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Fortschritte gemacht. Es gibt drei Fabrikationsstätten da für: die Fürst von Donnersmarckschen Kunstseide- und Acetatwerke in Sydowsaue bei Stettin, die Farbwerke vor mals F. Bayer & Co. in Elberfeld und die Anlage des Chemikers A. D. Little in Boston, der mit den Chemikern Walker und Mork verbündet ist. Eine Hauptverwendung dieses Erzeugnisses ist das Einhüllen feiner Kupferdrähte mittels eines 2 mm dicken Ueberstriches von Zellstoffacetat. Andere wichtige Verwendungen werden möglich sein, wenn sich die Herstellungskosten des Acetats vermindern. Ausführliches bringen die Verf. über Verwendungen von Viskose. 1. Zum Leimen von Papier und Pappe. Viskose, als Leimstoff dem Holländer zugesetzt, erteilt dem Papier große Festigkeit und Zähigkeit, Wasserdichtigkeit, ermöglicht hohe Glätte und Verarbeitung der Rohstoffe mit geringerer Mahl arbeit. Viskoseleim hilft derart die Farben auf den Papier fasern befestigen, daß manche Farbstoffe bei Viskose leimung am Licht weniger leicht verblassen als bei anderer Leimung. Infolge der Widerstarrdsfähigkeit mit Viskose ge leimter Papiere gegen Wasser und kochende Lösungsmittel können solche Papiere wie Gewebe, in heißer Farblösung durch Tauchen gefärbt und wie Kaliko bedruckt werden. Dies geschieht auch in steigendem Maße. Derart gefärbte, bedruckte, geprägte oder in anderer Weise verzierte Papiere werden jetzt in besonderen Fabriken hergestellt und dürften bald für manche Verwendungszwecke an die Stelle von Ge weben treten. 2. In der Textilindustrie. Die Verwendung von Viskose als Verdickungsmittel beim Färben, Bedrucken und Appre tieren von pflanzlichen Geweben hat sich sehr langsam entwickelt. Einige besondere Wirkungen lassen sich durch Viskose erzielen, zum Beispiel die Befestigung licht beständiger Pigmente auf Kaliko, das Versehen von Baum wollwaren mit glänzender Appretur und von Waren aus ungebleichtem Leinen und Flachs mit einer Art gekräuselter Oberfläche, und diese Verwendungen wurden auch stetig entwickelt. Neuerdings wird auch eine schwarze glänzende Appretur mittels Viskose hergestellt. Die wichtigsten Ver wendungen sind aber folgende: 1. Als Ueberzug auf Ge weben, wobei der Zellstoff ein ununterbrochenes Häutchen (film) bildet. Solche Appreturen eignen sich für Buch binderleinen und für Fenstergardinen. Sie erhöhen Dicke und Gewicht der Gewebe bedeutend (um 20 bis 50 v. H.), und da der zugefügte Stoff Zellstoff ist, also selbst Festig keit besitzt, so ist solche Appretur bedeutend wertvoller als die mittels Stärke, Leim oder anderer Füllstoffe her gestellte. 2. Als Ueberzug auf Garnen. Garne aus Baum wolle und Leinen erhalten einen Ueberstrich aus Viskose, welcher flüssig aufgetragen und an Ort und Stelle durch mechanische Vorrichtung zum Gerinnen gebracht wird. Das Garn wird dann appretiert und getrocknet. Es zeigt den Glanz, die Zähigkeit und Biegsamkeit amorphen Zell stoffs. Der Zellstoffzusatz kann bis aufs Dreifache des ur sprünglichen Garngewichts steigen, und infolgedessen ist das Garn so eingehüllt, daß seine Gegenwart nur bei genauer Prüfung erkannt wird. Solche Erzeugnisse sehen wie Roßhaar aus, nur daß sie beliebig lang sind und höheren Glanz aufweisen. Verwebt man solche Garne zu Geweben, so erhält man Waren von außergewöhnlicher Steifheit, die jedoch weichen Griff und seidenen Glanz besitzen. Diese Erzeugnisse erobern sich auf dem europäischen Festlande einen guten Markt. Sie werden nur von den Patentinhabern in den Handel gebracht, diese sind: in Frankreich die Socit Franaise de la Viscose, welche diese Erzeugnisse zuerst hervorgebracht hat, und in Deutschland die Fürstlich Donnersmarckschen Kunstseide- und Acetatwerke. 