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Nr. 53 PAPIER-ZEITUNG 2213 oder weniger Zusatz von Zellstoff (Holzfaser) und Erde hergestellt, und es ist klar, daß sie sehr fest sein müssen. Zellstoff-Papiere bestehen in der Hauptsache eben aus Zell stoff, das ist chemisch zerfasertes Holz im Gegensätze zum mechanisch zerschliffenen Holze, dem Holzschliff. Da bei chemisch zerfasertem Holze die Fäserchen lang bleiben und sich dann im Papiere ganz anders lagern und mit einander verfilzen, als wenn die Fasern vom Schleifsteine kurz und quer zerrissen sind, sind aus Zellstoff hergestellte Papiere viel zäher und haltbarer als solche aus Holzschliff. Bei der chemischen Zerfaserung der Hölzer (am besten Fichte, weil am wenigsten harzhaltig) wird ihnen aber durch die zur Zerfaserung verwendeten Laugen alles Harz ent zogen, wodurch die Fasern nicht nur weiter an Zähigkeit gewinnen, sondern auch vom Sonnenlichte nicht gebräunt werden können. Bei vom Schleifsteine mechanisch zer rissenem Holze bleibt dagegen alles Harz im Schliffe und im Papiere. Da aber Harz vom Lichte gebräunt wird, ver gilben Holzschliffpapiere mit der Zeit, Zellstoffpapiere aber nicht. Keinen Holzschliff enthaltende Papiere bezeichnet man als holzfrei. Zellstoff-Pack ist jedoch nicht in allen Sorten ganz holzfrei, bei den dickeren Sorten aber beein trächtigt ein geringer Zusatz von Holzschliff die Zähigkeit des Papiers nicht wesentlich, und es gibt noch sehr feste Vor setze. Von Schreibpapieren verwende man Normal 4a oder b als Konzept oder Kanzlei (gelblich oder weiß), je nach der Farbe des Papiers, auf welches das Buch gedruckt ist. Normalpapiere sollen je nach ihrer Bezeichnung von la an nach abwärts nur aus Lumpen (verschiedener Güte) bestehen oder neben Zellstoff doch einen größeren oder geringeren Lumpenzusatz enthalten, denn Lumpen sind das beste Papiermaterial. Büttenpapiere verwendet man als Hand- und Maschinen-Bütten in verschiedenen Färbungen, vorzugsweise zu alten Büchern, welche ebenfalls noch auf Büttenpapier gedruckt sind. Kräftigere Naturpapiere finden für Geschäftsbücher sowie einfachere Leinen- und Leder bände Verwendung, wohingegen man imitiert Leinen-, Satin- und Glac-Papiere sowohl zu besseren Leinen- wie Lederbänden, Moir- und Dessin- (gemusterte) Papiere (z. B. Leipziger Vorsetz, Farben- und Goldbrokat) nur zu feinen Leinenbänden, Marmor-Papiere in leichteren Mustern eben falls zu solchen und zu feineren Lederbänden, schwere vielfarbige Marmorierungen dagegen nur zu Lederbänden verwenden sollte. (Unter Lederbänden verstehe ich auch Halbleder-(Halbfranz-)Bände. Die Stoff-Fälze können aus sichtbaren oder unsichtbaren weißen Schirting- oder sicht baren Falzleinwand-, Kittai-, Kaliko-, Vellum-, Alpha-, Lein wand-, Kunstleder- und dergl. Streifen bestehen, zuweilen finden aber auch Lederstreifen Verwendung. Schirting ist ein leichtes, mehr oder weniger appretiertes Baumwoll gewebe, welches an der Schnittkante wenig fasert und in den besseren Sorten ziemlich dicht und weich ist. Es kann nur mit Kleister verarbeitet werden, da Leim durch schlägt. Spannt man aber Schirting an den Kanten auf ein Brett oder eine starke Pappe und kleistert ihn stark, so kann man ihn nach dem Trocknen wie Kaliko schneiden und mit Leim verarbeiten. Falzleinen ist nichts weiter als sehr dünner und dichter, dabei stark appretierter Schirting, welcher auf einer Seite durch eine heiße Walze geglättet ist. Es kann, wenn man abzieht, mit Leim verarbeitet werden, ist aber viel teurer als Schirting, und wir haben, wenn wir letzteren kleistern, für weniger Geld dasselbe. Kittai ist ein dem Kaliko in der Appretur ähnliches Baum wollgewebe, schwarz oder grau gefärbt, als einfacher Kittai noch so haltbar wie Kaliko, aber viel billiger als dieser, als Doppelkittai, Doppeltuch, haltbarer als Kaliko und auch noch billiger, als Büchertuch dick und sehr stark appretiert, daher sehr steif. Doppelkittai kann, wenn man abzieht, Büchertuch, auch wenn man anschmiert, mit Leim verarbeitet werden. Kaliko, Vellum, Artlin, Alpha, und wie alle diese kalikoartigen Stoffe heißen, sind stark appretierte, daher leicht mit Leim zu verarbeitende und leicht zu vergoldende Baumwollgewebe in den mannigfachsten Färbungen, Prä gungen und