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Nr. 56 bereits mit Vorbereitungen für das Festgeschäft in An spruch genommen. Eine kleine, aber beachtenswerte Neu heit bilden sogenannte »Christmas Tags«, d. s. Anhänge zettel aus gelbem Steifkarton mit Löchern, durch die ein Bindfaden zum Befestigen an Pakete und dergl. gezogen wird. Die für Weihnachtsgeschenke bestimmten Anhänge zettel sind mit Mistelzweigen, Stechpalmen und ähnlichen, hier an das Christfest mahnenden Sinnbildern geschmückt, und einige Muster tragen außerdem noch einen farbig auf gedruckten Glückwunsch auf der Rückseite. Diese An hängezettel stellen sich nicht viel teurer als die gewöhn lichen, unverzierten, und dürften daher einen absatzfähigen Weihnachtsgegenstand bilden. In amerikanischem Briefpapier behaupten sich grob körnige Leinennachahmungen in zarten Tönen, wie Perl grau, Azurblau und Mattheliotrop. Die linke obere Ecke der Briefblätter pflegt die verschlungenen, aber sehr deut lich erkennbaren Namenszüge der Schreiber aufzuweisen. Die Buchstaben sind entweder unmittelbar auf das Papier gepreßt, oder sie erhalten eine Unterlage aus feinem Perl mutter in dünnem Goldrahmen. In ersterer Ausführung wählt man mit Vorliebe weiße Buchstaben von langer auf strebender Form, die so angeordnet werden, daß der dem Rande zunächst liegende am höchsten steht, während die andern immer weiter nach unten gerichtet sind. Auf diese Weise nehmen die Namenszüge vielfach die Hälfte des oberen Briefblattes ein. Besondere Gunst schenkt die amerikanische Damenwelt neuerdings Briefpapier und Umschlägen in zwei ver schiedenen Tönen, die indes im gefälligen Einklang mit einander stehen müssen. So gibt es z. B. Briefblätter mit zartrosenfarbiger Unter- und hellblauer Oberseite. Die da zu gehörigen Umschläge weisen äußerlich die Rosen schattierung und im Innern den blauen Ton auf. Bei einem andern Muster ist Heliotrop und Blaßgrün zusammen gestellt, während ein drittes in Creme und Altrosa gehalten ist. Für Trauerzwecke benutzt man blauweiße Briefblätter mit schwarzem Rande, die zunächst in dünne, schwarze Hüllen und außerdem in weiße Umschläge mit schwarzer Einfassung gesteckt werden. Stumpfes, graues Briefpapier mit schwarzer Umrandung findet für Halbtrauer Ver wendung. Aus den Typographischen Gesellschaften Breslau. Typographische Gesellschaft. Am 8 Juni wurden vom Verbände der Deutschen Typographischen Gesellschaften eine größere Anzahl Schriftproben der Firmen Berthold, Numrich und Scheiter & Giesecke zugesandt und vom Vorsitzenden be sprochen. Im Anschluß hieran besprach er die Rundsendung Nr. 17: »Moderne Akzidenzen« und erörterte dabei ein Begleit schreiben der Leipziger Typographischen Gesellschaft. Im großen und ganzen sind es Arbeiten, die nicht immer unseren Anforderungen entsprechen, und namentlich an Schriftdeutlich keit lassen die meisten viel zu wünschen übrig. Ueber zwei aus Glogau und Liegnitz eingesandte Wett bewerbe erstattete Herr Winkler, als Vorsitzender der Tech nischen Kommission, Bericht. Der Glogauer Wettbewerb betrifft einen Umschlag für Satzungen der dortigen Vereinigung. Wenn auch dieser Wettbewerb der Zahl nach befriedige, so sei doch manches bei den Skizzen nicht fehlerfrei, es scheint hier die nötige Vorbildung durch Zeichenunterricht zu mangeln. Auch bei diesem Wettbewerb wurde der Fehler gemacht, Bronze als eine Farbe zu zählen. Bei dem Liegnitzer Wettbewerb, der in größter Eile angefertigt werden mußte, konnte deshalb manches nicht so streng genommen werden. Am 20. Juni sind unserer Gesellschaft Schriftproben von Scheiter & Giesecke, Berthold und Numrich zugegangen und vom Vorsitzenden besprochen worden. Die Besprechung von Drucksachen der Weltausstellung in St. Louis erledigte Herr Zantke und bemerkte, daß dies eng lische und amerikanische Arbeiten sind, welche vom Deutschen Buchgewerbeverein gesammelt wurden. Sie zeigen individuellen Charakter. Diese sehr umfangreiche Rundsendung mußte zum Teil für die nächste Sitzung zurückgestellt werden. Anschließend