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Nr. 52 PAPIER-ZEITUNG 2169 fileten und Gravuren für die Vcrgoldeprcsse kann ich hier nur sagen, daß die Linie den Grundstock jeder Orna- mentierung bildet, und andere Flächenmuster als Mittel und Eckstempelchen oder freie und verbundene Eck- und Mittelstücke sollen nur noch in beschränkter Weise zur Verbindung und Unterbrechung der Linie sowie zur Unter brechung und Belebung leerer Flächen Verwendung finden. Die Linie aber darf sich in den mannigfachsten Windungen, Krümmungen und Verschlingungen darstellen und in ihrer Breite anschwellen und abnehmen. Damit glaube ich den Grundzug und das Wesen der gegenwärtigen Ornamentierung deutlich gemacht zu haben, und ich muß es dem guten Geschmacke meiner jungen Berufsgenossen und dem Ge schicke der Gravieranstalten von Ornamenten überlassen, das Richtige zu treffen. Zu den Vergoldewerkzeugen gehört auch der Hand schriftkasten, und ich empfehle einen solchen mit Zentral schraube und Einrichtung zum Einsetzen sowohl hoher wie flacher Schriften, damit man auch kleinere Plattenschriften mit der Hand drucken kann. Der Schriftkasten wie die Fileten und Stempel müssen in festen Heften mit Metall zwingen stecken, Schraubenhefte sind zum Auswechseln von Stempeln und Bogen oder Linienstücken praktisch. Zum Drucken langer gerader Linien eignet sich eine große Rolle besser als die Filete, da man mit ihr Absätze vermeidet. Zum Drucken von Kurvenlinien dient uns die Pfennigrolle und der Bogen in verschiedenen Radien. Rollen und Bogen gibt es in vielen Größen und Stärken. Zur Erzeugung nicht zu breiter Blindlinien aber sind die Streicheisen da. Rollen und Streicheisen stecken ebenfalls in festen Heften. Zum Schneiden des Blattmetalls bedürfen wir eines Kissens, dessen Oberfläche aus feingerauhtem Kalbleder besteht. Dieses Kissen ruht auf einem Holzkasten, dessen Schublade in Fächer geteilt ist und folgendes aufnimmt: 1. Das Blattmetall, 2. Das Goldmesser, ein ziemlich breites, dünnes und elastisches zweischneidiges Messer, welches immer blank und sauber gehalten werden muß. 3. Ein großes Stück Tintengummi zum Abreiben der Schriften. 4. Ein Stück Knetgummi zum Auftupfen des Gold-Ueber- Schusses bei Handvergoldung. 5. Einen dicken Tuchlappen zum Abwischen der vergoldeten Fläche (Goldlappen). 6. Einen festen, gleichmäßig dicken Zwirnfaden. 7. Ein an einer Oeffnung mit Gaze überspanntes und an beiden Enden mit Deckeln verschlossenes Büchschen und ein niedriges Schächtelchen mit Vergoldepulver, in letzterem ein Watte- bäuschchen oder kurzes breites Pinselchen. 8. Watte, Streichhölzer, kleine Gläschen und Pinselchen. Das Grundier-Eiweiß oder dergl. sowie das Auftrageöl findet in diesem Kasten keinen Platz und könnte hier auch Unheil anrichten; man stellt diese Flüssigkeiten in verschlossenen Fläschchen weg. Vom Heizapparat für die Handfileten, Stempel und Schriften war schon die Rede, das Brennmaterial kann Gas, Spiritus oder Petroleum sein, letzteres darf aber nicht blaken und riechen. Ich erwähnte auch schon eine Eisen platte über einem Brenner neben der Vergoldepresse zum Erwärmen freihändig abzudruckender Plattenschriften und Gravuren. Endlich bedürfen wir noch eines Kästchens im Format etwa eines Lexikons, aber zwei- bis dreimal so hoch wie dieses dick ist, und einer Hutbürste zum Abkehren des Goldes bei Preßvergoldung. Das Kästchen muß mit Glanz papier ausgefüttert sein. Fortsetzung folgt Preislisten, Kataloge sind nach Oesterreich zollpflichtig Hiermit gestatte ich mir, Sie um Ihre Meinungsäußerung in folgender Angelegenheit zu bitten. Ich habe in der letzten Zeit wiederholt die Erfahrung gemacht, daß meine Kataloge über Maschinen für die Papier industrie, wovon ich Ihnen separat per Postpaket ein Exemplar übersende, von den Adressaten in Oesterreich- Ungarn nicht angenommen wurden, weil sie der Verzollung unterliegen. Tatsächlich wurde auch ein von mir im Mai dieses Jahres nach Prag-Smichow gesandter Katalog mit 1 K. 80 h. verzollt, worüber mir der Empfänger die Zoll quittung übersandte. Ich war nun bisher der Meinung, daß lediglich Willkür eines Zollbeamten in diesem Falle vorlag. Da aber auch Wiederholungsfälle und zwar an anderen Orten in Oesterreich Ungarn eintraten, bezw. die Kataloge zurückkamen, so wandte ich mich an das K. k. Hauptzoll amt in Prag, worauf mir heute nachstehender Bescheid zu gegangen ist. Prag, 21. Juni 1906 In Beantwortung Ihres Schreibens vom 19. Juni 1906 wird Ihnen unter Rückschluß der Beilage mitgeteilt, daß laut den Erläuterungen zum österr.