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D)APIER-UERARBEITUNG ® Buch Gewerbe Lohnbewegung im Buchbindergewerbe Ein Rundschreiben des Verbandes Deutscher Buch bindereibesitzer an seine Lieferanten berichtet über den Streik und seine Entstehung und führt u. a. aus, daß die Zahl der Streikenden sich auf mehr als 4500 und die Zahl der durch den Streik betroffenen Firmen sich auf 49 be läuft. Dann wird an dem Verhalten des Inhabers der Groß buchbinderei von Hübel & Denck in Leipzig, Herrn C. F. Hübel, Kgl. Bayr. Hofbuchbinder, gegen seine Kollegen in der gegenwärtigen Streikbewegung eine recht scharfe Kritik geübt. — Herr Hübel hat darauf mit einem sehr ausführ lichen Rundschreiben geantwortet, in dem die gegen ihn erhobenen Vorwürfe als auf Unwahrheiten, falschen In form ationen und Mißverständnissen beruhend, zurückgewiesen werden. Gleichzeitig teilt Herr Hübel mit, daß er, nachdem der Verband Deutscher Buchbindereibesitzer auf seine Auf forderung, die aufgestellten falschen Behauptungen zu widerrufen, nicht geantwortet, die weitere Behandlung der Angelegenheit in die Hände seines Rechtanwalts gelegt habe. (Zeitschr. f. Deutschl. Buchdr.) Einrichtung einer Sortiments-Buchbinderei Fortsetzung zu Nr. 53 Leder braucht der Buchbinder von mancherlei Tieren und in den verschiedensten Zubereitungen. Die größte Menge Leder liefert das Schaf, dann Kalb und Ziege, Rind, Esel, Schwein und Pferd, doch auch Hunde und Katzen, und endlich gar Seehunde, Schlangen, Krokodile und vielleicht noch andere Tiere müssen ihre Haut für uns lassen, ja selbst in Menschenhaut sind schon Bücher gebunden worden. Die zu Leder verarbeitete Haut des weiblichen Schafes heißt Schafleder, die des männlichen Bockleder. Schafleder wird teils so verbraucht, wie es aus der Lohe (Brühe der Eichen oder Fichten- usw. Rinde) kommt und heißt dann lohgar, oder wenn es statt mit Lohe mit einem andern Gerbstoffe behandelt wurde (z. B. Alaun) weiß-, alaun- oder sämisch- gar. Oder das Leder wird gefärbt und appretiert, wobei es entweder glatt oder blank wird oder irgend eine Narbung erhält. Das Leder kann aber auch vor dem Färben und Appretieren gespalten, d. h. es können aus einem Felle mehrere gemacht werden. Schafspaltleder hält jedoch nicht viel, und der solide Meister wird' es nur zu Fälzen und Einfassungen, nicht aber auch zu Buchdecken verwenden. Bockleder wird in gleicher Weise wie Schafleder erzeugt, es ist etwas fester als dieses. Auch das Bastard- und das Moutonleder ist vom Schafe (Schöpse, Hammel). Da der vierbeinigen Schafe auf dieser Erde immer weniger zu werden scheinen, ihre Haut dagegen jetzt auch viel zu Schuhen, besonders Strandschuhen, begehrt wird, ist es kein Wunder, wenn es an Schafhäuten mangelt, und Schaf leder immer teurer wird. Kalbleder ist von feinerer und festerer Struktur als Schafleder, es wird wie dieses zubereitet, d. h. ebenfalls lohgar gegerbt, bei der Appretur aber meistens glatt ge- greßt und mattiert oder geglättet. Kalbleder ist an sich ein zähes und festes Leder, soll aber mit der Zeit an diesen Eigenschaften verlieren. Die Haut der Ziegen gibt das echte Saffian- und Maroquinleder, das sogenannte Bocksaffian wird wohl das Leder der Ziegenböcke sein. Vom Rinde kommt das echte Juchten- und das starke Rindleder für Lederschnitt-Arbeiten sowie das Vache- (Kuh-) Leder. Vom. Esel und Schwein kommt das echte Pergament, doch soll auch das Kalb solches liefern (Trommel-Kalbfell). Das Schwein liefert auch das schöne und sehr feste loh gare Schweinsleder mit seiner charakteristischen Narbung. Vom Pferde können wir sein Fell als