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DAPIER-VERARBEITUNG ÜBuchgewerbe^ö Friedensschluß im Steindruckgewerbe Barmen, 16. August 1906 Mit den Abschlußverhandlungen zwischen dem Schutz» verband Deutscher Steindruckereibesitzer und dem Senefelder- Bund beschäftigte sich eine öffentliche Versammlung der Litho graphen und Steindrucker in Barmen, welche am 15. August im Hotel Hegelich stattfand und überaus stark besucht war. Wer da annahm, daß diese Versammlung nichts weiter bedeutete, als den kürzlich in Berlin zwischen beiden Parteien geschaffenen Frieden örtlich anzuerkennen und allen Zwist und Hader zu be graben, war im Irrtum. Von allen Versammlungen, welche in Barmen während der über 10 Wochen dauernden Aussperrung stattgefunden haben, war diese letzte die stürmischste. Der Vorsitzende vom Ortsausschuß des Senefelder-Bundes gab in der Versammlung zunächst bekannt, daß er gemeinschaft lich mit einem Kollegen die Barmer Firmen der Reihe nach be sucht habe, um mit den Firmeninhabern über die Wieder einstellung der Ausgesperrten Rücksprache zu nehmen. Man sei ihnen auch meist in der gewünschten Weise entgegen gekommen, nur die Firmen Hyll & Klein und Gebr. Schlegtendal konnten sich nicht dazu verstehen, mit ihnen in Unterhand lungen näher einzutreten. Der Mitinhaber der Firma Hyll & Klein, Herr Wilh. Hyll, habe sogar seine Bedenken über einen Mindestlohn, wie solcher in den in Berlin getroffenen Verein barungen festgelegt sei, unverhohlen ausgesprochen. Die Ge hilfenvertreter hätten in der reservierten Haltung der genannten beiden Firmen eine Umgehung der getroffenen und von den Vorständen beider Körperschaften anerkannten Vereinbarungen erblickt und den Vorsitzenden des Senefelder-Bundes, Herrn Sillier in Berlin, telegraphisch davon in Kenntnis gesetzt. Leider müsse dieses Telegramm verstümmelt nach Berlin ge kommen sein, denn die daraufhin vom Senefelder-Bund in Berlin eingelaufene Drahtanwort, daß bei der Firma Hyll & Klein vorläufig niemand anfangen solle usw., stände in keinem logischen Zusammenhänge mit dem an den Senefelder-Bund ge richteten Telegramm. Von den anwesenden Prinzipalen ergriff hierauf Herr Wilh. Hyll, Mitinhaber der Firma Hyll & Klein, das Wort. Er führte u. a. aus, daß er die beiden Herren vom Lohnausschuß empfangen habe. Als man an ihn die Frage gerichtet habe, wer denn nun von seinen Leuten morgen wieder anfangen könne, habe er rund erklärt: »Das geht Sie nichts an.« Herr Hyll begründete seine ablehnende Haltung damit, daß er in zwei Vertrauensmännern des Senefelder-Bundes allein keinen Ausschuß erblicken könne, mit dem er nach den getroffenen Vereinbarungen nötig hätte, in Verhandlungen einzugehen. Man solle doch zunächst erst einen Ausschuß bilden, in welchem auch die Prinzipale ver treten wären. Auch er stände auf dem Standpunkt, daß die in Berlin getroffenen Vereinbarungen für beide Teile bindend seien, man müsse aber auch dann richtiger verfahren, als es hier seitens der Gehilfenvertreter geschehen sei. Er habe die ganze Unter redung mit den zwei Herren vom Senefelder-Bund als eine rein persönliche Aussprache betrachtet und könne es nicht begreifen, wie man auf Grund einer solchen unwahren Tatsache tele graphisch nach Berlin berichten konnte. Auch seine Bedenken gegen einen Mindestlohn seien lediglich der Ausdruck seiner persönlichen Auffassung, wonach sich bei einem Mindestlohn der befähigte und scharfsinnige Arbeiter nicht besser steht, als der weniger mit Kenntnissen Begabte. Auch Herr Schlegtendal, Mitinhaber der Firma Gebr. Schlegtendal, sagte aus, daß es ihm sonderbar vorgekommen sei, bezüglich der Wiedereinstellung seiner Leute mit zwei Herren zu verhandeln, die ihm fremd waren, und die er als einen hier zu berufenen Ausschuß nicht anerkennen konnte. Es wäre ihm viel lieber gewesen, wenn er mit seinen Leuten hätte selbst verhandeln können. Infolge der geschilderten Reibereien, die bei Inkrafttreten neuer Vereinbarungen kaum zu vermeiden sind, hatte unter den Versammelten bald eine recht wenig friedliche Stimmung Platz gegriffen. Anstatt ruhig bei der Sache zu bleiben und gegen seitige falsche Auffassungen der neuen Vereinbaiungen durch