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2858 PAPIER-ZEITUNG Nr.69 2. Belehrung der Insassen (praktisch, z. B. Schneidern oder allgemein bildend), 3. Wirtschaftslehre, 4. Eigene Wäscherei usw. usw. Alle diese Einrichtungen müssen und können sich aus eige ner Einnahme erhalten. Zur Begründung eines Heimes sind erhebliche Mittel er forderlich. Woher sollen diese kommen? Es handelt sich dabei um zwei Arten von Kapital, die erste Hypothek und die andere zweite Hypothek. Für die erste Hypothek gelingt es, durch Vermittlung der Behörden das nötige Kapital, welches ja als mündelsicher anzusehen ist, zu einem Zinsfuß von höchstens 31/2 v. H. zu erhalten. Die zweite Hypothek würde im freien Verkehr gesucht werden müssen. Dafür gibt es zwei Wege: a) Hergabe von einer Seite oder b) die Auflösung derselben in viele Anteile. Bei dem ersten Wege muß vorausgesetzt werden, daß der Geber die gute Sache unterstützen will. Bei dem zweiten Wege müßte man für die Sicherheit der Anteile sorgen. Das aufzunehmende Kapital wird in keinem Fall größer sein als der Herstellungspreis des Heims, also ist für die Sicherheit in dem Heim eine Bürgschaft vorhanden. Im Hypo- theken-Geschäft ist jedoch die Beleihung bis an die Grenze des Anschaffungswertes nicht üblich. Dagegen würden Anteil scheine dadurch Abnehmer finden, daß sie sich gut verzinsen. Für die zweite Hypothek sind 41/2 v. H. Zinsen eingestellt. Das Vorderhaus, welches einen Ueberschuß bringt, ist bis jetzt ganz außer Berechnung gelassen, und man müßte den Nehmern von Anteilscheinen zusichern, daß die Ueberschüsse des Vorder hauses vor allem dazu verwendet werden müssen, die 41/2 v. H. Zinsen zu zahlen, und wenn sie dafür nicht aufgebraucht werden, soll aus ihnen der Zinsfuß bis zu 5 v. H. erhöht werden. Es ist nicht möglich, zu sagen, ob die Anteilscheine gleich guten Absatz finden werden. Wenn aber erst ein Heim auf dieser Grundlage gebaut ist und sich bewährt hat, dann werden doch für diese Anteilscheine leicht Käufer zu haben sein, da mit Sicherheit ausgestattete Papiere bei einer Verzinsung von 4’/, bis 5 v. H. schon heute zu den Seltenheiten gehören und wahrscheinlich in späteren Jahren noch seltener sein werden. Die Errichtung einer größeren Anzahl dieser Heime müßte dann wohl in eine gesellschaftliche Form gebracht werden, um die Geldbeschaffung leichter zu gestalten. Verf. (Kommerzienrat Max Krause in Berlin S 42) beschäftigt sich damit, seine vor stehend ausgeführten Gedanken ins Leben überzuführen. Rembrandt-Mappen Das jüngst stattgefundene Fest der joo. Wiederkehr des Geburtstages des großen Niederländers hat auch dem Buch druck Gelegenheit gegeben, sich zu betätigen. Von den vielen Publikationen, die aus Anlaß der Feier erschienen, zeichnet sich besonders die des Kunstwart-Verlages aus, welche als Meisterleistung des Druckes die Aufmerksamkeit des Buchdruckers verdient. In zwei in Mappenform grauem steifem Papier sind deutendsten Werke Rembran« »Bildnis_eines Greises«: Gemälde von Rembrandt halten, daß man glaubt, d sehen — trotzdem es nur gehaltenen Umschlägen aus eine gute Auswahl der be t’s enthalten, die mittels fein- netziger Autotypie verviel fältigt sind. Die Autotypien sind aus den Kunstanstalten von Rämmler & Jonas, Dresden, und Meisenbach, Riffarth & Co., Berlin, hervorgegangen. Man muß