Musterungen. Kaliko und dergl. wird fälschlich auch Leinen, Leinwand oder Buchbinder-Leinen genannt, enthält aber keine Spur von Leinenfasern. Die eigentliche von uns verarbeitete Leinwand ist nun zwar in den billigeren Sorten auch kein reines Flachsgespinst, wenig stens aber ist es die Kette, und nur der Schuß ist Baum wolle. Daher ist diese Leinwand auch viel dauerhafter als die billigeren Baumwollgewebe. Doch auch Baumwollgewebe können sehr fest und noch fester als billige Leinwand hergestellt werden, den Beweis dafür liefert feineres Segel leinen und das sogenannte Zelttuch. Beide Stoffe finden auch in der Buchbinderei Verwendung. Die Dichtigkeit von Geweben vergleicht und berechnet man mittels des Fadenzählers. Kunstleder ist gleichfalls ein Baumwollgewebe von ver- hätnismäßig großer und in den teureren Sorten sehr großer Festigkeit. Die Gewebe sind mit Zelluloid überzogen, daher abwaschbar, und in denselben Farben und Pressungen wie Kaliko und Leder käuflich. Man bezeichnet diese Arten Kunstleder als Pegamoid, Glorid und Granitol, doch auch Dermatoid, Saxonialeinen und dergl. gehören hierher, da diese letztgenannten Stoffe ebenso abwaschbar und nur leichter sind als die eigentlichen Kunstleder. Der Preis dieser Kunstleder ist bei 70 Pfennigen für den Meter Saxonialeinen nicht viel höher als der guten Kalikos oder dergl. und bleibt mit 4 M. 50 Pf. für den Meter dicksten Granitols (135 cm breit) hinter dem Preise gleich festen Leders von gleich schönem Aussehen weit zurück. Darum ist Kunstleder in vielen Fällen geeignet, Leder zu ver drängen, und es hat nur den Mangel, daß es nicht so weich wie Leder ist und sich nicht ganz so gut wie dieses vergolden läßt. Zwar hält das Gold gut darauf, doch schwitzt der Stoff unter der heißen Platte, und der Goldüberschuß klebt am Stoffe fest. Nur durch feuchtes Wischen (was dem Stoffe nicht schadet) ist er zu entfernen. Man kann deshalb mit Hitzegrad und Dauer des Druckes bei Preßvergoldung nicht vorsichtig genug sein. Bei Hand vergoldungen treten diese Uebelstände nicht ein, dafür bildet die verhältnismäßige Härte des Stoffes, besonders bei den dickeren Stoffen und gröberen Prägungen, ein Hindernis, und man tut gut daran, nur feine Pressungen zu wählen, falls der Stoff vergoldet werden soll. Zu den für Bucheinbände noch in Betracht kommenden Geweben gehören auch Seide, Samt und Plüsch als wirkungs volle, im Gebrauch aber unpraktische Einbandstoffe. Fortsetzung folgt Tischführung an Ausstanzmaschinen Bei Ausstanzmaschinen ist es erforderlich, daß während des Niederganges des Druckstückes und des Stanzeisens der Blech tisch auf der ganzen Stanzfläche aufliegt. Aus diesem Grunde war bei der bisherigen Lagerung dieses Tisches wegen der großen Reibung beim Herausziehen und Hineinschieben des selben immer ein größerer Kraftaufwand seitens des Arbeiters notwendig. Volle Ausnützung der Maschinenleistung war daher nicht möglich. Der Firma Karl Krause in Leipzig wurde nun unter Nr. 171330 eine Ein richtung zum leichten Bewegen des Tisches an Ausstanz- + maschinen patentiert, die wesentliche Erleichterung beim Arbeiten und damit auch erhöhte Leistung be dingt. Sobald eine Stanzung auf einer mit dieser Ein richtung versehenen Ma schine erfolgt ist, wird der Tisch und der darauf liegende Stanzklotz nebst Material und Stanzeisen selbsttätig um einige Millimeter gehoben. Da das Anheben durch Rollen oder Walzen ver mittelt wird, so läßt sich der Tisch über diese hin weg leicht verschieben. Der Tisch bleibt so lange in gehobener Stellung, gleichgiltig, ob aus- oder eingefahren, bis das Druckstück zwecks einer neuen Stanzung sich senkt. Vorstehende Skizze zeigt die Anordnung. Auf der Exzenterwelle m ist die Kurvenscheibe i befestigt, welche bei ihrer rotierenden Bewegung dem Hebel d unter Ver mittlung der Laufrolle r eine schwingende Bewegung erteilt. Die schwingende Bewegung wird auf die Welle n übertragen, auf welcher die Hebel b3 und b^ zwangsläufig verbunden sind. Sobald nun der Hebel d in Schwingung versetzt wird, treten die vier Rollen ai—a4 über die Auflagestellen des Tisches her vor oder zurück, je nachdem die Rolle r auf die Kurve auf- oder von dieser herabläuft Dabei wird der Tisch angehoben oder wieder auf seine Unterlage herabgelassen.