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PAPIER-ZEITUNG 294’ Nr. 7 t weiter gemahlen und zu Bogen verarbeitet, die dann teils ge leimt, teils ungeleimt auf ihre Festigkeit geprüft wurden. Die Ergebnisse der Prüfung von 6 Lumpenhalbstoffen sind in nachstehender Tabelle zusammengestellt. Die Werte der zu vergleichenden Halbstoffe sind in der Tabelle nebeneinander gestellt. Die unter den Mittelwerten stehenden, schräg ge druckten Zahlen sind Verhältniszahlen der bei den verschiedenen Behandlungsweisen erhaltenen Festigkeitswerte. In den drei letzten senkrechten Reihen sind die Verhältnisse der Mittelwerte von Reißlänge, Dehnung und Falzzahl von den zu vergleichenden Stoffen gegeben. Die ersten Verhältniszahlen geben das Bild von den Aende- rungen der Stoffe durch verschiedene Mahlung, Leimung usw. Die letzteren zeigen, wenn die wagerechten Reihen untereinander verglichen werden, in welchem Maße die Eigenschaften der zwei zu vergleichenden Stoffe bei wiederholten Versuchen gleicher oder verschiedener Behandlungsart sich zu Gunsten des einen oder andern Stoffes verschieben. Da es sich hier um geschöpfte Papiere handelt, so haben die Ergebnisse vorzugs weise vergleichenden Wert und können nicht ohne weiteres auf maschingemachte übertragen werden. Zur Feststellung, bis zu welchem Grade die Zahlenwerte auch inbezug auf ihre Größe mit den im Betriebe gewonnenen übereinstimmen, war bis jetzt keine geeignete Gelegenheit. Vergleicht man zunächst die in gleicher Art hergestellten Fertigungen 1 und 3 einerseits und n und 12 anderseits, so findet man, daß die Ergebnisse für Reißlänge und Falzzahl, ungeachtet dessen, daß die Fertigungen von verschiedenen Holländer-Füllungen stammen und die Bogen von verschiedenen Personen hergestellt wurden, recht gut miteinander überein stimmen. Sie zeigen, daß es möglich ist, die Mahlung des Stoffes und Herstellung der Probebogen so zu regeln, daß bei wiederholten Versuchen keine nennenswerten Unterschiede in den Festigkeits-Eigenschaften entstehen. Die Werte für die Dehnung stimmen weniger gut überein, weil die Bogen beim Trocknen etwas runzlig wurden; sie würden, wenn sie geglättet worden wären, wahrscheinlich bessere Uebereinstimmung ge zeigt haben. Die mit den Halbstoffen A und B weiter ausgeführten Ver suche zeigen, daß der Stoff A in allen Fällen etwas besser als B ist. Bei den tierisch geleimten Fertigungen (2 und 5) ist offenbar die Verschiebung zugunsten von B nur durch die verschiedene Leimmenge (A enthält 8,8 und 6,1 v. H., B 14,4 und 8,4 v. H.) verursacht. Da hierbei die Eigenfestigkeit des Leimes mit spricht, so können die Ergebnisse in diesem Falle nicht zur Beurteilung der Faserfestigkeit herangezogen werden. Die weniger festen Fasern werden in der Regel größere Saugfähigkeit besitzen und unter gleichen Bedingungen mehr Leim aufnehmen als die festeren, weniger saugfähigen; hierdurch wird beim Leimen mit tierischem Leim leicht eine Verschiebung in der Festigkeit zugunsten des schwächeren Stoffes eintreten. Die mit Harz geleimte Fertigung (6) zeigt im Gegensatz zu den tierisch geleimten Fertigungen eine Verschiebung in den Festigkeitswerten zugunsten von A. Ob diese tatsächlich zu treffend oder nur durch einen Zufall bedingt