hier bewundern, wie mit Zuhilfenahme von Tonplatten und Benutzung der Farbe des Kartons, auf dem die Bilder gedruckt wurden, die prächtigsten malerischen Wirkungen herausgearbei tet sind — die noch Er höhung finden, indem in der zweiten Mappe bei mehreren landschaftlichen Motiven die Schattenpartien mit einer feinen Lackschicht versehen wurden. Die ein zelnen Bilder haben eine Tiefe und Leuchtkraft er- : alten Gemälde vor sich zu einfache Schwarzdrucke der Schnellpresse sind. Da, je nach der Stimmung und dem Gegenstand, die Farbe der Tonplatte und des Kartons verschieden ist, so entstand auch hierdurch eine angenehme Abwechslung. Je der Mappe ist eine kurz gefaßte Be schreibung ihres Inhalts beigegeben, die in Antiqua auf kräftigem ge töntem Papier ge druckt ist. Dem Buch drucker kann das Studium dieser Mappen nur em pfohlen werden. Blätter, wie z. B.: »Die Mühle« (1650) — »Ruhe auf der »Die drei Bäume« Gemälde von Rembrandt Flucht« — »Christus erscheint Magdalena« — das »Brust bild aus den Vorstehern der Tuchmacherzunft« — und die geradezu grandios wirkende »Landschaft« von 1638 (mit ihren mächtigen dunklen Wolkenmassen, schweren Schatten partien und grell aufleuchtenden Lich tern lebhaft an ähn liche Böcklin’sche Motive erinnernd) sind Kabinettstücke des Buchdrucks, die als Kunstblätter oder Wandschmuck sich mit dem Besten messen können. Ohne Zweifel hat bei verschiedenen Bil dern der zweiten Mappe der Doppel druck von einem Klischee gute Dienste getan — d. h. man druckte Schwarz- und Tonplatte von demselben Druckstock, indem man bei letzterer die Druckform um eine kaum wahr zunehmende Kleinigkeit seitlich verschob, dadurch er zielend, daß das Netz beider Bilder im Druck sich nicht deckt, sondern, ähnlich wie bei der Duplex-Autotypie, sich ergänzt und so größere Deckkraft und Farbenreichtum in das Bild bringt. Es sind also hier mit den einfachsten Mitteln die schönsten Druckwirkungen erzielt worden, die man ungescheut mit den besseren Leistungen des Tief drucks vergleichen kann, die sie hier auch in der Tat ersetzen helfen. »Anatomie« Gemälde von Rembrandt Ein gut gelungener Dreifarbendruck, »Bildnis eines Greises«, ist der zweiten Mappe beigegeben, und wir be kommen hier, soweit das von der Reproduktionstechnik zu verlangen ist, einen annähernden Begriff von den Halb dunkeltönen mit ihrer, diesem Meister eigenen zauberischen Leuchtkraft und Wärme, eines Kolorits, das nun schon seit 300 Jahren die Künstler begeisterte und heute noch un gezählte Verehrer und Nachahmer findet. Den Radierungen Rembrandt’s werden einige Lichtdruckblätter von Rämmler & Jonas, Dresden, gerecht. Auch mittels Zinkographie und Autotypie sind hier Radierungen wiedergegeben. Ein ganz eigenartiges und seltenes Kunstblatt ist das der Sammlung beigefügte Bild »Alte Dame«, der Abdruck eines Holzschnittes von dem genialen Künstler Chr. Baude, Paris, dessen künst lerisch vollendete und vertiefte Holzschnitt-Reproduktionen nach alten Meistern wie Hals, van Dyk, Rembrandt usw. in Kunstkreisen bekannt sind. Buchdrucker und Graphiker werden also in den Rem brandt-Mappen nur Vollendetes finden. Hoffentlich weiß das Publikum das hier Gebotene zu schätzen! Die vor stehenden Abbildungen sind starke Verkleinerungen nach den Abdrücken der Mappen, die eine Papiergröße von 28 X 38 cm haben. Mr.