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Nr. 67 PAPIER-ZEITUNG 2769 Unterlage — am besten auf dem Fundament — geschehen, da sonst auf weicher Unterlage nicht die Stelle allein, son dern ein runder Buckel aus der Platte herausgetrieben würde. Sollte sich beim Druck trotz aller Vorsicht ein Körnchen Sand unter der Platte befinden, was sich bald durch eine Erhöhung zeigt, so schlägt man dieses am besten zurück, indem man ein Stückchen Zink auf die Erhöhung legt und nun durch leichte Hammerschläge den Buckel zurücktreibt, wobei sich der darunter befindliche Schmutz zerteilt. Die Platte wird vorn am Greifer in die Einspannleiste geschoben, hinten in die Höhe gehoben, und man läßt sie dann von einem Hilfsarbeiter halten oder stellt eine Leiste unter die Platte, damit die vordere Kante richtig und tief genug in die Spannleiste eingeführt wird, sodaß die Kantenbiegung der Platte genau auf die Biegung des Fundaments zu liegen kommt; dann werden die Schrauben von der Mitte nach außen zu angezogen unter gleichzeitigem Druck der linken freien Hand auf die Platte. Wenn die Schrauben in umgekehrter Richtung, von außen angefangen nach der Mitte zu angezogen werden, so steigt die Platte gewöhnlich in der Mitte etwas in die Höhe und bildet eine Beule, welche oft nicht beachtet oder auch bei einer starken Platte nicht gesehen wird. Wenn die Walzen dann beim Druck über dieselbe rollen, können sie die Platte nichtherunterdrücken und tragen an den Kanten wenig oder gar keine Farbe auf. Denkt, der Drucker dann: »Das wird sich schon ein richten«, und läßt weiter drucken, so dauert es garnicht lange, dann haben Wasser und Walzen die Zeichnung an gegriffen oder zerstört, und bevor sich wirklich die Platte in die richtige Lage gedrückt hat, ist sie schon verdorben und muß wieder ausgerichtet werden. Wie beim Stein, muß das Fundament mit Lineal und Wasserwage genau eingerichtet werden, auch hüte man sich vor allzu großem Ausspannen der neu eingerichteten Zinkplatte, vielmehr gehe man da sehr langsam vor, drehe die Ausspannschrauben nur so weit, daß die Platte gerade plan liegt, lasse den Zylinder einige Male darübergehen und spanne dieselbe so nach und nach beim Gang der Maschine ganz fest aus. Hat man in angegebener Weise richtig verfahren, und sitzt die Platte gut auf — wovon man sich durch leichtes Klopfen mit den Fingern überzeugen kann — so wird sie ausgewaschen. Man wäscht den alten dicken Gummi ab, macht trocken und gummiert ganz dünn neu, und wäscht auf dem Gummi mit etwas Litofine aus, jedoch soll letztere nicht zu dick sein, was ja durch Nachspritzen von Ter pentin, aber ohne Wasser, leicht bewerkstelligt werden kann. Mit trockenem sauberem Lappen wird nachgewischt, bis nur ein ganz feiner dünner Hauch auf der gummierten Platte zurückbleibt; so kann die Platte ohne Schaden tage lang stehen bleiben. Man arbeitet am besten nur mit reiner Firnis-Farbe und reinem Wischzeug ohne jeden Zusatz. Die ganze Ge heimmittelkrämerei, die bei den meisten Druckern gang und gäbe ist, lasse man fort, denn natürliche Ursachen haben natürliche Wirkungen. Alle Farben mache man immer möglichst geschmeidig und kurz zurecht, dann hat man den doppelten Vorteil, daß man weniger Farbe braucht, und die Zeichnung scharf und offen bleibt, während sich große Flächen gut füllen und decken. Durch sehr sparsamen Farbenauftrag wird das Tonen und Schmutzen der Platten, das ja auch beim Stein vorkommt, vermieden. Zu zähe und zu feste Farbe gibt dem Bilde stets unruhiges Aussehen, und die Flächen sind nicht voll gedeckt. Man verarbeite nur Firnisse, die sich für Zinkdruck eignen und sehr wenig zum Ansetzen von Schmutz neigen. Sie dürfen nur aus reinem gekochtem Leinöl bestehen, ohne Zusatz von Harzölen, Kolofonium usw., was im Zweifels falle durch chemische Untersuchung festzustellen ist. Beim Einkauf von Farben sehe man nicht auf Billig keit, denn in Wirklichkeit stellen sich billige Farben teurer als besser bezahlte Farben, weil durch künstliche Belastung ihre Ausgiebigkeit sehr beeinträchtigt wird, und häufigeres Reinigen der Walzen stört die rasche Erledigung der Arbeit. Wenn sich bei großen, schweren Tonplatten die Zeich nung nicht ganz klar abhebt oder Schmutz ansetzt, so ist dem leicht durch einen 3—10 prozentigen Zusatz von Keratin von Julius