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2980 PAPIER-ZEITUNG Nr. 71 Wasserdichte Pappe 7775. Frage: Für einen besonderen Zweck wird völlig wasserfeste Pappe gesucht, die also nicht nur einen wasser festen Anstrich haben, sondern durch und durch wasserfest sein muß. Ist Ihnen solche bekannt? Wird etwas Derartiges in Deutschland hergestellt? In den »Neuesten Erf. und Erf.« finde ich auf Seite 367 ein Verfahren zur Herstellung wasserfester Pappen von A. B. Glaß, Wien, das patentiert sein soll. Ist Ihnen dieses Verfahren bekannt? Antwort: Völlig wasserdichte Pappe wird in Amerika unter dem Namen »Vulkanfiber« auf den Markt gebracht. Eine Vulkanfiber-Fabrik bestand Vorjahren auch in Deutsch land, konnte aber gegen die übermächtige amerikanische Konkurrenz nicht aufkommen. Die in unserm Blatte regel mäßig angekündigten, in Deutschland hergestellten »vulka nisierten Stanz- und Matrizen-Pappen« sind in hohem Grad wasserdicht und für viele Zwecke ebenso brauchbar wie Vulkanfiber. Das Verfahren von A. B. Glaß ist uns nicht bekannt. Alfagras als Papier-Rohstoff 7776. Frage: Den vergangenen Winter habe ich größtenteils in Nordafrika zwecks wirtschaftlicher Studien zugebracht und bin auf Grund dieser zu dem Entschluß gekommen, in Anlehnung an eine Bank und eine Dampferlinie geschäftliche Unter nehmungen einzuleiten. Eine Hauptausfuhrware, die meist in ganzen Ladungen verschifft wird, ist Haifagras, es geht fast nur nach England und von Tripolis garnicht nach Deutschland. Ich habe mich gefragt, wie es möglich wäre, die Haifagras-Ausfuhr nach Deutschland hinüberzuleiten. Ich weiß, daß England die hauptsächlichsten Rohstoffe zur Herstellung des Papiers, wie Holzstoffe und Stroh, fehlen, und daß es sich daher nach Ersatz umsehen muß. Aber anderseits hat man mir mitgeteilt, daß gerade Haifa gras zur Herstellung besserer Papiere gebraucht wird; ferner bin ich auch davon unterrichtet, daß die Rohstoffe in Deutsch land, also Stroh- und Holzstoffe, im Preise stetig anziehen, während die Preise für Haifagras z. Zt. sehr niedrig sind. Ich habe ferner in Erfahrung gebracht, daß in verschie denen Papierfabriken Deutschlands Versuche mit der Verarbei tung von Haifa gemacht sind, das aber der tatsächliche Ver brauch sehr gering sein soll. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir über die Ursachen der so geringen Einfuhr trotz des Riesenverbrauchs von Papier Aufklärung geben und mitteilen würden, mit welchen Firmen ich mich in Verbindung zu setzen hätte, um diese Frage zu erörtern. Antwort: Alfa- (Haifa-) oder Espartostoff verleiht aller dings besseren Druckpapieren wertvolle Eigenschaften, aber die Papierfabrikanten in Ländern, wo die Verwendung von Espartostoff nicht üblich ist, verstehen es, dem Papier durch Laub- und Nadelholz-Zellstoff, nach bestimmten Ver fahren gewonnen, ähnlichen Charakter zu verleihen. Daß Espartogras fast ausschließlich in England zu Papierstoff verarbeitet wird, rührt daher, daß diese Fabrikation sich dort eingebürgert hat, bevor Holzzellstoff eine große Rolle spielte. In den dortigen Fabriken ist man mit der Ver arbeitung des Grases und der Verwendung des Stoffes aufs beste vertraut, während in andern Ländern erst die Schwierigkeiten zu überwinden wären, welche mit der Ein führung neuer Stoffe stets verknüpft sind. Ferner wird die Anlage von Espartostoff-Fabriken dadurch verteuert, daß eine recht kostspielige Einrichtung für die Wiedergewinnung des Alkalis, welches zum Kochen gedient hat, geschaffen werden muß, einerseits um den hohen Alkali-Verbrauch zu verbilligen, anderseits weil die stark alkalischen Ablaugen nicht in den Fluß gelassen werden dürfen. Sulfitzellstoff fabriken bedürfen billigerer Chemikalien und können meist, auf Verarbeitung der Ablauge verzichten. Die statistischen Nachweisungen zeigen, daß nach Deutschland immer wieder versuchsweise einige Waggon- ladungen Espartogras eingeführt werden. Es wäre lehr reich, zu erfahren, wie diese Versuche ausgefallen sind, und warum sie zu keinem befriedigenden Ergebnis geführt haben. Wie Carl Hofmann in seinem Aufsatz »Zukunft der Papierfabrikation« vor Jahren ausführte, wird man wahr scheinlich in absehbarer Zeit Espartogras und Getreidestroh . in steigendem Maße zu Papierstoff verwenden. Dieser Fall- wird z. B. eintreten, sobald Holz so im Preise steigt, daß dadurch der größere Chemikalien-Verbrauch bei Ver arbeitung der genannten Gräser reichlich ausgeglichen wird. Preßspan 7777. trage: Auf welche Weise wird Preßspan wie ein liegendes Muster präpariert, um ihm den Hochglanz verleihen zu können? Antwort: Soweit wir durch Prüfung von Hand usw. be urteilen können, verdankt der bemusterte Preßspan seinen hohen Glanz keiner besonderen Beimischung zum Stoff,, auch keinem Strich, sondern lediglich kräftigem Glätten durch hin- und herbewegten Achatstein. (Vergl. Hofmanns Handbuch der Papierfabrikation, S. 1683, und Weichelts Buntpapier-Fabrikation S. 55—59). Brutto oder netto? 