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2321 PAPIER-ZEITUNG Nr. 56 richter. Schluß folgt. eben so gut nennen »Dame mit Hund« wie »Hund mit gruppen: in sogenannte Sachplakate und in Plakate mit Handlung. Dazwischen stehen als Nebengruppen diejenigen Plakate, auf denen das Tier einen Witz oder ein Symbol bedeutet. Auf einem Sachplakat stellt der Künstler einen Gegen stand dar, damit das Publikum ihn kennen lernt. Der Schuhwarenfabrikant z. B. läßt einen Stiefel malen, der Automobilfabrikant ein Automobil, der Zoologische Garten, der zum Besuch reizen will, Tiere usw. Ob das Tier in Bewegung ist oder nicht, ob es ganz oder nur teilweise darauf ist, das ist gleich. Die Sache, der Gegenstand, der Faltschachtel-Vereinigung Dem unermüdlichen Herrn John H. Parks Gegenüber dieser großen Gruppe der Tierplakate, auf denen Tiere nur um ihrer selbst willen gemalt sind, steht eine andere, kleinere, die ihre Tiere witzig oder symbolisch wirken läßt, 2 Dinge, die oft schwer zu trennen sind. Bei spiele: Ein langes, ganz schmales Plakat der Firma Holler baum & Schmidt von Christoph (Pavian auf einem Baum aste sitzend, welcher einer Giraffe einen Strick um den Hals legt und dieselbe in die Höhe zu ziehen beabsichtigt). Das Ganze ein Witz, aber von durchschlagendem Erfolg. Einen Uebergang zum Symbolischen stellen dann z. B. Runges Tinte, Rex-Tee mit dem chinesischen Drachen von Linden- staedt und »Im weißen Rößl« von Knut Hansen dar. Symbolische Plakate sind: Das Plakat der Berliner Sezession von Th. Th. Heine (ein ähnliches Motiv hat Walter Lehmann vergangenes Jahr für die Kunstausstellung angewandt), das Plakat von Bruno Paul: Ein Adler, der die eherne, unangreifbare Ruhe darstellt, die Kunst, die sich ihrer Stärke wohl bewußt ist. Etwas weiter ging Bruno Paul, als er das Plakat für »Kunst im Handwerk« zeichnete, Bild 1. Auch hier ein sicheres, zielbewußtes, fast königlich stolzes Dahin schreiten der Reiher, dieser verkörperten Künstler, schon äußerlich von allen andern unterschieden, die von der Bergeshöhe herab schauen und höchstens einen unwilligen Blick für den übrig haben, der ihren Gang, den Gang der Kunst, zu stören wagt. Aehnlich gemeint ist ein Plakat von Edmund Edel für die »Moderne Bühne« im Lessing-Theater: Das ruhige Grasen der Flamingos, die ein für sie ertragreiches Feld gefunden haben und hier fern von allem andern in Frieden leben. Man hat bei dem Plakat von Bruno Paul ein wenig das Gefühl der Karrikatur mit etwas selbstbewußter Koketterie, und diese Koketterie tritt völlig zu Tage in Ernst Sterns Münchener »Ueberkunst« (Bild 2). Geradezu eine Persiflage. Wir befinden uns in einem Kabaret. Auf der Bühne ein Terzett. In jeder Figur erkennt man so fort einen echten Bohemien. Dem gelben Hunde (im Bilde grau) sieht man an der ganzen Stellung, dem Auge und der Kopf haltung sofort den lyrischen Dichter an, das blaue Tier (im Bilde schwarz) scheint ihn zu begleiten, während dem kleinen Fox- Terrier wahrscheinlich die Rolle eines beißenden Satyrikers zufällt, der von unten herauf seine bissigen Bemerkungen da zwischenbellt. Das Ganze ist das Bild eines Künstlerkabarets zur Zeit der 11 Scharf- Bild 1 reizen soll, wird hingemalt, ob Tier, Mensch oder Ding, das ist gleich, es bleibt reines Sachplakat. Beispiele: Eine Anzahl Plakate des Berliner Zoologischen Gartens, ferner das Hohlweinsche Plakat, der Hirsch vor dem Zentrum der Ausstellung für Jagd und Schießwesen, das Schulz- Vettelsche Plakat für die Ausstellung für die Gespann- Preisbewerbung und schließlich auch die Harpers von Penfield und Lippincotts von Gould, jene kleinen Blätter, die Sportbilder unter den Plakaten. Immer herrscht unter diesen Plakaten eine enge Beziehung zwischen Mensch und Tier, von denen eins das andere ergänzt; beide sind von gleicher Bedeutung, und man könnte den Harper vom Mai ist es nach »The Paper Trade Journal« ge lungen, 95 v.H. derFaltschachtel-Fabrikanten aller östlichen Staaten, von Boston bis Chicago, zu einer festen Vereinigung zusammenzu schließen. Zweck derselben ist Erhöhung der Preise, die durch teurere Rohstoffe, Kohlen und Arbeitslöhne not wendig geworden, aber bis jetzt nicht erzielt werden konnte. Die Allgemeine Photographische Ausstellung wird im Ab geordnetenhause am 15. Juli eröffnet werden. Zutritt für das Publikum von 2 Uhr an. Die Ausstellung wird bis Mitte Oktober offen bleiben, Besuchszeit täglich von 10 bis 6 Uhr. (Berl. Lok.-Anz.)