Volltext Seite (XML)
Nr. 65 PAPIER-ZEITUNG mahlen den etwa halbgebleichten Natronzellstoff zu und bürstet den Stoff bei einer Stoffdichte von 3 v. H., je nach Größe der Holländer, 20—40 Minuten aus. Hierbei muß stärkere Berührung der Mahlfläche noch sorgfältiger ver mieden werden als bei reiner Baumwolle, weil sonst das Papier hart und wenig saugfähig wird. Billige Löschpapiere werden auch zuweilen zum Teil aus Holzschliff hergestellt, indem man diesen dem Baum wollhalbstoff zuteilt. Unter Umständen kann der Holz schliff sogar bewirken, daß ein Löschpapier saugfähiger wird. Holzschliff ist leichter benetzbar als reiner Zellstoff mit unverletzten Fasern, weil die Holzfasern von Inkrusten umgeben sind, die leicht Wasser anziehen. Auch sind die starren Holzfasern geeignet das Papier lockerer zu machen, indem sie sich zwischen die Zellstoffasern schieben. Wenn z. B. ein etwas zu stark gemahlener Zellstoff vorliegt, so entsteht durch den zugeteilten Holzschliff ein gröberes Filter, im Papier entstehen dann feine Oeff- nungen, es wird saugfähiger. Jedoch ist Holzschliff für Löschpapier wenig geeignet, weil er eine Unmenge kleiner Fasertrümmer enthält. Unvermischt kann er daher kein gutes Löschpapier geben, zumal solches Papier auch hart, spröde und ungeschmeidig wird. Mineralische Füllstoffe wirken bei Löschpapier in mancher Hinsicht ähnlich wie Holzschliff. Sie können unter Umständen die Saugfähigkeit der Papiere vermehren, indem sie sich zwischen die Fasern schieben und deren innige Vereinigung hindern. Sie machen dann das Gefüge des Papiers lockerer und erhöhen dessen Löschfähigkeit, wozu auch ihre leichte Benetzbarkeit beiträgt. Bei gutem Rohstoff, z. B. bei rösch gemahlenem Baumwollstoff, wird aber die Saugfähigkeit durch die Anwesenheit von Füllstoff irgend einer Art vermindert, denn er füllt in diesem Falle stellenweise die Zwischenräume der Fasern aus und hindert die rasche Aufnahme der Flüssigkeiten. Bei richtig aus gemahlenem Löschstoff haften die mineralischen Füllstoffe nur wenig im Papier, sie gehen vielmehr auf den Sand- und Knotenfängen größtenteils verloren, sind folglich ein teurer Rohstoff. Beschwertes Löschpapier ist an der Siebseite viel weniger löschfähig als an der rauheren Oberfläche, weil die Füllstoffe bei allen ungeleimten, aus rösch gemahlenen Stoffen bestehenden Papieren auf dem Siebe nach unten sinken. Dasselbe ist mit manchen Farbstoffen der Fall, z. B. mit Ultramarin, weshalb die getönten weißen Lösch papiere an der Siebseite stärker gefärbt sind. Man wird auch stets finden, daß diese Seite weniger löschfähig ist. Aus all dem Gesagten geht hervor, daß die Ermittlung der Saughöhe nur bedingten Wert hat, und daß dadurch die Gebrauchstüchtigkeit eines Löschpapiers nicht zu treffend bezeichnet wird. —i— Fortsetzung folgt Preiserhöhung für Zellstoffpapier. Aus Wien wird ge meldet: Wie verlautet, steht eine Preiserhöhung der Er zeugnisse der in der hiesigen »Papier-Union« reg. Gen. m. b. H. vereinigten 7 österreichischen Zellstoff- und Papier fabriken unmittelbar bevor. Die österreichischen Zellstoff fabriken sind fürs Inland und für die Ausfuhr stark be schäftigt und auf Monate hinaus mit Aufträgen versehen. Bezüglich der Preiserhöhung für Zellstoffpapier meldet die »Wr. Allg. Ztg.«, daß die Preiserhöhung 2 K. für 100 kg für alle Sorten beträgt. Diese Preiserhöhung von 2 K. läßt sich im Durchschnitt äuf etwa 6 bis 7 v. H. der bisherigen Verkaufspreise schätzen. Der Papier-Union, die mit dieser Preiserhöhung vorgeht, gehören u. a. an: Martin Kink & Co., Elbemühl, Moldaumühle in Kienberg bei Budweis, die englische Gesellschaft Partington, Ignaz Spiro & Söhne und Jakob Kraus. K. Kalander mit elektrischem Antrieb Zu Nr. 61 Titelseite Krefeld, 8. August 1906 Unter Bezugnahme auf den in Nr. 61 Seite 2505 der Papier- Zeitung gebrachten Artikel über Kalander mit elektrischem An trieb gestatten wir uns zu bemerken, daß die Anwendung dieser Antriebsarten für Kalander immer größere Verbreitung findet. Wer Gelegenheit gehabt hat, die letzten Industrie-Ausstellungen zu besuchen, wird gefunden haben, daß eine große Anzahl der ausgestellten Kalander direkten