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2714 PAPIER-ZEITUNG Nr. 66 mit in Kauf nehmen, wenn sie von den Arbeitern im Stillen verlacht oder bemitleidet werden. Ein Vorgesetzter, der seiner Sache sicher ist, seine Leute im Zaume hält und sich auch eines geraden Charakters erfreut, hat in solchem Falle garnicht nötig, sich in seinem Wesen Zwang aufzuerlegen. Freilich gibt es auch hier, wie in allen Kreisen, ruhige und aufgeregte Naturen. Aber gerade die letzteren müssen dessen immer eingedenk sein, daß »wer andere be herrschen will, zunächst lernen muß, sich selbst zu be herrschen« Es macht keinen guten Eindruck, wenn der Vorgesetzte vor seinen Leuten von Wutanfällen heimgesucht wird und mit Redensarten um sich wirft, die seiner Stellung nicht würdig sind. Wer ein aufgeregtes Menschenkind ist, warte mit irgend welchen Auseinandersetzungen, bis seine Pulse wieder ein normales Tempo eingeschlagen haben. Dies ist für beide Teile ersprießlich. An die große Glocke schlage man erst dann, wenn es nötig ist, und wiederholte Mahnungen und Weisungen ohne Erfolg geblieben sind. Jeder Vorgesetzte muß sich mit jedem Tage von neuem sagen, daß er nicht allein den Vorteil seines Geschäfts herrn, sondern auch das Wohl seiner Leute im Auge be halten muß. Und so zwischen zwei Feuern stehend, denke er an das schöne Dichterwort: »Edel sei der Mensch, hilf reich und gut.« ' Leimfestigkeit von Papier L. Kollmann berichtet im Zentralblatt f. d. österr.-ungar. Papierindustrie über ein von ihm ausgearbeitetes Verfahren zur scharfen Bestimmung des Leimfestigkeitsgrades von Papier etwa wie folgt: Die bisherigen genaueren Verfahren zur Prüfung der Leim festigkeit von Papier haben immer denselben Grundgedanken: Auf der einen Seite des zu untersuchenden Papieres wird eine Lösung aufgetragen und auf der anderen Seite mittels eines ge eigneten Reagens auf die Durchdringung geprüft. Zur Fest stellung des Grades der Leimfestigkeit können drei Faktren in Erwägung gezogen werden: i. das Auftreten der Laktion überhaupt, 2. die Zeit bis zum Auftreten der Reaktion und 3. die Stärke der Reaktion, also die Tönung des Fleckes. Für ein genaues Verfahren kommen nur die Faktoren 1 und 2 in Betracht, da 3 individuell beurteilt wird und sich höchstens für Vergleiche, nicht aber als absolutes Maß eignet. Gründen wir ein Verfahren auf den Faktor 1, suchen wir also den Grad der Leimfestigkeit auf Grund des Auftretens eines Fleckes über haupt festzustellen, so müssen wir bei der Untersuchung einen anderen in Betracht kommenden Faktor variieren, um zahlen mäßige Ergebnisse zu bekommen. Diese anderen Faktoren sind in diesem Falle nur die Konzentration der Lösung und vielleicht noch die Menge des auf das Papier gebrachten Reagens. Diese kommt aber nicht in Betracht, da wir aus praktischen Gründen große Flüssigkeitsmengen auf das Papier nicht aufgießen können, und anderseits die Flüssigkeitsmenge, falls man sich innerhalb gewisser Grenzen hält, ohne Einfluß auf das Ergebnis ist. Man kann also höchstens darauf ein Verfahren gründen, daß man mit Lösungen von verschiedener Konzentration arbeitet und beob achtet, bei welcher Stärke bereits die Reaktion (z. B. Schwärzung) eintritt. Soll jedoch dieses Verfahren genügend genau sein, so braucht man eine zu große Zahl von Lösungen, und die Unter suchung zieht sich sehr in die Länge. Infolgedessen kommt nur Faktor 2 in Betracht, die Zeit bis zum Auftreten einer sichtbaren Reaktion; die Zeit läßt sich mit der Stoppuhr mit genügender Genauigkeit feststellen, und es handelte sich bei meinen Untersuchungen daher nur mehr darum, eine Reaktion zur Anwendung zu bringen, welche sich dem Auge sehr bemerkbar macht. Auf Grund verschiedener Unter suchungen hat es sich nun gezeigt, daß dazu die Wechsel wirkung zwischen einer Lösung von Phenolphtalein und Natron lauge sehr geeignet ist, indem beide Lösungen farblos sind, beim Zusammentreffen sich aber sehr stark rot färben, welche Eigenschaft