-ungarischen Zolltarife vom 13. Februar 1906, Preiskurante, Warenkataloge und der gleichen nunmehr mit oder ohne Einbände zollpflichtig sind. Es steht Ihnen jedoch frei, die Verzollung durch einen entsprechenden Vermerk in der Zollinhaltserklärung unter Vorbehalt des Rekurses vornehmen zu lassen, in welchem Falle seitens des betreffenden Zollamtes unter Vorlage eines identifizierten Musters der betreffenden Ware die höhere Entscheidung eingeholt wird. gez. Der k. k. Oberfinanzrat gez. Fiale In der Annahme, daß Ihnen auch schon von anderen deutschen Firmen Fälle ähnlicher Art bekannt geworden sind, würde es mir erwünscht sein, zu hören, welche Mittel und Wege dieselben eingeschlagen haben, um der Ver zollung von Katalogen entgegenzutreten und gleichzeitig aber die Kataloge prompt in den Besitz der Adressaten zu bringen. Maschi>tenfabrikant In Position 298 des Oesterreichisch-Ungarischen Zoll tarifs sind die Sätze aufgeführt, nach welchen Kataloge autonom und vertragsmäßig bei der Einfuhr nach Oester reich verzollt werden müssen (Nr. 25 Seite 1062 der Papier- Zeitung). Hiernach wird von den Versendern der Kataloge in vielen Fällen der Zoll getragen werden müssen. Aus sprache erbeten. Braunschweiger Brief Ende Juni Die saure Gurkenzeit wirkt bereits auf die Geschäftslage der hiesigen graphischen Industrie. Die Ueberstunden haben fast ganz nachgelassen, und die Zahl der konditionslosen Buchdrucker beträgt schon gegen zehn Mann. Dagegen sind die weiblichen Hilfskräfte noch immer sehr rar, und gute Anlegerinnen werden gesucht. Die Aufstellung von Anlege-Apparaten dürfte die unausbleibliche Folge dieses Mangels sein. Neben Einführung der englischen Arbeitszeit, welche be sonders während der Sommermonate von allen Beteiligten äußerst angenehm empfunden wird, hat auch die Bewilligung von Ferien in den Buchdruckereien, meist allerdings auf Antrag des Personals, steigenden Anklang gefunden. Ihre Dauer beträgt meistens drei bis sechs Arbeitstage unter Fortzahlung des vollen Wochenlohnes, je nach der Dauer der Tätigkeit im Geschäft. Die berechnenden Setzer erhalten gewöhnlich eine Entschädigung von 5 M. für den Tag. An eine größere Anzahl hiesiger Buchdruckereien gelangte durch die Handelskammer des Herzogtums Braunschweig auf Veranlassung der Handelskammer Saarbrücken ein Rundschreiben, betreffend die Unterstützung der tariftreuen Druckereien durch Druckaufträge seitens der Industrie, in welchem um gut achtliche Aeußerung gebeten wurde. Da die überwiegende Mehrzahl der braunschweigischen Druckereien tariftreu und Mitglieder des hiesigen Vereins der Buch- und Steindruckerei besitzer sind, so veranlaßte der Verein, daß mit dieser gutacht lichen Aeußerung solange zu warten sei, bis ihnen von Vereins wegen weitere Mitteilungen in dieser Angelegenheit zugegangen sind. Ihr gojähriges Bestehen und zugleich damit die Fertig stellung des hundertsten Bandes feiern mit der Herausgabe des Septemberheftes Westermann’s Illustrierte Deutsche Monats hefte. Der hiesige »Allgemeine Anzeiger« (früher Stadtanzeiger) stellte nach einem etwa achtwöchigen Versuch sein täg lich zweimaliges Erscheinen ohne Erhöhung des Bezugs preises wieder ein und kehrte zur früheren einmaligen Morgen- Ausgabe zurück. Begründet wird diese abermalige Veränderung damit, daß in einer seitens des Verlags durch Karte an die Bezieher gerichteten Anfrage sich der größte Teil derselben aus dem zweimaligen Erscheinen des »Anzeigers« gar nichts macht und die alte einmalige Morgen-Ausgabe der neuen zwei maligen Ausgabe vorzieht. Ein Unfall ereignete sich kürzlich in einer hiesigen Buch druckerei, indem die Tiegeldruckpresse, an welcher eine Ar beiterin gerade mit Putzen beschäftigt war, in Gang geriet und ihr eine arge Fingerquetschung an der rechten Hand zufügte. Auf der zu Pfingsten abgehaltenen Kreisversammlung des