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Verein Deutscher Zellstoff-Fabrikanten Hauptversammlung in Hirschberg, 18. Juni 1906 Tages-Ordnung: 1. Mitteilungen über die Vereinstätigkeit seit der letzten Versammlung. 2. Genehmigung des Geschäftsberichts für 1905. 3. Neuwahl des Vorstands (§ 13 Abs. 2 der Satzungen). 4. Rechenschaftsbericht für 1905 und Haushaltsplan für 1907. 5. Besprechung der Marktlage. 6. Papiermacherfachkurse. 7. Ehrenurkunden für Arbeiter. 8. Abwässerfrage. 9. Erörterung technischer Fragen. Anwesend die Herren: Dr. Leo Gottstein, Breslau, Vorsitzender; Baedeker, Sacrau; Banholzer, Weißenborn; Bergerhoff, Oberleschen; Bierbrauer, Löhnberg; Brier, Tilsit; Midelfart, Stahlhammer O.-S.; Conrad, Sacrau; Flath, Königsstein; Fischer, Hugohütte; Goerendt, Ziegenhals; Hückler, Wildsbausen; Kumpfmiller, Höcklingsen; Dr. Max Müller, Altdamm; Gustav Schacht, Altdamm; Schoop, Königsberg; L. Schmidt, Kehl; Schulze, Breslau; Süreth, Königsberg; Wolff, Schwarza; Generalsekretär Dr. Graf von Brock dorff, Oppeln; wissenschaftlicher Hilfsarbeiter Dr. Goldmann, Oppeln. Ferner nahm an den Verhandlungen über Punkt 9 (Er örterung technischer Fragen) Herr Prof. Kirchner, Chemnitz, teil. Der Vorsitzende, Dr. L. Gottstein, eröffnet um io’/ 4 Uhr die Versammlung. Vor Eintritt in die Tagesordnung gedenkt er in warmen Worten des am 28. März 1906 verstorbenen Vereinsangehörigen Herrn Richard Zanders und stellt darauf den bei der Geschäfts stelle des Vereins seit dem 1. März d. Js. beschäftigten Hilfs arbeiter Dr. Max Goldmann, Oppeln, vor. 1. Aus den vom Generalsekretär Dr. Graf von Brockdorff erstatteten Mitteilungen über die Vereinstätigkeit ist folgendes hervorzuheben. Die Zahlung eines Beitrages für eine vom Kolonialwirtschaft lichen Komitee geplante Erkundung zum Studium der Halfa- gewinnune und Verarbeitung hat der Verein abgelehnt. Die Mitgliedschaft einer Firma, die seit längerer Zeit dauernd die Herstellung von Holz- oder Strohzellstoff eingestellt hat, erklärt die Versammlung entsprechend einem früheren Be schlusse des Vorstandes für erloschen und beschließt, um für die Zukunft Mißverständnissen vorzubeugen, dem § 3 der Vereins satzungen folgenden Zusatz zu geben: Die Mitgliedschaft erlischt, sobald die Fabrikation von Holz- oder Strohzellstoff als regel mäßiger Betrieb eingestellt wird. Von den Kosten des Prozesses, den s. Zt. die Altdamm- Stahlhammer Holzzellstoff- und Papier-Industrie-Aktien-Gesell- schaft, vertreten durch ihren damaligen Direktor Dr. Max Müller, im Interesse der deutschen Zellstoff- und Papier-Industrie gegen den Papier-Industrie-Verein geführt hat, beschließt die Versammlung, ein Drittel auf den Verein zu übernehmen. Um Erstattung der übrigen zwei Drittel soll der Verein Deutscher Papierfabrikanten angegangen werden, da dessen Interesse an dem Prozeß dasjenige des Zellstoff-Vereins weit überwogen habe, und diese Verteilung auch dem Verhältnis der Größe und den Mitteln der beiden Vereine mehr Rechnung trage als die von einer Seite vorgeschlagene Teilung zur Hälfte. Bezüglich der Frage eines etwaigen Lumpenausfuhrzolles wird beschlossen, sich gegen die Einführung auszusprechen, falls die Einführung dieses Zolles wieder geplant werden sollte. 2. Der der Versammlung vorliegende, den Mitgliedern zur Kenntnisnahme bereits zugesandte Geschäftsbericht des Vereins für 1905 wird in der vorliegenden Fassung genehmigt. 3. Die Neuwahl des Vorstandes ergibt die Wiederwahl der sämtlichen Vorstandsmitglieder durch Zuruf. Der Vorstand setzt sich demnach wie folgt zusammen: Dr. L. Gottstein, Breslau, Vorsitzender; Geheimer Kommerzienrat Haas, Mannheim, 1. Stellvertreter des Vorsitzenden; Pettermand, Wangen, 2. Stellvertreter des Vorsitzenden; Steinbock, Frankfurt a. O„ Schatzmeister; Hoesch, Pirna, Stellvertreter des Schatzmeisters. 4. Der Rechenschaftsbericht für 1905 weist in Einnahmen: 10878 M. 75 Pf., in Ausgaben: 7518 M. 59 Pf. auf, sodaß am 31. Dezember ein Bestand von 3360 M. 19 Pf. verblieb. Auf Antrag der Kassenprüfer, der Herren Brier und Schmidt, wird dem Schatzmeister unter dem Ausdruck des Dankes für seine Mühewaltung Entlastung erteilt. Der Haushaltsplan für 1907 soll der Herbstversammlung zur Beschlußfassung vorgelegt werden. 5. Als Vertreter des Vereins für die Fachschulkommissionen des Vereins Deutscher Papierfabrikanten soll anstelle des verstorbenen Direktors Beckmann Herr Dr. Clemm, Waldhof, in Vorschlag gebracht werden. 