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willige Beiträge gezeichnet. Trotzdem scheint dieses Geld noch immer nicht zu genügen, denn in einer außerordentlichen Ge neralversammlung wurde kürzlich dem Vorstandsantrage zu gestimmt, von jedem männlichen Mitglied der angeschlossenen Krankenkassen einen außerordentlichen Beitrag von i M. zu er heben. Im Herzoglichen Museum sind seit einiger Zeit Lichtdruck bilder, Photographien, Radierungen und Steindrucke nach Zeich nungen von Hans Thoma ausgestellt. Die Ausstellung umfaßt etwa 75 Kunstblätter und ist von dem hiesigen Dürerbunde veranstaltet. H. S. Die Innung Dresdner Buchdruckereibesitzet hielt ihre dritte Vierteljahresversammlung am 17. Juli unter Anwesenheit von 42 Mitgliedern ab. Zunächst wurden durch den Vor sitzenden, Herrn Siegel, 60 zu Ostern eingestellte Lehrlinge als Innungslehrlinge aufgenommen und danach die Vorgänge des letzten Vierteljahrs sowie bemerkenswerte Aeußerungen der Fachpresse vorgetragen. Der Antrag des Vorstandes auf kor porativen Beitritt der Innung zur Sächsischen Mittelstands-Ver einigung wurde einstimmig angenommen. Das Referat des Herrn Ulrich über die Kreis- und Hauptversammlungen der deutschen Buchdrucker-Berufsgenossenschaft und des deutschen Buchdruckervereins in Zwickau und München gab Veranlassung zu einer längeren Auseinandersetzung, doch wurde schließlich eine weitere Aussprache über die bevorstehenden Tarifver handlungen bis zur nächsten Versammlung verschoben. Aus dem Berichte des Herrn Franke über den paritätischen Arbeits nachweis ging hervor, daß im vergangenen Vierteljahre die Nach frage besonders nach Maschinenmeistern sehr lebhaft war, und sich eine Minderung derselben erst in den letzten Wochen bemerk bar machte. Hierbei gab ein Streitfall Veranlassung zur Auf stellung einer Geschäftsordnung für die Behandlung von Diffe renzen, und ein Antrag des Vorstandes auf Ausbildung von Mädchen zu Anlegerinnen unter Zugrundelegung eines Lehr vertrages, der durchberaten wurde, fand einstimmmige Annahme. Ueber die Verhandlungen im Tarifsschiedsgericht berichtete Herr Grünberg, und nachdem noch das Schleuderangebot der Firma eines benachbarten Ortes gebührend gekennzeichnet war, wurde die Versammlung um 12 Uhr 15 Min. geschlossen. Bahnhofsbuchhandel. Vor kurzem ging durch einige Blätter eine Mitteilung, wonach im Bahnhofsbuchhandel eine Art Mono pol bestehen soll, das die Vergebung im Ausschreibungsver fahren zur leeren Formsache mache. Wie die »Tägl. Rund schau« festgestellt, gibt es kein solches Monopol, denn nach einer dem genannten Blatt vorliegenden Liste gibt es im Be reich der königlich preußischen und großherzoglich hessi schen Eisenbahn-Direktionen etwa 200 selbständige Eisenbahnbuch händler. Wünsche österreichischer Buchdruckereibesitzer Eine Abordnung österreichischer Buchdruckereibesitzer begab sich zufolge Beschlusses der Hauptversammlung des Reichsverbandes österreichischer Buchdruckereibesitzer am 16. Juli zur Audienz zum Handelsminister Dr. Forscht, um ihre Wünsche darzulegen. Die Herren baten um die Einberufung einer Konferenz betreffs Aenderung in der Postzustellung der Zeitungen in Oesterreich nach deutschem Muster. Diese Konferenz dürfte im Herbst im Handelsministerium stattfinden. Dann wurde erinnert an die Zusage der Regierung anläßlich der Tarifverhandlungen im letzten Jahre, daß der Drucksorten bedarf nur von tariftreuen Druckereien besorgt werde, worauf der Minister zusagte, daß diese Angelegenheit ehestens erledigt werde. Ueber den Schaden, der durch die in Aussicht stehenden Erhöhungen der Porto-, Telephon- und Telegraphengebühren dem Buchdruckgewerbe laut Vorstellung der Deputation er wachsen würde, erwiderte der Minister, daß die vorgebrachten Wünsche nach Möglichkeit berücksichtigt werden. —r. Der Bund deutscher Buchbinder-Innungen hat auf seinem 27. Verbandstage in Danzig am 16. Juli beschlossen, den nächsten Verbandstag im Jahre 1907 in Hannover abzuhalten. Auf Antrag der Vereinigung selbständiger Buchbinder Niedersachsens, früher in Hannover, jetzt in Hildesheim, wurde eine Resolution, betr. Gefängnisarbeit, angenommen, in der es heißt: »Der 27. Verbands tag des »Bundes Deutscher Buchbinder-Innungen« spricht sein Befremden aus, daß die Staatsregierung durch ihre Maßnahmen, welche die Anfertigung von Buchbinderarbeiten in den Gefäng nissen betreffen, dem Buchbinderhandwerk eine so schwere Schädigung zufügt. Der Verbandstag beauftragt den Vorstand, der Staatsregierung die Meinung des Handwerks über dieses Vorgehen klar und offen zu übermitteln und jedes Mittel zu ver suchen, um die Regierung zu bewegen, die verfehlten An ordnungen zurückzunehmen, sowie nach wie vor die Gefängnis arbeit mit Maschinen auf das schärfste zu bekämpfen.