ist, ließ sich nicht feststellen, weil es an Material zur Wiederholung des Versuches mangelte. Da die meisten Halbstoffe zur Herstellung von barzgeleimtem Papier dienen, so wäre zu erwägen, ob nicht künftig, wenn größere Erfahrung gesammelt worden ist, die mit den geleimten Papieren gewonnenen Ergebnisse als für den Vergleich maß gebend angenommen werden können. Der Umstand, daß mit dem Leim ein neuer Faktor eingeführt wird, dessen Wirkung nicht immer gleich oder berechenbar ist, ließ es ratsam er scheinen, von diesem Vorgehen zunächst abzusehen. So lange es sich nur um den Vergleich zweier Stoffe ohne Rücksicht auf die absoluten Werte handelt, dürfte auch die Prüfung der ungeleimten Stoffe ein zutreffendes Bild geben. Die bisher ausgeführten Vergleichsversuche haben mit den in der Praxis mit den gleichen Stoffen gemachten Erfahrungen Ueberein stimmung gezeigt. Vergleicht man die Ergebnisse der verschiedenen Fertigungen desselben Stoffes unter sich, so fällt zunächst die große Zunahme der Falzzahl durch Leimen mit Tierleim auf (vergl. Fertigung 1 und 2, sowie 4 und 5). Die durch weiter getriebene Mahlung allein erhaltene Aenderung (vergl. Fertigung 3 und 4, 7 und 8, sowie 10 und 11) ist sowohl für Falzzahl wie Reißlänge und Dehnung verhältnismäßig unbedeutend. Auffallend und für die wenig gemahlenen Stoffe unerwartet ist das Verhalten der harz geleimten Papiere den ungeleimten gegenüber. Die Reißlänge zeigt nur in einem Fall Zunahme (vergl. Haibstoff A, Fertigung 4 und 6), in den übrigen dagegen (vergl. Halbstoff B, Fertigung 4 und 6, sowie Fertigung 8 und 9) zum Teil erhebliche Abnahme. Die Dehnung und insbesondere die Falzzahl hat in allen Fällen erheblich abgenommen. Bemerkenswert ist, daß die Saughöhe der festeren Papiere bei sämtlichen Vergleichsversuchen geringer ist als die der weniger festen; ob dies immer zutrifft, werden weitere Versuche zeigen. Die Anzahl der bisher ausgeführten Versuche ist zu gering und deren Umfang, infolge der geringen Menge des zur Ver fügung stehenden Materials, nicht ausreichend, um sichere und allgemeingiltige Schlüsse auf das Verhalten der Faserstoffe bei verschiedenen Mahlungs- und Leimungsarten zu gestatten. So bald geeignetes Material in genügender Menge zur Verfügung steht, sollen weitere Prüfungen in größerem Umfang ausgeführt werden. Zum Schluß sei bemerkt, daß es in einigen ausgeprägten Fällen durch die mikroskopische Beobachtung der Zerstörungs erscheinungen der Fasern möglich ist, Aufschluß über die Eigenschaften des verwendeten Rohmaterials zu gewinnen. Diese Möglichkeit ist jedoch hauptsächlich auf die Lumpen fasern beschränkt und an die Voraussetzung gebunden, daß der Stoff normal, d. h. dem Verwendungszweck des daraus herzu stellenden Papiers entsprechend gemahlen ist. Italiens Papierindustrie 1905 Die Papierfabrikation Italiens nimmt unter den Industrien des Landes eine hervorragende Stellung ein. Sie beschäftigt ungefähr 16000 Arbeiter in 397 Anlagen, die Papier und Papier stoff erzeugen, von welchen jedoch viele sehr klein sind. Die 16 Holzschleifereien decken nur zum geringsten Teile den Bedarf, der von Jahr zu Jahr zunimmt und in erster Linie von Oesterreich-Ungarn geliefert wird. In dem letzten Jahrfünft wurden an Holzschliff und Zellstoff in Italien eingeführt: 1901 . . . 