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D)APIER-UERARBEITUNG ä Buch Gewerbe ^3 Verband der deutschen Typographischen Gesellschaften Der zweite Vertretertag } der für den 22. und 23. Sep tember nach Leipzig vom Vorstand des Verbandes der deutschen Typographischen Gesellschaften einberufen war, hat den besten Verlauf genommen und sein umfangreiches Arbeitsziel zur Zufriedenheit der Beteiligten erledigt. Am Abend des 22. September trafen im oberen Saale des Hotels Sachsenhof die aus allen Ecken Deutschlands herbeigeeilten Abgesandten ein und wurden zunächst von Herren der Leipziger graphischen Vereine in Empfang ge nommen und aller Sorgen um Unterkunft und Verpflegung enthoben. Punkt 9 Uhr begrüßte Herr Schwarz, der Vor sitzende der Typographischen Gesellschaft Leipzig, welcher die Leitung des Abends übernommen hatte, die Erschie nenen und konnte feststellen, daß etwa 30 Vertreter aus wärtiger Vereine zur Stelle waren. Der Vorstand des Ver bandes war durch die Herren Erler und Könitzer, Berlin, Fr. Bauer, Hamburg, Franz Fleischmann, München, C.Schmidt, Breslau, O. Schmidt, Leipzig, Heinr. Sieberts, Düsseldorf und für Stuttgart durch Herrn Fr. Dietz vollzählig ver treten und hatte schon eine kurze Sitzung abgehalten. Vom Arbeitsausschuß waren die Herren C. Rinck, Kassen verwalter, und W. Großmann, Sammlungsleiter, gekommen. Namens des Deutschen Buchgewerbevereins, der in liebens würdiger Bereitwilligkeit die Gutenberghalle für die Haupt verhandlungen zur Verfügung stellte, rief Herr Verwaltungs direktor A. Woernlein den Erschienenen einen herzlichen Willkommensgruß zu. Bald war der geschäftliche Teil des Abends erledigt, die Geschäftsordnung für die Beratungen festgestellt und zur Unterstützung des Vorsitzenden je zwei Herren aus der Typographischen Gesellschaft und der Typographischen Vereinigung Leipzig als stellvertretende Vorsitzende bezw. Schriftführer gewählt. In der nun folgenden gemütlichen Unterhaltung wurden auch die Herren, die sich noch nicht vom ersten Vertretertag her kannten, schnell mit einander vertraut und unterhielten sich vortrefflich. Großen Beifall fanden die Vorträge des Herrn Düren aus Frankfurt, der virtuos gemimte -B-C- Prediger des Herrn Bischler aus Karlsruhe und die tief sinnige wissenschaftliche Abhandlung, die Meister Süße speck aus Leipzig zum besten gab. Das gelungene Fest lied, typographisch vortrefflich ausgestattet, fand allseitigen Anklang. Eine besondere Aufmerksamkeit hatte die Leip ziger Vereinigung den Abgesandten erwiesen durch Ueber- reichung von Exemplaren des Katalogs für die zurzeit im Buchgewerbehause veranstaltete Postkarten-Ausstellung. Herr Kirstein, der Vorsitzende der Vereinigung, erläuterte kurz den Inhalt des hübsch ausgestatteten und dauernden Wert besitzenden Büchleins. Gegen 12 Uhr — für manchen viel zu früh, aber bedingt durch die bevorstehenden Ver handlungen — erklärte Herr Schwarz den in jeder Be ziehung geglückten Empfangsabend für beendet. Am Sonntag versammelten sich die Teilnehmer früh 9 Uhr im Deutschen Buchgewerbehause, wo sie zunächst die von der Leipziger Vereinigung ausgezeichnet angeord nete Postkarten-Ausstellung und von der Typographischen Gesellschaft veranstaltete Akzidenzausstellungen besichtigten. Das Buchgewerbehaus und dessen vorbildliche Einrich- richtungen wurden von Herrn Verwaltungsdirektor Woern lein den Erschienenen auf einem Rundgange gezeigt und erklärt. Leider konnten die Delegierten nur einen flüch tigen Blick in diese reich gefüllte Schatzkammer des Buch gewerbes tun, aber dank der kundigen Führung wurde die kurze Wanderung wertvoll für jeden einzelnen. In der Bibliothek- trafen die Delegierten auch Herrn Direktor Dr. Willrich, dem Herr Woernlein die Teilnehmer am Ver tretertage vorstellte. Mit einer Erklärung des künst lerischen Schmuckes der Gutenberghalle schloß Herr