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D)APIER-UERARBEITUNG B Buch Gewerbe Lohnbewegung im Steindruckgewerbe Die Einigungsverhandlungen am n. Juli zwischen den Delegierten der Organisationen der Arbeitgeber und Arbeit nehmer haben eine teilweise Verständigung herbeigeführt. Seitens der Arbeitgeber sind drei Forderungen der Gehilfen anerkannt worden, und zwar für ganz Deutschland: i. Be zahlung der Ueberstunden mit 25 v. H. und Gewährung einer viertelstündigen Pause bei einer zweistündigen Ueber- Stundenarbeit; 2. Bezahlung der Sonn- und Feiertagsarbeit mit 50 v. H. und 3. Einführung des achtstündigen Maximal arbeitstages für Lithographen und des neunstündigen für Steindrucker. Von den drei hauptsächlichen Streikorten haben in Hannover die Arbeitgeber diese Forderung schon anerkannt. Für Breslau und Chemnitz hat der Schutz verband allmähliche Einführung zugesichert. Ueber alle anderen Forderungen zu verhandeln wurde seitens der Vertreter des Schutzverbandes der Arbeitgeber als nicht zuständig abgelehnt. Dies müsse lokalen Verhandlungen überlassen bleiben. Die Arbeitnehmer verlangten ferner sofortige Arbeitsaufnahme in allen Aussperrungsorten. Dieses wurde von den Arbeitgebern abgelehnt, ehe nicht die noch schwebenden Streitfragen, die lokalen Verhand lungen überlassen sind, beigelegt sind. (Berl. Morgenpost) Revision des Deutschen Buchdrucker-Tarifs Das Tarifamt macht bekannt, daß sämtliche Prinzipals-Ver treter im Tarifausschuß und die Gehilfen-Vertreter der Tarif kreise IV, V, VII und VIII bis zum festgesetzten Termin und in ordnungsmäßiger Weise den Antrag auf Revision des Deutschen Buchdrucker-Tarifes eingereicht haben. Die Spezialanträge auf Abänderung einzelner Bestimmungen des Tarifes sind bis spätestens 13. August durch mindestens vier Prinzipals- oder vier Gehilfen-Vertreter im Auftrage ihrer Kreise einzureichen. Es ist außerdem mitgeteilt worden, daß beide Tarif kontrahenten zur Revision des Tarifes auch den Antrag auf Teilung der bisherigen Tarifkreise I, IV, VIII und IX in drei weitere Kreise stellen werden. Der Tarifausschuß wird dieser Aufteilung der Kreise aus Zweckmäßigkeitsgründen seine Zustimmung nicht versagen können, weshalb bei der bevorstehenden Tarifberatung den Ver tretern der neuen Tarifkreise Gelegenheit gegeben sein soll, an diesen Verhandlungen teilzunehmen, wenn auch nur mit be ratender Stimme. Die tariftreuen Prinzipale und Gehilfen des Kreises IA (um fassend die Provinzen Schleswig-Holstein, die Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz und die Freien Hansestädte Hamburg und Lübeck), des Kreises IVB (umfassend Elsaß-Lothringen), des Kreises IX B (umfassend die Provinzen Pommern und Brandenburg), werden daher aufgefordert, gemäß § 44 des Tarifs Kreisvertreter und Stellvertreter zu wählen. Zu Vororten bestimmen wir bis zur weiteren Beschluß- fassungdurchdenTarifausschußfürdenKreis IA die Stadt Hamburg, für den Kreis IVB Straßburg i. E., für den Kreis IXB Stettin. Mit Vornahme der Wahl sind die folgenden Herren betraut: H. O. Persiehl und W. Dreier in Hamburg, Kommerzienrat Dr. J. Neven Du Mont und A. Schmoll in Straßburg i. E , , Max Bauchwitz und Jos. Kirschner in Stettin. . Die Wahlen müssen bis spätestens 25. August erledigt sein. Der Thüringer Zeitungsverleger-Verein hielt am 8. Juli in Weimflr seine diesjährige Sommer-Versammlung ab und nahm bei dieser Gelegenheit Stellung zu den in Aussicht stehenden Veränderungen im Buchdruckertarif. Eine lebhafte Debatte, bei der von sämtlichen Rednern hervorgehoben wurde, daß tech nische und redaktionelle Anforderungen an die Provinzpresse in den letzten Jahren ganz bedeutend gestiegen seien, und daher höheren Anforderungen für die Herstellung nicht entsprochen werden könnte, endigte schließlich mit der einstimmigen An nahme folgender Resolution: »Der Thüringer Zeitungsverleger- Verein erklärt gegenüber der Bewegung der Gehilfenschaft auf Erhöhung des Lohnes und Verkürzung der Arbeitszeit, daß er nicht imstande ist, Forderungen in dieser Hinsicht zu bewilligen, denn die vorhandenen Verhältnisse erlauben keine weitere Be lastung der Lokalpresse.