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Nr.6, PAPIER-ZEITUNG 2641 Einladung des Vorstandes zur Besichtigung der 8 km von Breslau entfernt liegenden Papierfabrik Sacrau. Die 85 Teilnehmer wurden in 6 Gruppen durch die Anlage geführt, und konnten auf diese Weise den erklärenden Worten des Führers leicht folgen. Die Fabrik arbeitet mit 570 Arbeitern und Arbeiterinnen, braucht täglich 80000 kg Kohlen und 10 kbm Wasser in der Minute, zu deren Verarbeitung und Weiterbeförderung Dampfmaschinen von zusammen 1600 Pferdekräften aufgestellt sind. Vier Papier maschinen stellen besonders Werk-, Schreib- und Illustrations- Druckpapier sowie Postkarten-Karton her. Die Besichtigung währte über 1 Stunde, und alle Teilnehmer waren voll be friedigt von den Einrichtungen, die sie zu sehen bekamen. Auf die Begrüßung des Herrn Gottwald, Vertreter der Breslauer Niederlage, erwiderte der Vorsitzende mit dem Ausdruck des Dankes für die umsichtige Führung und die freundliche Auf nahme seitens der Direktion in Sacrau. Da auch in unserer Stadt Ferien bewilligt werden, der Be such der Sitzungen während der heißen Jahreszeit zurückgeht, so lassen wir 2 Sitzungen ausfallen und beginnen mit diesen wieder am 5. September. Zollbehandlung abgenutzter Buchdruckschriften Nach § 7 des deutschen Zolltarifgesetzes vom 25. Dezember 1902 werden abgenutzte Gegenstände wie die Rohstoffe, von denen sie herstammen, behandelt, wenn sie nur zu denselben Zwecken wie die Rohstoffe verwendet werden können. Ab genutzte, zum Einschmelzen bestimmte Buchdruckschriften wurden bis zum 1. März 1906 wie rohes Blei oder Bruchblei zollfrei eingelassen, und im Hinblick auf die oben wieder gegebene Bestimmung des neuen Zolltarifgesetzes nahmen die Schriftgießereien als selbstverständlich an, daß keine Aenderung eintreten werde. Als wider Erwarten die Verzollung zu 3 M. für 100 kg ver langt wurde, erhob die Vereinigung der Schriftgießereibesitzer Deutschlands hiergegen Einspruch. Das beteiligte Hauptsteuer amt vertrat jedoch die Ansicht, daß die zollfreie Ablassung nur erfolgen könne, wenn ein Antrag auf Einschmelzen unter zoll amtlicher Aufsicht gestellt wäre. Der Handelsvertragsverein nahm sich der Angelegenheit an und betonte in einer Eingabe an den Königlich Preußischen Finanz-Minister unter anderm, die Weiterverwendung der ab genutzten Typen im Buchdruck sei aus technischen und wirt schaftlichen Gründen völlig ausgeschlossen, weil infolge des Durcheinanderwerfens der einzelnen Lettern beim Versand ohne besondere Einzelverpackung das Buchstabenbild beschädigt werde, und weil ferner das Heraussuchen etwaiger, im Buch druck noch zur Not verwendbarer Buchstaben viel zu zeitraubend und kostspielig wäre. In Anbetracht dessen erscheine es über flüssig, die zollfreie Einfuhr von der Zerkleinerung oder dem Einschmelzen unter amtlicher Aufsicht abhängig zu machen, die einen beträchtlichen Arbeits- und Kostenaufwand bedingen bezw. eine empfindliche Belästigung des Betriebes in sich schließen würde. Besonders wurde in der Eingabe des Handelsvertragsvereins auf die Bestimmung des amtlichen Warenverzeichnisses zum Zolltarife auf Seite 85 hingewiesen, in der es bei dem Stichwort »Bruchmetall« heißt: »In unbedenklichen Fällen kann die amt liche Ueberwachung des Einschmelzens oder Schweißens unter bleiben, wenn das Hüttenwerk, in dem das Einschmelzen oder Schweißen erfolgen soll, diese Bestimmung der Gegenstände bescheinigt«. Den Hüttenwerken oder den dazugehörigen Gießereien seien dem Sinne nach die Schri/tgießereien gleich zu erachten, in denen das Einschmelzen des alten Schriftmetalls erfolgen soll. Durch Bescheinigung der glaubwürdigen Leitung der Schriftgießereien darüber, daß das alte Schriftmaterial aus schließlich zum Einschmelzen Verwendung finde, sei jedem Mißbrauch vorgebeugt. Dieser Hinweis auf das den Hüttenwerken gemachte Zu geständnis hatte auch den gewünschten Erfolg. In dem vor kurzem eingetroffenen Erlaß des preußischen Finanzministers wird die vom Handelsvertragsverein erbetene Gleichstellung mit den Hüttenwerken zugestanden. In unbedenklichen Fällen werden fortan auf Antrag gebrauchte Buchdruckschriften sollfrei eingelassen, wenn eine Bescheinigung der Schrijtgießerei darüber vor gelegt wird, daß die Typen zum Einschmelsen bestimmt sind. Metallpreise und Metallbehandlung Beide Begriffe stehen scheinbar in keinem Zusammen hang, und doch sind sie so eng mit einander verknüpft, daß es sich lohnt, über