6. Der von Herrn Geheimen Kommerzienrat Haas vorgelegte Entwurf einer Ehrenurkunde für Arbeiter findet lebhaften Beifall. Es wird beschlossen, die Diplome mit einigen unwesentlichen Aenderungen nach dem vorliegenden Entwurf in Farben her stellen zu lassen. 7. Bei Besprechung der Marktlage wird allgemein von der günstigen Konjunktur für Zellstoff und Zellstoffpapiere be richtet. In den Preisen habe sich zwar eine Besserung er geben; indessen bleibe bei den gestiegenen Erzeugungskosten, insbesondere bei der ständigen Steigerung der Holzpreise, kein genügender Nutzen. Was die geplanten und viel erörterten Neu gründungen betreffe, so seien die hierüber verbreiteten Mit teilungen weit übertrieben. Bis die Anlagen wirklich in Be trieb kämen, verginge wohl noch viel Zeit, und es sei bei der naturgemäßen Steigerung des Zellstoffbedarfs zu hoffen, daß auch die Mehrerzeugung bis dahin Absatzmöglichkeit finde. Trotzdem sei eine Warnung vor Uebertreibungen bei Vornahme von Neuanlagen und Betriebsvergrößerungen wohl angebracht. 8. Abwässerpragen. Die Königliche Versuchs- und Prüfungs anstalt für Wasserversorgung und Abwässerbeseitigung beab sichtigt, der Frage der Abwässer der Sulfitzellstoffabriken näher zu treten und ist betreffs Unterstützung dieser Untersuchungen seitens der Vereinsmitglieder mit dem Verein in Unterhandlung getreten. Die Versammlung beschließt, den Mitgliedern zu empfehlen, die von der Versuchsanstalt aufgestellten und durch die Geschäftsstelle den Mitgliedern zugesandten Fragebogen be treffend die Abwässerverhältnisse der einzelnen Fabriken mög lichst vollständig auszufüllen und dem Generalsekretär zu über mitteln. 9. Erörterung technischer Fragen. Herr Prof. Kirchner hält einen Vortrag über Elektrolyt-Bleiche, woran sich eine lebhafte Erörterung über dieses Verfahren schloß. Im weiteren Verlauf kommen die vielfachen Schwierig keiten zur Sprache, die bei Aufstellung von neuen Fabriken, Aenderungen in den Fabrikanlagen u. dgl. seitens der Gewerbe- Polizei gemacht werden. Ferner wird auf die Handhabung der Bestimmungen über die Sonntagsruhe und die damit ver bundenen Schwierigkeiten seitens der Gewerbepolizei ein gegangen. Im Anschluß hieran wurde bemerkt, daß man darauf acht geben müsse, daß bei der bevorstehenden reichsgesetz lichen Neureglung der Sonntagsruhe die Sonntagsarbeit in der Zellstoff-Industrie nicht noch mehr eingeschränkt werde. Schluß der Versammlung um 11/2 Uhr nachmittags. Entfärbung des Papiers auf der Papiermaschine In Nr. 54 S. 2239 wird ein Fall mitgeteilt, wo Pergamyn- papier an den Seiten der Papierbahn die richtige Blau färbung aufwies, während es in der Mitte der Bahn ent färbt wurde. Die Schriftleitung bemerkte hierzu, daß die Ursache dieser Erscheinung wahrscheinlich auf zu stark bombierte Gautsch- oder Preßwalzen zurückzu führen sei. Die hier aufgeworfene Frage ist eine der schwierigsten und meist verwickelten, die dem Papiertechniker vor kommen. Die erwähnten Erscheinungen haben mir und jedenfalls auch manchem Fachgenossen schon oft den Kopf warm gemacht. Den wahren Grund des Uebels zu be stimmen, ist oft ziemlich schwer, weil dabei mehrere Ursachen zusammen wirken können. Bombierte Walzen der Gautsch- und Naßpressen können teilweise Entfärbung der Bahn verursachen, aber kaum jemals in dem Maße, wie dies hier geschehen ist, auch würde man das Uebel an der Maschine leicht bemerken und könnte ihm steuern. Die Einwirkung bombierter Pressen tritt auch stärker bei röschem Stoff hervor. Wir haben es hier aber mit Per- gamynstoff zu tun, dieser wird stets starker Mahlung unter worfen und dadurch zum großen Teil in Zellstoffschleim verwandelt. Dieser Stoff tritt als gleichmäßig durch gefärbte Masse auf das Metalltuch der Papiermaschine. Diese war im vorliegenden Fall neu, hatte folglich wahr scheinlich ziemlich bedeutende Siebbreite. Bei schmierig gemahlenem Stoff wirkt auf breiten Maschinen die Schütte- lang an den Seiten viel stärker als in der Mitte der Bahn. Seitlich bildet sich dann ein engeres Filter, dessen Fasern von gefärbtem Schleim umhüllt sind, und die mit diesem eine fast gleichmäßige Masse bilden. Hierdurch wird auf den Saugern und in den Pressen mehr Farbstoff zurück gehalten. Manchmal bildet der Schleim mit der Farbe auf der Oberfläche des Papiers eine feine Lackschicht, was aber mehr bei organischen Farbstoffen vorkommt. Besonders bei neuen Naßfilzen läßt sich solcher Stoff in den Pressen äußerst schwer entwässern, weil neue