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2604 PAPIER-ZEITUNG Nr. 63 hält im § 30 die Vorschriften über den Verkauf von württem- bergischen Postwertzeichen zu Sammelzwecken. Dieselben lauten wie folgt: »a) Außer Kurs gesetzte Postwertzeichen für den allgemeinen Verkehr Die Postämter haben Bestellungen des Publikums auf solche Wertzeichen anzunehmen und im Benehmen mit dem Postamt Nr. 1 (Zeitungsstelle) in Stuttgart ohne Kosten für den Besteller zu erledigen. Die Wertzeichen sind zum Nennwerte an das Publikum abzugeben. Vorrätig sind sämtliche Gattungen der am 1. April 1902 außer Kurs gesetzten Wertzeichen, und von den vor dem 1. April 1902 außer Kurs gesetzten Wertzeichen: Postkarten, einfache zu 5 Pf. (violett), Postkarten mit Antwort zu 5 + 5 Pf. (violett), Postanweisungskarten zu 40 Pf. (violett). b) Postwertzeichen für den amtlichen Verkehr der Staatsbehörden und für den amtlichen Bezirksverkehr Bestellungen des Publikums auf diese Wertzeichen sind von den Postämtern an die Druckerei der Verkehrsanstalten weiter zugeben, welche die Wertzeichen unter Beifügung eines Liefer- und Empfangsscheins, die Postkarten, Brief- und Postanweisungs umschläge mit dem Aufdrucke »Muster« versehen, abgibt. Die Freimarken im Werte von 2 bis 20 Pf. sind von den Postämtern vor der Aushändigung mit dem Tagesstempel zu entwerten, während die Freimarken der höheren Werte auch unentwertet abgegeben werden. Die Freimarken, Postkarten und Postanweisungsumschläge werden zum Nennwert, die Brief umschläge unter Zuschlag der Herstellungskosten verkauft.« Die Deutsche Verkehrs-Zeitung bemerkt hierzu, daß für den amtlichen Verkehr der Staatsbehörden Marken zu 2, 3, 5, 10, 20, 25, 30, 4° un d 5° Pf-, sowie zu 1 M., Postkarten zu 2 und 5 Pf., Postanweisungsumschläge zu 20 Pf., Briefumschläge zu 5 und jo Pf. in den Größen 120:182 mm und 140:355 mm, für den amtlichen Bezirksverkehr Marken zu 2, 3, 5, 10 und 25 Pf., Post karten zu 2 Pf., Postanweisungsumschläge zu 20 Pf. und Brief umschläge zu 5 Pf. (in den vorerwähnten zwei Größen) im Ge brauch sind. Schädliche Postkarten Seitdem die Photographie, vervielfältigt durch Licht druck oder Bromsilberdruck, mitunter auch noch als Netz ätzung, auf Postkarten und größeren Bilderdrucken in immer noch wachsendem Maße zu finden ist, treten auch Bilder nach Aufnahmen nackter Menschen mehr in den Vordergrund. Unter mancherlei Vorwänden, als Akt studien für Künstler, als Wiedergabe mehr oder weniger anerkannter Kunstwerke oder mit anderen Aufschriften finden sie ihren Weg zu vielen Käufern. Unter diesen ist der größere Teil wohl noch sehr jugendlichen Alters, und diese Käufer suchen in derlei Karten nicht ästhetischen Genuß, sondern groben Sinnenreiz. Zahlreiche Anklagen der Staatsanwaltschaft beweisen, daß den Behörden diese Zustände sehr wohl bekannt sind. Die Angriffe der Behörden bewirkten, daß die Verleger das Nackte vermieden und Halbverhülltes an dessen Stelle setzten. In den Schaufenstern der Papierhandlungen erschienen Brustbilder gefälliger Frauen in stark ausgeschnittener Kleidung. Andere Kartenserien stellten Mädchen dar, die sich ein großes Tuch fest umgewickelt hatten oder die in knappem Trikot steckten. Dazu kommen andere Bilder, die sogenannte Berufsschönheiten in immer neuen »reizen den« Stellungen und immer anspruchsvollerer Phantasie kleidung darstellen. Stets hält sich die Darstellung in den von der Polizei gezogenen Grenzen, die Körper sind bedeckt, soweit nötig, aber die Art und Weise der Kleidung, die in Wirklichkeit mehr zeigt als verhüllt, gibt den Bildern den Charakter des Unsittlichen, das auf die schlechtesten und gröbsten Instinkte unreifer Menschen berechnet ist. Diese sind auch die hauptsächlichsten Abnehmer solcher Bilder. Eine besondere Art von Postkarten sind die so genannten Liebesserien, auf denen die Liebelei eines Pärchens in aufeinanderfolgenden Bildern meist recht an schaulich geschildert ist. Sie sind durch die Bank ab geschmackt, plump und hölzern. Wer das steinerne Lächeln auf den Gesichtern, die gemachten Stellungen und die blöde Ziererei der auf diesen Karten abgebildeten Statisten sich einmal genau angesehen hat, wird sich stets mit Widerwillen davon abwenden. Diese Liebesserien sind jedoch nicht so schlimm, weil sie bei öfterem Sehen abschreckend langweilig wirken, während die photo graphierten Dirnen durch stete Abwechslung in Haltung, Ge bärde und Drapierung ihr Publikum stets aufs neue fesseln. Die