Roßspaltleder brauchen, wenn-es nicht zu fettig ist; Roßfalzspäne werden zu Schul- und Bibliotheksbänden gebraucht. Hundeleder habe ich selbst schon verarbeitet und es dem Schafleder ähnlich, aber schöner und fester gefunden. Die Haut der Katze dürfte feines und geschmeidiges Leder geben. Seehundleder ist ein schönes und in der Portefeuille- Fabrikation viel verarbeitetes Leder. Die Haut der Schlange soll ein feines und festes, die des Krokodils ein dem Rind leder ähnliches Leder geben. Die echten Lederarten werden vielfach nachgeahmt, am besten durch gutes kräftiges Schafleder, weniger gut aber billiger durch die aus Geweben mit Appretur, Färbung und Prägung hergestellten Kunstleder. In Buchbinder-Fachschriften liest man oft von Kapp- Saffian, besonders geglättetem. Dies ist ein ziemlich kräftiges und festes Leder mit glattgepreßter Oberfläche, verschieden gefärbt und die natürlichen Narben des Leders als marmor artige Musterung zeigend. Ich halte es für glattgepreßtes Maroquinleder. Da es keine Narben hat und fest ist, ver goldet es sich sehr gut. Ich habe die Ueberzugstoffe für Bücher mit Ausnahme der Ueberzugpapiere schon jetzt besprochen, weil wir einen Teil derselben zu Buchfälzen brauchten, und diese dem Buchüberzuge in Material und Farbe, mindestens aber in letzterer, entsprechen müssen, desgleichen auch die Vor setze. Der Ueberzug muß also schon bei Anfertigung der Vorsetze bestimmt werden, wenn nicht nur farblose Vor setze ohne sichtbare Stoffälze Verwendung finden. Die Bücher sind eingesägt, die Heftschnüre gespannt, das Heften soll beginnen. Da brauchen wir Zwirn, und zwar Hanfzwirn in dreierlei Stärken, nämlich für ganz dünne, normaldicke und dickere Bogen oder Lagen. Denn bei einem auf der Heftlade gehefteten Buche ist die Ueber- windung der Falzsteigung (durch den Zwirn) nur bis zu einem geringen Grade möglich. Da darf der Zwirn nicht zu viel und nicht zu wenig auftragen, weil sonst gar kein Falz entsteht, und das Buch weder Rundung noch Schluß bekommt. Unter den Büchern befinden sich auch solche, welche nicht eingesägt auf Bunde sondern auf Band zu heften sind. Das ist dann Baumwoll- sogen. Köper- oder auch starkes graues Leinenband, beides in der Breite zwischen 10 und 20 mm, je nach der Größe der Bücher. Da und dort heftet man auch noch auf Pergamentriemchen. Während die Bücher geheftet werden, wollen wir uns mit der Zubereitung des Kleisters und Leims beschäftigen, welche Klebstoffe wir von jetzt an viel brauchen werden. Kleister wird in der Weise bereitet, daß in einem irdenen oder Emailletopf (Holzgefäße versauern, Blech- und Eisentöpfe rosten) 1 Pfund beste Weizenstärke mit einem Pfund nicht zu kalten Wassers gut gemischt wird und unter fortwährendem Rühren 4 1 kochendes Wasser dazugegossen werden. Soll der Kleister sich längere Zeit halten, so müssen ihm entweder 10 g Alaun oder 5 g Formalin, beides in etwas heißem Wasser gelöst, zugesetzt werden. Um einen Pelz über dem Kleister zu verhüten, gießt man so viel Wasser darüber, daß alles bedeckt ist. Nach dem Er kalten des Kleisters wird dieses Wasser abgegossen oder verrührt, und der Kleister ist gebrauchsfertig. Leim gibt es von verschiedenster Herkunft und Be schaffenheit, wie Pflanzenleim, Käse- (Kasein-) Leim, Fisch leim (ein solcher ist auch das Syndetikon) und den eigent lichen Tierleim, flüssig, gallertartig und in trocknen Tafeln oder Mehl. Hiervon geht uns zunächst nur der eigentliche Tierleim in Form von Tafeln oder Mehl an. Dieser Leim kann aus Knochen als Knochenleim oder aus Häuten, Ge därmen und dergl. als sogenannter Lederleim oder auch