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2950 PAPIER-ZEITUNG Nr. 71 die in der Sitzung ausgestellt waren. Er bemerkte, die Arbeiten seien im allgemeinen besser durchgearbeitet und sauberer ge druckt als im Vorjahre. Farbige Papiere wurden sehr viel sach gemäßer verwendet, doch sind die Formate, Quart, ja Folio, und diese noch dreiteilig, z. T. recht ungeeignet, und erschweren auch das Aufbewahren, da sie zu häufig gefalzt werden müssen und schon dadurch an Aussehen verlieren. Besonders hervor gehoben wurde in der Aussprache, daß Gold auf hellem Papier, nur von dunkler Kontur umgeben, zu guter Wirkung kommen kann. Zuletzt erklärte Herr Schilla, von der Firma Hillebrandt & Schilla in Dresden, den von ihm erfundenen »Triumph-Winkel haken« und das mit System-Skala versehene »Franklin-Setz schiff«, beide Neuheiten zugleich vorführend. Der Winkelhaken ist auf jede Breite ohne Quadraten oder Stege zu stellen. Durch Druck auf einen Knopf wird ein im Schloß befindlicher Stift durch eine Feder in das entsprechende Loch geführt, wodurch sich der Winkelhaken ohne weiteres systematisch einstellt, wo bei auf das Aufträgen der Typen bei breiterem Satz Rücksicht genommen ist. Die Breiten zwischen 2 bis 10 Punkten inner halb jeder Cicero werden durch Einschalten von sogenannten Bajonetten besorgt. Die Rückwand des Winkelhakens ist außer den Cicero von einander entfernt liegenden Löchern für den Stift mit einer Skala versehen zur Orientierung für das Ein stellen der Breite. Der Winkelhaken bietet bei häufigem Ver stellen Gewähr, daß jede Breite immer wieder übereinstimmend wird, wodurch Unregelmäßigkeiten vermieden werden. Dieser Umstand wird da umso wertvoller, wo jeder Setzer nur einen Winkelhaken hat. Das Setzschiff »Franklin« hat auf den inneren Wänden eine Skala derart, daß von Cicero zu Cicero entferntStriche angebracht sind, von denen jeder vierte die Konkordanzziffer auf weist. Die Spaltensehiffe haben Zeilenzahleinteilung. Diese Einteilung erspart das Kolumnenmaß und bietet auch sonst gute Uebersicht beim Setzen. Diese Neuerungen, die für Leipzig und Umgebung die Firma Schwarz & Mathy, Leipzig-Gohlis, vertritt, wurden von der Versammlung als Fortschritt bezeichnet. Dem Bedenken, daß die Setzer verschieden stark oder schwach ausschließen, wurde entgegnet, man könne von jedem Setzer verlangen, daß er regelrecht ausschließe, wodurch allein brauch barer Satz geliefert werden kann. Am 26. August fand ein Studienausflug nach Eisenberg-Klosterlausnitz-Mühltal statt. W. J. Eisenbahn-Fahrkarten Die Papier-Zeitung ist jedenfalls der geeignetste Ort einer Bitte an die maßgebenden Stellen Ausdruck zu geben, durch deren Erfüllung nicht nur dem reisenden Publikum, sowie den Fahrkartenverkäufern, sondern auch den oft recht geplagten Bahnsteigschaffnern eine Erleichterung ge boten würde. Ich meine deutlicheren Druck der Fahr karten, soweit er die Stationsnamen betrifft, was sich ohne Vergrößerung der Karten dadurch erreichen läßt, daß man anstelle des jetzt gebräuchlichen Versaliendruckes den jedermann viel geläufigeren Druck mit Gemeinen (nur die Anfangsbuchstaben bleiben groß) wählte. Bei diesem Druck ist das Wortbild bedeutend leichter und schneller aufzu nehmen als bei jenem, selbst bei gleicher Größe und Stärke der Schrift. Da aber Versalien in der Breite wesentlich mehr Raum einnehmen als Gemeine, so kann bei Anwen dung der letzteren stets eine etwas größere oder doch kräftigere Schrift Verwendung finden als dies bei Versal- schrift möglich ist. Man vergleiche dies an nachstehenden Beispielen: ASCHERSLEBEN KÖNIGSBERG I. PR. SETTELSTAEDT Aschersleben Königsberg i. Pr. Settelstädt Deshalb fort mit dem Versalsatze auf den Fahrkarten, damit insbesondere den kontrollierenden Bahnbeamten, vor nehmlich aber den bei starkem Personenandrange ohnehin oft übermäßig in Anspruch genommenen Bahnsteigschaff nern, die für jede bei der Kontrolle unbemerkt gebliebene Unregelmäßigkeit verantwortlich sind, eine gewiß nicht unwesentliche Erleichterung ihres Dienstes zuteil werde. K. St. in S. Gewerbe - Unfallversicherung. Die Buchdruckerberujsgenossen- schajt hat eine neue Dienstanweisung für ihre technischen Auf- sichts- und Rechnungsbeamten erlassen, in welcher ausgeführt wird, daß sich die Tätigkeit dieser Beamten nicht nur auf die Besichtigung und Prüfung der Betriebe hinsichtlich ihrer Unfall sicherheit, die Prüfung der Lohnlisten und Ermittelung ver sicherungspflichtiger Betriebe, sondern auch auf die Belehrung und Aufklärung der Genossenschaftsmitglieder über ihre Pflichten und Rechte sowie die Beratnng derselben über zweckmäßige Ausführung von Versicherungen zur Unfallverhütung zu er strecken hat. Weiter sollen sie die Unternehmer aufklären über das durch das Gewerbe-Unfallversicherungsgesetz gewährleistete Recht der freiwilligen