Volltext Seite (XML)
2558 Stadtverordneten auszuführen oder sie zu beanstanden. Bei der Abstimmung erklärt sich die sozialdemokratische Mehrheit da gegen, daß bei der Vergebung der Arbeiten nur an tariftreue Firmen die Rechnungen und Urkunden außer Betracht bleiben sollen. Dem Antrag der Zahlstelle wird dann gegen die acht bürgerlichen Stimmen entsprochen. Kalender Die von dem verehrten Mitarbeiter P. E. in Nr. 59 S. 2441 vorgeschlagene Abänderung des Kalenders wäre gewiß ganz zweckmäßig, aber der Bibelspruch vom siebenten Tag als Ruhe tag bezog sich nicht auf den Sonntag sondern auf den Sonn abend. Dieser Tag war der Ruhetag. Erst zur Zeit der ersten Christen in Rom wurde der Sonntag durch päpstliche Be stimmung als »Tag des Herrn« eingesetzt. Der Grund war der, daß die ersten Christen nicht am Sabbat den Gottesdienst feiern wollten, und den Sonntag, den ersten Arbeitstag, dazu nahmen. Dadurch entstanden zwei Feiertage in der Woche, denn der Sabbat ließ sich nicht so schnell beseitigen Die Namen der Wochentage stammen von den Chaldäern, welche den ersten Tag der Sonne, den zweiten dem Mond usw. widmeten. Die Bezeichnung Sonntag hat also nichts mit Ruhe zu tun. Da aber der Ruhetag hinter die erfüllten Arbeitstage gehört, wäre die von Herrn P. E. empfohlene neue Einrichtung gewiß zu befürworten. A. Eingänge Lichtpaus-Rohpapier von Joachim Heinrich Knaack & Cie. in Lambrecht, Pfalz. Vor uns liegt eine Lichtpause, die mit schwarzen Linien auf rein weißem Grund auf Rohpapier der genannten Firma hergestellt wurde. Das Rohpapier wurde in einer unserer vorzüglichsten Lichtpauspapier fabriken lichtempfindlich gemacht. Zum Vergleich sendet uns die Firma Knaack eine Lichtpause gleicher Art aus ■derselben Lichtpauspapierfabrik, aber auf Rohpapier aus an derer altangesehener Rohpapierfabrik. Bei dieser Lichtpause ist der Grund stark violett und unrein. Wie wir s. Zt. mitteilten, besitzt die Firma Knaack ein eigenes Verfahren zum nachträglichen Leimen ihres Rohpapiers und dieser Leimüberzug verhindert die Chemikalien, in das Papier zu dringen und dann die Reinheit der Lichtpause zu beein- trächtigen. E. Brandts Koloriertafeln für Buchdrucker mit Farben- Erklärungen und Anleitung zum Kolorieren. Eine Folio mappe mit stufenweise schwieriger werdenden Vordrucken zum Kolorieren soll Buchdruckern das Arbeiten mit Farben und harmonische Zusammenstellung mehrerer Farben auf Drucksachen vertraut machen. In einem kleinen Textheft sind Anleitungen für die Benutzung und einige Erklärungen •über die Tonwirkung der Farben gegeben. Leider fehlen in dem Uebungsheft sowohl wie bei den Erklärungen Bei spiele von Farben, die zum gründlichen Verständnis und zur Vermeidung leicht auftretender Täuschungen notwendig gewesen wären. Anerkennung verdient die Ausstattung des Uebungsheftes. Es ist auf starkem weißem Papier ge druckt, das vorzüglich saugt und trotzdem fest und knoten frei ist. Das ziemlich feine Korn des Papiers begünstigt die Anlage größerer gleichmäßiger Farbflächen, und die Vordrucke sind mit einer grauen Farbe ausgeführt, die Wasserfarben nicht, wie die meisten Buchdruckfarben, ab stößt. Die Beispiele sind aus Schriftgießerei-Erzeugnissen gesetzt und können, wenn sie gut und richtig koloriert sind, wohl als Muster für Akzidenzsetzer dienen. Wenn es auch nicht möglich ist, durch solche Kolorierübungen die Praxis des Farbendruckes zu ersetzen, so geben sie doch Gewandtheit im Umgehen mit den Farben. Die An weisungen des Textheftes für das Mischen der Farben sind jedoch nicht durchweg zuverlässig. Nachträge zur Handprobe von Genzsch & Heyse in Hamburg. In gleichem Format, wie die Hauptprobe, ver öffentlicht die Firma von Zeit zu Zeit Nachträge über neu ere Erzeugnisse. Das letzte dieser Hefte enthält u. a. die Hamburger Druckschrift, eine den neudeutschen Schriften ähnliche Form, die aber durch etwas größere Breite und und Einfachheit der Versalien mehr Eignung zur Brotschrift hat als ihre Vorgängerinnen. Eine halbfette Hamburger Druckschrift dient als Auszeichnung und ein- und zwei zweifarbige Initialen in zwei Größen, deren Zeichnung nicht besonders gelungen ist, sind als Schmuck verwendet. Den weiteren Inhalt bildet die »Schmale halbfette Römisch« in vierzehn Graden, eine Bavaria-Kursiv, die als fette Aus zeichnung in Anzeigen gute Dienste tun wird, eine »Grau schrift Albingia,« und etwa 3 Schriftgarnituren für Karten und andere