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DAPIERVERARBEITUNG ■ BÜCH GEW ERBE1333 Lohnbewegung im Steindruckgewerbe Vergl. Nr. 47 Seite 1965 Durch Urteil des Landgerichts Frankfurt a. M. war auf Antrag von 31 Mitgliedern des Senefelder-Bundes diesem sein Vermögen, also auch die Streikkasse, gesperrt worden. Die Kläger waren zu diesem Antrag gekommen, weil sie sich durch die Verschmelzung mit dem Verbände der Litho graphen und Steindrucker und die dadurch bedingte Statutenänderung benachteiligt sehen, die ihnen außer ihren Beiträgen für die Unterstützungskassen des Bundes auch noch Beiträge in die Gewerkschaftskasse auferlegte. Jetzt erklären die Kläger durch ihren Rechtsbeistand, daß sie dem Hauptvorstand des Senefelder-Bundes die Genehmigung dazu erteilen, das gesamte vorhandene Vermögen der Ge werkschaftskasse freizugeben. Nach einer Bekanntmachung der Gewerkschaftskommission der Lithographen und Stein drucker ist die Freigabe völlig bedeutungslos. In der Ge werkschaftskasse des Bundes befanden sich lediglich die seit 1. Juli 1905 gezahlten Beiträge, die gänzlich aufgebraucht sind. (Leipz. Tagebl.) Offenbach a. M. Die Aussperrung der Lithographen und Steindrucker hat sich nunmehr auch auf Offenbach aus gedehnt. Den Anfang machte die Firma Schoembs, die ihrem Personal zum 7. Juli kündigte, weil dasselbe ge wisse Arbeiten nicht herstellen wollte, was als Bruch des örtlichen Tarifs angesehen wurde. Die Gehilfen behaupten dagegen, daß es Streikarbeit für auswärts gewesen sei, die man ihnen zumutete. Auch in einer Reihe anderer hie siger Geschäfte wurde die Kündigung am 23. Juni aus gesprochen. IV. Lohnbewegung im Buchbindergewerbe In Stuttgart hat das Gewerbegericht 380 männliche und 246 weibliche Buchbinder wegen Vertragsbruches zu ins gesamt 6000 M. Schadenersatz verurteilt, und zwar die Ar beiter zu Beträgen von 18 bis 30 M., die Arbeiterinnen zu solchen von 10 bis 12 M. M. Berliner Typographische Gesellschaft Für die Sitzung vom 25. Juni, die letzte vor den Sommerferien, war der Buchgewerbesaal mit Bleistiftskizzen, Aquarellen und Oelskizzen des Malers und buchgewerb lichen Zeichners Herrn Georg Wagner geschmückt; außer dem waren die neueren Schriftgießerei-Erzeugnisse sowie moderne Papiere für die Druckausstattung ausgestellt. An Eingängen waren zu verzeichnen der Jahresbericht der Hamburger Typographischen Gesellschaft für das Jahr 1905/1906, der Geschäftsbericht des Buchgewerbesaales und ein Dankschreiben der Hinterbliebenen des verstorbenen Mitglieds Jahrmark. Der Vorsitzende, Herr Könitzer, teilt mit, daß der Ver walter der Sammlungen, Herr Bruno Senf, aus Gesundheits rücksichten sein Amt niedergelegt hat. An seiner Stelle wird Herr Faktor C. Tödter gewählt. Auf Vorschlag des Vorsitzenden beschließt die Versammlung im Anschluß an die beabsichtigte Besichtigung des Etablissements Hans Wunder am Abend eine Zusammenkunft im Wirtshaus am Orankesee in Hohen-Schönhausen zu veranstalten und noch eine besondere Einladung zu dieser Veranstaltung ergehen zu lassen. Hierauf erstattet Herr Baumeister Bericht über den Buchgewerbesaal und dessen bevorstehende Uebersiedlung in die von Herrn Geheimrat Hofmann unter den denkbar günstigsten Bedingungen zur Verfügung gestellten Räume im Papierhause, Dessauerstr. 