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Nr . 68 PAPIER-ZEITUNG 2803 Rieseler für ganz überflüssig; mit dem Regenfall wird für jedes Wasser dasselbe erreicht. Bild 2 zeigt eine Enteisenungs-Anlage mit der geänderten Reihenfolge, eine kleine Turmanlage im Königreich Sachsen. Ueber dem Hochbehälter befindet sich die Lüftungsbrause, in der Falleitung sind unten die Filter aufgestellt. Das Wasser wird oben durchlüftet, in dem Hochbehälter wird das Eisen ausgeschieden und an der Stelle, wo das Wasser zum Verbrauch abfließt, wird es gefiltert. Bild 3 zeigt den Wasserturm der Eisenbahnstation Dirschau. Unten liegt das Pumpwerk, oben in der Dachkonstruktion die ringförmige Brauseanlage mit einem Arbeitssteg zur Bedienung; das Wasser fällt in den Hochbehälter, die geschlossenen Filter stehen im Zwischenstock. Bild 4 zeigt den Turm des Wasserwerkes der Stadt Ragnit in Ostpreußen. Oben liegt die Lüftungsanlage, im Zwischenstock die Filteranlage; durch eine Treppe sind alle Teile bequem zugänglich. Diese drei Anlagen sind ausgeführt und seit mehreren Jahren im Betrieb. Bild 5 zeigt einen Entwurf, der noch in diesem Jahre aus geführt werden soll; es ist eine größere Anlage mit einem Be hälter von 800 cbm. Zur Bedienung der Brause dient eine Galerie, unten stehen das Pumpwerk, elektrisch angetriebene Pumpen, in den Zwischstöcken die Filter, die je nach Bedarf vermehrt werden können. Außer dem schon erwähnten Vorzug der einmaligen Hebung des Wassers bieten diese Anlagen noch folgende Vorteile: zu nächst die Gedrängtheit der ganzen Anlage, der geringe Bedarf an überbauten Räumen; das ganze Wasserwerk ist in dem Turm vereinigt, trotzdem sind alle Teile leicht und bequem zugänglich. In dem großen Raume des Hochbehälters hat das Wasser reich lich Zeit zur Oxydation des Eisens, die Eisenflocken bilden sich in vollkommenster Weise aus, was sehr wichtig ist, weil dadurch die Filtration sehr befördert und erleichtert wird. Die Filter können in ihrer Leistung dem Stundenverbrauch entsprechend eingerichtet werden; wenn die Filter dagegen an die Pumpen angefügt sind, so müssen sie der Stundenleistung der Pumpen entsprechen. Da die Pumpen bei Wasserwerken in der Regel 10 bis 12 Stunden im Betriebe sind, der Verbrauch sich aber auf 24 Stunden verteilt, so wird die durchschnittliche Inanspruch nahme der Filter geringer, wenn sie hinter dem Hochbehälter liegen, als wenn sie davor liegen. Ein letzter Vorzug ist endlich hygienischer Art und besteht darin, daß eine Wiederverun reinigung des schon gereinigten Wassers ausgeschlossen ist, da die Filtration erst unmittelbar vor der Abgabe des Wassers an das Verbrauchsgebiet stattfindet; von einem offenen Behälter kann man das nicht sagen. Der an den Vortrag sich schließenden Besprechung entnehmen wir folgendes: Auf eine Anfrage, aus welchem Material die Filter bestehen, ob die gewöhnlichen Kiesfilter genügen oder ob besondere Ma terialien notwendig sind, um die nötige Filterfläche herzustellen, antwortet Herr Oesten: Ich verwende nur Kiesfilter in einer Schicht von 30 cm, die nur aus einem Korn Kies besteht. Das Korn ist verschieden je nach den Ansprüchen, denen das Filter genügen soll; in der Regel ist es Graupenkies. Je stärker der Eisengehalt, desto gröber kann in der Regel der Kies sein; je geringer der Eisengehalt und je mehr das Eisen gebunden ist, desto schwächer muß man das Korn wählen; aber es wird nur ein Kies von ein und demselben Korn verwendet. Herr Fehrmann fragt an, in welcher Weise .die Düsen rein gehalten werden; nach seinen Erfahrungen setzen sich die Düsen, aus denen das Wasser herunterläuft, in ganz kurzer Zeit zu, da das Wasser bereits auf dem Wege durch die Pumpen infolge Undichtigkeiten der Saugleitung etwas Luft aufnimmt, das sich ausscheidende Eisenoxyd setzt dann die kleinen Brauseöffnungen zu. Die Folge ist, daß der Gegendruck auf die Pumpen sehr steigt. Man ist gezwungen, entweder die Düsenköpfe abzu schrauben oder andere Vorrichtungen anzubringen, z. B. das Wasser über Steine rieseln zu lassen, sodaß es fein verteilt mit der Luft in Berührung kommt; diese Schwierigkeit hat sich im Betriebe bei Wasser, das 2 bis 3 mg Eisen im Liter enthält, ergeben. Herr Oesten: Ich habe solche Erfahrung noch nicht gemacht. An den Brausen bildet sich allerdings etwas Eisenoxyd, denn sobald der Betrieb unterbrochen wird, füllt sich die Brause mit Luft, und in dem Rest Wasser, der darin ist, schlägt sich Eisen nieder. Aber es dauert acht Tage, mitunter mehrere Wochen, bis soviel Eisen vorhanden ist, um die Brausen wirklich zu verstopfen. Dann müssen sie allerdings gereinigt werden; dazu schraubt man die Deckel los, was leicht zu bewirken ist, und spült sie mit Wasser ab. Ehrung. Die Gemeinde Hausmanning bei Amstetten in Niederösterreich hat, wie die »Oesterr. Volksztg.