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DAPIER-UERARBEITUNG • Bu CH G EW E R B E F r 63 i — -------- Lohnbewegung im Steindruckgewerbe In Bannen ist in der seit 9 Wochen dauernden Aus sperrung der Lithographen und Steindrucker insofern ein Wandel cingetreten, als eine der an der Aussperrung be teiligten Firmen die Forderungen der Gehilfen bewilligt hat. Die Ausgesperrten haben bei dieser Firma die Arbeit am 3. August wieder aufgenommen. — t. Leipzig. Die Lithographen nahmen am 3. August in einer von etwa 2000 Personen • besuchten ; Versammlung Stellung zu der bereits acht Wochen dauernden Aussperrung. Es wurde eine Resolution angenommen, wonach die Aus gesperrten lieber den Kampf bis zum Verbluten fortführen, als nach dem Angebote des Schutzverbandes Deutscher Steindruckereibesitzer an die Arbeitsstellen zurückzukehren. Die Arbeitnehmer wollen die Arbeit nicht eher aufnehmen, als bis in allen Streikorten die gestellten Forderungen be willigt worden sind. Die Lage wurde für die Streikenden als günstig bezeichnet. Vor Ausbruch des Streiks seien in Leipzig 295 Steindruckpressen vorhanden und davon 261 im Betriebe gewesen. Nach der ersten Woche des Streiks wurden nur 80 Maschinen in Betrieb gehalten, jetzt nur noch 70. Diese sollen zumeist von Lehrlingen, zum Teil auch von Oberdruckern und Volontären bedient werden. K. s Tarifamt der Deutschen Buchdrucker Das Tarifamt versandte dieser Tage seinen Geschäfts bericht über das Geschäftsjahr 1905/1906 an die Kreis vertreter. In einem Rückblick auf die Tarifperiode 1896—1906 wird in beredten Worten der Nutzen der Tarif gemeinschalt gepriesen, der während 10 Jahren das Buch druckgewerbe vor Kämpfen bewahrt hat. Um so auffälliger sei es, daß die großindustriellen Verbände des Saarreviers, unter Leitung des Handelskammersekretärs Dr. Tille, die Tarifgemeinschaften als der Uebel größtes be zeichnen und im besonderen gegen die Buchdrucker-Tarif gemeinschaft Sturm laufen. Ueber die Ausbreitung der Tarifgemeinschaft während ihres 10 jährigen Bestehens belehrt folgende Aufstellung: 1897: 1631 tariftreue Firmen und 18340 Gehilfen an 469 Orten 1898: 2030 » » » 22 468 » » 647 » 1899: 2704 » » » 27 4 49 » » 880 » 1900: 3115 » » » 30630 » » 1002 » 1901: 3372 » » » 34 307 • » » IOjO » 1902: 3464 » » w 36527 » » 1043 » 1903: 4250 » » » 39 464 » » 1315 » 1904: 4559 n » » 41 483 - » » 1382 » 1905: 5134 » » » 45 868 » » 1552 » 1906: 5583 » » » 49 497 » *659 » Die Angaben der Tarifgemeinschaftsgegner, daß dieser Fort schritt der Tarifgemeinschaft mit verwerflichen Mitteln erzielt wurde, wird wiederlegt. Sodann wird über Ausbau und Wirk samkeit der Kreisämter und Schiedsgerichte berichtet. Die paritätisch verwalteten Tarif-Arbeitsnachweise haben wie folgt offene Stellen besetzt. Es wurden vermittelt: im Jahre Setzer Drucker 1901/02: 2748 453 1902/03: 5043 844 1903/04: 9 175 1 711 1904/05: 10 927 2 152 1905 06: 12751 3034 Zusammen: 40044 8194 Trotz der so starken Benutzung der Arbeitsnachweise durch die tariftreuen Buchdruckereien sei das freie Angebot der arbeits losen Gehilfen durch Umfrage nach Arbeitsgelegenheit noch in solchem Umfange erfolgt, daß auf die Benutzung der Arbeits nachweise in sehr vielen Fällen verzichtet werden konnte. Den tariftreuen Buchdruckereien wurde nicht nur die An erkennung und der besondere Schutz des Vertrauensmänner Instituts für Gehilfen empfohlen, sondern auch zur Bildung von Arbeits-Ausschüssen dringend geraten. Das Tarifamt dankt hierauf den Kreisvertretern für all das, was sie für ihren Tarilkreis gearbeitet haben, ferner allen denjenigen, die in den Schiedsgerichten und Arbeitsnachweisen sich einer schweren und oft auch recht undankbaren