Selbstversicherung und der Versicherung des im Betriebe tätigen Ehegatten, der Betriebsbeamten und anderer im Betriebe tätigen Personen. Den Aufsichtsbeamten wird die Aufrechterhaltung guter Beziehungen zu den staatlichen Gewerbeaufsichtsbeamten zur Pflicht gemacht, ebenso eine an gemessene zuvorkommende Haltung den Genossenschafts mitgliedern gegenüber; damit sie das Vertrauen der letzteren gewinnen und mehr als Berater denn als Beamte angesehen werden. Die Formulare zu Besichtigungsberichten haben neuer dings eine wesentliche Vereinfachung erfahren, dagegen sind bei der Genossenschaft sogenannte Betriebskarten für die ein zelnen Betriebe eingeführt worden, welche das Wesentlichste über die Betriebseinrichtungen, über die in den einzelnen Be trieben vorgekommenen Unfälle, etwa verhängte Strafen und ausgeführte Besichtigungen enthalten. —e— Büchertisch Luegers Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfs wissenschaften. Zweite, vollständig neu bearbeitete Auf lage. XVI. und XVII. Abteilung. Preis jeder Abteilung 5 M. Stuttgart^ Deutsche Verlagsanstalt. Von der zweiten Auflage dieses Nachschlagewerkes für alle technischen Berufsarten liegen jetzt die Abteilungen XVI und XVII vor. Auch diese, in denen in alphabetischer Reihenfolge die Stichwörter Feuerungsanlagen bis Gebirgsfluß ihre Bear beitung gefunden haben, weisen gegenüber der ersten Auflage wesentliche Umarbeitungen und zahlreiche Erweiterungen auf. Die Behandlung des Stoffes zeigt wiederum, daß dem Bestreben, in sachlicher, knapper, aber dennoch erschöpfender Form über das weitverzweigte Gebiet der Technik möglichst leichtverständ liche Auskunft zu geben, durchweg entsprochen wird. Beson ders wichtigen Artikeln ist entsprechend größerer Raum gewid met. So enthalten gerade die vorliegenden Abteilungen eine ganze Anzahl umfangreicher, gut abgerundeter und gut illustrier ter Aufsätze. Wir greifen als Beispiele heraus »Feuerungs- Anlagen« mit 39 Bildern (C. Cario), »Flußverunreinigung« (J. Brix und R. Möhlau), »Galvanismus« (A. Holzt), »Galvanotechnik« mit 12 Bildern (E. Dalchow), »Gase, gasförmige Körper« (J. v. Wey rauch), »Gasbehälter, -beleuchtung, -fabrik, -Glühlicht, -lampen, -messer, -reiniger, -rohrleitungen, -sauger, -waschapparate« mit 86 Abbildungen (Gg. F. Schaar), »Gebäude, zerlegbare« mit 6 Bildern (A. Weinbrenner). Von hervorragender Bedeutung sind die den einzelnen Ar tikeln angehängten, bis auf die neueste Zeit ergänzten Literatur- Nachweise, die dem Nachschlagenden genau angeben, in welchen Spezialwerken, Zeitschriften usw. der Stoff für weitergehende Studien ausführlicher behandelt wird. Ferner erfahren viele Artikel durch Aufführung der einschlägigen Patentnummern eine wertvolle Ergänzung. Die Ausstattung auch dieser Abteilungen seitens der Ver lagshandlung ist tadellos. Francis Bacons Reim-Geheimschrift und ihre Enthüllungen von Edwin Bormann. Selbstverlag des Verfassers. In Leinwand gebunden. Preis 7 M. 50 Pf. Edwin Bormann behandelt in diesem Buch sein altes Lieb lingsthema, die Frage, ob die unter dem Namen der Skakespeare- Dramen bekannten Dichtungen von dem Schauspieler William Shakespeare herrühren, oder ob sie Schöpfungen des Staats mannes Francis Bacon sind, der zur gleichen Zeit lebte und den Schauspieler nur als Strohmann benutzt hätte, um seiner poli tischen Stellung wegen die eigene Verfasserschaft zu verheim lichen. Bormann ist der Meinung, daß der Schauspieler un möglich die nötige Bildung besessen haben könne, um solche Dichtungen zu verfassen, wie sie ihm zugeschrieben werden. Um die Verfasserschaft Bacons zu beweisen, werden in dem neuerschienenen Werke die letzten Lebensjahre des Staatsmanns von 1624 bis 1625 untersucht, und Bormann findet dann in den aus dieser Zeit stammenden Werken Bacons mancherlei Hin weise. Bacon bezeichnet sich selbst auf dem Titelblatt zu ge reimten Psalmenübersetzungen als Vers- und Reimkünstler. Er diktiert 280 Anekdoten und Sprüche, ohne ein Buch dabei auf zuschlagen, er gibt in seinem Testament an, daß er mehrere ge reimte Bücher verfaßt habe und ließ als letztes Buch mit seinem Namen Essays drucken, in denen sich viele merkwürdig gereimte Stellen finden, die nach dem Geschmack der damaligen Zeit ge heimnisvoll in der Prosa versteckt wurden, sodaß der Leser sie erst bei wiederholtem Lesen entdeckt. Aus all diesem geht für den Verfasser unter Berücksichtigung aller Nebenumstände die Verfasserschaft Bacons für die Shakespeare zugeschriebenen Werke hervor. Man mag nun diese Ansicht teilen oder nicht, das Buch bleibt ein lesenswertes Dokument, das die Zeit um den Anfang des 17. Jahrhunderts in England und deren litera rischen Geschmack deutlich widerspiegelt. Die Ausstattung ist vorzüglich. Starkes weißes Druckpapier, schöner Druck und kräftiger roter Leinenband geben dem Buch vornehmes Ge präge.