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Nr. 64 PAPIER-ZEITUNG selben hauptsächlich aus Baumwolle bestanden und dabei mehr oder weniger Wollfasern enthielten. Einige Muster enthielten 10 bis 15 v. H. Wolle, andere dagegen nur Spuren davon. Wollfasern geben dem Papier lockeres Gefüge ohne wesentliche Verminderung seiner Festigkeit. Die Wollfaser erhöht auch die Saugfähigkeit des Papiers, weil sie eine hornartige Masse bildet und unspaltbar ist. Feinere Woll fasern besitzen keinen inneren Hohlraum und sind von Natur leicht gekräuselt. Gröbere Wolle hat auf den Zenti meter Länge 4—5, feinere dagegen bis zu 12 Kräuselungen, die oft einen Halbkreis ausmachen. Diese Eigenschaften verbunden mit der natürlichen Länge und Feinheit (0,01 bis 0,02 mm) der Wollfasern und dem Umstande, daß sie mit feinen Schuppen bekleidet sind, bewirken, daß ein Wollfilz ziemlich bedeutende Festigkeit erhalten kann. Der Haupt grund, weshalb das Vorkommen von Wolle bei Löschpapier ein sicheres Kennzeichen für die Güte des Papiers ist, liegt aber tiefer. Es ist bekannt, das Wolle und andere Fasern tierischer Herkunft durch Kochen mit alkalischen Laugen zerstört werden. Die Wolle gelangt niemals für sich, sondern als Halbwolle ins Papier. Dieses kann nun absichtlich ge schehen, aber manchmal ist der Wollfaden in einem Gewebe kaum von Baumwolle zu unterscheiden, besonders bei farbigen Sorten. Wenn nun solche Halbwollhadern in ge ringer Menge zwischen andern Geweben vorkommen und mit Kalk oder Soda gekocht werden, so wird manchmal gar nicht bekannt, daß dieselben überhaupt vorhanden waren, weil die Wolle beim Kochen aufgelöst wurde und mit der Lauge wegfloß. Daß nun geringe Mengen Woll fasern in manchen Löschpapieren vorkommen, ist ein un trügliches Zeichen, daß die zu diesen Papieren verwendeten Hadern überhaupt nicht, sicher aber nicht mit alkalischen Laugen gekocht wurden, und dieses ist die Hauptursache, weshalb manche Fabriken imstande sind, vorzügliche Lösch papiere vorteilhaft herzustellen. Wenn Baumwolle ungekocht verarbeitet wird, so bleibt die Umhüllung der Fasern, die Cuticula, erhalten. Bei röscher Mahlung bilden dann die Fasern glatte Röhren. Durch Alkalien wird die Cuticula aufgesprengt, ebenso durch ungeeignete Mahlung, und es entstehen dann lappen förmige Gebilde, welche die Zwischenräume der Fasern ausfüllen und dadurch die Saugfähigkeit des Papiers ver mindern. Alle Pflanzenfasern sind mit einer Cuticula ausgestattet. Diese ist aber bei Baumwolle am besten ausgebildet, weshalb dieser Faserstoff auch zur Herstellung von Verbandwatte und ähnlichen Erzeugnissen dient, die hohe Saugfähigkeit besitzen müssen. Bei der Herstellung von Verbandwatte wird streng darauf geachtet, daß im Bleichbade jede un nötige Bewegung der Fasern vermieden wird, damit deren Cuticula nicht verletzt wird, denn nur hierdurch erhält die Verbandwatte ihre vorzügliche Saugfähigkeit, und lassen sich die unverletzten Fasern aus den Wunden usw. leicht entfernen. Die Erwägung dieser Tatsachen leitete dahin, daß in der erwähnten Fabrik fortan zur Anfertigung bester Lösch papiere nur ungebleichte und ungekochte Baumwolle für die entsprechenden farbigen Sorten genommen wurde. Für weiße Löschpapiere und als Zusatz zu farbigen Sorten wurde der Stoff leicht gebleicht. Meistens wurden weiße und rote Sorten verlangt, nur selten anders gefärbte und melierte, die man aus den entsprechend gefärbten Hadern herstellte und nach Bedürfnis mit Anilinfarben auffärbte. Mahlen und Bleichen. Zur Herstellung weißer Lösch papiere nahm man leichte, weiße Baumwollhadern, aus welchen man die stark beschmutzten oder fetthaltigen aus schied. Nach erfolgtem sorgfältigen Ausstäuben wurden die Hadern gewöhnlich sofort in die Halbzeugholländer eingetragen. Diese waren mit Waschvorrichtung versehen, und deren Inhalt konnte durch zugeleiteten Dampf erwärmt werden, was aber nur bei schmutzigen Hadern erforderlich war. Die Walzen der Halbzeugholländer hatten 8 mm starke Messer, welche auf 11/2—21/2 mm zugeschliffen waren. Die 10 Messer des Grundwerks wurden auf 0,5 mm zugeschliffen, und die Grundwerke wurden sofort gewechselt, wenn sich herausstellte, daß sie etwas stumpf geworden waren. Die meisten Holländer hatten gute Stahlmesser, nur einer ar beitete mit