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aus Knochen, Knorpeln, Sehnen und Hautabfällen als Misch leim erzeugt werden. Knochenleim ist die billigste Sorte, da aber zur Entfettung der Knochen viel Säure verwendet werden muß, wird er immer entweder fett oder säurehaltig oder beides zusammen sein, und da Knochen keinen großen Leimgehalt haben, wenig ausgeben. Auch von Mischleim kann man keine große Ausgiebigkeit verlangen und nicht erwarten, daß er fett- und säurefrei ist. Will man aus giebigsten Leim und die Garantie haben, daß er weder Fett noch Säuren enthält, so muß man guten reinen Lederleim kaufen. Jede Leimsorte hat verschiedene Wertgrade. Wenn der Leim aufgelöst ist und verarbeitet wird, soll er auch nicht schlecht riechen. Mancher Leim riecht unerträglich. In diesem Falle ist er in Fäulnis übergegangen, manchmal beim Auflösen und Verarbeiten in der Werkstatt, gewöhn lich aber schon beim Trocknen nach dem Sieden in der Fabrik, weil das Trocknen zu langsam vor sich ging. Ein Zeichen schnellen Trocknens und dadurch der Geruch losigkeit sind Bläschen im Innern der Leimtafeln. Diese Bläschen enthalten nämlich Luft, welche wegen schnellen Erstarrens und Uebertrocknens der Tafeln nicht mehr ent weichen konnte. Guter Lederleim soil bis zum 2'4 fachen seines Gewichts an kaltem Wasser aufnehmen, ehe er sich ganz auflöst. Am Aussehen des Leims allein kann man seine Güte nicht erkennen, der Färbungsunterschied zwischen besseren und geringeren Leimsorten ist oft sehr gering, und klarere oder trübere Durchsicht läßt auch keinen sicheren Schluß auf die Güte zu, wird auch von der Dicke der Tafeln beeinflußt. Ein sicheres Urteil über die Güte und Preismäßigkeit des Leims kann man sich nur bilden, wenn man eine Probe davon trocken und 24 Stunden darauf in durch kaltes Wasser aufgequollenem Zustande wiegt und nach dem Ge wichtsunterschiede das Wasser berechnet, welches der Leim in sich aufgenommen hat. Ist es mindestens zweimal so viel wie das Gewicht des Leimes an sich, wiegt er z. B. 3 Pfund in gequollenem, statt 1 Pfund in trocknem Zu stande, so ist er ausgiebig, wiegt er aber gar 31/2, statt 1 Pfund, so ist er sehr ausgiebig. Löst man den Leim auf und streicht ihn auf dünnes Schreib- oder Druckpapier, so kann man nach dem Trocknen auf der Rückseite des Papiers ermitteln, ob mit dem Leim auch Fett durch geschlagen ist, denn dieses entweicht bei Anwendung von Benzin und Magnesia unter einem über Papier geführten heißen Bügeleisen oder Glättkolben. Auf Säuren und Alkalien aber untersucht man den Leim durch Lackmuspapier. Färbt sich hineingehaltenes blaues Lackmuspapier rötlich, so enthält der Leim Säuren, welche manche Buntpapiere verderben können. Färbt sich aber rotes Lackmuspapier blau, so enthält er einen Ueber- schuß von Alkalien, welche dem Buntpapier zwar nicht zu schaden scheinen, aber die Klebkraft des Leimes verringern können. Durch Wiegen, Quellen und Wiederwiegen sowie mit Lackmuspapier kann man auch gemahlenen Leim (angeblich aus zerbrochenen Tafeln gemahlen) auf Güte und Preis mäßigkeit untersuchen. Gallertleim ist ein ganz minderwertiger Leim, da er stark säurehaltig und wenig klebfähig, daher nur für gewisse Zwecke in Fabriken zu gebrauchen ist. Gelatine dagegen ist der beste, mit großer Sorgfalt zu bereitete und gebleichte Leim. Wird Leim durch Zusatz von Essigsäure am Gerinnen gehindert, so entsteht flüssiger (Bureau-) Leim. Auf diese Weise wird auch Fischleim flüssig gehalten. Kaseinleim ist durch Alkalien, gewöhnlich Borax, gelöster, aus Milch frisch gefällter Käsestoff. Ganz guter Tafelleim soll durchaus neutral sein, also weder Säuren noch Alkalien nachweisen lassen. Der Leim wird über Nacht in kaltem Wasser ein geweicht und dieses Wasser am andern Morgen abgegossen. Dann wird der den Leim enthaltende Topf in einen größeren Topf mit Wasser auf einen niedrigen Rost gestellt und einer Hitze bis nahe an 100 Grad Celsius so lange aus gesetzt, bis er vollständig aufgelöst ist, und sich auf seiner Oberfläche eine Haut bildet. Kochen darf der Leim weder hier noch später in den Leimkesseln, denn dabei verliert er an Bindekraft Fortsetzung folgt Preislisten, Kataloge sind nach Oesterreich zollpflichtig Das in Nr. 52 der Papier-Zeitung erwähnte Vorgehen der österreichischen Zollbehörden