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2600 PAPIER-ZEITUNG Nr. 63 t Franz Freiherr von Lipperheide Am 30. Juli starb, wie wir in Nr. 61 S. 2530 meldeten, der erfolgreiche Berliner Zeitschriftenverleger Franz Freiherr von Lipperheide. Wir bringen nachstehend sein Bildnis und einen Abriß seines Lebens. Franz Lipperheide wurde 1838 zu Berleburg in Westfalen geboren. Er wandte sich Ende der fünfziger Jahre dem Buch handel zu und arbeitete mehrere Jahre im Verlage des »Bazar« in Berlin, des dem Kommerzienrat von Schäffer-Voit gehörenden, damals einzigen und in vielen Tausenden von Exemplaren ver breiteten deutschen Modenblattes; dort lernte er seine erste Gattin, Frieda, geb. Gestefeld, kennen, die als Musterzeichnerin Hervorragendes leistete. Mit ihr begründete L. 1865 die Zeit schrift »Die Modenwelt« und als schöngeistige Ergänzung dazu die »Illustrierte Frauenzeitung«, die ihn in verhältnismäßig kurzer Zeit zum vielfachen Millionär machte. Bald ließ er die Zeitung neben der deutschen Ausgabe auch in verschiedenen anderen Sprachen erscheinen. Seine Gattin hatte, wenn auch nicht dem Namen, so doch der Tat nach die oberste Leitung der Redaktion, während er selbst die Geschäfte führte. Aus seinem Verlag gingen u. a. auch hervor die »Mustersammlung von Holzschnitten aus englichen, nordamerikanischen, französischen und deutschen Blättern« (1885/86), und seit 1905 das »Spruchwörterbuch«, eine nach Begriffen geordnete Sammlung von über 30 000 Sprüchen aller Art. Eine hervorragende Stellung hatte Lipperheide als Kunstliebhaber und Sammler. Seine berühmte, von ihm im Laufe vieler Jahre angelegte kostümwissenschaftliche Sammlung von 900 Oel- und Miniaturbildern, 2750 Handzeichnungen, 26000 Kupferstichen, 8000 gedruckten Büchern, Handschriften usw. schenkte er dem preußischen Staate; sie hat in der Bibliothek des Berliner Kunstgewerbemuseums Aufstellung ge funden. Berühmt ist auch L.s Sammlung antiker Waffen, be sonders antiker Helme. Lipperheides erste Gattin starb 1896; nach ihrem Tode verheiratete er sich 1898 zum zweiten Male. Im Jahre 1891 hatte L. das Fideikommiß Wiegersen im Kreise Stade gegründet und wurde im folgenden Jahre erblicher preußischer Freiherr. Sein stattliches Haus in der Potsdamer Straße mit dem gitterumschlossenen Vorgarten (zwischen Lützow-Straße und Steglitzer Straße) beherbergt in den oberen Stockwerken die Geschäftsräume, Zeichensäle und Schriftleitung der »Illustrierten Frauenzeitung« usw. Im Erdgeschoß und ersten Stockwerk befinden sich eine sehr umfangreiche Bibliothek, die Sammlungen der Waffen u. a. m. und die Wohnräume. Lipperheide war seit Jahren nur noch selten in Berlin. Mit besonderer Vorliebe weilte er in Tirol, wo er sich ein Schloß erbaut hatte. Mit ihm ist einer der erfolgreichsten Geschäftsleute und bekanntesten Kunstsammler dahingegangen, ein Mann, der von seinen Angestellten auf das tiefste betrauert wird. (Tägliche Rundschau) Klebemittel für Papierstrich Bei jedem Chromostrich muß der Farbstoff mit einem Klebstoff gemischt auf das Papier gestrichen werden. Die früher ausschließlich angewandten Leime und Gelatine gehen leicht in Gärung und Fäulnis über, verlieren dann ihre Klebrigkeit und hauchen widerliche Gerüche aus. H. C. Standage teilt in »The World's Paper Trade Review« das Ergebnis der Versuche mit, welche er seit Jahren an gestellt hat, um einen Ersatz für Leim zu finden. Kasein und Algin erwiesen sich als die zweckmäßigten. Kasein kann in Verbindung mit einem geeigneten Lösungsmittel allein verwandt werden, aber Algin ist nicht genügend klebrig und trocknet auch nicht rasch genug. Mischungen der beiden Stoffe liefern jedoch bessere Ergebnisse als