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Nr.6r PAPIER-ZEITUNG 2507 Bild 7, unten mit eingezeichnet. Das Wichtigste und Ent scheidendste für den Wert des Großdruckschleifens ist nun aber das Leistungsverhältnis oder Schleifflächeneinheit, die durch die zweite Kurve unter Iw aufgezeichnet ist. Die Leistung einer Flächeneinheit oder der ganzen Schleif fläche eines Schleifers wächst nach dieser Kurve bei allmählich gesteigertem Druck von 300 g/qcm bis 3000 g/qcm von 1 bis 8,5, also fast proportional mit dem Pressendruck. Schleifereien mit früher 8 Schleifern bei Kaltschleifen brauchen bei Großdruckschleifen nur 1 Schleifer mit gleicher Preßflächengröße eines der 8. Dies ist aber für Anschaffungs-, Lohn-, Unterhaltungs- usw. Kosten, wie Sie zugeben werden, von allergrößter Bedeutung, und es erklärt schon dieser eminente Vorteil das auch bei uns stark verspürbare Vordringen der Großkraftschleifer. Es stellt sich aber ferner der weitere Vorteil der vorzüglichen Qualität des gewonnenen Stoffes ein, sobald man die Schleifkasten wie die Amerikaner für die Stein kornspitzenwege mit einer Länge von 350 bis 450 mm einrichtet. Es stellt sich hierbei auch noch als sehr vorteilhaft heraus, daß bei Drucken von 1000—3000 g/qcm fast kein grober Stoff beim Schleifen entsteht, alles vorn beim ersten Angriff des Steines entstehende Grobe gerät bei Anwendung geringer Spritzwasser mengen zwischen Holz und Stein und wird raffiniert; dabei bleiben immer neben den vielen feinen noch genug lange Zellen erhalten, sodaß neben den kurzen und schmierigen Fasern die längeren und feinen, dem Stoffe Kraft gebenden Fasern nicht fehlen. Lange Schleifwege auf möglichst geschlossenen Flächen, hoher spezifischer Druck, Waten des Steines und geringe 30 bis 20 fache Verdünnung, das sind die neuen Punkte, die bei Be achtung aller übrigen Erfahrungen den Nutzen bringen. Wie es mit der Breite des Schleifholzes steht, so glaube ich, daß bei 1/2 bis 2a m die günstige Grenze für die Praxis Bild 7 liegen wird. Ich höre, daß man neuerdings 1 m breit schleifende Apparate geplant oder vielleicht auch gebaut hat. Meine Versuche belehrten mich, daß der Kraftverbrauch nicht proportional, sondern etwas überproportional mit der Breite wächst, danach würde ich, besonders bei kleineren Kräften, raten, eher in der Schleifbreite zurückzugehen. (Auf der Rückreise von Hirschberg nach Chemnitz machte mir ein an einerneuen großen rheinischen Dampfschleiferei beteiligter Fabrikant die Mitteilung, daß in der betreffenden Fabrik 1 m lang ankommendes, geschältes, nordisches Holz auf Voith’schen Schleifern 1 m breit geschliffen werde, und daß man mit den quantitativen und qualitativen Ergebnissen sehr zufrieden sei. Es wird also tatsächlich bereits auf 1 m breiten Apparaten ge schliffen. Am 26. Juni hatte ich den Besuch eines Ingenieurs, der wiederum für das Schmalschleifen schwärmte, und dieses be sonders für Kleinkraftbesitzer als das einzig Zukunftsverheißende pries. Die Frage der günstigsten Breite des Schleifholzes ist also keineswegs entschieden. Die Entscheidung kann nur auf Grund systematisch durchgeführter Versuche ermöglicht werden.) Wichtig ist die Art der Schärfung. Ohne hier tiefer auf die Sache eingehen zu können, bemerke ich kurz, daß große Schärf löcher die schädliche Oberflächenbewegung (Kompression und Wiederausdehnung) erhöhen, feine Schärfung also günstiger er scheint; die Stellung der Löcher, Bilder 3, 3a, 4, 4a, spielt hier sicher auch eine Rolle. Die Schärfe 3, 3a dürfte störende Rillenbildung im Stein veranlassen, die Schärfkanten nach 