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Hessischer Papier-Verein Hauptversammlung am 2). März 1906 in Frankfurt a. M. Erschienen waren aus Darmstadt die Herren Heckmann, Mahr und Thomasius, aus Gießen die Herren Kühn und Noll, aus Lampertheim Herr Emmerich, aus Worms die Herren Kräuter, Schneider und Wagner. Nach einer um 101/2 Uhr abgehaltenen Vorstandssitzung begaben sich die Anwesenden nach der nur zwischen 11 und 1 Uhr geöffneten »Internationalen Ausstellung für Buch binderarbeiten«. Diese ist außer von Deutschland von Frankreich und England sehr gut beschickt und bietet un- gemein viel Sehenswertes, besonders Buchvergoldungen. Nach gemeinsam eingenommenem Mittagessen wurde im Hotel »Prinz von Arkadien« um 3 Uhr die Hauptversamm lung abgehalten. Der zweite Vorsitzende Herr Hch. Kräuter-Worms er öffnete die Hauptversammlung um 3 Uhr in Vertretung des durch Krankheit verhinderten ersten Vorsitzenden Herr J. Ph. Reinhardt. Nach der Begrüßung erstattete Herr Mahr-Darmstadt Bericht über die letzten 2 Jahre, in welchen ein erfreulicher Zuwachs von Mitgliedern und Bildung der Ortsgruppe Darmstadt zu verzeichnen ist. Diese Ortsgruppe hat eine lebhafte und erfolgreiche Tätigkeit entfaltet, haupt sächlich in bezug auf Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs und maßloser Schleuderei seitens einer jetzt in Konkurs befindlichen Firma. Nach diesem Bericht folgte von demselben als Rechner des Vereins Rechnungsablage. Die Rechnung wurde ge prüft, richtig befunden und ergab einen Kassenbestand von 140 M. 49 Pf. Herrn Mahr wurde Entlastung erteilt. Die drei durch Auslosung ausscheidenden Vorstands mitglieder, Herren Kräuter-Worms, Hoos-Gießen und Mahr- Darmstadt wurden einstimmig wiedergewählt. Auf Vor schlag des Herrn Kräuter wurde Herr Mahr zum ersten Vorsitzenden gewählt und auf dessen Vorschlag Herr Kräuter als zweiter Vorsitzender, wie seither, sowie Herr Thomasius-Darmstadt als Rechner und Schriftführer, ferner zum Vertreter bei der Hauptversammlung des Deutschen Papiervereins in Nürnberg Herr Kräuter und als Ersatz Herr Kühn-Gießen. Auch wurde beschlossen, daß an die an der Hauptversammlung in Nürnberg teilnehmenden Mit glieder, ausschließlich des Vertreters, 125 M. aus der Ver einskasse bezahlt werden sollen, um recht viele Mitglieder zur Teilnahme zu veranlassen, jedoch so, daß bei schwacher Beteiligung das einzelne Mitglied nicht mehr als 25 M. er halten soll, die heute Anwesenden erhalten 3 M., wie früher, aus der Vereinskasse als Reisevergütung. Die schon lange durch Rundschreiben beschlossene Er höhung der Beiträge von 5 M. auf 6 M. wurde gutgeheißen. Als Ort der nächsten Hauptversammlung wurde in An betracht der für 1907 geplanten Kunstausstellung Darmstadt bestimmt. Nachdem noch über verschiedene Fachfragen allgemeine Aussprache stattgefunden, wurde die Versammlung um 41/2 Uhr geschlossen. Nach einigen Stunden fröhlichen Zusammenseins dampften die Mitglieder mit dem Wunsche auf Wiedersehen in Nürnberg der Heimat zu. * * * Durcheinunliebsames Vorkommnis erreichte vorstehender Bericht seinerzeit seinen Bestimmungsort — die Papier- Zeitung in Berlin — nicht, und kommt deshalb verspätet. Der Vorstand bittet seine Mitglieder deshalb um Ent schuldigung. Offenhalten der Läden an Sonntagen. Die Papier- und Post kartenhändler in Oldenburg i. Gr. haben an den Stadtmagistrat eine Petition gerichtet, daß ihnen, wie auch den Kaufleuten der Lebensmittel-Industrie, gestattet werde, am Sonntag bis 7 Uhr abends ihre Läden offen zu halten. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird diese Bitte ohne Schwierigkeit gewährt werden. (Nordwestd. Ztg.) Amerikanische Schreibwaren Bleistift, vereinigt mit Radiergummi. Amerik. Patent Nr. 795500 von Lothar W. Faber in New York, N.Y. Die Erfindung bezieht sich auf diejenigen Bleistifte, welche am hinteren Ende ein Stück Radiergummi tragen. Die Befestigung des Radiergummis an den Bleistift erfolgt ge wöhnlich mittels einer über beide geschobenen zylindrischen Hülse. Man hat die Hülsen bereits aus Papier hergestellt, um, wenn das hervorragende Ende des Radiergummis verbraucht war, durch Wegschneiden eines Teiles der Papierhülse ein neues Stück des Radiergummis frei zu legen. Dabei er- Bild 1 Bild 2 gaben sich jedoch mancherlei Unbequemlichkeiten. Um diese zu beseitigen, wird nach vorliegender Erfindung die aus Papier hergestellte, das Radiergummi C aufnehmende Hülse B, welche über das etwas verdünnte Ende a des Bleistifts A geschoben und durch Klebstoff an letzterem und an dem Radiergummi befestigt ist, mit parallelen, um den Mantel der Hülse laufenden Nuten oder Furchen b ver sehen. Ist nun das Radiergummi bis an den Rand der Hülse B verbraucht, so ist es leicht, einen Teil der Hülse mittels eines Taschenmessers wegzuscbneiden und das Radiergummi wieder um ein geeignetes Stück freizulegen. Ueber die Trennungsfuge zwischen dem Bleistift A und der Hülse B wird ein Band b 1 geklebt, um das Aussehen des Bleistiftes zu verbessern. Zugaben der Schreibwarenhändler Im Laufe der letzten Jahrzehnte hat, wie die »Bayr. Lehrer- Zeitung« mit vollem Rechte sagt, sich — namentlich in den Städten — der Unfug immer mehr eingebürgert, den Schülern beim Einkauf eines Heftes usw. ein Geschenk, eine Zugabe, zu verabreichen. Es ist wohl selbstverständlich und in der Kindes natur begründet, daß derartige kleine Gaben die liebe Jugend leicht bestechen. So kommt es denn, daß Kinder eines Bilder bogens oder eines ganz minderwertigen Luxusgegenstandes wegen gerade den Laden aufsuchen, in dem der begehrte Gegenstand, welchen ein Mitschüler oder eine Mitschülerin in der Schule sehn ließ, bei Einkäufen zugegeben wird. Sie verbinden eben das Nützliche mit dem Angenehmen. Darauf rechnet nun auch mancher Geschäftsmann. Um den lästigen Konkurrenten trocken zu stellen, sucht er ihn in bezug auf Verabreichung von Lock mitteln zu übertrumpfen. Dabei nimmt man selbstverständlich keinerlei Rücksicht darauf, ob das Lockmittel für die Hand des Kindes oder für den kindlichen Geist passend ist oder nicht. Es ist schon vorgekommen, daß man einkaufenden Kindern ein »Rauschverzeichnis« oder gar einen »Liebesthermometer« als Zugabe verabreichte. Die Lehrer sind unter solchen Umständen und auch deshalb, weil sie wissen, daß mit der Wertzunahme der Lockmittel naturgemäß sich die Güte der gekauften Ware verringern muß, schon längst Gegner dieser Gepflogenheit und würden nur wünschen, daß dieser eigenartige Wettbewerb baldigst von der Bildfläche verschwinde. Auch der einsichtige und reelle Geschäftsmann steht auf demselben Standpunkt, das zeigt auch z. B. ein in Nr. 26 der »Papier-Zeitung« vom 30. März 1906 enthaltener kurzer Artikel mit der Ueberschrift: »Rabatt marken statt der Zugaben«. Es heißt dort u. a.: »Das neue Schuljahr rückt immer näher heran und mit ihm die Freuden und Leiden der Eltern. . . . Ein Leiden ist es für viele Eltern, daß sie tief in den Geldbeutel greifen müssen, um die Schul-