Akzidenzarbeiten. Ein Sortiment schwarzer Hände von Nonpareille bis 4 Cicero in praktischer Zeich nung füllt die letzte Seite des Nachtrags. Eine Probenmappe der Spitzertypie-Gesellschaft m. b. H. in München enthält eine große Zahl sehr verschiedener Bilder sowohl nach dem Gegenstand wie nach der Druck ausführung. Die Schwarzdrucke mit dem feinen unregel mäßigen Korn ähneln mechanisch verkleinerten Korn zeichnungen und haben deren Vorzüge und Schwächen. Die scharfen Schatten sind bestimmter und härter als bei dem gewöhnlichen Autotypieraster, dagegen lassen weiche Uebergänge an Zartheit zu wünschen übrig. Dies betrifft aber nur den Gegensatz zwischen Spitzertypie und dem Kreuzraster. Die bis zu 30X40 cm großen Probedrucke, zum Teil Dreifarbendrucke, sind vorzüglich gelungen, und der beigelegte Prospekt verspricht außerdem, daß Spitzertypien statt der Zurichtung nur einer Ausgleichung mit Seidenpapier bedürfen. Büchertisch Völker Europas .... Der Krieg der Zukunft von *** Verlag Rich. Bong, Berlin 57. Preis geheftet 5 M. Dieses fesselnde Buch muß einen sowohl militärisch, wie diplomatisch geschulten Verfasser haben, denn es ragt weit über die meisten Erzeugnisse der neuen Literaturgattung »Zukunfts kriege« hinaus. Wenn es auch nur auf Kombinationen der europäischen Entwicklung beruht, so regen diese doch zum Nachdenken an, und die Schlußfolgerung, die Errichtung des europäischen Bundes ist durchaus nicht unmöglich. Daß dieser Bund nur auf Grund kriegerischer Auseinandersetzungen ent stehen kann, ist nach der Weltlage einleuchtend. Er soll ein Gegengewicht gegen das übermächtige Amerika und gegen Ost asien bilden. Die Phantasieschlachten und strategische Märsche sind durch beigegebene Pläne anschaulich gemacht. M. Der Freiheitskampf des Mittelstandes von Dr. Friedrich Wegener. Band III der Sammlung »Deutsches Wollen«. Verlag von A. Mieck, Verlagshandlung G. m. b. H. in Prenzlau. Preis geheftet 1 M. Die über 100 Öktavseiten starke Schrift ist eine sehr lebendig geschriebene Untersuchung über mannigfache Schäden, welche die Entwicklung etwa der letzten 50 Jahre dem deutschen Volks körper zugefügt hat. Der Verfasser betrachtet den Mittelstand im Zusammenhang mit dem gesamten Kulturleben und kämpft gegen die materialistische Weltanschauung, gegen innere Verrohung großer Schichten des Mittelstandes; er weist nachdrücklich darauf hin, daß technisch veränderte Lebensbedingungen keine erhöhte Kultur bedeuten. Er führt mehrfach Goethe an, der dem Mittelstand eine ganz besondere Bedeutung für die Kultur beimaß. Nicht alle Folgerungen mögen richtig sein, aber im ganzen ist das Buch voll kräftiger und neuer Gedanken und hält durchweg von großen Gesichtspunkten aus an den höchsten Zielen der Menschheit fest. Es klingt aus in Carlyles Wort »Arbeiten und nicht verzweifeln«. Ein umfangreicher Anhang gibt Belege, Literaturnachweise usw. zum Text. Die Ausstattung ist einfach aber zweckmäßig. Svaerk. Deutsche Kunst und Dekoration. Illustrierte Monatshefte. Verlag von Alexander Koch in Darmstadt. 12 Hefte im Jahr. Preis 24 M. August-Heft 1906 mit 70 meist ganzseitigen Abbildungen, Preis 2 M. 50 Pf. Das August-Heft ist das zweite Sonder-Heft über die III. Deutsche Kunstgewerbe-Ausstellung in Dresden. War es dem Verlag schon gelungen, im ersten Sonder-Heft eine äußerst interessante Uebersicht über diese so bedeutende Veranstaltung zu geben, so ist dieses zweite Heft noch wesentlich besser aus gefallen. Die Einleitung des Heftes zeigt die köstlichen Wand gemälde, die Prof. Ludwig von Hofmann für die von Van de Velde erbaute Museumshalle für Weimar geschaffen hat. Hier in vor trefflicher Reproduktion, losgelöst von den gar zu gewaltigen Stuck-Umrahmungen, kann man die Schönheit dieser herrlichen Schöpfungen ungestört genießen. Es folgt eine Reihe der besten Wohn- und Festräume, die unzählige Anregungen zu Neugestaltungen aller Art enthalten. Dann zeigt das Heft noch Stickereien und viele schöne Porzellanfiguren, die in letzter Zeit in der Königlichen Porzellan-Manufaktur in Meißen entstanden. Hieran schließt sich eine Veröffentlichung über kirchliche Raum gestaltung und Friedhof-Anlagen. Die Abbildungen zeigen deutlich, daß der Weg, der in Dresden eingeschlagen wurde, zu einem guten Ziele führen kann. Außer den vielen Abbildungen enthält das Heft eine Anzahl lesenswerter Textbeiträge, die über die verschiedensten Fragen, Aufschluß geben. K.