Bronzegeschirr, und dieser lieferte bessere 2631 Mahlung bei geringer Abnutzung der Messer. Versuchs weise wurden auch Messingblöcke mit eingehobelter schräg gestellter Schneide verwendet. Diese bewährten sich im allgemeinen recht gut, aber man kehrte zu den gewöhn lichen Messern zurück, weil sie billiger waren und bequemer geschärft werden konnten. Die Walzen arbeiteten mit einer Umfangsgeschwindig keit von 280—300 m in der Minute. Vergrößerung der Um drehungszahl ergab minder saugfähiges Papier, weil mehr zerrissene und gespaltene Fasern vorkamen. Dies ist darauf zurückzuführen, daß die langsam laufende Walze bei scharfem Geschirr und dünner Eintragung hauptsächlich durch Scherenschnitt arbeitet. Der Stoff wurde im Halbzeugholländer kurz gemahlen und fast vollkommen in Ganzzeug verwandelt, sodaß im Ganzholländer nur leichtes Bürsten erforderlich war, welches in 10—15 Minuten ausgeführt werden konnte, denn es brauchten nur im Stoff vorhandene Knoten und Faser verbindungen aufgelöst zu werden. Vereinzelt vorkommende kleine Gewebestückchen schaden bei Löschpapier durchaus nicht und sie beweisen, daß der Stoff im Halbzeugholländer die richtige Mahlung erfuhr. Allerdings darf dies nicht übertrieben werden, denn größere Menge Gewebestückchen würden die Knotenfänge verstopfen und ungleiches Papier gewicht verursachen. Der weiße Baumwollhalbstoff wurde nach gründlichem Auswaschen entweder im Halbzeugholländer oder in be sonderen Bleichholländern mit 11/2 bis 2 v. H. Chlorkalk in klarer Lösung gebleicht und dann in Abtropfkasten entleert, wo er 8—10 Tage gelagert wurde. Man erhielt dann gut durchgebleichten und vollkommen chlorfreien Stoff. Färben. Die größte Menge Löschpapier wurde in der bekannten frischroten Farbe verlangt, welche man durch Verarbeitung feiner rotgefärbter Baumwollhadern erzielt. Diese Hadern wurden sorgfältig aussortiert, geschnitten, gut gestäubt, ausgewaschen und in der beschriebenen Weise in Halbzeug verwandelt. Diesen Stoff ließ man ungebleicht über eine Abpreßmaschine laufen, wo er auf etwa 35 v. H. entwässert wurde. Dies hatte auch den Vorteil, daß man den Stoff abwiegen und in genau bestimmten Mengen in die Ganzzeugholländer eintragen konnte. Das Abwiegen erwies sich als besonders nützlich, wenn man den Stoff mit weißem Stoff gemischt verarbeitete. Es war nicht möglich, genügende Mengen frischrot gefärbter Baumwolle aufzutreiben, und man war genötigt, dafür Ersatz zu schaffen. Diesen fand man in den leichten Sorten hellfarbig Kattun, welcher in beliebigen Mengen zur Verfügung stand. Zuerst versuchte man diese Hadern ungebleicht mit zu verwenden, indem man 25—30 v. H. gewöhnlichen Rotkattun zuteilte und das Ganze auffärbte. Diese Mischung ergab wohl ziemlich brauchbares Papier, aber es wies oft Farben schwankungen auf und hatte zuweilen auch nicht die vor geschriebene frischrote Farbe. Diesen Uebelständen wurde abgebolfen, als man hellfarbigen Kattun bleichte. Die Bleiche wurde so ausgeführt, daß man dem ungekochten, gut ausgewaschenen und fertig gemahlenen Halbstoff vor dem Entleeren 2—3 kg Chlorkalk auf 100 kg Stoff in klarer Lösung zuteilte, eben durchmischen ließ und dann den Stoff in einen Abtropfkasten entleerte, dessen Ausfluß man 2—3 Tage geschlossen hielt, wodurch man ziemlich weißen und gleichmäßigen Halbstoff erhielt. Dieser war nach weiterem 3—4tägigem Lagern völlig chlorfrei und wurde dann, mit 30 v. H. roten Kattuns vermischt, im Ganzzeug holländer ausgemahlen. Zum Ausfärben benutzte man Echtrot und Crocein- Scharlach, gewöhnlich von ersterem auf 100 kg Stoff 100 g und von letzterem 5—15 g. Die Farbstoffe wurden zuerst in Alkohol gelöst, mit Wasser verdünnt und durch ein Sieb in den Holländer gegeben. Die auf diese Weise ge löste Anilinfarbe kann nicht für geleimte Papiere dienen, sie würde der Leimung schaden, wogegen sie bei Lösch papier bewirkt, daß die Färbung lebhafter und lichtechter wird, wobei auch die Löschfähigkeit des Papiers zunimmt. Wenn man ein Drittel Rotkattun und zwei Drittel ge bleichten Hellkattun verwendet, so erhält das Papier fast genau den Charakter und die leicht gesprenkelte Farbe derjenigen Ware, welche nur aus Rotkattun her gestellt ist. Arbeit auf der Papiermaschine. Baumwollganzstoff, welcher die für Löschpapier geeignete Vorbereitung und