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Braunholzpappe 7645. Frage: Ein hiesiger Großhändler bezieht von einer durch mich vertretenen Fabrik laufend größere Mengen Leder pappen 70X100 cm, 55 Stück auf den Zentner und erhielt solehe bisher in der Qualität entsprechend dem mit »alt« bezeichneten Muster, während die neue Lieferung nach dem mit »neu« bezeich neten Muster ausgefallen ist. Der Abnehmer behauptet, daß letztere Ware insofern minderwertig ist, als sie hauptsächlich brüchiger als die frühere Ware ausfalle, und für den beab sichtigten Zweck, er liefert sie an eine Schuhfabrik weiter, nicht zu verwenden sei. Ich bitte Sie um Ihre Meinung hierüber; falls Sie sich der Ansicht meines Kunden anschließen sollten, um wie viel geringer schätzen Sie die neu gelieferte Ware? . ’ Antwort: Wir finden die neue Pappe nicht brüchiger als die alte, jedoch weniger gut geglättet und leichter spalt bar. Den Minderwert schätzen wir auf 3 v. H. des Preises. , Provision des Agenten 7646. Frage: Ich gewann vor einigen Jahren für eine Firma neue Kunden, von welchen mir 5 v. H. von allen Aufträgen, bei jährlicher Abrechnung, gezahlt wurden. Kann diese münd liche Abmachung seitens des Fabrikanten ohne Kündigung aufgehoben werden, oder welche gesetzliche Kündigungsfrist besteht? Antwort: Wenn Fragesteller bei der Firma durch Ver trag als Agent angestellt war, so kann das Dienstverhältnis beiderseits für den Vierteljahrsschluß sechs Wochen vorher gekündigt werden, falls nichts anderes vereinbart ist. Wenn jedoch Fragesteller nicht angestellt war, sondern nur ge legentlich Geschäfte für die Firma vermittelt hat, so ist er nicht ihr Agent im Sinne des Handelsgesetzes, und der Ge schäftsherr braucht ihm nicht zu kündigen, auch wenn er seine Dienste nicht mehr in Anspruch nimmt. Farben für Buntpapierfabriken Ausland. 7647. Frage: Könnten Sie mir eine Broschüre empfehlen, welche sich mit der Fabrikation von Lackfarben, besonders solcher für Buntpapier befaßt? Antwort: In Weichelts »Buntpapierfabrikation«, Verlag der Papier-Zeitung, sind unter anderen Farben auch Lack farben für Papier und ihre Herstellungsweise beschrieben. Eine Ergänzung der dortigen Vorschriften ist in der Auf satzreihe desselben Verfassers über »Bunte Teigfarben« ent halten, die in Nrn. 5, 38, 69 und 72 der Papier-Zeitung von 1905 und in Nrn. 20 und 26 von 1906 abgedruckt wurden. Diese Nummern sind, soweit der beschränkte Vorrat reicht, zum Preise von 50 Pf. das Stück erhältlich. Briefumschläge aus Feinpapier 7648. Frage: Ich sende Ihnen zwei Briefhüllen, davon stammt Nr. 1 aus einer früheren, Nr. 2 aus der letzten Lieferung. Nach meinem Dafürhalten ist der Papierstoff in der Hülle Nr. 2 geringer in Qualität und dünner als Nr. 1, auch die Färbung ist nicht so schön. Mein Lieferant dagegen behauptet, die Qualität Nr. 2 sei sogar besser und zäher als Nr. 1. Ich bitte hierüber um Ihr fachmännisches Urteil. Antwort: Das Papier des Briefumschlags 1 wiegt 75 g, das vom Briefumschlag 2 73 g/qm. Papier 1 ist etwas glätter und härter; an Stoff und Zähigkeit ist dagegen Papier 2 etwas besser. Im großen und ganzen sind die Abweichungen gering, aber des schöneren Aussehens und der helleren Farbe wegen verdient Briefhülle 1 den Vorzug. Falzmaschine für Mäppchen 7649. Frage: Gibt es zur Anfertigung beiliegender Mappen Apparate oder Maschinen, mittels welcher die Seiten der Mappen schön gewölbt, umgebogen und zugleich geklebt werden können? Auch soll ein Verschlußbändchen an der Vorderseite mit be festigt werden. Die Auflagen sind sehr groß und fortlaufend, und es wird sehr saubere Arbeit verlangt. Wie ließen sich diese Mappen wohl am billigsten und besten fertig machen? Antwort: Wir überwiesen diese Frage nebst den dazu gehörigen von Hand gefertigten Mustern einer Maschinen fabrik, welche Falzmaschinen baut. Sie antwortete, daß sie keine Maschinen für die Herstellung solcher Mäppchen baue, und daß es solche wahrscheinlich auch garnicht gibt. Da die kleinen Mappen mit Briefumschlägen gewisse Aehnlich- keit haben, so empfehlen wir dem Fragesteller, sich mit seiner Frage an einen Fabrikanten von Briefumschlag maschinen zu wenden. Solche empfehlen sich ständig in der Papier-Zeitung. Briefpapier mit farbigen Rändern 7650. Frage: Ich überreiche Ihnen einige geränderte Briefe und bitte um Ihren Rat. Das gelbe Papier ist die Vorlage, nach welcher