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2402 PAPIER-ZEITUNG Nr. 58 sollte die Pappen in ganzer Größe bekleben, dann in Bahnen schneiden und die Sohlen verschränkt daraus stanzen, indem man mehrere Pappbahnen übereinander legt. Man verwende nicht allzu harte, zähe Pappe, denn die Sohlen müssen sich leicht nach Fuß und Stiefel treten lassen. R. Sch. Aus den Typographischen Gesellschaften Leipzig. Typographische Vereinigung. In der letzten Ver sammlung hielt Herr Lehrer Hiemann einen interessanten Vortrag über »Aesthetische Gesichtspunkte bei Einrichtung unserer Wohnungen^. Das Aeußere unserer Wohnhäuser ist pomphaft aufgeputzt. Die vielen Schnörkel und Gesimse sind nichts als steinerne Lügen. Keine Wahrheit. Dasselbe gilt auch für die innere Ausstattung. Die Wohnung soll ein menschenwürdiger, angenehmer Aufenthalt sein, in dem man sich wohlfühlt. Diese Forderung stellt jeder, ob arm oder reich. Betritt man ein sogenanntes gutes Zimmer, welches meist nur bei hohem Besuch seine Pforten öffnet, so fällt zunächst die Tapete als unschön auf. Die meisten Leute lieben Tapeten in grellen Farben mit plastisch dargestellten Figuren. Die Tapete soll dagegen das Verbindende sein zwischen den einzelnen Einrichtungsgegenständen. Eine weiße Zimmer decke ist einer gemalten vorzuziehen. Goldverzierungen und Schnörkel an den Oefen sind überflüssig und nehmen nur den Staub auf. Auch das Fenster müßte in ganz anderer Weise be hängt werden, als es jetzt der Fall ist. Einfache weiße Vor hänge, die das Licht zur Genüge eindringen lassen, neugierigen Augen jedoch den Einblick verschließen, erfüllen denselben Zweck, wie dreifache Vorhänge. Und nun die Einrichtungs gegenstände. Die Möbel sind protzenhaft im Renaissancestil ge halten, weil die Möbelfabriken keinen anderen Stil kennen. Ein Schrank, den nur Holzmaserung ziert, erfüllt denselben Zweck, wie ein solcher mit Muschelaufsatz und zwei Kugeln. Ein Stuhl ist ebenfalls kein Schmuckstück. Er muß fest sein, und man muß bequem darauf sitzen können. Der Wandschmuck gilt als die Hauptsache in einer Wohnung. Als ungeeignetstes Schmuck stück bezeichnete Redner die Photographie. Dürersche Holz schnitte, Kupferstiche und Radierungen eignen sich dagegen schon besser. Farbige Bilder, mit Ausnahme des Oeldruck- bildes, und Künstlersteinzeichnungen sind vorzuziehen. Auch Plastik und Bronzen geben einen schönen Zimmerschmuck ab. Im ganzen sind die bestehenden Zustände unerfreulich. Wir müssen in unseren Wohnungen die Freude am Echten lernen, denn nur Wahrheit ist Schönheit. Ueber 80 Entwürfe zu einer Festkarte zum Gewerkschafts fest referierte hierauf Herr Richard Günther. Diesen Wett bewerb hatte das hiesige Gewerkschaftskartell für alle graphischen Berufsangehörigen auegeschrieben. Den Vogel schossen die Lithographen ab. Die ersten drei Preise entfielen auf folgende Herren: Fritzsche, Wasser, Dreßler, Lithographen. Lobende Er wähnungen erhielten; Arndt, Pfeiffer, Friedrich und Henke. Die Skizzen der Lithographen wirkten packender als die Satzarbeiten, zumal sie größeres Format hatten. Bei verschiedenen Entwürfen vermißte man die passende Symbolik. Die Schrift war bei ver schiedenen Lithographie-Skizzen in den Hintergrund gedrängt. Dieser gemeinsame Wettbewerb zeigte deutlich die Verschieden heit der Auffassung bei einer Arbeit, die für die breite Masse bestimmt ist. Hierauf nahm die Versammlung auf Anregung des Kollegen Dreßler zu einem Versammlungsbericht der Typographischen Gesellschaft Leipzig Stellung. In Nr. 48 des »Allgemeinen An zeigers für Druckereien« wird berichtet, daß heute in Fach kreisen kein so reges Interesse für Skizzierkurse mehr vor handen sei, als vor etwa 20 Jahren, da die Akademien, Fach schulen und Handwerkerschulen das Skizzieren in ihren Lehr plan aufgenommen und so den Gesellschaften abgenommen haben. Man tut wohl gut, diese Ausführungen vorsichtig auf zunehmen. Wir erkennen dagegen den Wert der Skizzierkurse in den fachtechnischen Vereinigungen voll an und erblicken in ihnen das beste Mittel für eine berufliche Fortbildung unserer Mitglieder. Z. München. Typographische Gesellschaft. Mit der ordentlichen Generalversammlung am 11. Juli schließt das Vereinsjahr 1905/06. Der erste Vorsitzende gab einen Rückblick über die Tätigkeit der Gesellschaft. Ein Jahresbericht in würdiger Ausstattung, der die drei letzten Jahre umfasse, gehe in nächster Zeit an die Mitglieder hinaus. Die Kasse schließt mit einem Bestände von 759 M. 17 Pf. Der Mitgliederstand beträgt 284, hierunter 173 Abonnenten des »Archivs für das Buchgewerbe«. Die Neuwahl des Ausschusses ergab: 1. Vorsitzender: Franz Fleischmann, 2. Vorsitzender: Fritz Sommer, Kassierer: Eduard Boß, 1. Schriftführer: Paul Waßmann, 2. Schriftführer: Fritz Bauer, Bibliothekare.