3. Häutchen aus Zellstoff (films). In den oben be schriebenen Verwendungen bildet der zugeführte Zellstoff ein Häutchen oder einen ununterbrochenen Ueberzug. Viele große Schwierigkeiten hinderten die Herstellung von Häut chen aus Viskose, die, ohne von Geweben unterstützt zu werden, für sich allein endlos und in großer Breite erzeugt werden sollten. Jetzt wird jedoch reiner Zellstoff in Form eines Häutchens gewerblich erzeugt: a) als Rohr für den Zweck der Dialyse (Osmose), b) als Kapseln zum Siegeln von Flaschen, welche Chemikalien oder Heilmittel enthalten. Die unter a genannten Rohre werden zum Beispiel in den Pasteur-Instituten verwandt. Aus Viskose gewonnener Zell stoff hat sich für diesen Zweck sehr gut bewährt. Seine Hauptvorzüge als Osmose-Stoff sind, daß er keinen Stick stoff enthält und sehr widerstandsfähig gegen Alkalien ist. Gegenüber Pergamentpapier hat er den Vorteil, daß er durchweg gleichmäßiger in der Masse ist, und daß darin keine dünnen Stellen oder Löcher vorkommen. Schluß folgt Saugpapier Fortsetzung zu Nr. 68 3. Filtrierpapier Das Haupterfordernis guten Filtrierpapiers ist dessen Scheidungsfähigkeit, doch diese muß mit genügender Durch lässigkeit, Festigkeit und Reinheit gepaart gehen. Diese Eigenschaften bedeuten einen gewissen Gegensatz, indem die Scheidungsfähigkeit feine Fasern und festes Gefüge be dingt, während man gröbere, locker gefügte Fasern ver wenden muß, damit das Papier durchlässig wird. Für den Fabrikanten, welcher Filtrierpapier herstellen will, handelt es sich darum, daß er die erforderlichen Rohstoffe in Hin sicht auf den Gebrauchszweck des Papiers in richtiger Weise auswählt und verarbeitet. Wo es mehr auf Durchlässigkeit ankommt, nimmt man Wolle, mit andern Faserarten nach Bedürfnis gemischt, als Rohstoff. Für höchste Scheidungsfähigkeit dienen Leinen und Baumwolle, welche sorgfältiger Reinigung und Mahlung unterworfen werden. Man läßt das Papier in nassem Zustande ausfrieren, damit es festes Fasergefüge erhält. Das in den Fasern befindliche Wasser dehnt sich beim Frieren aus, und da die Fasern dieser Dehnung nicht so plötzlich folgen können, platzen sie stellenweise, und das Gefüge des Faser filzes lockert sich dadurch. Für feinste Filtrierpapiere muß der aus reinem Zellstoff (in chemischem Sinne) bestehende Rohstoff mit weichem, chemisch möglichst reinem Wasser ausgewaschen und verarbeitet werden, denn diese Filtrier papiere dürfen nur etwa 1/100 v. H. Asche enthalten. Solche Papiere werden sehr gut bezahlt, aber nur in geringen Mengen, meist für chemische Untersuchungen, gebraucht. 3a. Filtermasse Große Mengen Filtrierstoff werden in Brauereien, Brennereien und anderen mit Flüssigkeiten arbeitenden Fabriken gebraucht, und man benutzt dazu Halbstoff und Papier verschiedener Art. Zu den Halbstoffiltern nimmt man meistens Baumwolle, manchmal auch Nadelholzzellstoff. Man bildet daraus Filter, indem man den Stoff in passende Gestelle bringt, die seitlich gut abgedichtet und meistens mit Metalltuch überzogen sind, welches den lose ein geschichteten Faserstoff zurückhält. Filtermasse wird oft mehrmals benutzt, wobei man sie vor jedem neuen Ge brauch auswäscht. 3b. Gekrepptes Filtrierpapier Filtrierpapier wird meistens in runden Blättern ver langt, die man in trichterförmige Gefäße legt, wobei sich das befeuchtete Papier an die Wände des Trichters schmiegt. Beim Filtrieren von Flüssigkeiten verstopfen sich zuerst die unteren, schmalen Flächen des Filters durch die zurück gehaltenen festen Stoffe, allmählich wird das ganze Filter unwirksam. Dies wird vermieden, wenn man gekrepptes Filtrierpapier benutzt, wovon ich seinerzeit bedeutende Mengen herstellte. Durch die Rippen des gekreppten Papiers wird zunächst die wirksame Fläche des Filters um 30 bis 60 v. H. vergrößert. Dann werden zwischen Papier und Trichter eine Menge Kanäle gebildet, welche der filtrierten Flüssigkeit leichten Abfluß gestatten. Hierdurch werden die Filter bedeutend wirksamer. Es ist nicht er forderlich, daß dazu sehr dickes oder außerordentlich poröses Papier genommen wird, vielmehr kann solches Papier aus feineren und enger aneinander geschlossenen Fasern bestehen, was sowohl der Scheidungsfähigkeit als auch der Festigkeit desselben zugute kommt. Besonders in England und in Amerika benutzt man große Mengen gekreppten Filtrierpapiers, dessen Herstellung keine besonderen Schwierigkeiten Bietet. Man benutzt dazu als Rohstoff ungekochte Baumwolle, die kein Oel, Fett usw. enthalten darf. Man kann sogar leichtgefärbte Baumwolle, mit geringer Menge Halbwolle gemischt, benutzen, doch darf sich die Farbe der Stoffe beim Filtrieren nicht lösen. Man darf z. B. nicht zuviel