« mitteilt, den Großindustriellen, Papierfabrikbesitzer Herrn Karl Ellissen zum Ehrenbürger ernannt. Saugpapier Fortsetzung zu Nr. 65 2. Pergament-Rohstoff Große Mengen Saugpapier werden zur Herstellung von vegetabilischem Pergament gebraucht. Der Faserstoff hierzu bedarf energischerer Behandlung als solcher für Lösch papier. Während bei diesem die Fasern möglichst unver letzt sein sollen, müssen bei Pergament-Rohstoff die Fasern durch Kochen, Bleichen und Mahlen mehr aufgerauht und feiner zerteilt werden, doch darf dabei auf keinen Fall Zell stoffschleim entstehen, denn dieser verhindert nicht nur das Eindringen der Säuren, sondern er wird auch durch letztere in eine Art Hydrozellstoff von staubartiger Form übergeführt, geht beim Abwaschen des Pergaments zum Teil verloren und vermindert zudem die Festigkeit der Ware, wenn er daran haften bleibt. Zur Herstellung von Pergament-Rohstoff dient gewöhn lich farbige Baumwolle der billigsten Art, und man ver wandelt sie durch Kochen, Auswaschen Mahlen und Bleichen in mehr oder weniger reinen und weißen Halb stoff. Man trägt die Hadern in gewöhnlicher Weise ein, nicht schwach wie bei Löschpapier, und man mahlt sie auch in gleicher Weise als ob sie für Schreib- oder Druck papier dienen sollten. In manchen Fällen wird auf schöne weiße Farbe des Pergament-Rohpapiers besonderer Wert gelegt, weil solcher Stoff beim Pergamentieren geringerer Mengen Säure be darf und ein Pergament ergibt, welches wegen seiner Zähigkeit, Geschmeidigkeit, einheitlichen Durchsicht und hübschen Farbe gegenüber den aus weniger weißen und reinen Rohstoffen erzeugten Sorten höheren Verkaufswert besitzt. Der Fabrikant von Pergament-Rohstoff muß deshalb seine farbigen Baumwollhadern auch nach den Farbstoffen, mit welchen sie versehen sind, sortieren. Für feinste Sorten Pergament-Rohstoff nimmt man weiße Baumwolle, die mit 5—8 v. H. gewöhnlicher Soda gekocht und mit 2—3 v. H. Chlorkalk gebleicht wird. Meist wird aber hell bunter Kattun genommen mit 12—15 v. H. Aetzkalk ge kocht und mit 3—5 v. H. Chlorkalk gebleicht, wodurch man hellweißen Halbstoff erhält. Dunkelfarbige Kattunlumpen werden in einigen Fabriken, die große Mengen Pergament- Rohstoff herstellen, mit 15—20 v. H. Aetzkalk 7—8 Stunden lang bei etwa 4 Atm. Dampfdruck gekocht, dann aus gewaschen, in Halbstoff verwandelt und über eine Ent wässerungsmaschine geführt. Der ausgepreßte Stoff wird mit Chlorgas gebleicht, ausgewaschen und leicht mit Chlor kalklösung nachgebleicht. Man erhält auf diese Weise auch aus dunkelfarbigen Baumwollhadern blendend weißen Stoff, welcher vorzügliches Pergamentpapier ergibt. Bei dieser Behandlung müssen aber die mit eisenhaltigen Stoffen ge färbten Hadern ausgeschieden werden, denn diese bewirken oft, daß der Stoff in der Chlorkalkbleiche gelb wird. Beim Ganzmahlen müssen Eintragung und Mahlung nach der Dicke des herzustellenden Papiers eingerichtet werden. Als Regel gilt für Papier über 80 g/qm eine Ein tragung von 3—4 v. H., für 50—80 g/qm eine solche von 4—6 v. H. und für dünnere Sorten 6—10 v. H. Hierbei ist der Stoff in jedem Falle möglichst langfaserig zu halten, doch darf dadurch die gleichmäßige, geschlossene Durch sicht des Papiers nicht wesentlich beeinflußt werden. Pergament-Rohstoff unter 50 g/qm wird gewöhnlich mit einem Zusatz von 20—25 v. H. Leinen gearbeitet. Einige Fabriken verwenden als Zusatz auch gut durchgebleichten Natronzellstoff aus Nadelholz. Manchmal werden diese Mischungen mit bestem Erfolge auch für dickere Sorten ge nommen, doch dann muß jeder Stoff für sich die passende Mahlung erfahren, und man mischt die Stoffe im Misch holländer oder in den Zeugbütten. In jedem Falle ist beim Ganzmahlen Schleimbildung nach Möglichkeit zu verhindern, und der Stoff soll, der Dicke des Papiers entsprechend, stets möglichst rösch gehalten werden, man muß folglich mit entsprechend scharfem Geschirr arbeiten. Das Papier muß seiner Dicke gemäß porös sein, darf aber keine Löcher enthalten, die sich beim Pergamentieren nicht schließen können. Vor allem sind deshalb Sand-