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Nr 56 PAPIER-ZEITUNG 235 1 Briefkasten Der Frage muß 10 Pf.-Marke beiliegen. Anonyme Anfragen bleiben unberücksichtigt Antwort erfolgt ohne Gewähr. Kostenfrei nur wenn Abdruck ohne Namen gestattet Zusammenkleben der Blätter beim Goldschnitt Zur Frage 7593 in Nr. 51. Das Zusammenkleben der Blätter kann, da nicht alle Schnitte, ja nicht einmal alle Blätter eines Buches zusammenkleben, weder am Papiere noch am Grunde liegen, sondern nur am Schaben. Das Papier ist dünn und weich, werden seine Schnittkanten nun mit stumpfer Klinge geschabt, so werden sie gequetscht und legen sich übereinander, besonders wenn nicht fest genug eingepreßt wurde. Ferner quetscht auch noch der Glättzahn, wenn die Schnitte nicht ganz plan sind. Ich empfehle außer möglichst dünnem Eiweißgrund recht festes Einpressen der Schnitte und scharfe Schabklinge oder an deren Stelle rund gebrochene Glasscheibenstückchen, deren Kanten die Schärfe länger halten. Alaun saugt Flüssig keiten (mit diesen also auch Farben oder Blattmetall) begierig an, hebt aber auch die Klebekraft leimiger Substanzen auf und macht glatte Flächen rauher. Diese Wirkungen muß man kennen, will man es zwischen dem Abreiben des Schnittes nach dem Schaben und dem Aufträgen des Schnitteiweißes mit einem erst wieder trocken gewordenen Alaunanstrich versuchen. Buchbindermeister Welligwerden von Musterblättern Zur Frage 7618 in Nr. 53. Das Welligwerden dünner Papier musterblätter (von »Klebefalten« ist nicht die Rede) ist bei Ver wendung von Kleister auch durch starkes Beschweren nicht zu verhindern, vielmehr muß zum Aufkleben der Muster warmer Tierleim verwendet werden. Da dieser aber durch Wolltrikot hindurchschlägt, wenn man ihn draufstreicht, muß der Leim mit den Mustern von einem Brette oder Bleche, welches jedoch nur mager bestrichen sein darf, abgezogen werden. Schlägt mitteldicker Leim aber auch hierbei noch durch das Trikot, so muß letzteres erst präpariert werden. Man spannt es mit der Kehrseite nach oben auf ein sauberes Brett und betupft diese Seite mit breitem, straffem Pinsel mit dickem Kleister, Tupfen an Tupfen. Nach dem Trocknen läßt sich der Stoff wie Papier schneiden, und. der Leim schlägt nicht mehr durch. Erscheint dann sehr dünner weißer Stoff auch bei Verwendung hellesten Lederleims noch gelblich, so bleibt nur die Verwendung von weißer Gelatine übrig. Nachdem die Blätter beschwert ge trocknet wurden, werden sie gerade bleiben. Der Unterschied im Preise zwischen Kleister und Leim oder Gelatine kann bei dieser Arbeit nicht in Betracht kommen. Buchbindermeister Abschmutzen von Druckpapier 7639. Frage. Wir lassen seit Jahren in einer lithographischen Anstalt Papier wie beifolgende Musterbogen mit Innendruck für Kuverts versehen. Wir beziehen das Papier immer von der selben Papierfabrik in gleicher Beschaffenheit, soweit wir dies beurteilen können. Bei den letzten Auflagen, die wir vom Drucker zurückerhielten, befinden sich zahlreiche verschmierte Bogen mit Stellen, wie die Rückseite des Papiers der beifol genden Musterbogen zeigt. Der Drucker behauptet, das Papier sei nicht aufsaugefähig genug und daher die verschmierten Stellen unvermeidlich. Frühere Auflagen zeigten diesen Fehler nicht, und die Beschaffenheit des Papiers hat sich unserer An sicht nach nicht erheblich geändert. Wir glauben, der Fehler liegt an der Zusammensetzung der Farbe. Eignet sich Ihrer Ansicht nach das Papier gut für unsere Zwecke, und würden Sie die ganze Arbeit des Lithographen auf dem Musterbogen sorgfältig nennen? Antwort eines Fachmannes: Die Prüfung der bedruckten Bogen für Kuvert-Innendruck ergab, daß das Papier sehr wenig saugfähig ist. Die Druckfarbe ist gut getrocknet, die Zeichnungen sind scharf und mit Farbe mäßig gedeckt. Der Druck ist als gut und sachgemäß zu bezeichnen. Um das Abschmutzen von Druckfarben zu verhindern, empfiehlt es sich, denselben etwas Bologneserkreide zuzusetzen. Um Abschmutzen unmöglich zu machen, legt man die Bogen beim Drucken in trockenes Einlegpapier. X. Fabrikations-Zettel 7640. Frage: Fabrikations-Zettel, durch welchen der Arbeiter in der Zeit und mit dem Material kontrolliert ist, gehört zu den wichtigsten Einrichtungen eines Fabrikationsbetriebes. Besonders in unserm Fache, der Kartonnagen-Fabrikation, ist eine solche Kontrolle unentbehrlich, hauptsächlich in bezug auf das