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2632 PAPIER-ZEITUNG Nr. 64 Mahlung erfahren hat, zeigt in den Zeugbütten keine Graupenbildung und läßt sich leicht durch feine Knoten fänge arbeiten, weil man viel Wasser zusetzen kann. Die Sauger müssen möglichst stark und die Pressen möglichst wenig arbeiten. Das Trocknen und die Weiterverarbeitung bieten keine Schwierigkeiten. Man muß die Trockenfilze nur wenig spannen und dafür sorgen, daß das Papier beim Verlassen des Trockners keine Feuchtigkeit enthält und später auch in trocknen Räumen gelagert sowie beim Ver sand gut vor Nässe geschützt wird. (Forsetzung folgt) Papierstoff aus Maisstengeln, Zuckerrohr u. dergl. Mittels dieses Verfahrens für welches Albert G. Manns, in Chicago, Staat Illinois, das amerikanische Patent Nr. 811419 erhielt, kann man aus Maisstengeln, Zuckerrohr und ähnlichen markhaltigen Pflanzen bei geringerem Ver brauch an Alkali und Bleichmitteln einen höheren Prozentsatz an brauchbaren Fasern erhalten als nach den bisherigen Ver fahren. Man bringt zunächst die Maisstengel und dergl., gleichgiltig, ob zerkleinert oder nicht, in einen Kessel, be deckt sie mit Wasser und kocht ohne Ueberdruck etwa 31/2—4 Stunden. Hierdurch werden verschiedene, in Wasser lösliche Bestandteile, auch Farbstoffe, ausgezogen und die Stengel werden erweicht. Man läßt darauf das Wasser ab fließen oder preßt die Masse aus und kocht dann in einem geschlossenen Kessel unter etwa 7 Atmosphären Druck 5—10 Stunden lang mit einer etwa i5prozentigen Lauge von Aetznatron oder auch mit einer Sulfitlauge. Es hat sich dabei herausgestellt, daß man, nachdem die Stengel wie angegeben mit Wasser gekocht worden sind, sowohl eine schwächere Aetznatron-Lauge verwenden, als auch mit kürzerer Kochdauer auskommen kann, als wenn die Stengel direkt mit der Natronlauge gekocht werden. Auch werden im letzteren Falle viele Markzellen zerstört und gehen ver loren, die beim vorherigen Kochen mit Wasser erhalten bleiben. Jede der beiden Faserarten aus dem harten Teil der Stengel und aus dem Mark hat eine besondere Be schaffenheit und ist von verschiedenem Einfluß auf das daraus erzeugte Papier. In einzelnen Fällen kann es er wünscht sein, die beiden Faserarten zu trennen. Man ver dünnt zu dem Zwecke mit viel Wasser und läßt die Masse unter fortwährendem Rühren durch ein Sieb laufen, dessen Maschen so eingerichtet sind, daß sie die ovalen Markzellen durchlassen, die Fasern aus dem harten Teil der Mais stengel aber zurückhalten. Letztere werden noch in üb licher Weise gebleicht. Es zeigt sich dabei, daß sie hell farbiger sind und weniger Bleichmittel bedürfen, als wenn sie ohne vorheriges Kochen mit Wasser unmittelbar mit Aetznatronlauge behandelt worden wären. Das Papiergeschäft in San Francisco. Wie uns aus Amerika berichtet wird, herrscht in der vor kurzem verwüsteten Stadt sehr gute Nachfrage für alle Papiersorten bei guten Preisen. Fast alle Druckereien wurden durch das Feuer zerstört, aber viele haben ihre Tätigkeit wieder auf genommen. Druckaufträge werden so zahlreich erteilt, daß die meisten Druckereien mit den Ablieferungen wochenlang in Rückstand bleiben. Bücherpapier wird ebenso lebhaft verlangt wie Zeitungspapier, und Papier zum Einwickeln für Früchte wird ebensoviel verkauft wie in anderen Jahren. Viel Packpapier wurde bisher aus Fabriken im Staat Oregon für mäßigen Preis zur See verfrachtet, seit Beginn des Matrosenstreiks muß jedoch all dieses Papier zur Eisenbahn verladen werden, wodurch der Nutzen der Händler geschmälert wird. Die Oststaaten haben sehr große Mengen Papier nach San Francisco geliefert, da Erd beben und Feuer die Vorräte in der Stadt vollkommen zer stört hatten. Die Eisenbahn hat zwar diese Frachtgüter rasch befördert, sie können aber infolge Mangels an Straßen fuhrwerken nur allmählich den Bestellern zugeführt werden. 