man seit langem in der Maßanalyse benützt. Das Verfahren besteht also darin, daß man auf die eine Seite des Papieres einen Tropfen Phenolphtaleinlösung bringt, auf die entsprechende Stelle auf der anderen Seite einen Tropfen Natronlauge und nun die Sekunden bis zum Eintritt der Rot färbung zählt. Die Anzahl Sekunden stellt zugleich die Leim festigkeit dar. Am besten verfährt man in folgender Weise: Man bereitet sich eine 1 prozentige Natronlauge und eine Phenolphtalein lösung, zu welchem Zwecke man 0,5 g Phenolphtalein in 10 ccm Alkohol löst und 1 ccm dieser Lösung mit Wasser auf 40 ccm verdünnt. Man erhält so eine milchige Phenolphtaleinlösung, welche man, wie die Natronlauge, in Glasfläschchen füllt, deren eingeriebener Stöpsel unten in einen Glasstab endet, welcher Bild 1 Bild 2 beständig in die Flüssigkeit eintaucht. Dann wird aus dem zu untersuchenden Papier ein Stück c von 80 bis 100 qcm heraus geschnitten und mittels vier Reißnägeln auf die eine Seite eines entsprechend großen, viereckigen Holzrahmens befestigt, sodaß das Papier gespannt ist, und man von beiden Seiten ungehindert arbeiten kann (vergl. perspektivische Draufsicht Bild 1 und Schnitt Bild 2). Sodann befeuchtet man die eine Seite des Papiers mittels des Stöpsels mit einem Tropfen a der Phenolphtaleinlösung, kehrt den Rahmen um und betupft die entsprechende Stelle auf der anderen Papierseite mit einem Tropfen b der Natronlauge; gleichzeitig mit dem Aufbringen der Lauge setzt man mit der linken Hand die Stoppuhr in Gang. Dann dreht man den Rahmen wieder um und beobachtet den Phenolphtaleintropfen, indem man den Rahmen auf einen Bogen weißes Papier stellt. Sowie man eine Rötung bemerkt, stoppt man sofort ab. Der Rahmen muß auch auf der Seite, auf die man das Papier anheftet, mit zwei Leisten versehen sein, sodaß er auf beiden Seiten liegen kann, ohne daß sich die Tropfen verwischen. Nach dem Betupfen mit Phenolphtalein soll man sofort auf der anderen Seite die Natronlauge aufbringen, obwohl ein Unterschied von 1/2 bis 1 Minute bei besser geleimten Papieren das Ergebnis nicht beeinflußt. Die Rotfärbung tritt zuerst nur an einzelnen Punkten, aber immer deutlich erkenn bar ein. III. IV. V. VI. I. II. = 0'189 — 0’226 = 0339 = 0213 = 0'400 = 15, = 17, = 20, = 22, = 45, Gewöhnliches Zeitungspapier . . . . „ Kanzleipapier (Konzept papier) „ Druckpapier Luxusbriefpapier (Ripspapier) . . . . Besseres Druckpapier Feines Kanzleipapier (Ministerpapier) . Das Verfahren ist sehr rasch und leicht ausführbar. Die Zeit bis zum Eintritt der Reaktion beträgt meist nur 1/4 bis 1/2 Mi nute, so daß man bei einiger Uebung und innerhalb fünf Mi nuten 3 bis 4 Bestimmungen an einem Papier vornehmen kann, welche meist sehr gut übereinstimmen. Die Anzahl Sekunden bis zum Eintritt der Rotfärbung ist die absolute Leimfestigkeit (La). Oft ist es aber nötig, auch das Gewicht und die sonstige Beschaffenheit des Papieres mit in Betracht zu ziehen; ein vorzüglich geleimtes, aber dünnes Papier könnte gegebenenfalls leimschwächer erscheinen als ein dickes aber schlechter geleimtes Papier. In diesem Falle wird man die absolute Leimfestigkeit durch das Quadratmetergewicht des Papieres (Gewicht von 1 qm in Grammen) dividieren und erhält sp die relative Leimfestigkeit (Lr). Papiere mit einer absoluten Leimfestigkeit unter 20 sind leimschwach und als Schreibpapiere nicht geeignet. Gute Brief papiere, Schreibpapiere usw. sollen eine absolute Leimfestigkeit von 30 bis 40 besitzen, Lösch- und Filtrierpapiere solche von o. Im folgenden sind die absoluten und relativen Leimfestig keiten einiger untersuchter Papiere angeführt: " ’ La = 8, Lr = 0166 Seidenpapier. Da das Papier sehr oft an den Naß pressen hängen blieb, ließ ich bei ungeleimten Sorten dem Holländer 2 bis 3 v. H. schwefelsaure Tonerde zuteilen. Die dadurch entstehenden Mehrkosten wurden reichlich gedeckt durch bessere Arbeit und Ausschußverminderung. (Aus den Erfahrungen eines Werkführers)