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PAPIER-ZEITUNG 243° Antrieb und Trockner von Papiermaschinen In Nrn. 3, 50 und 99 von 1904 wurde nachgewiesen, daß die deutschen Papiermaschinen wegen ihrer geringen Trockenfläche in ihrer Leistung hinter den amerikanischen zurückstehen. Die Ausführungen haben erfreulicherweise den Erfolg gehabt, daß unsere Maschinenfabriken un gewöhnlich große Aufträge auf Trockenzylinder erhielten, und daß die neueren Papiermaschinen mit viel größeren Trocknern versehen wurden als früher. Eine große Zahl von Trockenzylindern, die mit schwach gespanntem Dampf — am besten mit Abdampf — geheizt werden, macht es auch möglich, daß man sämtlichen Zylin dern gleichen Durchmesser gibt und sie mit gleicher Ge schwindigkeit antreibt, also die »Züge« und deren Reglung völlig vermeidet. Es ist eine durch Tausende von Papier maschinen erwiesene Tatsache, daß die Papierbahn bei langsamer Trocknung sich entweder garnicht in der Längs richtungausdehnt, oder daß die Ausdehnung durch den Zug des][Glättwerks, welches aufgEden Trockner folgt, aus Nr- 59 Trockenzylinder ist mit Rücksicht auf das Arbeiten von Kartons gewählt. Der ganze Trockner wird mit dem Abdampf der Antriebs maschine geheizt und arbeitet anstandslos Rotationsdruck mit 130 m und größerer Geschwindigkeit. Die Maschine ist jeden falls eine der größten und leistungsfähigsten, nicht nur Deutschlands, und erhielt besonders mit Rücksicht auf Kartons den sehr großen Trockner. Aber auch hier, wie an andern Stellen zeigte sich, wie J. M. Voith sagt, daß für Rotations druck mit schnellstem Gang und alle andern Papiere der Trockner garnicht groß genug sein kann. In Verbindung mit großen Trocknern wurden von einigen deutschen Firmen auch die nach amerikanischer Art in der Maschine zusammengenähten Segeltücher ein geführt. Die Anordnung des Trockners in Gruppen von nicht mehr als 10 Zylindern schließt übrigens die in Amerika übliche Verwendung von einem oberen und einem unteren Segeltuch für den ganzen Trockner nicht aus, da der Antrieb mit Rücksicht auf die Belastung der Räder und Riemen doch auf einige Gruppen verteilt werden muß. Es bleibt dann jedem Papierfabrikanten unbenommen, mit geglichen und unschädlich gemacht wird. Während wir in Deutschland auf Grund theoretischer Erwägung bei der Anordnung der Trockenzylinder in Gruppen mit verschie denen Geschwindigkeiten geblieben sind, haben die Ame rikaner durch Anwendung einer 3 bis 4 Mal so großen Zahl von Trockenzylindern mit gleicher Oberflächen-Ge- schwindigkeit alle Schwierigkeiten überwunden und die Führung der Maschine erheblich vereinfacht. Unsere Maschinenfabrikanten haben sich dieser Erkenntnis an geschlossen, das alte Gruppensystem verlassen und legen die Zylinder in Reihen. In vorstehender Skizze ist die Anordnung einer Papier- und Kartonmaschine von J. M. Voith in Heiden heim a. Brenz gegeben, welche einen großen Fortschritt gegenüber der früheren Bauart darstellt. Die Trocken zylinder 1, 3, 5, 7 und 9 sind von einem Wollfilz umgeben, der über einen unterhalb angeordneten Filztrockner F 1 läuft. Der Filz der oberen Zylinder 2, 4, 6, 8 und 10 ist oberhalb mit einem Filztrockner F' versehen. In gleicher Weise dienen die Filztrockner F 3 bis F 3 je 5 von den Trockenzylindern ir bis 41. Zwischen dem 30. und 41. Trockenzylinder ist eine Feuchtpresse P eingebaut. Der Kalander K empfängt die vom Trockner kommende Papier bahn. Die Maschine steht, wie in Amerika üblich, auf ge wölbtem Boden, d. h. im ersten Obergeschoß, und bietet da her zu ebener Erde Raum zum Unterbringen eines großen Teils des Triebwerks usw. Ein Laufkran geht oberhalb durch den ganzen Maschinensaal. Die Papiermaschine wird- von einer 300 PS Dampf maschine angetrieben, welche 45 bis 120 Umdrehungen macht. Der Antrieb geht das eine Mal direkt von der Schwungradwelle auf das Hauptvorgelege der Papier maschine, und diese arbeitet dann mit 59,5 bis 160 m in der Minute. Da die Maschine auch stärkere Papiere (Kartons) liefern soll, so ist ein Umgehungstrieb vorgesehen, und wenn dieser eingerückt wird, läuft sie mit 25 bis 66,5 m. Die Stellung der Feuchtglätte vor dem letzten Viertel kürzeren endlosen Wollfilzen und Filztrocknern oder mit durchgehenden genähten Segeltüchern ohne Filztrockner zu arbeiten. Es wäre im Interesse des Fortschritts sehr erwünscht, daß die Papierfabrikanten und Lieferanten von Segel tüchern ihre bezüglichen Erfahrungen in diesen Spalten mitteilen wollten. Bei Anwendung von Segeltüchern von beliebiger Länge würden Bau und Betrieb der Trockner erheblich ver einfacht, weil alle Filztrockner überflüssig würden. Die Feuchtpresse P, welche aus besonderen Gründen bei obiger Maschine eingeschaltet ist, wird in den meisten Fällen gleichfalls wegbleiben können, was weitere Verein fachung herbeiführt. Wer viele Papiermaschinen im Gang beobachtet hat, wird gefunden haben, daß die Feucht pressen in sehr vielen Fällen stillstehen oder leer mitlaufen. In jedem Fall ist ihre richtige Handhabung schwierig, und man hat viel Ausschuß dadurch zu gewärtigen. Der dafür gemachte Aufwand und die Erschwerung der Führung des Papiers werden selten durch angemessene Verbesserung des Papiers aufgewogen. Was damit erreicht wird, kann in den meisten Fällen durch das ohnehin notwendige Feuchten und Glätten des fertigen Papiers ersetzt werden. Die 41 Trockenzylinder der Maschine dienen dem Ab dampf der Antriebs-Dampfmaschine als idealer Kondensator, dabei läßt sich die Geschwindigkeit in Grenzen von 1 bis 4 durch Reglung der Dampf-Zufuhr und Expansion ändern, was für die meisten Fälle ausreichend ist. Es gibt neuerdings so gar Dampfmaschinen, deren Geschwindigkeit in den Grenzen von 1 bis s, sogar 6, durch einfache Hebelstellung geändert werden kann. Seitdem dies möglich ist, wird der kost spielige Antrieb der Papiermaschine auf elektrischem Wege völlig überflüssig. Nach der in Nr. 99 von 1904 aufgestellten Berechnung kann obige Maschine bei einer Erzeugung von 25 Tonnen Papier in 24 Stunden gegenüber elektrischem Antrieb und Frischdampf mehr als 20000 M. jährlich ersparen. Carl Hojmann