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2760 PAPIER-ZEITUNG Nr. 67 lösung und Abklärung Chlorverschwendung und mangel hafte Bleiche bekommt. Man sehe ferner stets darauf, daß die Waschtrommeln der Bleichholländer nicht schadhaft sind und keinen Stoff durchlassen. Fabrikationspläne sollen immer reichlich vom Kontor ausgefertigt werden, damit es dem Werkmeister möglich ist, die Formate auf die entsprechenden Maschinen mit bester Ausnützung zu verteilen. Am besten ist Schreib maschinenschrift dafür. Kontor. Dem Betriebsleiter sind bei Beanstandungen stets die Briefe der Abnehmer zur gründlichen Aufklärung zu überlassen. Man sollte einen wichtigen Brief nie am gleichen Tage beantworten, sondern erst überschlafen. Papiersaal. Man sollte die Papiere stets so fabrizieren, daß die Sortiererinnen, die Kalander-, Roll- und Quer schneidmaschinen gleichmäßig Beschäftigung haben. Buchführung. Diese ist so zu handhaben, daß man am Jahresschluß genau ausrechnen kann, wie hoch die Her stellungskosten unter Berücksichtigung vonMaterial, Löhnen, Zinsen usw. sind. Halbjahrsbilanzen sind nicht zu em pfehlen. Aufträge. Abschlüsse sind stets unter Vorbehalt der jenigen Abweichungen zu vereinbaren, welche außer dem Bereiche sicherer Leistung liegen. Am besten ist es, die Hauptbedingungen schon in geeigneter Weise auf die Ab schlußbriefbögen vordrucken zu lassen. Lagervorräte sollten Ende jeden Monats durch den Werkführer nachgeprüft werden. Siebe sollen nicht zu lange lagern, auch Filze nicht. Man vergesse nie, Schutz mittel gegen Motten bei Filzen anzuwenden, wie Kampfer, Formalin usw. Deckelriemen müssen gestreckt aufbewahrt werden. Saugfähig und griffig. Bei Papieren welche gut saugen und griffig sein sollen, ist es gut, wenn man die erste Presse möglichst schwach anzieht und auch mit den andern nicht stark preßt. Die Zuteilung von i bis 2 v. H. aufgelöster Soda in den Holländer wirkt auch recht günstig auf Erhöhung des Saug vermögens. Oft genügt schon ein halbes Prozent. Je weniger man nehmen kann, desto besser ist es im Inter esse guten Maschinenganges und zur Verhütung von Trübung der Farbfrische. Kartonpapier. Neulich hatte der Siebjunge nicht auf gepaßt, als ich abwesend war, er war eingeschlafen; das Papier war eingerissen und auf die erste Presse gelaufen. Als die andern es sahen, war das auflaufende Papier bei nahe schon über den zu niedrigen Schaberrücken hinten wieder in die Presse gekommen. Gefährlicher waren die Folgen eines Schlummerstündchens des Siebjungen, als die Papierbahn an der Gautsche hinauflief und das Sieb un brauchbar machte. Farben sind reichlich in Vorrat zu halten, da man nie genau wissen kann, welche Papiere verlangt werden, und rasche Bedienung häufig für Nachbestellungen ausschlag gebend ist, besonders bei farbigen Sorten. Yankeemaschine. Beständiges Verdrücken bei dickeren Sorten veranlaßte mich, die untere Gautsche zu unter suchen. Dabei fand ich, daß die Durchlöcherung derselben bei den vorhandenen sehr dünnen Wandungen Biegung in der Mitte veranlaßte. Einsetzen einer stärkeren Walze mit stärkerem Rohrkörper brachte Besserung. Die Löcher der Gautschwalzen sind ganz gut als Abzugskanäle für Wasser und Luft und verhüten auch das Verderben des Filz schlauches durch Fäulnis. Zum Schluß möchte ich aus langer Erfahrung bemerken: Wenn der Holländer als Mutter des Papieres bezeichnet wird, so kann man wohl mit Recht die Naßpartie als dessen Lehrmeister bezeichnen, denn alle Fehler, welche hier zu gelassen werden, stören seinen Werdegang. Die Aussperrung im Steindruckgewerbe und der Papiermarkt Der nunmehr beendigte Lohnkampf im Steindruck gewerbe hat während seiner über zweimonatigen Dauer manchen wirtschaftlichen Schaden verursacht, worüber im buchgewerblichen Teil dieses