Metallbehandlung in den Stereo typiewerkstätten einiges zu bemerken. Da die Metallpreise im fortwährenden Steigen begriffen sind, müssen die Betriebsleitungen den Metallverbrauch in ihren Stereotypiewerkstätten auf das äußerste Maß zu be schränken trachten Der Metallverlust wird in Werkstätten, in denen täglich etliche Mal umgeschmolzen wird, an und für sich schon auf 80 v. H. jährlich geschätzt, kommt hier zu noch Verlust durch unsachgemäße Metallbehandlung, dann wird das Metallkonto eines größeren Stereotypie betriebes auf eine unheimliche Höhe gebracht. Vielfach ist das Sparen am unrechten Platz der Grund des großen Metallverlustes. Oft wird mit der Kesselwartung, Metall reinigung und Pflege ein möglichst billiger Arbeiter betraut, dem es meist ziemlich gleichgiltig ist, ob etliche Zentner Metall mehr oder weniger draufgehen. Das Metall wird oft überhitzt bis zur Rotglut, wobei die teuersten Metallbestandteile verbrennen und neues Zusatzmetall not wendig machen. Die Auslaugung der Krätze wird oft un glaublich oberflächlich vorgenommen. Statt gehörig zu Pulver verrührter Bleiasche bekommt der Altmetallhändler zu seinem großen Vergnügen schwere Klumpen antimon haltiger Krätze. Manchmal wird auch in der Anschaffung von Metallreinigungsmitteln gespart — im Handel ist das hüttenmännisch zusammengestellte Metallreinigungspulver viel billiger zu haben, wie alle selbstgemachten »Geheim mittel« —. Täglich müssen ein paar Hände voll Metall reinigungspulver in den Kessel getan werden. Das kostet nur etliche Pfennige, hält das Metall rein und macht die abzunehmende Krätze bei fleißigem Rühren fein pulverig, also metallarm. In fachmännisch geleiteten Betrieben stellt man gerade den zuverlässigsten Mann an den Kessel, der sein Metall weder überhitzt (Rotgluthitze darf nur dann herbeigeführt werden, wenn das Metall fremde Stoffe, wie Zink usw., enthält), noch durch mangelhafte Abkrätzung verringert. Selbst die schwerste und fetteste Krätze wird sofort pulverig, wenn mittels zweier Brettchen, am besten aus Birkenholz, die Krätze verrieben wird, wodurch die besten Stoffe dem Metall erhalten bleiben und es äußerst reinflüssig wird. Der Mann am Kessel muß durch genaue Beobachtung verstehen, Zinn und Antimon, die teuersten Teile des Metalles, sorgsam zu erhalten, den Luftzutritt zum Kessel durch stetes Schließen der Schutzmanteltür möglichst ab zusperren und vor allem stets auf richtige Temperatur des Kesselinhaltes sehen. Auf die Kesselkonstruktion selbst kommt auch viel an, wie weit der Metallverlust eingeschränkt werden kann. Langgestreckte viereckige Kessel bieten der Luft größere Angriffsfläche und verursachen dementsprechend auch mehr Krätzebildung. Daraus erhellt, daß diejenige Kesselform den geringsten Krätzeanfall hat, deren obere Oeffnung am kleinsten ist. Der Kempesche Antipor-Kessel, beschrieben und abgebildet in Nr. 41 S. 1712, unten weitbauchig, oben sich verjüngend, einem Glasballon ähnlich, bildet eine von dem bisherigen Kesselsystem völlig abweichende Form. Er scheint berufen, bezüglich des Metallverbrauches und -Ver lustes bahnbrechend zu wirken. Natürlich ist diese Neuheit noch zu jung, um schon jetzt ein abschließendes Urteil abgeben zu können, jedoch erfordern die hohen Metallpreise alle Vorteile zugunsten des Metallbestandes fest im Auge zu behalten. Die respektable Höhe von rund 90 M. für 100 kg für bestes Stereotypmetall verlangt praktisches Haushalten mit dem teuren Metall, das seinen Preis noch lange behalten wird. Georg Herdon Pensionskasse Können Sie mir vielleicht Auskunft geben, wie man eine Pensionskasse für seine Arbeiter einrichtet? Mit welchen Mitteln? Welche Leistungen? Wo erhält man hierüber Aus kunft? Wäre es nicht vielleicht angebracht über dieses Thema einen ausführlichen Aufsatz in Ihrer Zeitung zu bringen ? Buchdruckerei-Besitser Die Grundsätze für die Einrichtung solcher Kassen wechseln je nach Art und Größe des Betriebes sowie der beabsichtigten Leistungen. Nur sehr kapitalkräftige Firmen können z. B. eine Pensionskasse auf der nachstehend be schriebenen Grundlage gründen: Frau Kommerzienrätin Cäcilie Loeser, Inhaberin der Zigarren fabriken Loeser & Wolff in Elbing hat aus der Jubiläumsstiftung Alters- und Invalidenrenten ausgesetzt. Die Renten werden nur an Arbeiter und Arbeiterinnen der Fabriken in Elbing und Braunsberg gewährt, die mindestens 20 volle Jahre hinterein ander im Dienste der Firma L. & W. tätig gewesen, und zur