2; erweist darauf hin, daß die Typographische Gesellschaft sich zwar in den bisher inne gehabten Räumen in einer sehr erfreulichen Weise ent wickelt und ein den Interessen der Mitglieder wie der All gemeinheit des Buchgewerbes dienende Tätigkeit entfaltet habe, daß aber die Verhältnisse in dem Papierhause das weitere Gedeihen der Gesellschaft in höherem Maße zu fördern geeignet seien. Wenn auch durch das Anerbieten des Herrn Geheimrat Hofmann, dem Buchgewerbesaal ge eignete Räume mietsfrei zu überlassen, eine erhebliche Er sparnis gemacht werde, so seien doch immer noch größere Mittel zunächst zur inneren Einrichtung der Räume und dann zur Durchführung weiterer Ziele des Buchgewerbe saales erforderlich, und es sei deshalb dringend zu wünschen, daß den bisherigen Freunden und Gönnern des Unter nehmens sich neue hinzugesellen möchten. Der Vorsitzende erkennt mit Genugtuung an, daß der durch die Errichtung des Buchgewerbesaales geschaffene Mittelpunkt für die graphischen Interessen von Jahr zu Jahr seinem Zwecke in umfassenderer Weise gedient habe, und daß sich für die Typographische Gesellschaft manch liebe Erinnerung an die bisherigen Räume knüpft; er spricht Herrn Geheimrat Hofmann namens der Typographischen Gesellschaft und des Buchgewerbesaal-Ausschusses den Dank für sein selbst loses Anerbieten aus und verbindet damit die Hoffnung auf weiteres Gedeihen des Buchgewerbesaales. Hierauf hält Herr Georg Wagner den angekündigten Vortrag über Darstellung landschaftlicher Motive auf buchgewerblichen Arbeiten unter Bezugnahme auf seine im Buchgewerbesaal aus gestellten Zeichnungen. So lange es Buchschmuck ge- gegeben hat, führt der Redner u. a. aus, so lange haben auch landschaftliche Motive Verwendung gefunden, und selbst der erste bekannte Holzschnitt zeigt solche; in gleicher Weise wie der Holzschnitt bediente sich auch die Lithographie und der Kupferstich solcher Motive. Den ge waltigsten Fortschritt brachte auch hier die Anwendung der photomechanischen Reproduktionstechniken, der Strich ätzung, der Autotypie, des Drei- und Vierfarbendrucks. Die Darstellungen der Landschaft als Buchschmuck erfahren in der Regel eine Umarbeitung, sie werden stilisiert; bei Albrecht Dürer und seinen Zeitgenossen, bei den Meistern in der Behandlung der Technik des Holzschnitts erscheint die Landschaft als Nebensache, als dekorativer Schmuck der dargestellten Handlung, und der Holzschnitt zeigt die reine Schwarz-Weiß-Wirkung. Nach den gleichen Grund sätzen und doch in anderer Anwendung finden wir land schaftliche Motive verwendet in den Arbeiten von Menzel, Sattler, Barlösius und anderen Künstlern der neueren Zeit. Auch die Tageszeitungen, z. B. der Berliner Lokal-Anzeiger und die Morgenpost bringen bereits landschaftliche Bilder, und die Leistungen der Künstler, welche die photographisch aufgenommenen Bilder in kürzester Zeit für Strich ätzungen umzeichnen, sind nicht so gering anzuschlagen, wie es vielfach geschieht; es gehört ein tüchtiges Können dazu. Der Redner gibt den Hörern durch seine Ausstellung Gelegenheit, einen Blick in die Werkstatt des Künstlers zu tun und erläutert die Begriffe: Skizze, Studie und Bild. Die Skizze ist das flüchtig hingeworfene Motiv, die Studie die Vertiefung in die Einzelheiten des Motivs, das fertige Bild aber das geistige Verbinden verschiedener Skizzen zu einem geschlossenen Ganzen. Viele »Bilder« verdienen diese Bezeichnung eigentlich nicht; während sich der Laie darüber täuschen läßt, findet es der Künstler leicht heraus. Die ausgestellten Zeichnungen sind stufenweise geordnet, sie zeigen mehrfach die gleichen Motive, in Blei, Kohle, Kreide, Pastell, Aquarell und Oel hergestellt und mehrfach die Skizze neben dem ausgeführten Bilde und neben dem Abdruck ausgestellt. Das Zeichnen nach der Natur will geübt sein, der Künstler muß sich be mühen, das Charakteristische aus einem landschaftlichen Bilde herauszulesen und wiederzugeben. Alles, was die