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Papierleimung Was der Papierhändler darüber wissen muß] In den nachstehenden Zeilen soll keine wissenschaft liche Abhandlung gegeben, sondern nur versucht werden, in gemeinverständlicher Weise kurz darzustellen, wie und weshalb die Leimung des Papiers erfolgt, und wie man sich von der erforderlichen Beschaffenheit derselben überzeugt. Wohl jedem Papierhändler wurde schon zu Schreib zwecken verkauftes Papier zurückgebracht, weil die Tinte beim Schreiben auslief oder durchschlug, d. i. auf der Rück seite des Papiers sichtbar wurde. Oft wird die Beanstan dung auch erfolgt sein, nachdem das Papier bereits zu Briefbogen oder Rechnungen mit Firma bedruckt war. Da der Besteller, wenn er nicht das Papier selbst auswählt, den Fehler erst nach Erhalt, also nach Fertigstellung der Druck sachen, feststellen kann, darf er seinen Lieferanten für Ersatz in Anspruch nehmen, dieser wird aber nicht mit rechtlicher Begründung auf den Papierfabrikanten zurückgreifen können, da zu schwache Leimung leicht erkennbar ist, und der Käufer demzufolge zur rechtzeitigen Mängelanzeige ver pflichtet war. Durch Unterlassung derselben kann ihm also empfindlicher Schaden zugefügt werden, den er ver mieden hätte, wenn er das zu Schreibzwecken bestimmte Papier sofort bei Empfang auf Leimfestigkeit geprüft hätte. Wie man hinsichtlich der Glätte beim Papier ver schiedene Stufen: hochgeglättet, geglättet, schwach geglättet, gut maschinenglatt, maschinenglatt, und ungeglättet oder rauh unterscheidet, so auch bei der Leimung. Es gibt un geleimte, schwach geleimte, halb geleimte, ganz geleimte und fest geleimte Papiere. Der Grad der Leimung wird je nach dem Verwendungszweck des Papiers bestimmt. Ungeleimt sind beispielsweise Lösch-, Filtrier- und oft auch Kupfer druckpapiere; die beiden ersteren Sorten, weil sie Flüssig keiten leicht durchlasscn oder aufsaugen müssen, und das für Kupferdruck bestimmte Papier, weil es die in tiefe Gravierungen der Kupferplatte eingeriebene Farbe gut und leicht aufnehmen muß. Neuerdings gebraucht man Papiere mit schwächerer Leimung auch für die Vervielfältigung von Schriftstücken auf eigens zu diesem Zweck gefertigten Vor richtungen wie Mimeograph, Rotary, Neostyle u. a. m., von denen der eine oder der andere wohl jedem Leser bekannt ist. Die Chinesen und Japaner benutzen auch zum Schreiben schwach geleimte Papiere, weil diese die mit Pinsel — dessen sich diese beiden Völker anstatt der Feder bedienen — auf getragene Tusche schnell aufnehmen müssen. Das soge nannte »Japan absorbing paper« ist eine hervorragende Ausfuhrware nach dem Lande der Geisha. Schwachgeleimte bis ganz geleimte Papiere werden für mannigfache andere Druckverfahren verwendet. Festgeleimte Papiere werden auch bei einigen Druckverfahren, hauptsächlich aber zu Schreibzwecken verwendet, und auf Schreibpapiere sollen sich unsere Betrachtungen in der Hauptsache auch erstrecken. Die Papyrusblätter der Alten dienten lediglich zum Be schreiben, ebenso die ersten aus Lumpenfasern bereiteten Papiere; beide mußten also gut geleimt sein, um das Aus laufen der Schriftzeichen zu verhindern. Die ersten Lumpen papiere wurden vermutlich — ein aus einer ägyptischen Pyramide stammendes und in der Erzherzog Rainer’schen Sammlung in Wien befindliches Schriftstück auf Papier beweist dies — mittels Stärkekleisters geleimt. Erst etwa seit Mitte des sechzehnten Jahrhunderts verwendet man tierischen, d. h. hauptsächlich aus Knochen gewonnenen Leim. Die Leimung erfolgt, indem man das fertige Papier blatt durch eine dünnflüssige Leimlösung zieht, den über schüssigen Leim abtropfen läßt und den Bogen dann zum Trocknen aufhängt. Da bei diesem Verfahren nur die äußeren Flächen des Papiers geleimt werden, nennt man diese Art der Leimung Oberflächenleimung. Sie wird heute noch bei Handpapieren, z. B. bei der Herstellung von sehr zähen Bütten-Schreibpapieren, bei Büttenwechseln usw. an gewandt. Sie ist zwar erheblich teurer als die jetzt haupt sächlich zur Anwendung kommende Harz- oder Stoff-Leimung, besitzt aber den Vorzug, daß sie