Aufgabe unterzogen haben. Nicht minder den Redakteuren der »Zeit schrift und des »Korrespondent«, wie auch den Redaktionen derjenigen Fachpresse, die für die Tarifsache als nicht amtliche Organe jederzeit eingetreten sind. Der Zusammenarbeit mit den Vorständen des Deutschen Buchdruckervereins und des Verbandes der Deutschen Buchdrucker wird das beste Zeugnis ausgestellt. Der Bericht schließt: Von unserer eigenen Tätigkeit zu berichten, bitten wir, uns zu erlassen. Wir unterstehen hierüber der Kritik des Tarif ausschusses und sehen in dieser Beziehung dem Zusammentritt desselben im September d. |. mit jener Ruhe entgegen, die das Erfüllen übernommener Pflichten in jedem Menschen erzeugt; und das glauben wir in den zehn Jahren unserer Tätigkeit geübt zu haben! Im Interesse des Gewerbes, zum Fortbestände unseres tariflichen Friedens haben wir viel, sehr viel Aerger auf uns genommen, sodaß manchmal unsere Kräfte erlahmen wollten. Der Gedanke aber, daß unsere Aufgaben noch nicht erfüllt sind, daß es gilt, auf dem beschrittenen Wege noch weiter vorwärts zu dringen, hat uns manches leichter ertragen lassen. Und heute schon sind wir in den letzten Wochen wieder ein erhebliches Stück weiter gekommen, nachdem die elsaß-lothringischen Buchdrucker-Prinzipale und -Gehilfen den Beschluß gefaßt haben, der deutschen Tarifgemeinschaft ebenfalls beizutreten. Was. wir in unserem vorjährigen Geschäftsbericht hoffnungs freudig angekündigt, ist zur Tat geworden : wir haben nunmehr einen allgemeinen deutschen Buchdruckertarif! €Die bevorstehenden Verhandlungen des Tarifausschusses zwecks Revision des Tarifes und Umgestaltung der Tarif organisation führen schon heute in allen Orten zu fieberhafter Tätigkeit. Ein hartes Stück Arbeit steht dem Tarifausschusse bevor; und wenn es auch scheinen will, als seien der einigenden Gedanken so wenige und der trennenden Gesichtspunkte so viele vorhanden, so vertrauen wir doch auf den Tarifausschuß und auf die gesunde Vernunft und soziale Einsicht seiner Mandatgeber, daß den Gegnern unserer Tarifgemeinschaft die Freude einer Uneinigkeit im Buchdruckgewerbe auch für die Folge nicht vergönnt sein wird. Beide Kontrahenten werden die Erfüllung unbilliger Wünsche vom Tarifausschuß nicht verlangen und erwarten, wohl aber werden sie demselben treu zur Seite stehen, wenn es gilt, die Beschlüsse desselben in die Tat umzusetzen! Dann wird die kommende Sitzung des Tarifausschusses lediglich ein neuer Prüfstein sein für unsere Behauptung: daß die Tarif verträge zwar niemals die Gegensätze zwischen Kapital und Arbeit beseitigen werden, daß sie aber in hervorragender Weise dazu dienen, diese Gegensätze zu mildern und die gegenseitigen Beziehungen auf parlamentarischem Wege zu regeln. Und das ist ein Ziel — der Arbeit wert! Berlin, 24. Juli 1906. Tarifamt der Deutschen Buchdrucker Georg W. Büxenstein L. H. Giesecke Prinzipalsvorsitzender Gehilfenvorsitzender Paul Schliebs, Geschäftsführer Neufassung des deutschen Buchdrucker-Tarifs. Sonntag, 12. August, finden in den neun Kreisvororten oder in den durch ihre geographische Lage am besten geeigneten Städten der neun Tarifkreise öffentliche Versammlungen der tariftreucn Buchdruckergehilfen statt, um Stellung zu nehmen zu den Anträgen zur Tarifrevision, wie sie auf der anfangs Mai 1906 in Berlin stattgefundenen Gauvorsteher und Gehilfenvertreter-Konferenz festgestellt und bisher der Oeffentlichkeit noch nicht mitgeteilt worden sind. Die gleiche Zurückhaltung ist auch seitens der Prinzipale geübt worden. Die Anträge auf Abänderung der einzelnen Be stimmungen des Tarifs sind bekanntlich bis spätestens zum 13. August bei dem Tarif-Amte in Berlin einzureichen. CI