Material, wovon unbemerkter Weise sehr viel verdorben werden kann. Welcher praktische Fabrikations-Zettel kann uns vor dieser Gefahr schützen? Antwort: Vordrucke der vom Fragesteller gewünschten Art wurden in dem Aufsatz: »Kalkulation neuer Muster bei Teilarbeit« in Nr. 73 von 1905 S. 2764 ausführlich be schrieben. Vertrag bei Grundstückskauf 7641. Frage: Mein Nachbar hat im Jahr 1901 eine Grenz mauer auf seinem Grundstück errichtet. Ich will die Hälfte der Mauer und der bebauten Fläche erwerben, aber die Eintragungs kosten sparen und keinen königl. Notar in Anspruch nehmen. Wie fasse, bezw. schließe ich den Vertrag? Antwort unseres rechtskundigen Mitarbeiters'. Dem Wunsche des Fragestellers stehen die gesetzlichen Vor schriften entgegen. Da es sich um beabsichtigten Eigentumserwerb an einem Grundstücke handelt, so kommen die Vorschriften der § § 873, 925 BGB in Anwendung, wonach es zur Ueber- tragung dieses Eigentums der Auflassung vor Gericht und der Eintragung im Grundbuche bedarf. Die Eintragungs kosten können also nicht vermieden werden. Dagegen bedarf es des Abschlusses eines Vertrages nicht. Ob sich ein solcher aber nicht, wie zumeist aus Zweckmäßigkeitsgründen, z. B. zwecks Klarstellung der Verkaufsbedingungen empfiehlt, ist eine andere Frage, welche die Vertragschließenden selbst zu ermessen haben. Wird ein solcher Vertrag abgeschlossen, so bedarf er nach § 313 BGB der notariellen oder gerichtlichen Beurkundung. Die erstere ist vorzuziehen, weil dadurch zugleich Ge legenheit geboten wird, beim Notar über die aufzunehmenden Bedingungen Rat einzuholen. Ein allgemeines, auf alle Fälle passendes Vertrags schema läßt sich nicht aufstellen. Ein solcher Vertrag entwurf würde auch über den Rahmen des Briefkastens hinausgehen. Chlor- und säurefreies Papier — Bezugsquellen 7642. Frage: Einliegend übersende ich Ihnen einige Muster von farbigem Seidenpapier, welches mir von einem Kunden ein gesandt wurde. Ist dieses Papier chlor- und säurefrei? Ich zweifle daran. Vielleicht können Sie mir auch eine gute Be zugsquelle für das Seidenpapier angeben. Ferner möchte ich Sie noch um Angabe von Adressen zum Bezug von Kasse-Rollen, gerippt Javaseiden und gerippt Javapack bitten. Antwort: Chlorfrei sind die meisten Papiere, auch freie Säure ist nur selten im Papier enthalten, jedoch haben manche Papiere die Eigenschaft, daß in sie gewickelte blanke Stahlwaren rostig werden. Stark gefärbte Papiere sind in dieser Beziehung weniger zuverlässig, als aus ungefärbtem Stoff erzeugte. Ob ein Papier »rostfrei« ist, läßt sich am besten durch Einwickeln empfindlicher blanker Metall waren in solche Papiere und längeres Lagern darin prüfen. Raschere Verfahren zur Prüfung von Rostfreiheit wurden von Winkler in Leipzig und Strohmeyer in Nürnberg em pfohlen, vergl. Nr. 21 der Papierzeitung von 1899. Ihre Ausführung erfordert jedoch chemische Kenntnisse und Laboratoriumseinrichtung. Bezugsquellen geben wir nicht an, weil wir niemanden bevorzugen wollen. In Abteilung IV »Erzeugnisse« des Pa pier-Adreßbuchs von Deutschland sind auch die gefragten Waren und ihre deutschen Hersteller aufgeführt. Auch kleine Kaufanzeige in der Papier-Zeitung dürfte zur Er mittelung der gewünschten Bezugsquellen führen. Zollfrage 7643. Frage: Wir haben eine größere Anzahl auf der Buch druckpresse, also nicht durch Tiefdruck hergestellter Plakate in zweifarbigem Druck, wie das beiliegende Muster, nach Oester reich zu befördern. Kommt hierfür’ der neue Einfuhrzoll von 15 Kronen in Anrechnung? Antwort: Wir verweisen auf die in Nr. 12 von 1905 ab gedruckten neuen österreichischen Zollsätze. Danach müssen laut Tarif-Nr. 298 a 2 derartige zweifarbig bedruckte An kündigungen vertragsmäßig 15 Kronen Zoll die 100 kg zahlen. Papierkunde 7644. frage: Ich bin in einer Papierwarenfabrik angestellt und wünsche die mir fehlenden Papierkenntnisse zu erwerben. Können Sie mir ein Buch empfehlen, mit Hilfe dessen ich dies, ohne Kenntnisse der Papierherstellung zu besitzen, bewirken kann? Ich habe zwar von dem Werk des Herrn Geheimrat Hofmann gelesen, doch erscheint es mir für meine Verhältnisse etwas teuer. Antwort: Ueber Papierkunde sind in neuerer Zeit zwei gute Werke erschienen: Dr. P. Klemm, Papierkunde, Th. Griebens Verlag in Leipzig, Preis 7 M. 50 Pf. und Winkler & Carstens, Papier-Untersuchung, Verlag von Eisen schmidt & Schulze in Leipzig, Preis 6 M.