Volltext Seite (XML)
DDAPIER=VERARBEITUNG H Buchgewerbes^ Lohnbewegung im Lithographengewerbe Die Arbeitgeber setzen voraus, daß infolge des auf den Sonntag fallenden Termins zur Zahlung der Miete ein großer Teil der Arbeitnehmer zur Wiederaufnahme der Arbeit geneigt sein wird. Die Organisation der Arbeit nehmer hat jedoch ihren Mitgliedern erklärt, allen denen, die wegen der Mietszahlung Schwierigkeiten hätten, durch Unterstützung zur Seite zu stehen. Die Arbeitnehmer er warten, schon Anfang nächster Woche die Mittel der Ge werkschaft frei zu bekommen. Die nötigen Schritte sind bereits eingelcitet. Die Lage in ganz Deutschland hat sich insofern verschlechtert, als neuerdings weiteren 100 Arbeit nehmern gekündigt ist, in Leipzig 50 Notenstechern und in Offenbach ebensoviel Steindruckern. An Unterstützung sind in ganz Deutschland bisher etwa 200000 M., davon in Berlin etwa 40000 M. ausgezahlt worden. (Berl. Morgenpost) Lohnbewegung im Buchbindergewerbe Aus Nürnberg kommt die Mitteilung, daß die in Buch bindereien, Kartonnagenfabriken, Präge- und Kunstanstalten daselbst beschäftigten Buchbinder den Arbeitgebern einen Mindestlohntarif vorgelegt haben. Die darin aufgestellten Forderungen lauten: 9stündige Arbeitszeit, 20 M. Mindest lohn, steigend jährlich um 1 M. wöchentlich bis zum Betrage von 26 M , Bezahlung der gesetzlichen und vom Geschäft angeordneten Feiertage; für Arbeiterinnen Wochenlohn von 7 M. 50 Pfg. beim Eintritt, steigend innerhalb dreier Jahre auf 15 M., für Spezialarbeiterinnen 10 bis 15 M., Zuschläge für Ueberstunden je nach Dauer 25 bis 50 v. H., Erhöhung der Akkordsätze um 15 v. H., Garantie des Höchstlohnes für Akkordarbeiter und Freigabe des 1. Mai. Heimarbeit darf an das Personal nicht verabfolgt werden. ■—s— Leipzig. Das Tarifamt der deutschen Buchdrucker hat sich bereit erklärt, die Vermittlerrolle zwischen den Parteien im Buchbindergewerbe zu übernehmen. Tarifrevision im Buchdruckgewerbe Leipzig. In einer Versammlung der Buchdruckmaschinen meister wurden die Vorschläge der Dresdener Prinzipale zur Tarifrevision abfällig besprochen, tarifliche Streitig keiten erörtert, die Errichtung eines Agitationsbezirks an geregt, zu den Klagen beim Gewerbegericht Stellung ge nommen und zur Unterstützung der ausständigen Buch binder, Lithographen und Steindrucker aufgefordert. K. (L. Tgbl.) Berliner Typographische Gesellschaft Geschäftsstelle: Berliner Buchgewerbe-Saal, Friedrichstraße 231 (11—2 Uhr). Vorsitzender: G. Könitzer, W 57, Dennewitzstraße 19. Kassierer: C. Rinck, Schöneberg, Bahnstraße 43, link. Aufgang III. Schriftführer: E. Baumeister, Gneisenaustraße 16 Durch freundliches Entgegenkommen unseres Mitgliedes, Herrn Hans Wunder, wird es uns ermöglicht, die neue Fabrikanlage der Berliner Buch- und Steindruckfarbenfabrik Hans Wunder in Wilhelmsberg zu besichtigen. Um die mancherlei Neu einrichtungen und Vervollkommnungen besser würdigen zu können, wird die Besichtigung an einem Betriebstage ge stattet, und zwar findet dieselbe statt am Montag, 2. Juli, nachmittags 4 Uhr Die Teilnehmer treffen sich um 31/2 Uhr pünktlich am Endpunkte der Straßenbahnlinie nach Wilhelmsberg in der Waßmannstraße. Wir hoffen, daß sich recht viele Fach genossen einige Stunden frei machen, um sie dem Studium zu widmen, wie heute einige der wichtigsten unserer Druck mittel, Firnisse, Farben, Walzenmasse, erzeugt werden. Der Vorstand Einrichtung einer Sortiments-Buchbinderei Fortsetzung zu Nr. 40 Vergoldezverkzeu^e. Sie sind das Schmerzenskind jedes Buchbinders und eine Schraube ohne Ende