Zahl dieser Karten ist Legion, und man war offen bar schon in Verlegenheit um neue wirkungsvolle Muster, denn sonst ließen sich die Entkleidungsserien kaum er klären. Auf solchen Karten ist ein Weib anfangs in voll ständigem Gesellschaftsanzug oder auch in Hut und Mantel nach Hause kommend dargestellt, und nun wird auf den folgenden Karten geschildert, wie sie sich eines Kleidungs stückes nach dem andern entledigt, um schließlich ins Bett zu steigen oder sich im Hemd herumzuräkeln. Für der artige Darstellungen, deren Plumpheit und Geschmacklosig keit gleich groß sind, gibt es keine Entschuldigung als die schmutzigste Profitgier. Sie können erwachsenen Leuten nicht schaden, aber die unreife Jugend beiderlei Geschlechts wird durch solche Bilder, die gewöhnlich mit dem größten Aufwand technischer Feinheiten gefertigt sind, schwer ge schädigt. Diese Karten dienen der Verrohung in ihrer schlimmsten Form, und doch sind sie meist der Behörde gegenüber unangreifbar, weil die schlauen Verleger die Vorschriften des Gesetzes garnicht zu verletzen brauchen, um ihr Ziel zu erreichen. Sie spekuliern ja nur auf Lüsternheit und Gefallsucht, die leicht wachzurufen sind. Das sind die breiten Bettelsuppen, von denen Mephisto behauptet, daß sie stets ein großes Publikum haben. Svaerk. Deutschfeindliche Postkarten. Aus Zürich wird der »Frkf. Ztg.« geschrieben: In einigen Ansichtspostkarten-Geschäften Zürichs waren unlängst Postkarten ausgestellt, welche die Deutschen verspotteten. Es wurde darüber in deutschen Blättern Klage geführt und man zog aus der Tatsache, daß es Leute gibt, die solche Karten kaufen, den Schluß, es bestehe hier ein eigentlicher Deutschenhaß. Jetzt hat die städtische Polizei dafür gesorgt, daß jene Karten aus den Schaufenstern verschwanden, dabei aber zugleich feststellen können, daß die Karten von einem Deutschen gezeichnet und in Leipzig her gestellt worden sind. CI. Probenschau Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen des Papier- und Schreibwaren-Faches, die Neues oder Bemerkenswertes bieten, kostenfrei beschrieben. Asheims Geschäftstagebuch 1907, Verlag von Ferd. Asheim in Berlin N 39. Preis 1 M. 50 Pf. Die neue Ausgabe des Geschäftstagebuchs für das kom mende Jahr enthält außer reichlichem Schreibraum täglich min destens eine halbe Seite und in der Monatsmitte und am Schluß jeden Monats eine ganze Seite, eine Abteilung für Vermerke, die das nächste Jahr (1908) betreffen. Dann beginnt der Text mit den Rechtsgrundsätzen der Kaufmannsgerichte, eine Rechts belehrung, die bei den oft unerwarteten Urteilen dieser Gerichte sehr wünschenswert ist. Das folgende Antwortbuch behandelt auf etwa 60 Seiten Rechtsfragen und kaufmännische Angelegen heiten nach alphabetisch geordneten Stichworten. Verkehrs wesen, Post- und Bahn-Verkehr, die folgende Abteilung ist sehr reichhaltig, entsprechend ihrer Bedeutung für den Handel; sie enthält u. A. ein Straßenverzeichnis von Berlin und den an grenzenden Orten nebst Angabe der Bestellanstalt. Ein Ver zeichnis reichsdeutscher Orte mit Angabe vieler Adressen schließt den Band, dem einige Blätter weißen Druckpapiers ein geheftet sind, um Zeitungs-Ausschnitte darauf kleben zu können. Damit ist der Inhalt nicht erschöpft, da verschiedene lose Bei lagen, Zeilenmaße, Zonentarif für Postsendungen in Taschen am Deckel oder frei eingelegt sind. Druck, Papier und Ausstattung sind zweckentsprechend und gefällig, wenn auch bei dem ge ringen Preise auf große Ausnützung des Raumes Bedacht ge nommen werden mußte. Feuchtes Kopierseidenpapier »Attila« von Copir-Vnion in Berlin S 14, Stallschreiberstraße 57. Um möglichst gleich mäßige Kopien zu erzeugen ist es vorteilhaft, von dem jedesmaligen Anfeuchten des gewöhnlichen trockenen Kopierpapiers abzusehen und ein Papier zu verwenden, das die notwendige Feuchtigkeit dauernd besitzt. Solch Papier wird von der Copir-Union unter dem Namen Feuchtes Kopierseidenpapier in den Handel gebracht. Eine weiße Sorte von der Stärke des gewöhnlich in Kopierbüchern verwendeten Papiers und eine gelbe Sorte außerordentlich dünnen Papiers, werden in einzelnen Quartblättern, die sich zum Ablegen in Briefordner eignen, angeboten. Wie Versuche bei uns ergaben, erspart der Gebrauch dieser Papiere Arbeit und liefert gleichmäßig deutliche Kopien. Um die Feuchtigkeit im Papier zu erhalten, ist es not wendig, das vorrätige Papier in der mitgelieferten Ver packung zu belassen, damit es möglichst wenig austrocknet.