innigere Verfilzung der Papierfasern gestattet, wodurch die Festigkeit des Papiers erhöht werden kann. Es ist für den Papierhändler wohl selten erforderlich, festzustellen, ob ein für Schreibzwecke bestimmtes Papier tierisch geleimt ist. Ist aber doch aus irgend einem Grunde tierische oder Oberflächenleimung erforderlich, so kann man sich von deren Vorhandensein leicht überzeugen, indem man auf das zu prüfende Papier flüssiges Wachs oder Stearin tropfen läßt. Dieses darf nicht bis auf die Rückseite des Papierblattes durchdringen. Geschieht dies doch, so hat das Papier entweder keine Oberflächenleimung, oder diese ist nicht so beschaffen, daß das Papier als leimfest gelten könnte. Die meisten im Handel befindlichen Schreib-, Konzept- und Postpapiere sind mit Stoffleimung versehen, die seit Beginn des neunzehnten Jahrhunderts bei der Papiererzeugung im Gebrauch ist. Auch bei sämtlichen nur teilweise geleimten Sorten, wie Druck-, Vervielfältigungspapier usw., wird Stoff leimung angewandt, da das Wesen der Oberflächenleimung deren zuverlässige Abstufung ausschließt. Die Stoff- oder Harzleimung geht in folgender Weise vor sich. In den flüssigen Papierstoff (daher Stoffleimung) wird das für die Leimung bestimmte Material, meistens zu Harz seife umgewandeltes Harz, (daher Harzleimung) geschüttet, wo es sich nach Zusatz von Tonerdelösung um die einzelnen Papierfasern legt, diese dadurch wasserabstoßend und das Papier leimfest macht. Da sich die Papierfasern, weil sie vom Leimstoff umgeben sind, nicht so innig verfilzen können, wie bei Papier, welches nicht im Stoff geleimt wird, ist die erreichbare Festigkeit etwas geringer als bei Papier, welches an der Oberfläche geleimt ist. Immerhin kann die Papier industrie heute auch ganz außerordentlich feste stoffgeleimte Papiere erzeugen, sodaß ein Vorurteil gegen diese wegen mangelhafter Festigkeit gänzlich unangebracht wäre. Außer der tierischen und der Harzleimung gibt es die Kasein- und die Stärkeleimung. Beide Leimungen werden meist neben Harzleim angewandt, um dem Papier besondere Leimfestigkeit oder guten Griff zu geben. Es wird kaum vorkommen, daß der Papierverkäufer feststellen müßte, ob auch Kasein oder Stärke zum Leimen eines Papiers verwandt wurde. Harzleimung kann man leicht feststellen, indem man einige Tropfen Aether auf das Papierblatt fallen läßt. Nachdem die Verdunstung des Aethers stattgefunden hat, was in kurzer Zeit geschieht, ist am Umkreis des Tropfens ein mehr oder weniger starker Harzrand wahrnehmbar, wodurch der Nachweis für die Harzleimung erbracht ist. In den weitaus meisten Fällen handelt es sich nur darum, festzustellen, ob zu Schreibzwecken bestimmtes Papier fest genug geleimt ist, und man tut gut, sich davon stets sofort nach Erhalt einer Lieferung durch Stichproben zu über zeugen. Diese nimmt man vor, indem man auf einzelne Bogen kreuzweise Tintenstriche von üblicher Dicke zieht. Man verwende dazu aber keine Kopiertinte, da diese zu dickflüssig ist. Sehr geeignet für den Prüfungszweck sind Leonhardi’s Alizarin-Schreib-Tinte und Eduard Beyer’sKopir- Tinte, erstere als mittelscharfe und letztere als scharfe Sorte. Die Tintenstriche löscht man nicht ab, sondern läßt sie langsam trocknen. Nach dem Trocknen dürfen sie das Papierblatt nicht durchdrungen haben, wenn dieses als leimfest und schreibfähig gelten soll. Das Durchschlagen der Tinte ist aber nicht mit deren Durchscheinen zu verwechseln, welches besonders bei dünneren Papieren beobachtet werden kann. Man vermeidet diese Täuschung, wenn man das Papier mit der beschriebenen Seite auf schwarzes Glanz papier glatt andrückt. Dann scheint die Schrift nicht durch, und sichtbare Flecke rühren vom Durchschlagen der Tinte her. Läßt das Papier die Tinte nicht durch, so ist es leimfest und kann übernommen werden, im anderen Falle wird man es zur Verfügung stellen müssen. Die Prüfung nehme man recht sorgfältig vor und untersuche die dafür ausgewählten Bogen auf der ganzen Fläche, denn zuweilen zeigt ein Bogen in seinen verschiedenen Teilen Unterschiede in der Leimfestigkeit. Es kann auch vorkommen, daß nur Punkte