der Rand auf dem grauen Papier herzustellen ist. Meine Versuche hatten ein Ergebnis, wie Sie es auf den beiden grauen Bogen sehen, Ich bin damit nicht zufrieden, weil auch nicht annähernd das Feuer des Farbtons getroffen ist. Ver mehrter Schellackzusatz führte zu noch schlechterem Ergebnis. Wie könnte ich die Farbe mischen, um das schöne Rot der Vor lage auf dem grauen Papier zu erreichen? Die weiteren beiliegenden Proben mit weißem Rand wären gut, wenn der Rand nicht abfärben würde. Soll ich statt Schel lack Kasein verwenden? Antwort eines Fachmannes: Wenn die nicht mehr als nötig mit Schellack gemischte rote Farbe auf weißes oder gelbliches Papier kommt, so er scheint sie reiner und feuriger als auf blaugrauem Unter grund, welcher durch die rote Farbschicht hindurchleuchtet. Man könnte die rote Farbe auch auf derartig dunklem Papier nur dadurch feuriger erscheinen lassen, daß man erst einen schwachen, weißen Untergrund gibt, und wenn dieser trocken ist, die rote Farbe darauf bringt. Für weiße Ränder wird sich Kaseinfarbe besser eignen als Schellackfarbe, nur muß man derselben ein wenig Formaldehyd beimischen, wenn sie waschbar fest am Papier haften soll. A. IV. Aenderung des Vertrags durch Ferngespräch 7651. Frage'. Im Juli 1905 machten wir einer hiesigen Firma auf ihren Wunsch Angebot in unsern Waren und gewährten darin »bei großen Bezügen 60 v. H. Rabatt«. Die Firma bestellte nach einiger Zeit in der Höhe von 8 M., 13 M., 3 M. und so fort, angeblich zur Probe. Als wir merkten, daß der Bedarf der Firma gering sei, und die in Aussicht gestellten großen Aufträge nur dazu dienen sollten, einen recht billigen Preis zu erlangen, teilten wir dem Inhaber der Firma, als er wieder eine seiner kleinen Bestellungen durch den Fernsprecher aufgab, sofort auf demselben Wege mit, daß wir künftighin auf derartige Aufträge keinen Rabatt geben können. Der Besteller versuchte jedoch, uns durch Inaussichtstellung größerer Aufträge zur Aufrecht erhaltung unseres Angebotes zu bewegen, und so einigten wir uns dahin, daß wir ihm bis auf weiteres den für gewöhnliche Aufträge üblichen Rabatt von 50 v. H. gewähren wollten. Be steller machte regelmäßig seine kleinen Bezüge weiter, zahlte auch nach Ablauf des Zieles, ohne andere als die üblichen Ab züge (Skonto, Porto) zu machen. Anfang 1906 sahen wir jedoch ein, daß die Verbindung mit ihm sich nie lohnend gestalten würde, weshalb wir erklärten, wir wollten mit ihm nicht weiter arbeiten, er möchte zur Zeit der Fälligkeit seine Rechnung ebnen. Er zahlte auch, doch kürzte er nachträglich von allen auch be reits bezahlten Fakturen 10 v. H. mit der Begründung, daß wir ihm s. Zt. unsere Waren mit 60 v. H. angeboten, auf den Rech nungen aber nur 50 v. H. abgezogen hätten. Er vergißt, daß er bisher die mit 50 v. H. berechneten Rechnungen stets ohne Rüge bezahlt hat. Wir wollen Klage einreichen. Hat diese Aussicht auf Erfolg? Sind wir berechtigt, den Namen des Be stellers den schwarzen Listen der Berufsvereine und der Aus kunfteien preiszugeben? Antwort: Wenn der Besteller leugnet, die Aenderung des Vertrages durch Ferngespräch vereinbart zu haben, so steht Aussage gegen Aussage. Der Umstand jedoch, daß von diesem Ferngespräch an der Kunde die Rech nungen mit verringertem Nachlaß genehmigte und bezahlte, spricht für die Angabe des Fragestellers. Der Richter wird daher im Streitfall vielleicht dem Besteller den Eid zuschieben. Wenn dieser den Eid leistet, so wird er den Prozeß gewinnen. Da es sich hier um einen Streitfall handelt, in welchem die Wahrheit noch nicht durch Richter spruch entschieden ist, halten wir es für unzulässig, daß der Besteller in eine Liste schlechter Zahler aufgenommen wird. Papiei macher-Ausbildung 7652. Frage: Können Sie mir mitteilen, unter welchen Be dingungen man an den Papiermacher - Fachschulkursen zu Darmstadt teilnehmen kann, oder wo man sich am besten hin wendet, um hierüber Näheres und Ausführliches erfahren zu können? Antwort: Die Papiermacherkurse an der technischen Hochschule in Darmstadt sind für solche jungen Leute be stimmt, die bereits das Abiturienten-Examen abgelegt haben. Näheres erfährt Fragesteller auf Anfrage beim Geschäfts führer der Hochschule. Verantwortlicher Schriftleiter i. V. Paul E. Krause, Rixdorf. Zuschriften nur an Papier-Zeitung Berlin’IV 9 erbeten. Druck von A. W. Hayn’s Erben, Berlin SW, Zimmer-Straße 29