Woern lein seine etwa halbstündigen, inhaltreichen Erläuterungen. Die Hörer gaben ihrem Dank durch lebhaften Beifall Aus druck. Zur dauernden Erinnerung an den Besuch über reichte Herr Woernlein den auswärtigen Vertretern als Mitgabe des Buchgewerbevereins eine Postkarten-Serie mit Abbildungen der Gutenberghalle und der Wandgemälde Sascha Schneiders. Die Verhandlungen wurden vom Vorsitzenden des Verbandes der deutschen Typographischen Gesellschaften, Herrn Georg Erler, Berlin, um 10’2 Uhr mit einem kurzen Hinweis auf die Weihe des Ortes und die Bedeutung der Tagung eröffnet. Für den leider verhinderten 1. Vor sitzenden Herrn Dr. Volkmann, begrüßte Herr A. Woernlein im Namen des Deutschen Buchgewerbevereins den Vertreter tag, wies auf das gleiche Ziel hin, denen beide nachstreben: den Drang nach Fortbildung im Buchgewerbe zu befördern, und wünschte dem Verband der deutschen Typographischen Gesellschaften ein gleiches Wachsen und Blühen wie bisher. Herr Erler dankte dem Redner und dem von ihm vertretenen Deutschen Buchgewerbeverein und erstattete dann den Bericht über den bisherigen Lebensgang des Verbandes Er verwies zunächst auf dessen Entstehen und zeigte, wie der Verband mit dem Buchgewerbeverein nicht kon kurrieren, sondern rüstig mitschreiten wolle. Pflege und Förderung des deutschen Buchgewerbes sei die Aufgabe des an der Spitze vorangehenden Vereins, dessen Gast freundschaft der Verband genösse, Vermittlung der in den graphischen Vereinen geleisteten Arbeit, Austausch der praktischen Erfahrungen werktätiger Buchdrucker und da durch Unterstützung den aufstrebenden Kräften zu bieten, das sei die Aufgabe des Verbandes der deutschen Typo graphischen Gesellschaften, der ebensowenig das innere Vereinsleben beschränken, wie eine öffentliche Wirksamkeit außerhalb der Vereine entfalten wolle. Er wolle eine ver mittelnde Zentralstelle sein, wie zum Beispiel die großen wirtschaftlichen Syndikate, die auch nicht in den Betrieb des einzelnen eingreifen, die Oeffentlichkeit nicht viel be schäftigen und doch von großem Nutzen für die Beteiligten seien. Redner wolle nicht einen trockenen Bericht liefern, sondern mehr das durch den Verband zu Erstrebende klar zum Ausdruck bringen. Die Entwicklung ergebe sich am besten durch einen Vergleich mit dem ersten Vertretertage, und wenn nichts weiter erreicht sei als die Möglichkeit der Abhaltung eines zweiten nach Ablauf dreier Jahre, an dem nunmehr über 40 Vereine durch mehr als 30 Vertreter teilnähmen, und noch etwa 20 weitere Vereine, die keinen Abgeordneten senden konnten, beteiligt seien, so wäre das schon des Schweißes der Männer wert gewesen, die den Verband gründeten und sich an der Arbeit beteiligten. Damit schloß der Vorsitzende seinen mit Beifall auf genommenen Bericht und bat um Aussprache über das Ge hörte. Die Delegierten wünschten jedoch zunächst die Berichte des Kassenverwalters und Sammlungsleiters zu hören. Aus dem Bericht des Kassenverwalters, Herrn C. Rinck, Berlin, wollen wir hier nur die Endzahlen wieder geben: Es betrugen die Einnahmen des Verbandes im Jahre 1904: 1334 M. 50 Pf., die Ausgaben 458 M. 20 Pf., im Jahre 1905: 1241 M. 95 Pf., die Ausgaben 473 M. 38 Pf.; im Jahre 1906 sind bis 22. September eingegangen 1264 M. 50 Pf., bis zu diesem Tage ausgegeben 570 M. 25 Pf. Die Gesamt einnahmen im angeführten Zeitraum betragen 3840 M. 95 Pf., denen 1501 M. 83 Pf. Ausgaben gegenüberstehen. Kassen bestand am 22. September 1906: 2339 M. 12 Pf. Da das Jahr 1906 noch nicht abgeschlossen vorliege, stelle sich das Vermögen des Verbandes etwa noch um 600 M. höher. Herr Großmann, Berlin, gab hierauf den Bericht des Sammlungsleiters. Seine Tätigkeit bestand vornehmlich in der Vermittlung von Vortrags- und Anschauungsstoff für die einzelnen Vereine. 43 »Rundsendungen« haben an 623 Abenden den Vereinen Stoff für ihre Verhandlungen