Antrieb durch einen Elektro 2675 motor aufweisen. So waren bereits von uns auf der letzten Pariser Welt-Ausstellung 6 Kalander und auf der im Jahre 1902 stattgefundenen Industrie-Ausstellung in Düsseldorf n Kalander, davon 5 allein für die Papier-Industrie, ausgestellt, und alle diese Kalander besaßen elektrischen Antrieb. In diesem Jahre sind wir auf der Ausstellung in Mailand mit 4 Kalandern und auf der Ausstellung in Tourcoing, Nord-Frankreich, mit 3 Kalandern vertreten, welche ebenfalls sämtlich für diesen Antrieb ein gerichtet sind. Wir lieferten erst vor wenigen Tagen einen großen Rollen- Kalander mit 16 Walzen an die Firma Krause & Baumann in Dresden, welcher gleichfalls mit elektrischem Antrieb ver sehen ist. Joh. Kleinewefers Söhne Spezialität: Kalander für Papier- und Textil-Industrie Mitteilungen des Vereins der Zellstoff- und Papier-Chemiker Researches on Cellulose. II. (1900—1905). By Croß & Bevan, (C. F. Croß and E. J. Bevan). Longmans, Green and Co., 39 Paternoster Row, London. Preis gebunden 8 M. 50 Pf. Die Forschungen über Zellstoff von C. & B. stehen mit den Büchern derselben Verfasser »Researches on Cellu lose, I« und »Cellulose« im engen Zusammenhang. Der neue Band umfaßt die neueren Arbeiten, welche zum Teil von den Verfassern selbst geleistet, teils durch die Litera tur bekannt wurden. Das Besondere dieses Buches ist die Aufstellung einer neuen Anschauung über das Wesen des Zellstoffs im be sonderen wie über die Materie im allgemeinen. Nach der üblichen Auffassung der chemischen Re aktionen dürfte sich z. B. Zellstoff mit Essigsäure nur im Verhältnis der Molekulargewichte und der vielfachen dieser verbinden, also könnten 16 g Zellstoff mit 6, mit 12 oder mit 18 g Essigsäure zu Acetaten zusammentreten, d. h. nur sprungweise, und nicht allmählich. Wenn man Acetate fand, bei denen Zwischenwerte angenommen werden müssen, also etwa 16 g Zellstoff mit 10 g Essigsäure, so glaubte man bisher, es seien Gemische verschiedener Ester. C. und B. stellen die Hypothese auf, daß Zellstoff als aus gesprochenes Kolloid (leimbildender Stoff) nicht sprung weise, sondern in allen Verhältnissen mit den geeigneten Stoffen reagiert, also stetige, mit der Konzentration der Reaktionsmittel wechselnde Verbindungen gibt. Zellstoff verhält sich bei seinen Reaktionen wie ein Lösungsmittel; das ist die neue C. & B.’sche Anschauung. Das Warum der Umsetzungen erklären die Verfasser vom Sordis’schen Gesichtspunkt aus, wonach die kollo idalen Lösungen (Hydrosole) nicht als eine reine Form der Materie, sondern wie chemische Verbindungen in wässeriger Lösung zu betrachten sind. Die Hydrosole nehmen in das Molekül Wasser auf — hydrolisierte — und sie sind in Ionen gespalten — ionisierte. Diese Dissociation wird dar aus gefolgert, daß feuchter Zellstoff den elektrischen Strom leitet. Cross nennt Zellstoff ein Lösungsaggregat, das sich als Säure und als Base verhält, also in H- (Säure-) und in OH (Base-) -Ionen gespalten ist. Es bildet mit Basen, z. B. Natronlauge, Natriumverbindungen (Mercerisation) und mit Säuren Ester (Acetate, Nitrate, Xanthogenate usw.) Die Verfasser haben die alte Auffassung verlassen, weil in den letzten Jahren trotz eindringlichen Studiums des Zell stoffs von der molekularen Vorstellung aus Fortschritte in der Erkenntnis der Natur des Zellstoffs nicht gemacht wurden. Von ihrer Lösungstheorie aber erwarten die Ver fasser eine Befruchtung von Wissenschaft und Technik. Wenn man bedenkt, wie die Benzoltheorie von Kekule die organische aromatische Chemie mit ihren feinen In dustrien eigentlich erst begründet hat, so ist man auch be rechtigt, von der Zellstoff-Theorie der Engländer Großes zu erwarten. Der Stoff des Buches ist in 3 Abschnitten angeordnet. Im ersten wird der auf die Theorie bezügliche Inhalt kurz zusammengefaßt, dann folgt die Besprechung von Zellstoff als typischem Kolloid, als chemischem Individuum und als Faserelement. Das zweite Kapitel bringt die Zellstoff-Literatur der letzten 5 Jahre in Form von Berichten, an die sich jedes mal die Kritik der Verfasser im Geiste ihrer neuen Theorie anschließt. Die erste Unterabteilung bespricht die synthetischen