8 Stunden - Schicht in amerikanischen Papierfabriken. (Vergl. Nr. 63 S. 2615). Die Beratung zwischen Vertretern der International Paper Co. und ihrer Arbeiterschaft wurde in bestem Einvernehmen zu Ende geführt. Die Gesell schaft ließ erklären, sie werde allmählich in allen ihren Fabriken die 8 Stunden-Schicht einführen, und die Arbeiter waren damit einverstanden, daß die Einführung zunächst in 4 Fabriken erfolgen soll, die von beiden Parteien ein verständlich bestimmt werden. Sobald sich dort die Neuerung eingelebt hat, kommen 4 weitere Fabriken an die Reihe und so weiter, bis in nicht langer Zeit alle Fabriken der Gesellschaft die neue Ordnung eingeführt haben werden. Man nimmt an, daß die Arbeiter auch in andern nord amerikanischen Druckpapierfabriken die 8 Stunden-Schicht durchdrücken werden. Kaufmännische Ethik Nachdruck gestattet Die Berliner Handels-Hochschule wird ihre Pforten in absehbarer Zeit den Jüngern des Kaufmannsstandes öffnen. Selbst die Gegner werden ihr eine gewisse Bedeutung nicht absprechen. Sachkenntnis und Erfahrung sind wesentliche Elemente auf kaufmännischem Gebiete, vielleicht kann man diese als die Grundlage bezeichnen, auf welcher aufgebaut werden muß um ersprießlich wirken zu können. Nichts destoweniger kann aber die Handelswissenschaft für sich die Würdigung beanspruchen, die ihr gebührt als beleben dem Mittel, ohne welches selbst trotz eingehendster Sach kenntnis und reichster Erfahrung, weil eben zu nüchtern, der Handeltreibende im Kampf mit den Berufsgenossen anderer Völker ins Hintertreffen geraten, zum mindesten nicht siegreich aus dem Kampf hervorgehen würde. Die Handelswissenschaft soll jedoch nicht nur tech nische Fächer umfassen, sie muß sich auf noch ein anderes Gebiet erstrecken, auf die kaufmännische Ethik. Mancher wird geneigt sein dies als einen Scherz zu betrachten, manchem sogar werden »Ethik« und »Handel« als ein Widerspruch, als einander widerstrebende Elemente er scheinen. Desto mehr Grund und Veranlassung für einen solchen Lehrgegenstand. »Richtig Maß und Gewicht« lehrt schon das Alte Testament, aber damit ist die kaufmännische Ethik keines wegs erschöpft. Weiter und höher ist ihr Gebiet, und dieses den jungen Hörern zu eröffnen wäre eine herrliche Aufgabe der Handelshochschule. Die Frage könnte aufgeworfen werden: Gibt es denn überhaupt eine kaufmännische Ethik? Gelten denn nicht die allgemeinen Grundsätze der Moral und Sitte, oder genügen sie nicht? Gewiß, sie gelten und genügen, jedoch ihre An wendung in der mannigfaltigen Tätigkeit des Kaufmanns erheischt besondere Erörterung und Klarlegung. IVahrheit, Aufrichtigkeit, Gerechtigkeit, — dieses ist kurz zusammengefaßt die Ethik in Handel und Verkehr. Der Pedanterie soll nicht das Wort geredet werden, welche die Anwendung einer jeden Phrase, deren Sinn nicht streng mit der Tatsache in Einklang steht, verächtlich als Lüge straft, selbst wenn das Wohlbefinden oder der Nutzen anderer nicht darunter leidet. Sehr eng müssen die Gren zen hierfür gezogen werden, sollen Treu und Glauben auch in Wirklichkeit das Kennzeichen des Kaufmannsstandes bilden. Dem Kaufmann liegt die Verlockung zu nahe — steht doch sein Fortkommen auf dem Spiele — der Wahrheit, der Aufrichtigkeit, der Gerechtigkeit ein Schnippchen zu schlagen, und, nicht minder begabt mit menschlichen Schwächen als die anderen Wesen, unterliegt er oft dieser Versuchung. Die Handelshochschule darf sich nicht begnügen die Hörer mit Wissensstoff zu versorgen, sie muß sich auch be mühen Charaktere für den kaufmännischen Beruf heran zubilden. Den Hörern müssen Ideale mit auf den Weg gegeben werden, durch welche allein der auf Gelderwerb gerichtete Beruf durchgeistigt werden kann. Nur charakter feste, ideal gesinnte Leute werden es verstehen, bei aller Wahrung des eigenen berechtigten wirtschaftlichen Vor teils, den Forderungen der Ethik gerecht zu werden, sowie auch Charakter und Idealismus auf ihre Berufsgenossen zu übertragen. Der Einwand könnte erhoben werden: Dieses Ziel zu erreichen, bedarf es keines besonderen in sich abge schlossenen Unterrichts. Die Dozenten der einzelnen Fächer könnten leicht die Ethik in ihre Vorlesungen ein flechten und damit den gewünschten Zweck vollständig erfüllen. In einem vor mehreren Jahren erschienenen Bericht