267 970 dz 1902 . . . 265259 „ 1903 ... 308101 „ 1904 . . . 386670 „ 1905 . . . 425421 „ Die Einfuhr aus Oesterreich-Ungarn hat sich in diesem Zeit abschnitte nahezu verdoppelt; sie betrug im Jahre 1905 über 228000 dz gegen 176000 dz im Vorjahre. Als Konkurrent hierin kommt nur Deutschland in Betracht, dessen Einfuhr im Berichts jahre 148309 dz (gegen 145358 dz im Vorjahre) betrug. Die Einfuhr von Hadern und Lumpen für die Papierfabrikation unterlag im Vergleiche zu den vorhergehenden Jahren keinen wesentlichen Veränderungen. Sie betrug im Jahre 1905 rund 62000 dz, wovon Oesterreich-Ungarn 32037 dz, also mehr als die Hälfte lieferte. Die Tätigkeit der italienischen Fabriken, welche zumeist Packpapier und Pappe, dann bedeutende Mengen von weißem Papier zu Schreib- und Druckzwecken und nur in geringerem Maße Löschpapier, Velin- und Glanzpapier sowie Pergament papier und Papiere zu photographischen Zwecken erzeugen, er hellt am deutlichsten aus dem Umstande, daß sie nicht nur den bedeutend gesteigerten inländischen Verbrauch decken, sondern auch eine Ausfuhr erzielen, welche mindestens das Dreifache der Einfuhr ausmacht. Italien führte im Jahre 1905 aus: an weißem Papier 65 605 dz, an Packpapier 65 195 dz, und bezog dagegen nur 21 023 dz weißes Papier und 9512 dz farbiges und Luxuspapier vom Auslande. Die besten Abnehmer der italienischen Ware sind Südamerika für weißes Papier und Aegypten und die Türkei für Packpapier. Der Menge nach lieferte Italien von feineren fertigen Fabrikaten mehr nach Oesterreich-Ungarn als dieses nach Italien. Italien sandte im Jahre 1905 nach Oesterreich-Ungarn 7023 dz weißes Papier (gegen 5436 dz im Vorjahre) sowie 589 dz Drucksachen, Lithographien, und bezog aus Oesterreich-Ungarn nur 2533 dz weißes Papier (gegen 3383 dz im Vorjahre) und 419 dz an Litho graphien, Drucksachen usw. Eine Ausnahme macht farbiges Papier, von welchem Italien, das hierin keine Ausfuhr hat, von Oesterreich-Ungarn 2120 dz bezog. An Packpapier lieferte Oesterreich - Ungarn nach Italien 6866 dz (gegen 5159 dz im Jahre 1904) und bezog von Italien 1697 dz (1067 dz im Vorjahre). Holzpappe wird fast ausschließlich aus Oesterreich-Ungarn bezogen. Die Einfuhr betrug 79636 dz, wovon Oesterreich- Ungarn allein 68526 dz (gegen 64183 dz im Vorjahre) lieferte. Die italienischen Großbetriebe sind fast ausschließlich nur im Norden des Landes zu finden, in Piemont und der Lombardei. Obwohl die italienischen Fabriken darauf angewiesen sind, den größten Teil des Rohstoffs vom Auslande zu beziehen, weist diese Industrie doch alljährlich Fortschritte auf. Der Mehr aufwand für den Bezug des Rohstoffs von auswärts wird durch die Verwendung der billigen Wasserkräfte leicht wettgemacht, welche den italienischen Fabriken in reichlichem Maße zur Ver fügung stehen. Sie verwenden nämlich 105 Wasser-, 19 elek trische und nur 85 Dampfmotoren. Die Zahl der Dampfkessel betrug 186. Die im Vorjahre stattgehabten großen Arbeiterausstände und Lohnstreitigkeiten, durch welche gerade die Papierindustrie einen empfindlichen Schaden erlitt, haben sich im Berichtsjahre mit ganz geringen Ausnahmen nicht wiederholt. (Aus einem österr.-ungar. Konsularbericht)