Volltext Seite (XML)
2860 PAPIER-ZEITUNG Nr. 69 Bilder umsonst, Rahmen für Geld Wir erwähnten an dieser Stelle wiederholt die Geschäfts gebräuche einzelner ausländischer Firmen, welche sich er bieten, vergrößerte Bildnisse nach eingesandten Photo graphien umsonst zu liefern, und sich dadurch schadlos halten, daß sie den Rahmen, in welchem das Bildnis ge liefert wird, entsprechend teuer berechnen. Dieser Tage sandte uns ein Kunsthändler ein in seinen Besitz gekommenes Angebot des »Kunst-Vereins Concordia, R . . . . H . . . in Charlottenburg, mit der Bitte um Ver öffentlichung. Die groß gedruckten Worte »Kunst-Verein Concordia« erwecken im Empfänger den Glauben, er habe es mit einem gemeinnützigen Unternehmen zu tun. Der Name R . . . . H ist klein gedruckt. Der Briefkopf trägt die Abbildung beider Seiten von 8 Medaillen ver schiedener Ausstellungen. In ganz kleinen Buchstaben ist darüber gedruckt: »Bilder, welche wir führen, haben folgende Medaillen erzielt.« Dieses gedruckte, aber wie Handschrift aussehende An gebot lautet: 18. 8. 06 Herrn Kaufmann C . . . B . . . ., Hochwohlgeboren Frankfurt a. M. Wir beziehen uns auf die Ihnen früher gesandte Gratis-Vert.- Liste und schicken Ihnen beiliegend unseren neuen illustrierten Katalog, der außerordentlich schöne, beliebte Motive — nach Meistern ersten Ranges — von hervorragend künstlerisch aus geführten Bildern enthält, die dem feinsten Salon zur Zierde und jedem Kunstkenner zur Freude gereichen dürften. Von sämtlichen andern in der Gratis-Vert.-Liste (die wir Ihnen gern noch einmal zusenden) aufgeführten Bildern gilt dasselbe. Trotzdem eigentlich nur diejenigen Abonnenten laut unserer Abonnementsbedingungen ein Gratisbild beanspruchen können, die ein Vereinsbild oder einen Kunstgegenstand entnommen haben, wollen wir Ihnen ausnahmsweise gestatten, sich für Ihr Gratis bild ein anderes aus dem illustrierten Katalog oder der Liste zu wählen, in der Voraussetzung, daß Sie unseren Verein — der seit 1864 besteht — in Ihren Bekanntenkreisen gütigst empfehlen werden. Um die Versendung nicht zu sehr zu verzögern, da in früheren Jahren die Entnahme der Bilder stets mit Rahmen er folgte, ließen wir wieder sämtliche Bilder einrahmen, und können wir Ihnen daher ein Gratisbild nur mit Rahmen ab geben. Die Schönheit der Bilder wird durch unsere genau zu den selben passenden, sehr eleganten und geschmackvollen, extra breiten Rahmen erheblich gesteigert und gereichen uns be sonders die eingerahmten Bilder zur Empfehlung. Da wir die Rahmen nicht einzeln, sondern in sehr großen Partien fabrizieren und die Bilder in unserer eigenen Rahmerei einrahmen lassen, können wir solche zu außerordentlich niedrigen Preisen — die etwa 50 v. H. billiger als anderweitig sein dürften — abgeben. Um jedem Mißtrauen vorzubeugen, sind wir gern bereit, Ihnen ein Bild mit Rahmen zur Ansicht zuzusenden. Falls das selbe etwa nicht Ihren vollen Beifall finden sollte, können Sie es uns unter Nachnahme Ihrer sämtlichen Auslagen: Fracht usw. unfrankiert zurücksenden. Jedes Risiko Ihrerseits ist daher absolut ausgeschlossen. Eine von Hand angefügte Nachschrift lautet: Um Ihnen unser besonderes Entgegenkommen zu beweisen und in der Voraussetzung, daß Sie unseren Verein in Ihren Kreisen gütigst empfehlen, wollen wir Ihnen ausnahmsweise gestatten, sich ein oder zwei Bilder, auch Oelgemälde, aus dem einliegenden illustrierten Katalog nur zum Rahmenpreise zu wählen. Laut Katalog kosten die Rahmen 17 M. 50 Pf. oder 23 M. 50 Pf. Ansichtskarten von den Unglücks-Schauplätzen in Solingen. In Solingen hat kürzlich ein Wirbelsturm ungeheure Verwüstun gen angerichtet. Die Ansichtskarten-Industrie hat sich dies Naturereignis sofort zu Nutze gemacht. Welch riesigen Absatz diese Ansichtskarten mit Abbildungen von den Unglücksstätten fanden, geht daraus hervor, daß die Solinger Postkarten-Firma