hieran machte der Vorsitzende der Technischen Kommission, Herr Winkler, das Ergebnis des Wettbewerbs für ein Johannisfestprogramm in Breslau bekannt. Leider sind von 182 Mitgliedern nur zwölf Entwürfe eingegangen. Nach ein gehender Besprechung der Arbeiten erhielten folgende Herren einen Preis: 1. Mamach, 2 Reitzig, 3. Paul Scholz, 4. Neugebauer, die Bücherprämie Stibanc. Am 1. Juli wurde das Sommerfest mit überaus zahlreicher Beteiligung in Auras abgehalten, wobei die romantische Dampfer fahrt die Teilnehmer in die angeregteste Stimmung versetzte, und die Zeit durch Spiel und Tanz schnell verging. Am 4. Juli wurde »Englische und amerikanische Druck ausstattung« von Herrn Oberfaktor Hendel und Herrn Ober maschinenmeister Urbach ausführlich besprochen. Sch—r. Submissions-Ergebnisse Trotz der heutigen niedrigen Druckpreise und des da mit schon geringen Verdienstes bewerben sich viele Buch drucker doch bei jeder Ausschreibung mit den denkbar niedrigsten Preisabgaben, unbekümmert darum, ob bei dem Geschäft etwas übrig bleibt, oder ob sie gar bei der Arbeit Geld zulegen. Leider kommen nur verhältnismäßig selten solche Submissionsblüten zur Kenntnis der Allgemeinheit, sodaß man über den Umfang des Schleuderunwesens kein richtiges Bild hat. Wenn die beteiligten Buchdrucker regelmäßig derartige Fälle zur Kenntnis der Allgemeinheit brächten, sodaß den gedankenlosen Rechenkünstlern ernst haft zu Leibe gegangen werden könnte, so wäre wohl allmählich eine Besserung möglich. Aus Hamburg liegt jetzt eine Submissionsblüte vor, über welche die »Mit teilungen für die Mitglieder der Buchdrucker-Innung zu Hamburg« in ihrer Juli-Ausgabe berichten. Das Hamburger Amtsgericht hatte die Lieferung einer Dienstanweisung aus- geschrieben, wozu für drei verschiedene Arbeiten Preise abzugeben waren und zwar 1. für Satz, Druck und Papier pro Bogen zu 16 Seiten, 118 x203 mm Größe, 51 Petitzeilen, Umfang 20—25 Druckbogen, 200 Exemplare; 2. Buchbinder arbeit: 100 Exemplare mit weißem Papier durchschossen, in Kaliko mit Lederrücken gebunden und dreizeiligem Titel in Golddruck sowie sechszeiligem Rückentitel; 3. 100 Exem plare wie vorstehend gebunden, aber ohne Durchschuß und Lederrücken. An dieser Ausschreibung hatten sich n Firmen be teiligt, deren Preisabgaben nachstehend wiedergegeben werden. Satzpreis für den Bogen Buchbinderarbeit 100 Exempl. 100 Exempl. Gesamt preis bei 20 Druck bogen mit Durch schuß ohne Durch schuß I 39-— 147-5° 147.50 1075.— 2 40-50 140.— 140.50 1090.— 3 40.50 150.— 150 — II IO.— 4 53-20 165.— 135 — 1364 — 5 53-70 175- 128.— 1377-— 6 55-- 275 — 120.— 1495-— 7 55-~ 275 — 230.— 1605.—* 8 64.— 320.— 210.— 1810.— 9 70.— 150.— 50 — 1600.— IO 78.- 200.— 70.— 1830.— II 78.— 233 — 97-— 1890. - In den Bedingungen war ausdrücklich betont worden, daß der Zuschlag nur an in Hamburg ansässige, zuver lässige Buchdrucker oder Buchbinder erteilt werden sollte. Wenn man die wesentlichen Preisunterschiede betrachtet, so liegt die Vermutung nahe, daß die die höchsten Preise fordernden Firmen mit außerordentlich hohen Geschäfts aufschlägen rechnen. Indessen ist festgestellt worden, daß der glatte Satz für den Bogen bei tariflicher Berechnung noch nicht einmal für 40 M. 50 Pf. herzustellen ist, und daß die Kosten des Korrekturlesens, Umbrechens, der Zu richtung und dergl. gar nicht in Betracht gezogen worden sind. Weiter hat man ein etwa 2 Druckbogen umfassendes zweispaltiges Sachregister, einfach gemischt, nicht bei der Preisanstellung berücksichtigt. Wenn also die 8 erstauf geführten Firmen richtig gerechnet hätten, so konnte eine Preisabgabe, die Verlust bringen muß, gar nicht erfolgen. Der Zuschlag wurde der mit 2 bezeichneten Firma erteilt, welche weder Gehilfen noch Lehrlinge beschäftigt, sondern in der Hauptsache ein Papiergeschäft betreibt. Diese Firma wird den Auftrag also nur ausführen können, indem sie ihn an irgend eine tariftreue Firma, vielleicht in der Provinz, weitergibt. Ob sich dies die übrigen beteiligten Firmen gefallen lassen, ist zu bezweifeln, -tz.