bei der Verzollung von Preis listen, Katalogen usw. scheint sich auch in verstärktem Maße auf die von deutschen Schriftgießereien zum Versand kommen den Musterblätter und Musterbücher zu erstrecken, wie dies der Unterzeichnete dieser Tage erfahren mußte. Wie üblich, wurde einem Interessenten die aus einem gebundenen Buche sowie einzelnen Blättern und Heften bestehende Muster kollektion umsonst und portofrei zugesandt; der Empfänger ver weigerte jedoch die Annahme und erklärte auf Befragen über sein Vorgehen, daß er sich dafür bedanke, für die nur 3 bis 4 Kilo wiegende Mustersendung über 3 Kronen Zoll zu entrichten. Es wird infolgedessen den deutschen Schriftgießereien künftighin nichts weiter übrig bleiben, als neben den ohnehin beträcht lichen Kosten für ihre Musterbücher usw., die oft in leicht fertigster Weise eingefordert werden, auch noch die erheblichen Zollspesen im vorhinein zu übernehmen, oder das Ansuchen um Üeberlassung von Proben, wenn auch nicht abzulehnen, so doch auf ein Mindestmaß zu beschränken. Daß mit dieser erschwerten Hinaussendung von Mustern eine empfindliche Schädigung der deutschen Firmen verknüpft ist, ist klar. Es dürfte nicht zuletzt Aufgabe der Vereinigung der Schriftgießerei- Besitzer Deutschlands sein, genaue Normen aufzusteilen, nach welchen Positionen des österreichischen Zolltarifs Musterbücher und Schriftprobenblätter überhaupt zu deklarieren sind, damit unberechtigte Zölle ausbleiben. Schriftgießer London und Berlin Nachstehender Brief einer Londoner Großbuchbinderei zeigt, daß sich die Länder immer näher kommen, und die Buchbinderei international wird: London, 30. Juni 1906 Herrn Carl Hofmann (Papier-Zeitung) Berlin Wir haben in Erfahrung gebracht, daß das deutsche Buch bindergewerbe z. Zt. unter einem Ausstand der Arbeiter zu leiden hat, welcher voraussichtlich länger andauern dürfte. Wir sind in der Lage Ihnen mit Lieferungen von pressanten Stoffbindungen, die Sie event. benötigen, an die Hand zu gehen. Unsere Fabrik hat eine Leistungsfähigkeit von ca. 50000 Stoffbänden pro Woche, und wir beschäftigen 400 Arbeiter. Uns stehen die modernsten Maschinen zur Verfügung, auch sind wir mit der in Deutschland üblichen Bindeart vollkommen vertraut; deshalb zweifeln wir nicht, daß Ihnen mit unserem Angebot unter den obwaltenden Verhältnissen gedient sein dürfte. Um Auskunft über unsere Leistungsfähigkeit verweisen wir Sie an . . . Unser Herr X wäre bereit, Sie in Berlin aufzusuchen, falls Sie lohnende Arbeit zu vergeben hätten. Firma Frankfurter Brief Frankfurt a. M., Ende Juni Der Geschäftsgang in den Buchdruckereien war in der ersten Hälfte des Jahres im allgemeinen gut. Wochenlang gab es keine stellenlosen Setzer, erst vom Mai an sind solche wie der verzeichnet. Mit Beginn der Schulferien wird es jetzt im geschäftlichen Leben auf einige Wochen recht still werden. Die Wählerlisten für die Stadtverordneten sollen in 40000 Exemplaren gedruckt und unentgeltlich an die Bürger ab gegeben werden. Der Magistrat forderte hierfür 9000 M., was die Stadtverordneten gutgeheißen haben. Im Kunstgewerbe-Museum konnte die bisherige Sammlung von seltenen Bucheinbänden durch Erwerbungen aus der inter nationalen Buchbindekunst-Ausstellung ergänzt werden. Neben mancherlei hübschen Einzelleistungen der inländischen Buch bindekunst, vornehmlich Berliner Herkunft, sind die Stücke der ausländischen Erzeugung hervorzuheben. Mag auch der Eifer und das Geschick unserer eigenen Buchbinder, sowohl der Be rufsleute wie auch der auf diesem Gebiet sehr eifrigen Amateure, sehr anerkennenswert sein, so bleiben, wie die »Frankf. Ztg.« betont, viele englische und französische Stücke doch als Muster beispiele vorbildlich. Eine kleine Serie von Mappendeckeln mit künstlerischem Dekor stellt Agnes Meyerhof (Frankfurt) aus. In leichter, einfacher Deckfarbenmalerei sind allerlei Motive aus der Pflanzenwelt und dem Tierreich auf matten grauen Grund aufgetragen. Die Wirkung, in der Erfindung mancher Motive vielleicht nicht reich genug, gibt sich hübsch und gefällig. Der Frankfurter Bezirks-Verein des Verbandes der Deutschen Buchdrucker hatte unter Mitwirkung der Typographischen Ge sellschaft wiederum ein Preisausschreiben erlassen zwecks Er langung typographisch wertvoller, künstlerischer Entwürfe zu