Barsch, die neben anderen Händlern Postkarten verkaufte, dem Hilfs-Ausschuß 250 M. für die Geschädigten überweisen konnte. Am vergangenen Sonntag wurde die Zahl der Personen, welche die Unglücksstätten besichtigten, auf etwa 60000 geschätzt. Die Firma Barsch hat an diesem Tage allein 12500 Ansichtskarten abgesetzt. Wie alle derartige Karten, konnten auch diese auf gute Ausführung keinen Anspruch machen, aber der Zweck, ein gutes Geschäft damit zu machen, wurde dennoch erreicht. —t Schaufenster-Ausstattung Beim zufälligen Durchblättern der »Papier-Zeitung« finde ich in Nr. 61 Seite 2519 den Aufsatz »Zur Schaufenster-Ausstattung«. Der Herr Einsender meint, ich nenne mein Fenster »muster- giltig«, keine Spur, nichts deutet an, daß ich darauf Anspruch mache! Die Auslage ist nur wirkungsvoll, das genügt. Sie gibt dem Dekorateur in vieler Hinsicht neue Winke. Sie erfüllt ihre Aufgabe, wird viel beachtet und sieht in Wirklichkeit gar- nicht überladen aus. Wenn der Herr Einsender aber meint, seine Beschreibung sei mustergiltig, um ein Fenster ästhetisch und künstlerisch herzustellen, so ist er auch im Irrtum. Papierhändler Probenschau Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen des Papier- und Schreibwaren-Faches, die Neues oder Bemerkenswertes bieten, kostenfrei veröffentlicht Antike Bildnisse auf Postkarten von Neue Photographische Gesellschaft A.-G. in Steglitz bei Berlin. Ueber 60 Karten mit vorzüglichen Bromsilberdrucken tragen Bilder antiker Skulpturen. Ganze Gestalten, Kniestücke und Büsten antiker Helden aus Rom und Hellas bilden in ihrer Ge samtheit eine schöne Sammlung klassischer Kunst. Die Herstellerin liefert zu der Serie einen Kasten in Buchform, der den Preis nicht erhöht. Gummier-Füllpinsel »Fortschritt« von Fortschritt, G. m. b. H., Fabrik für Patentartikel in Freiburg i. B. Eine Metallröhre von etwa 21 cm Länge und etwa 18 mm Durch messer trägt an dem vorderen konischen Ende einen Pinsel. Dieser läßt sich samt Fassung abschrauben, und dann kann der Hohlraum der Röhre mit flüssigem Klebstoff gefüllt werden. Nach Wiederbefestigung der Spitze sickert der Klebstoff durch ein kleines Loch bis zu dem Pinsel, der so lange Klebstoff abgibt, als sich ein Rest davon in der Röhre befindet. Da das Loch für den Durchtritt des Klebstoffs ziemlich klein gewählt wurde, kann man den Füllpinsel ohne Besorgnis wagerecht legen. Zum Schutz der Pinselspitze ist eine Verschlußhülse vorhanden, die während des Gebrauchs auf das rückwärtige Ende gesteckt wird. Wie sich bei Benutzung des Füllpinsels zeigte, darf der Klebstoff nicht zu dünnflüssig sein, sondern muß etwa Syrupdicke haben; dann ergeben sich im Gebrauch mannig faltige Vorzüge: der Pinsel ist selbst nach längerer Nicht benutzung sofort gebrauchsfähig, der Klebstoff trocknet im Pinsel nicht ein, übermäßiges Aufträgen des Klebstoffes ist durch den geringen Zugang verhütet, außerdem läßt sich der Füllpinsel bequem auf Reisen mitnehmen. An stelle von Klebstoff kann man ihn auch mit Signierfarbe füllen. Die Metallteile des Füllpinsels sind fein vernickelt, und außer der oben dargestellten Größe wird eine zweite größere Sorte geliefert. Zahlteller von R. Barnick, G. m. b. H. in Berlin SIV, Hollmannstr. 8. Dieser Zahlteller aus starkem Glase hat auf der Oberseite erhöhten Rand und zwei in gleicher Höhe liegende Stege, sodaß man auf jeder Stelle des Tellers das Geld mühelos ergreifen kann, und durch Umschütten des Tellers das Geld sicher in die Hand bekommt. Der durchsichtige Teller ist auf der Unterseite anscheinend mit Hilfe von Farbfolien bedruckt, dann mit einer starken Lage Strohpappe und schließlich mit rotem Filz unterlegt. Wie das uns übersandte Muster beweist, lassen sich sehr wirkungsvolle Reklamen auf diese Weise auf den Tellern anbringen, die sich nicht abnutzen, so lange der Teller nicht zerschlagen wird.