Wezel, Leipzig-R, Heinrichstraße 47/49, abzuhelfen. Dies ist ein Druckextrakt, welcher der Farbe eine ge wisse Festigkeit gibt. Ich habe ihn viel gebraucht, was bei seiner Billigkeit nicht beanstandet wurde und bin stets gut dabei gefahren; jedoch ist auch hier wie überall ein Zu viel zu vermeiden, da sich sonst die Farbe nicht besser, sondern schwieriger druckt. Keratin wird in 3 Arten in den Handel gebracht und zwar Keratin-Matt, Keratin-Glanz und Keratin-Sikkativ. Je nach Art der Arbeit muß man auch den Zusatz wählen. Bei Keratinzusatz ist das Beimischen von Mischweiß, Mag nesia oder Bologneserkreide zu unterlassen, und würde die Arbeit nur erschweren; Zusammenkleben oder Abliegen ist nicht zu befürchten, jedoch ist Petroleum möglichst, zu ver meiden, da dieses die Wirkung von Keratin abschwächt oder ganz aufhebt und Keratin zersetzt. Deutscher Buchdrucker-Verein Die Zwangsinnung der Buchdrucker in Leipzig hat sich am 2. August aufgelöst, weil sie den größeren Druckerei firmen die Mitarbeit an den fachlichen Angelegenheiten er schwerte (vergl. Nr. 63 S. 2602). Eine dort abgehaltene Versammlung von Buchdruckereibesitzern beschloß dieser Tage, anstelle der aufgelösten Zwangsinnung einen Bezirks verein im deutschen Buchdrucker-Verein zu gründen. Die neue Vereinigung, der sich alle selbständigen Buchdrucker ohne Rücksicht auf den Umfang ihres Geschäftsbetriebes anschließen können, hat alle von der Innung geschaffenen Einrichtungen, insbesondere die sich eines hohen Ansehens erfreuende Buchdrucker-Lehranstalt übernommen. In den Kreisen der Buchdruckereibesitzer verspricht man sich von der Neuorganisation viel Ersprießliches, vor allem auch in der Erzielung gleichmäßiger Druckpreise. Aus den Typographischen Gesellschaften Altenburg. Die Graphische Vereinigung befaßte sich in ihrer am 8. August abgehaltenen Sitzung mit der vom V. d. T. G. ein gelaufenen Rundsendung Nr. 21, welche auf 19 Tafeln Diplom- Entwürje enthielt, die von den Mitgliedern der Typographischen Gesellschaft zu Hamburg angefertigt waren. Bekanntlich stellt die Drucklegung eines Diploms an den Geschmack des Setzers größere Anforderungen als jede andere Drucksache. Schon aus diesem Grunde bildeten die vorliegenden Arbeiten wertvolles Anschauungsmaterial, das nicht nur für den jüngeren Fach genossen, sondern auch für den vorgeschrittenen Akzidenzsetzer überaus lehrreich ist. Es wäre wünschenswert, daß alle an den Verband angeschlossenen Typographischen Gesellschaften ihre Kursus- und Wettbewerb-Arbeiten der Allgemeinheit zugänglich machten. Durch ein Mitglied wurden Akzidenzdrucksachen aus Sao Paido (Brasilien) der Versammlung unterbreitet. Die meisten Arbeiten lehnen sich an deutsche Vorbilder an, und die Frei manier überwiegt. Zum Schluß wurde die Bewertung unserer Johannisfestkarten-Entwür/e durch die Typographische Gesellschaft Mannheim-Ludwigshafen bekannt gegeben. Die ausgesetzten Preise erhielten H. Wunderlich (I. Preis), A. M. Watzulik (II. Preis) und A. Scholz (III. Preis). Ferner wurde den Ar beiten von J. Benndorf eine ehrende Anerkennung zuteil. Die Preisrichter sprachen sich in ihrer ausführlichen Kritik recht anerkennend über das Ergebnis des Wettbewerbs aus und hoben besonders die saubere Durcharbeitung der meisten Entwürfe hervor. Die Erledigung innerer Vereinsangelegenheiten bildete den Schluß der gut besuchten Sitzung. A — z. Hamburg. Typographische Gesellschaft. Durch besonderes. Entgegenkommen der Direktion des Kunstgewerbehauses Ham burg (C. Hulbe) war den Mitgliedern Ende Juli Gelegenheit ge boten, die kunstgewerblichen Sammlungen des Kunstgewerbehauses Hamburg zu besichtigen. Das Lehrreichste war die Buchbinde kunst-Ausstellung des Mitteldeutschen Kunstgewerbe-Vereins, deren künstlerische Einbände allseitige Bewunderung erregten. Außerdem waren ausgestellt: Rundsgaden-Aquarelle, Stiche alter und neuerer Meister, Arbeiten bekannter Graphiker und eine mustergiltige Sammlung schöner Lederbände der buchgewerb- lichen Anstalt des Kunstgewerbehauses. Zu dieser Besichtigung war die Typographische Gesellschaft Lübeck auf ihren eigenen Wunsch eingeladen worden, sagte jedoch im letzten Augenblick ab. — Die Vereinstätigkeit der hamburgischen Gesellschaft be ginnt am 5. September. Das Programm für das Winterhalbjahr ist sehr reichhaltig, m.