- Otto Danner, Karl Siegl, Beisitzer: Franz Stirzlmayer, Otto Gumpert, Revisoren: Karl Vogl, Gustav Händler. Außerdem werden den Beratungen des Ausschusses ständig bei gezogen die Herren Ernst Leven und Reinhold Bammes. Die Erledigung einiger Vereinsangelegenheiten, zukünftige Ausgestaltung der Leseabende, Bekanntgabe tüchtiger Fachleute und deren Gewinnung zu Vorträgen im kommenden Vereins jahre ging glatt von statten. Den Schluß des Abends bildeten einige herzliche Worte des ersten Vorsitzenden an die Anwesenden mit der Bitte, treu und unverdrossen auch sich fernerhin betätigen zu wollen zum Nutzen unseres Berufes, p. Geschäftsschluß am Sonnabend Mittag haben in Barmen bis jetzt 162 Firmen teils eingeführt, teils beantragt. Unter diesen Firmen befinden sich fast alle größeren Druckereien Barmens. Zur Einführung dieses Ceschäftsschlusses bedarf es der Ge nehmigung des Regierungs-Präsidenten, weil mittags bis 1/22 Uhr nachmittags durchgearbeitet wird, und Arbeiterinnen über 16 Jahre ohne Erlaubnis nach 12 Uhr mittags nicht beschäftigt werden dürfen. Das Gesuch muß enthalten: 1. den Nachweis, daß die Aenderung mit Einverständnis der Arbeitnehmer geschieht; 2. Beginn und Ende der festzulegenden Arbeitszeit unter genauer Angabe der Pausen für die Jugendlichen und der Arbeiterinnen über 16 Jahre; 3. die Zahl der beschäftigten jugendlichen Arbeiter, der Arbeiterinnen über 16 Jahre und der männlichen Arbeiter; 4. die bisherige Arbeitszeit, -t- Preislisten, Kataloge sind nach Oesterreich zollpflichtig Vergl. Nr. 52, S. 2169 Auch uns sind schon viele Fälle vorgekommen, daß Empfänger von Arbeitsmustern in Oesterreich, welch letztere per Post- Paket gesandt werden mußten, die Annahme dieser Sendungen wegen darauf ruhenden Zolles verweigerten. Wir halten es für unbedingt notwendig, daß sich alle be teiligten Firmen an das »Kaiserlich deutsche General-Konsulat, Wien« wenden, damit seitens desselben eine Intervention an entsprechender Stelle erfolgt. Wir meinen, daß Sie vielleicht in der Papier-Zeitung hierauf hinweisen könnten. Maschinenfabrik. Solche Vorstellungen dürften wenig Erfolg haben, da die Verzollung auf dem österreichischen Zolltarif Position 298 beruht. Schneidschriften Ist die Fabrikation von Karton-Reklameplakaten mit Schneid schriften lohnend, und wieviel Kapital wäre für deren Ein richtung nötig? Haben sich die sogen. Schneidschriften be währt, oder werden sie leicht stumpf? Ist es für einen tüchtigen Fachmann ratsam, sich eine Preßvergolde-Anstalt für Reklame- uud Massenartikel in Metalldruck einzurichten, und würden da zu anfangs 3000 M. genügen? X. Aussprache seitens erfahrener Leser erbeten. Berliner Buchdrucker-Fachschule. Infolge eines seitens des Dirigenten der Fachschule, Herrn Buchdruckereibesitzer C. Behrens am 13. Dezember 1905 an den preußischen Minister für Handel und Gewerbe gerichteten Gesuchs um staatliche Unterstützung ist die Anstalt einer Besichtigung unterzogen worden, und es hat sich dabei gezeigt, daß die Fachschule im allgemeinen den Anforderungen des Druckereigewerbes ent sprechend eingerichtet ist, und der Unterricht befriedigende Er folge aufweist. Indessen erscheint es erwünscht, daß mehr Zeit auf das Deutsche, das Zeichnen und auf den praktischen Fach unterricht verwendet wird. Sollte der die Schule unterhaltende Verein Berliner Buchdruckerei-Besitzer bereit sein, die Anstalt nach dieser Richtung auszubauen, so will der Minister einen Staatszuschuß zur Verfügung stellen. Es unterliegt natürlich keinem Zweifel, daß der Verein Berliner Buchdruckereibesitzer, dem die Schule gehört, diesen Wunsch des Ministers, der sich mit dem Plane des Herrn Behrens vollständig deckt, in Kürze verwirklicht. Er wird die Unterstützung der gesamten Berliner Prinzipalität finden, tz. Verbotene Lektüre. Nach der bremischen Lehrer-Zeitschrift »Roland« ist auf den preußischen Seminaren die Lektüre der Werke von Ibsen, Hauptmann und Sudermann verboten.