4 (doppelt bezeichnet) sind kürzer als bei Schärfe nach 3, Ver hältnis: 1:1,4142. Vielleicht ist 3 die beste Stellung. Kümmern wir uns mal gar nicht um den Gewinn einer besseren Qualität, Lohn- und Regiekostenersparnis beim Heißschleifen und fragen wir nur nach dem Kraftverbrauch bei Kalt- und Heißschleifen; voraus gesetzt, daß das Schleifen allein in beiden Fällen 4 PS in 24 Stunden auf 100 kg Stoff kostet, so ergibt sich für die Heiß schleifanlage immer noch wegen einfacherer Transmission, ge ringerer Raffineurarbeit und geringerer Menge Spritzwasser ein nicht unerheblicher Vorteil. Schleifereien ico PS. 150 PS Kalt 15° ps Heiß Schwerere Transmission 30 v. H.. . . 45 PS 1 Raffineur 24 Stunden . 15 „ 2 Sortierer ... 5 „ 1 Entwässerungs ¬ maschine . . 3 „ Spritzwasser ¬ erhebung . . 2 „ 70 PS Leichtere 24 v. H. 36 PS 8 Stunden . . . 5 » 2 Sortierer . . . 5 „ 1 » • • • 3 » Spritzwasser ¬ erhebung . . 1 „ 5° ps BleibenfürSchlei- fen mit 2 fünf- pressigen Ap paraten 80 PS 1 Großkraftschlei- ' fer mit 2 Pres ¬ sen 100 PS Die Anlagen leisten in 24 Stunden 2000 kg 2500 kg 100 kg Stoff erfordern 71/2 PS 6 PS Redner legte den Zuhörern Stoff der Großdruck-Dampf schleiferei von Kübler & Niet hammer in Kriebenau bei Wald heim vor, welcher wegen seiner Reinheit und Weiße allgemeine Anerkennung fand. An den Vortrag schloß sich eine Aussprache, gelegentlich welcher der Vorsitzende Herr E. Kaul hervorhob, daß er dem Schärfen der Schleifsteine die Be deutung wie der Redner nicht beilege. Das Schärfen sei mehr ein notwendiger Reinigungsprozeß der Schleifflächen, welche sonst verschmieren würden. Redner verwies auf das von ihm Gesagte, daß man mit porösen Steinen auch Stoff ohne besondere Schärfung schleifen könne, daß er aber das richtige Schärfen für außerordentlich wichtig in dem mündlich vor getragenen Sinne halte; es gäbe natürlich verschiedene Meinungen, die aber wohl bei näherer Be trachtung auf das gleiche hinaus liefen. Es sei übrigens ziem lich nebensächlich, ob man sich Löcher und Stege in regel mäßiger Abwechslung wie in Bildern 3a und 4a denkt oder eine unregelmäßige Oberfläche durch Aufhauen. Immer bilde man (vergrößert gedacht) Berg und Tal an der Steinveripherie, und nach einigem Gebrauch wird man stets Löcher und peripherisch liegende Stegteile an der Steinoberfläche feststellen können. Bei in dickem Stoffe watenden Steinen hätte man unter keinen Umständen mit Verschmierungen nnd Verunreinigungen zu tun, die Steinfläche bleibe durchaus rein und sauber. Herr Kaul wies schließlich darauf hin, daß dem praktischen Holzschleifer ein großer Dienst erwiesen würde, wenn jemand einen Schleifkoeffizienten aufstellen wollte, wonach es möglich werde, die Leistung seiner Schleifsteine auszurechnen. Redner ging mündlich auf diesen Punkt nicht ein, möchte aber hier beifügen, daß er in seiner Technologie bereits einen Schleifkoeffizienten aufgestellt hat; derselbe fällt aber so ver schieden aus, daß der Praktiker schwer damit etwas wird an fangen können. Bei der Ausarbeitung meines vorstehenden Vortrags habe ich einige Tage Aufenthalt damit gehabt, daß ich den vor 4 Jahren veröffentlichten Schleifkoeffizienten besser nutzbar machen wollte, kam aber zu keinem befriedigenden Er gebnis. Ich komme vielleicht in einiger Zeit auf diesen Koeffizienten zurück. (Ueber die Aussprache, welche der Vortrag in der Ver sammlung hervorrief, vergl. auch den Bericht in Nr. 51 S. 2ti8.) Kohlenversorgung. Die Kohlenversorgung Deutschlands hat im ersten Halbjahr 1906 gegenüber der Vergleichszeit 1905 Steigerung um rund 13 v. H. erfahren.