Blattes wiederholt geschrieben wurde. Um zu erfahren, welchen Einfluß die erwähnte Lohn bewegung auf den Papierverbrauch hatte, wandten wir uns an einige unserer größten Papiergroßhandlungen und er hielten folgende Antworten: Berlin Der Streik der Lithographen und Steindrucker hat einen er heblichen Einfluß auf unseren Geschäftsgang ausgeübt. Der Ein fluß war sogar so groß, daß wir während des Streiks die Hälfte unseres Personals nach Hause hätten schicken können. Die Aussperrung der Lithographen und Steindrucker hat merklichen Einfluß auf unsern Umsatz nicht ausgeübt. München Wir im Süden, außer Nürnberg, hatten keinen Streik der Steindrucker und Lithographen. Eine Firma in München wurde allerdings boykottiert, weil sie Streikarbeiten angenommen hat und auch sonst nicht auf dem Boden des Tarifes sich bewegte. Die süddeutschen Papiergroßhändler werden von dem Aus stande wenig berührt worden sein, weil die maßgebenden Firmen in Nürnberg hauptsächlich gestrichene und Buntpapiere ver arbeiten, welche in der Hauptsache direkt von der Fabrik ge kauft werden. Nürnberg, 15. August Die Aussperrung der Lithographen und Steindrucker hat mit dem heutigen Tage ihren Abschluß gefunden, und die Arbeit wird morgen wieder aufgenommen. Die Papiergroßhändler wurden von dieser Aussperrung wenig beeinflußt, da die hiesigen und Fürther großen Kunstanstalten fast ausschließlich billige Buntpapiere, sowie Elfenbeinkartone und Chromopapiere ver arbeiten, welche unmittelbar von den Fabriken bezogen werden. Mit Rücksicht auf die Bedeutung der hiesigen Kunstanstalten ist allerdings der Bedarf in den genannten Papiersorten sehr beträchtlich, sodaß der etwa zweimonatige Stillstand der ver schiedenen Betriebe für die in Frage kommenden Papierfabriken einen nennenswerten Ausfall bedeutet. Frankfurt a. M. Der langdauernde Streik der Steindrucker hat auf den Markt der Papiere, die die Steindruckereien von dem Papiergroßhändler zu beziehen pflegen, wenig Eindruck gemacht. Anders dagegen wird er auf die von den Steindruckereien hauptsächlich ver wendeten zubereiteten Papiere, die sie meist direkt beziehen, gewirkt haben, worüber ich Ihnen aber genaue Anhaltspunkte nicht geben kann. Weitere Aeußerungen aus beteiligten Kreisen sind will kommen. Verein amerikanischer Papiergroßhändler Dieser Verein hielt am 26. und 27. Juli in Minneapolis seine Sommerversammlung ab. Vertreten waren 8 Bezirks vereine mit 38 Abgeordneten. Aus der Eröffnungsrede des Vorsitzenden Herrn Linde aus New York geht hervor, daß der Verein große Fortschritte gemacht hat. Der von ihm angestellte Geschäftsführer hat ein sogenanntes Blaubuch eingerichtet, in welches alle Papierfabrikanten eingetragen werden, welche nicht durch Vermittlung von Großhändlern verkaufen. Manche Papierfabrikanten schätzen diese Be strebungen gering, einer hat sich sogar darüber beklagt, daß sein Name nicht in das Blaubuch aufgenommen wurde. Vorsitzender hofft jedoch, daß die Papierfabrikanten in Zukunft noch mehr als bisher einsehen werden, daß die Vermittlung der Papiergroßhändler für sie nützlich und unentbehrlich ist. Die Versammlung nahm neue Satzungen an, worin folgende Erklärung dafür gegeben wurde, was ein Papier großhändler sei: Eine Genossenschaft, Firma oder Person, welche regel mäßiges Lager der verschiedenen gangbaren Sorten, Größen und Gewichte von Papier (Druck- oder Packpapier, oder beides), Karton, Briefumschlägen usw. führt und davon auf Wunsch be liebige, größere oder kleinere Mengen verkauft. Die Versammlung beschloß, daß der Geschäftsführer eingreifen soll, falls zwischen Mitgliedern geschäftliche Streitigkeiten entstehen, welche nicht durch den Vorstand des Bezirksvereins geschlichtet werden können. Der Ge schäftsführer soll den Fall untersuchen und dem Vorstand