für den, welcher dem wechselnden Geschmack damit folgen will. Umso größere Ueberlegung und Vorsicht ist bei Anschaffung dieser Werkzeuge am Platze. Denn was heut modern ist, kann es schon in einem Jahre nicht mehr sein. Uebrigens wandelt sich der eigene Ge schmack, das persönliche Empfinden für Schön und Unschön in Jahren und Jahrzehnten wesentlich und läutert sich mit zunehmendem Alter, dann aber gefällt uns oft selbst nicht mehr, was wir früher für schön hielten. In meiner Jugend glaubte ich, das zur Deckung der Schrift oder des Ornaments doch einmal nötige Stück Blattgold nun auch möglichst vollständig ausnützen zu müssen und schaffte demgemäß fette, verzierte und schattierte Schriften und möglichst ausgiebige Gravuren an. Heute wähle ich die Schriften höchstens halbfett und in möglichst einfachen Formen und möchte am liebsten nur noch mit der reinen Antiqua drucken, müßte ich mich nicht nach den Buch druckern, d. h. nach den zu den Büchern verwendeten Schriften richten. Hinsichtlich der Verzierungen des Rückens und der Decke des Buches neben der Schrift aber halte ich es in der Hauptsache mit der Linie, gerade, ge brochen, gebogen, verschlungen, neben welcher dann andere Ornamentformen nur als Unterbrechungen oder Füllungen mäßige Verwendung finden. Während ich dadurch nun beim Ornament meinem jetzigen persönlichen Empfinden und der herrschenden Geschmacksrichtung gleichermaßen Rechnung trage, bin ich dazu in bezug auf die Schrift noch immer außerstande. Denn ich habe bis heute noch keine Schrift gesehen, welche ich unbedenklich an die Stelle unserer alten Schwabacher, Gothischen und Kanzlei setzen möchte. Antiqua schließe ich ganz aus, weil sie ihres ein fachen und vornehmen Charakters wegen nach meinem Er achten überhaupt niemals durch eine andere Schrift ersetzt und verdrängt werden kann und auch zum Drucken be sonders fremdsprachlicher aber auch wissenschaftlicher Werke immer unentbehrlich sein wird. Nach dem Charakter der Schrift des Buchtextes hat sich aber unser Buchtitel zu richten. Folgende Gründe halten mich ab, die oben genannten alten Schriften durch moderne zu ersetzen: Moderne Schriften, welche eine Vermischung von Antiqua mit Gothisch und dergl. sind, und bei denen beispielsweise das große D, M, P und andere Buchstaben den Charakter der Antiqua, andere Versalien aber gothischen Charakter haben, finde ich unschön, und die verschiedene Fette der Versalien ver bessert das Schriftbild nicht. Schriften, welche in ihren Schriftzeichen von jedem uns gewohnten Schriftbilde so stark abweichen, daß man ihre Bedeutung erraten muß, die also schwer lesbar sind, dürfen wir nicht verwenden. Endlich habe ich bis heute noch keine moderne Schrift gefunden, welche sich den alten Schriftformen so anschließt und einfügt, daß wir damit einen Titel auf ein in alter Schrift gedrucktes Buch drucken dürften, ohne uns eines Verstoßes gegen den einheitlichen Stil der Buchausstattung schuldig zu machen. Diesen Verstoß begehen wir zwar auch, wenn wir umgekehrt verfahren, da aber findet er vor dem Stilrichter (uns selbst) und unserm Kunden darin seine Entschuldigung, daß uns niemand zumuten kann, unser Geld in Schriften zu stecken, welche wir nur in beschränktem Maße verwenden können, weil ja der größte Teil der Bücher noch mit alten Schriften gedruckt wird, und bei dem heutigen Tasten und Suchen nach modernen Schriftcharak teren, welche einem Wechsel des Geschmacks und der Mode nicht unterworfen sein dürften, zu riskieren, daß heut angeschaffte Schriften in Jahr und Tag entwertet sind.