Kasein allein. Kasein ist der eiweißartige Bestandteil von Milch. Algin ist ein gelatinöser Stoff, der durch Auflösung von See pflanzen in alkalischen Lösungen gewonnen wird. Kasein löst sich in Aetzalkali und kohlensaurem Alkali, Borax und borsauren Lösungen. Diese alkalischen Kaseinlösungen lassen sich mit Leim nicht vermischen, weil das Alkali die klebrigen Eigenschaften des Leims zerstört. Wenn man diese alkalischen Kaseinlösungen jedoch mit Algin mischt, so werden sie dadurch ganz besonders geeignet zum Streichen von Kunstdruckpapier. Algin hat gelatinöse oder leimige Beschaffenheit, ist stroh gelb bis bräunlich, in Wasser löslich, alkalisch und besitzt schwache Klebrigkeit. Es eignet sich besonders als Appretur für Textilstoffe, ist aber nach Herrn Standage's Versuchen auch sehr geeignet für Linoleum und andere plastische Mischungen, wie Bilderrahmen, Stuck usw. Viele andere Verwendungen mögen noch dafür gefunden werden. Nicht jede Art von Seepflanzen liefert Algin, eine der besten ist Chondrus crispus oder Carraghen-Moos, welches in der Nordsee besonders an der Westküste Irlands ge funden wird. Die Pflanze ist 5 bis 30 cm lang, mit gabel förmigen Zweigen, zäh, elastisch und gelbgrün bis rot und purpurfarbig. Sie findet wie isländisch Moos Ver wendung zu Heilmitteln. Nach Waschen, Bleichen und Trocknen an der Luft sieht die Seepflanze weißlich gelb aus. Kocht man sie in 120 Teilen Wasser, so erhält man ein für kranke Lungen wohltuendes Getränk. Mit weniger Wasser erhält man dickere Lösungen, aus denen sich steife Gallert absetzt. Analysen von Carraghen- Moos ergaben 18 bis 20 v. H. Wasser auf 82 bis 80 v. H. trockene Masse, ferner 1,5 v. H. Stickstoff (auf die entwässerte Pfanze bezogen), entsprechend 9,5 » „ Protein. Man trocknet die Pflanze an der Sonne, bis sic sich pulvern läßt, und kocht das Pulver mit Natronlauge oder Alkohol, bis es eine dicke Masse bildet, die beim Abkühlen gallertartig wird. Standage hat viele Mischungen von Kaseinlösung mit Algin-Gallert und weißen Farbstoffen zu Streichzwecken an gefertigt und teilt folgende Erfahrungen mit: Boraxlösung von Kasein ohne Algin mischt sich gut mit China Clay, aber die Farbe ist durchsichtig und klebt nicht. Mit Gips entsteht eine halbdurchsichtige Masse von rauher Oberfläche, die sich gut glätten läßt. Mit Kalk er hält man eine besser deckende Masse, mit schwefelsaurem Baryt sehr durchsichtigen aber weißeren Strich, der sich gut glättet und Tinte nicht zerfließen läßt. Borax-Kaseinlösung, mit Algin verrührt, gibt eine feste gallertartige Masse, die bei Erhitzung gerinnt, sich aber in heißem Wasser langsam löst. Die Masse eignet sich nicht für Kunstdruck, aber vielleicht zu wasserdichten Tapeten und Geweben. Lösung von Kasein in Natron gibt mit Tonerde ein Gemisch, welches sich nicht glätten läßt und rauh bleibt, mit französischem Kalk entsteht eine Masse, die koaguliert und flockig wird, aber rauhen grauen Strich bildet, der sich gut glättet. Mit Gips entsteht rauhe grauweiße Farbe, die nicht recht glatt wird. Mischung mit Kalk liefert ziemlich weißen Strich, der sich glättet, und auf dem Tinte nicht ausläuft. Mischung von Kasein-Natronlösung mit Algin, verrührt mit schwefelsauerm Baryt (blanc fixe), lieferte viel besseren, körperhaften, dicken, klebrigen Strich, der sich gut glätten läßt und der Tinte standhält. Lösung von Kasein in Wasserglas (kieselsauerm Natron) mit Algin gemischt, gibt, wie die Natronlösung, nur mit schwefelsauerm Baryt (blanc fixe) sehr weißen klebrigen Strich, der sich gut glättet, aber Tinte etwas fließen läßt. Der Verfasser will mit diesen Ergebnissen zu weiteren Versuchen mit Mischungen von Kasein und Algin anregen.