« H. Verein der Plakatfreunde (Sitz Berlin) Wie alle bisherigen Veranstaltungen war auch die Sitzung am 29. Mai mit einer umfangreichen Ausstellung verbunden. Den Bemühungen des äußerst rührigen Vor standes ist es bis jetzt stets gelungen, umfassendes Aus stellungsmaterial zusammenzutragen. Der junge Verein hat bereits durch seine Ausstellungen, Vorträge und den Aus tausch von Plakaten das Interesse weiterer Kreise erregt, sodaß die Mitgliederzahl in stetem Wachstum begriffen ist. Künstler, Kunstfreunde, Graphiker, Besitzer lithographischer Anstalten, Reklame-Fachmänper usw. haben sich zusammen geschlossen, um das Interesse am künstlerischen Plakat durch gegenseitige Belehrung zu wecken. In der Sitzung vom 29. Mai hielt Herr Dipl.-Ingenieur Moritz Lesser einen hochinteressanten Vortrag über Das Tier im Plakat Im Hauptsaal des Versammlungslokals waren 65 gute Tier plakate ausgestellt, darunter seltene und hervorragende Stücke, im Nebensaal waren amerikanische Plakate aus gehängt, welche viel Anklang fanden. Ein Teil davon war zum Verkauf gestellt und fand seine Liebhaber. - Der Vortragende führte ungefähr folgendes aus: Die Plakatmalerei ist eine Kunst, deren Aufgabe es ist, aufzufallen und zu wirken. Der Künstler bedient sich jedes kunstgerechten Mittels um dies Ziel zu erreichen. Der Hauptgegenstand künstlerischer Darstellung ist der Mensch. Aber auch das Tier spielt in der Plakatmalerei 'eine große Rolle. Es gibt nur wenige Tiergattungen, die auf Plakaten noch nicht verewigt sind. Auf Honig- (Plakaten z. B. sind 40—50 cm große Bienen abgebildet, auf Käseplakaten Würmer und Fliegen, auf Insektenpulver- .blättern Ungeziefer aller Art, Säugetiere, Fische, Vögel, -Reptilien, alles ist vertreten. Ja, es wurde sogar eine ganze Anzahl von Tieren gemalt, die es in Wirklichkeit nicht gibt. Hier sind zunächst die Fabeltiere sowie die Ungeheuer aus den Volkssagen aller Länder zu nennen, sodann bizarre Phantasiegestalten, die auf den niedrigen Geschmack eines ungebildeten Publikums berechnet sind. Erinnert sei an eines der zahmsten, an das Dackelpferd, welches abends in einem Berliner Zirkus seine Künste zeigte und alle Tage in vollkommen veränderter Gestalt an der Säule prangte. Dieses Plakat war außerdem noch hoch unkünstlerisch. Es gibt leider eine Reihe von Anstalten, die dauernd Plakate brauchen, dauernd auf ihnen Tiere verwenden und doch noch nicht ein künstlerisches Tierplakat herausgebracht haben, wie Zirkus, Panoptikum, Aquarien usw. Auch die meisten Künstler, die jährlich—zur Bockbierzeit die un zähligen Bockbierplakate erstehen lassen, wissen nicht, was sie damit für »Böcke« machen. Es gibt anderseits künstlerische Plakate, auf denen Tiere abgebildet sind, und die doch nicht zu den Tierplakaten zu zählen sind, denn von einem solchen kann man nur reden, wenn das Tier die Hauptrolle spielt, wenn das Plakat un- 'verständlich wird, sobald man das Tier fortläßt. Wenn z. B. Cassiers 4 holländische Schiffer vom Ufer aus einem ausfahrenden Dampfer der American Line nachschauen läßt und neben sie einen noch so drolligen Terrier setzt, der ebenfalls dem Schiff melancholisch nachschaut, so ist das noch lange kein Tierplakat, denn wenn der Hund nicht da wäre, bliebe das Plakat ebensogut. Das Tier muß entweder die Hauptsache oder in der dargestellten Handlung unentbehrlich sein. In diesem Sinne sind jene Blätter, in denen das Tier zum Ornament wird, keine Tierplakate. Beispiele: Das Plakat zur Eröff nung des Prinzregenten Theaters von Julius Diez und das Plakat für die Münchener Kunst-Ausstellung 1906 von •'Stuck. Die eigentlichen Tierplakate zerfallen in 2 große Haupt-