sachgemäße Besprechung klar zu legen, richtete man seinen ganzen Groll gegen den Vertreter des Schutzverbandes für Rheinland und Westfalen, Herrn Wilh. Hyll, und gegen dessen Firma, Hyll & Klein. Alle erdenklichen Mißstände, die bei der genannten Firma vorhanden sein sollen, wurden hervorgekraint. So wurde der Firma u. a. vorgeworfen, daß sie bei Einstellung eines Umdruckers stets zwei annehme, um bald daiauf wieder einen zu entlassen. In Wirklichkeit geschah dies in früheren Jahren einmal auf Anraten eines Steindruckers, welcher bei der Firma tätig war und eines der eifrigsten Mitglieder des Sene- felder-Bundes ist. Es würde zu weit führen, auf dieses unerquickliche Thema noch näher einzugehen, aber soviel ist sicher, daß diese An griffe lediglich auf die ernste und eifrige Tätigkeit des Herrn Wilh. Hyll, als Vertreter des Schutzverbandes, zurückzuführen sind. Wenn man den endlich errungenen Frieden nicht nur als einen Waffenstillstand betrachten will, tut man seitens der Ge hilfenschaft wirklich gut, solche Dinge nicht auf die Spitze zu treiben. Bei einem Frieden, der von beiden Seiten sehnlichst herbeigewünscht wurde, ziemt es sich nicht, von neuem böses Blut zu schaffen. Trotz der erregten Aussprache kam es dann doch so weit, daß die Arbeit am 16. August in allen Betrieben wieder auf genommen werden konnte. Allerdings vergeht noch einige Zeit, bis alle Ausgesperrten ihre Plätze wieder einnehmen können. Es fehlt weniger an Arbeit als an geübten Einlegerinnen. Hoffentlich wird auch dieser Mangel bald überwunden sein. -t. * * * Leipzig, 17. August Der nach langen Mühen erreichte Friede im Steindruck gewerbe scheint neu bedroht. Die von den ausständigen Litho graphen und Steindruckern beschlossene Wiederaufnahme der Arbeit ist hier nicht in der gewünschten Weise vor sich ge gangen. So haben sich die Inhaber der graphischen An stalten C. G. Röder und Dr. Trenkler & Co. geweigert, den Be schlüssen zwischen dem Schutzverband Deutscher Steindruckerei besitzer und dem Senefelder-Bund nachzukommen und die Ausständigen einzustellen. Bei den übrigen Firmen erfolgte die Einstellung, soweit die Plätze nicht bereits durch andere Kräfte besetzt sind, y Schleifpapiere Zu diesen rechnet man Glas-, Sand-, Quarz- und Schmirgelpapier. Die Beschaffenheit des zu diesen Erzeug nissen benutzten Papiers ist für den Wert der Erzeugnisse zwar nicht ausschlaggebend, aber immerhin wichtig. Es gibt Schleifmittel, welche nicht auf Papier kleben und des halb auf Geweben angebracht werden müssen. Die meisten Schleifmittel haben jedoch so feines Korn, daß nur Papier für sie als Träger geeignet erscheint. Glaspapiere werden zum Glätten von Holz- und Elfen- beinwaren sehr viel benutzt. Auch Metalle, welche nicht so hart wie Glas sind, können mit Glaspapier geschliffen werden. Ferner dient Glaspapier mit Vorteil zum Ebnen von Färb- und Firnis-Aufstrichen. Der Glättegrad, welcher mit Glaspapier erteilt werden kann, hängt von der Fein heit des gemahlenen Glases ab. Für harte Gegenstände verwendet man spitze Glasstückchen. Glas, welches zu Pulver für Glaspapier verwandt werden soll, wird erst in starker Lauge gewaschen, dann auf offenem Herd ge- schmolzen, bis alle etwa vorhandenen organischen Stoffe verbrannt sind. Die geschmolzene Masse wird in dünnen Strahlen in ein mit kaltem Wasser gefülltes Gefäß gegossen, wobei sie in kleinste Stückchen zerfällt. Die Glasstückchen setzen sich auf dem Boden ab, während die verkohlten Be standteile oben schwimmen. Die Glasstückchen werden auf einem Mahlwerk zerrieben und das Pulver mittels Sieben in Sorten verschiedener Feinheit getrennt. Das Papier, welches das Glaspulver tragen soll, muß dauerhaft und zähe sein, es darf auf keinen Fall mürbe werden, bevor das Glaspapier verwandt wird, da sonst dieses unbrauchbar würde. Der Klebstoff, mittels dessen das Glaspulver auf dem Papier befestigt wird, muß mög lichst kräftig auf dem Papier haften, er wird meist in ver hältnismäßig dicker Schicht aufgetragen. Das Papier muß gut geleimt sein, damit es vom Klebstoff nichts aufsaugt, ferner muß es glatt sein, damit der Klebstoff gleichmäßig aufgetragen werden kann. Die Auftragung erfolgt heiß,