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Handelskammer-Bericht 1905 Gießen. Preßspan- und Pappenfabrikation. Der Geschäftsgang war wenig befriedigend. Im September und Oktober schnellten die Preise für Hadern und Lumpen in die Höhe, und der Roh stoff war so knapp, daß trotz Bewilligung jeder Preisforderung der Betrieb nur mit äußersten Anstrengungen aufrecht erhalten werden konnte. Für weiße leinene Lumpen wurden vor der Preissteigerung 24 M. die 100 kg, im Verlaufe der Hausse dagegen 35 M. gezahlt. Als Grund der starken Preissteigerung wurde vermehrte Ausfuhr nach Amerika angegeben. Auch Löhne und sonstige Betriebskosten haben wieder erhebliche Steigerung er fahren. Auf die Verkaufspreise konnten sie nicht aufgeschlagen werden, und es wurde versucht, den Ausfall durch größeren Um satz zu decken, was aber mit Rücksicht auf den in gleicher Lage befindlichen Wettbewerb kaum durchführbar war. Großhandel mit Papier und Pappen. Bei befriedigendem Ge schäftsgang blieb die anhaltende Steigerung der Rohstoffe auf die Preisbestimmung der Papiererzeugnisse nicht ohne Folgen. Ohne nennenswerte Schwierigkeiten konnten höhere Preise durchgeführt werden. Die Festigkeit der Preise auf Seiten der Fabriken erhielt sich aufrecht. Aufträge waren nur mit Rück sicht auf betätigte Abschlüsse oder langjährige Verbindung zu alten Preisen unterzubringen. Anderseits mußten den Fabriken höhere Preise zugestanden werden, was den Großhändlern mit laufenden Schlüssen zu statten kam und den Absatz ohne beson dere Mühe lebhaft gestaltete. Trotz wiederholter Anläufe ver schiedener Fabriken und des sich steigernden Bedarfs konnte durchschlagende Besserung in den Pappen-Preisen nicht erzielt werden. Der alljährliche Aufschlag für Holzpappen und die jenigen Sorten, bei deren Herstellung man in der Hauptsache auf Wasserkraft angewiesen ist, war normal. In grauen Buch binderpappen wird das Interesse für gute surrogatfreie Ware immer geringer. Die vielseitige Herstellung von Massenwaren ist auf billige Sorten angewiesen, die meist auch bei besseren Arbeiten für ausreichend gehalten werden und die seitherige la.- Ware ersetzen. Gegen Ende des Jahres wurden für Strobpappen auf Grund teuerer Rohstoffe höhere Preise gefordert und bewil ligt. Maßgebende Fabriken von Schrenz-, Woll- und Filzpappe haben, um der Preisunterbietung ein Ende zu machen und ihre Betriebe lohnender zu gestalten, sich zu einer Vereinigung zu sammengeschlossen. Kleinhandel mit Papier und Schreibwaren. Der Geschäftsgang war wenig lebhaft und wurde durch auswärtigen, meist un gesunden Wettbewerb gedrückt. Das machte besonders das Pappen- und Packpapiergeschäft unlohnend. In Schreibwaren im allgemeinen war der Handel befriedi gend. Die Behörden, die Hauptabnehmer im Kleinhandel, sehen nicht mehr auf das billigste und dementsprechend minderwertige Material, sondern wählen mittlere und beste Sorten. In Luxusbriefpapieren bot der Markt mannigfaltige Neuheiten und wirkte anregend auf den Geschäftsgang. Die Einführung von modernen Registraturen in kaufmänni schen Betrieben könnte noch weitere Ausdehnung erfahren. Diese Ausgaben werden vielfach noch als Luxusausgaben be trachtet und darum zurückgestellt. Der Handel in Schulwaren befriedigte In der letzten Zeit wird hinsichtlich der Schreibhefte von der oberen Schulbehörde nicht mehr auf die Einheitlichkeit der Liniaturen gesehen, sodaß fast jeder einzelne Lehrer in den Orten des Kreises eine beson dere Liniatur vorschreibt, ein Umstand, der zu großen Unzuträg lichkeiten in der Fabrikation führt. In Malfarben und Malutensilien hielt sich der Umsatz auf gleicher Höhe wie im Vorjahre. Buchdruckerei. Die Verhältnisse im Buchdruckerei-Gewerbe haben sich wenig gebessert; nach wie vor leidet es unter dem Submissionsunwesen. In einzelnen Fällen ist es gelungen, durch Einreichung gemeinschaftlich festgesetzter, angemessener Preise gegenseitiges Unterbieten zurückzudrängen. Einigkeit der Druckereibesitzer wäre auch darum erwünscht, weil im Jahre 1906 der bestehende Tarifvertrag zwischen Geschäftsinhabern und Gehilfenschaft einer erneuten Beratung und Festsetzung unterliegt und dann voraussichtlich wieder höhere Löhne gezahlt werden müssen. Nach wie vor werden von Firmen im Bezirke, auch von angesehenen, Drucksachen von auswärts bezogen, ohne daß versucht wird, die ansässigen Druckereien zu berücksichtigen, und manche Besteller, auch aus kaufmännischen Kreisen, be dürfen zur Erledigung ihrer Druckaufträge eines gewerbsmäßigen Vermittlers, ein Verlahren, das preisdrückend wirkt. Buchhandel. Im Sortimentsbuchhandel änderte sich nichts. Der Kundenrabatt konnte auf 2 v. H. herabgesetzt und der Be hördenrabatt um 21/2 v. H. ermäßigt werden. Die Erzeugung im Verlage ist gestiegen. Gute Romane werden besonders gefragt, auch die Nachfrage nach Werken der Kunstliteratur wächst. Der Vertrieb von Neuheiten wird immer schwieriger und unlohnen der, weil das Lesebedürfnis durch Tageszeitungen, Anstalts- und öffentliche Bibliotheken zum Teil befriedigt wird, und der Rabatt bei wissenschaftlichen Veröffentlichungen für den Sortimenter durchaus ungenügend ist. Auch der Vertrieb von Büchern durch Reisende (meist Lexika u. dgl.) beschneidet die Absatzmöglich keit ortsangesessener Sortimentsbuchhändlcr. Durch neue Recht schreibung wurde wieder ein großer Posten Schulbücher ent wertet. Außerdem schaden dem Sortiment die unausgesetzt ver änderten Auflagen desselben Schulbuchs; gleiche Klagen hört man von Seiten der Eltern. Der Rabatt, den die Schulbücher verleger gewähren, geht ständig herunter, und dazu muß der Buchhändler durchschnittlich die Hälfte zu gleichem Prozentsatz bar beziehen, die er früher in Rechnung erhielt. Das Interesse an besserer Kunst hat scheinbar zugenommen. Emil Adolff [179435 Reutlingen Leistungsfähigste Papierhülsen-Fabrik. 600 Arbeiter fertigt als Spezialität- Papier-RÖhren mit rundem oder •Loch, Aufwickeln von Papier oder zum Versand zu m von Plakaten Generalvertreter: Wilhelm Roeck, Wiesbaden