folgen, doch glaubt man, daß sie dies ohnehin tun werden. Die vereinfachte Schreibweise ist von Professor Brander Matthews von der Columbia-Universität aufgestellt worden. Die Reform besteht in der Auslassung von Buchstaben, die in der Aussprache nicht zur Erscheinung kommen; z. B. wird »thorough« »thoro«, »manoeuvre« wird »maneuver« geschrieben, ferner wird in den auf »our« endenden Hauptworten das »u« ausgelassen, also »favor« statt »favour« usw. Wie manche Wörter in der von Roosevelt eingeführten neuen Rechtschreibung des Amerikanischen aussehen, dafür einige Beispiele. Die Worte sehen zum Teil recht fremdartig aus, namentlich wo Roosevelt die Endung t für das gewohnte ed einführt. Fortan schreibt Roosevelt accurst statt accursed, addrest statt adressed, altho statt although, anemia statt anaemia, clippt statt clipped, crusht statt crushed, demagog statt demagogue, depresst statt depressed, fantasy statt phantasy, gild statt guild, kist statt kissed, hiccugh statt hiccough, parafin statt parafine, phenix statt phoenix, rime statt rhyme, program statt Programme, smolder statt smoulder, sulfur statt sulphur, tho statt though, thru statt through, thruout-throughout, wisht, whipt, winkt und washt statt wished, whipped, winked und washed, ferner discust und domicil statt discussed und domicile usw. Im ganzen ist, wie bereits erwähnt, die Schreibweise von etwa 300 Wörtern verändert worden. Die »Tägliche Rundschau« bemerkt hierzu: Dies ist der erste bedeutungsvolle Schritt in der Verbesserung der englischen Rechtschreibung. Ob er die gewünschte Wirkung haben wird, steht sehr in Frage, um so mehr, da bereits der einflußreichste Teil der amerikanischen Tagespresse dagegen Stellung genommen hat, und ohne Mitwirkung der Presse die Durchführung einer solchen Neuerung undenkbar ist. In England wird man noch