« Ferner wurde die Gründung eines Arbeitgeber-Schutzverbandes für das deutsche Buchgewerbe beschlossen. Die »Vereinigung selb ständiger Buchbinder Niedersachsens« hatte endlich noch folgen den Antrag eingebracht: »Der Vorstand wolle bei den betreffen den Behörden vorstellig werden, daß der Verkauf von Post karten, Ansichtsalben, Photographien und dergl. nach Schluß der gesetzlichen Verkaufszeit an Sonn- und Festtagen in Museen, öffentlichen Anstalten, sowie in Gast- und Schankwirtschaften verboten wird.« Hierzu wurde bemerkt, daß ein gesetzliches Verbot in diesem Sinne bestehe, man müsse eben jedesmal bei der Polizeibehörde Anzeige erstatten. K. (Hann. Courier) Büchertisch Die Gewinnbeteiligung der Arbeit Ihre soziale Be deutung und Durchführbarkeit. Von Wilhelm Stiel. Verlag von O. V. Böhmert in Dresden. Das 114 Oktavseiten enthaltende Werkchen behandelt die wichtige Frage der Gewinnbeteiligung ausführlich und nach jeder Richtung hin. Das Buch gliedert sich in 2 Hauptteile: 1. Die soziale Bedeutung der Beteiligung der Arbeit am Ge schäftsgewinn. 2. Die Durchführbarkeit der Beteiligung der Arbeit am Ge schäftsgewinn. Zahlreiche Beispiele davon, wie in Werken ver schiedener Art und verschiedener Länder die schwierige Auf gabe zu lösen gesucht wurde, sind angegeben, und für die jenigen, die sich mit dieser Frage beschäftigen, wird besonders das Verzeichnis der wichtigsten Aufsätze über diesen Gegen stand erwünscht sein. 94 solcher Aufsätze sind aufgezählt und 7 Zeitschriften, welche sich mit Vorliebe dieser Frage widmeten. Der Verfasser kommt zum Schluß seines wertvollen Werkes zu folgenden Ergebnissen: 1. Die Gewinnbeteiligung stellt ein eine Forderung aus gleichender sozialer Gerechtigkeit erfüllendes selbständiges System dar, das, den festen Lohn durch einen Anteil am Rein gewinn ergänzend, in ersterem die produktive Arbeits-, in letzterem die spekulative Unternehmungstätigkeit des Arbeiters vergütet. 2. Sie ist anwendbar und durchführbar überall, wo im ge werblichen Leben unter Mitwirkung menschlicher Arbeit direkt oder indirekt nachweisbare Gewinne erzielt werden. 3. Sie hat in Fällen, in denen die Arbeit auf das Ge schäftsergebnis einen erkennbaren Einfluß besitzt, den Charakter eines im Sinne des Arbeitgebers rationellen Lohnsystems und hat als solches in zahlreichen Fällen große Erfolge auf zuweisen. 4. Sie versagt in dieser Wirkung als Lohnsystem überall da, wo sie offen oder versteckt als Kampfmittel gegen Arbeiter koalitionen benutzt wird. 5. In Fällen legaler Anwendung hat sie sich dagegen öfters als Mittel zur Anbahnung und Erhaltung des sozialen Friedens bewährt. Berliner Kalender 1907, Verlag von Martin Oldenbourg, Berlin. Preis 1 M. Dieser Kalender ist der Geschichte und den Merkwürdig keiten der Stadt Berlin gewidmet. Dr. Georg Voß hat ihn zu sammengestellt, und Georg Barlösius stattete ihn mit Bildern aus und sorgte dafür, daß Druck, Papier usw. einheitlich wirken. Das Titelblatt zeigt die Gestalt eines Berliner Droschken kutschers, der, in der einen Hand die Peitsche, in der andern ein Glas Weißbier, recht betrübt dreinsieht. Er soll »der letzte zweeter Jüte« sein, wie eine Aufschrift angibt. Dies Umschlag bild ist eine Federzeichnung, die durch drei Farbenplatten koloriert ist. In gleicher Art sind die 12 Monatsbilder her gestellt, nur daß dort nur eine bis zwei Farbenplatten an gewendet wurden. Hinter dem prächtigen Kalendarium folgen 12 Seiten mit Text und Bildern, die sich ebenfalls auf die Ge schichte Berlins beziehen. Der Verein für die Geschichte Berlins hat sich mit diesem in jeder Beziehung schönen und stilreinen Kalender ein weiteres Verdienst erworben. Den Druck besorgte W. Büxenstein. Schillers Werke. Illustrierte Volksausgabe. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart und Leipzig. Diese zu Beginn des Erscheinens an dieser Stelle be schriebene Lieferungs-Ausgabe nähert sich ihrem Abschluß; die soeben ausgegebenen Lieferungen 47—52 enthalten die erste Hälfte des IV. (Schluß-) Bandes, in dem die historischen Arbeiten vereinigt sind, und zwar finden wir von diesen hier die »Geschichte des Abfalls der Niederlande«, die dem jungen Dichter die Berufung an die Jenaer Universität eintrug und ihm die Anregung zu »Don Carlos« gab. Die dem Werk zur Seite gehenden Illustrationen, die größtenteils von dem Maler H. Knackfuß herrühren, gehören zu den besten der gesamten bilderreichen Ausgabe.