7778. Frage: Ich bin mit meinem Papierlieferanten wegen einer Lieferung Zellstoffpapier-Rollen in Streit geraten und bitte Sie, mir kurz Aufklärung über den Fall zu geben. Wie aus bei folgender Kopie der Auftragsbestätigung ersichtlich ist, habe ich am 11. April 1906 einseitig glatt grün Zellstoffpapier, 28—29 giqm schwer, Preis 33 Pf. das Kilo frei Haus gekauft. Ich habe bis her stets Berechnung nach Nettogewicht angenommen. Auch diesmal war in der Bestätigung kein Satz enthalten, der besagte, daß Brutto für Netto berechnet würde. Wie aus der Rechnung vom 11. Juni, deren Kopie Sie ebenfalls anbei empfangen, her vorgeht, ist das Papier ausdrücklich nach Nettogewicht be rechnet worden. Die gleich nach Eingang der Ware meinerseits vorgenommene Prüfung des Gewichtes ergab jedoch, daß die auf der Rechnung angegebenen Nettogewichte Bruttogewichte waren, sodaß, wenn ich die Nettogewicht-Berechnung zugrunde lege, ein Unterschied von etwa 40 M. entsteht. Ist mein Lieferant durch irgend welche Bestimmungen be rechtigt, Brutto zu berechnen, wenn er ausdrücklich »Netto gewicht« fakturiert hat? Antwort: Der Papierlieferant hat in seiner Rechnung das Papier netto berechnet. Fragesteller und der Lieferant scheinen jedoch verschiedener Ansicht darüber zu sein, was man bei solchen Papieren unter netto versteht. Frage steller scheint anzunehmen, daß nur das reine Papier der bestellten Art ohne alle Umhüllung als netto gilt. Dem gegenüber ist es unseres Wissens im Handel üblich und entspricht auch dem Punkt 14 der Verkaufsbedingungen des Vereins deutscher Papierfabrikanten, daß bei Papieren, welche in Rollen eingeklebt oder eingeschlagen bestellt werden, das Gewicht des Umschlags mit zur Berechnung gelangt. Ueberdies ist einseitig glattes, farbiges Zellstoff papier in der Regel zu Packzwecken bestimmt, und nach den erwähnten Verkaufsbedingungen werden Packpapiere brutto für netto gerechnet, jedoch wird das Gewicht der Holzrahmen in Abzug gebracht. Wir glauben daher, daß mangels genauerer Vereinbarung Fragesteller verpflichtet ist, das Einschlagpapier der Rollen sowie deren Ver schnürung mit Bindfaden zum Preise des bestellten Papiers mitzubezahlen. Dagegen hat er das Gewicht der Holz rahmen und Eisenbänder nicht zu bezahlen. Brauner Holzschliff 7779. Frage: Besteht ein Unterschied zwischen den beiden, Ihnen anbei zugehenden Mustern A und B von getrocknetem braunem Holzstoff, und inwiefern wird dadurch die Qualität des aus diesem Rohstoff gefertigten Papiers beeinträchtigt? Muster A entstammt dem Angebot, welches ich meinem Ueberseefreunde gegeben habe, Muster B der Lieferung, welche auf Grund dieses Angebots gemacht wurde. Mein Freund beanstandet die Qualität des gelieferten Holzstoffes und behauptet, daß diese hinter der des angebotenen Musters zurücksteht. Antwort: Abgesehen von der Farbe, die bei A heller als bei B ist, unterscheiden sich die beiden Schliffmuster dadurch, daß A langfasriger ist als B. Infolgedessen dürften die aus A hergestellten Papiere zäher sein. Da man je doch braunen Holzschliff infolge der Eigenart der Fabrikation nicht genau ein wie das andere Mal erhalten kann, steht dem Fabrikanten bei Lieferung nach Muster ein Spielraum zu, der in diesem Fall nicht überschritten erscheint. Gekündigte Fabrikräume 7780. Frage: Wann muß in Berlin ein Fabriklokal von sechs Räumen und 3000 M. Mietswert geräumt übergeben werden, nachdem es für den 1. Oktober gekündigt wurde? Antwort: Nach Berliner Polizei-Vorschrift und Orts brauch muß am 1. Oktober wenigstens ein größerer Raum, am zweiten noch einer, am dritten das Ganze leer und besenrein übergeben werden. Verantwortlicher Schriftleiter Siegmund Ferenczi, Friedenau. Zuschriften nur an Papier-Zeitung, Berlin SIV 11 erbeten Druck von A. W. Hayn’s Erben, Berlin Sw, Zimmer-Straße 29 Hierzu eine Beilage von A. E. Hauffe, Fabrik technischer Papiere, Pulsnitz i. Sachsen