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PAPIER-ZEITUNG Nr. 78 3246 grübe für die Kraftstation (Turbinenanlage) trocken zu legen, muß das Queisbett von der Sperrmauer bis zur Hagenmühle tiefer gelegt werden. Zu diesem Zwecke haben dort Sonntag, 23. September, morgens große Aussprengungen stattgefunden, und von Mitternacht ab hat schon das Wasser aus dem Staubecken abfließen dürfen. Am Mittwoch, 19. September, haben der Oberbürgermeister von Athen mit dem Präsidenten des hellenischen Parlaments die Tal sperre besichtigt. Bei Athen sollen jetzt ähnliche Talsperren erbaut werden. Ein Dolmetscher übermittelte die Erläuterungen. — i — Techniker oder Kaufmann als Fabrikleiter? Ueber den Gedanken, wem gebührt der erste Platz in einem Fabrikgeschäft, einem Techniker oder einem Kauf mann, ist schon mancherlei geschrieben worden, aber bei fast jedem der bisher erschienenen Aufsätze sieht man sehr bald heraus, ob der Verfasser Techniker oder Kauf mann ist. Um von vornherein jeden Zweifel auszuschließen, be kennt sich der Verfasser nachstehender Zeilen als Tech niker einer großen Papierfabrik. In langjähriger Praxis und in einem großen Bekanntenkreis unter den Papier fabrikanten hatte der Verfasser Gelegenheit, vielseitige Beobachtungen über Fabrikleitung anzustellen und kommt zu dem Ergebnis, daß weder der Techniker noch der Kauf mann ausschließlich berufen ist, Fabrikgeschäften vorzu stehen, sondern, daß sich hierzu nur Personen eignen, welche von der Mutter Natur mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet sind. Zur Leitung eines Fabrikgeschäftes gehört ein Mann mit weitem Gesichtsfeld und schneller Auffassungsgabe. Es gibt Techniker und Kaufleute genügend, welche beides nicht besitzen, solche sollen von vornherein von unsern Betrachtungen ausgeschlossen sein. Ein guter Techniker muß kalkulieren können, muß Um gangsformen besitzen, um nötigenfalls mit der Kundschaft verkehren zu können. Ein solcher Mann wird auch be fähigt sein, Angebote sachlich abzugeben, und wird wahr scheinlich ein Fabrikgeschäft gut leiten können. Von einem tüchtigen Kaufmann setzt man voraus, daß er kalkulieren kann, Erfahrung hat, um die Kundschaft richtig zu behandeln, und daß er Umgangsformen besitzt. Hat dieser Kaufmann außer Vorgesagtem auch noch den angeborenen Sinn, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen, so wird er ebensogut verstehen auf sachliche Fabri kation zu achten, wie der Techniker (ganz besonders bei unserer heutigen Fabrikationsmethode, bei der die frühere Geheimtuerei aufgegeben ist). Ein solcher Kaufmann wird ebensogut einem Fabrikgeschäft vorstehen können wie ein Techniker. In großen Fabrikgeschäften, wo der Techniker und auch der Kaufmann mit gleichem Recht arbeitet, wird immer der geistig Stärkere die Führung haben, ganz gleich ob es der Techniker oder der Kaufmann ist. Nachdem der Verfasser mit Vorstehendem dartun wollte, daß nicht der anerlernte Beruf oder Stand, sondern ledig-' lieh die Person maßgebend für die Erfolge auf dem Gebiete der Fabrikleitung ist, wird es ihm eine Freude sein, seine Ansicht zu einer allgemeinen durchdringen zu sehen. Y. * * * Aus der Streitfrage, kaufmännische oder technische Ober leitung, sprechen die Haupttriebfedern unserer Zeit, Selbstsucht und Selbstbewußtsein. Jeder versucht den andern über den Haufen zu rennen, ohne zu fragen, ob nicht auch der andere eine Berechtigung zum Leben, zum Wirken hat. Ich will der Herr sein, der Regierende, der Leiter, dieser Gedanke be seelt heute fast jeden im Verkehr mit Gleichaltrigen oder Gleichgestellten. Selbstbewußtsein und Selbstsucht haben ihr Gutes, denn sie sind ein Ansporn; arten sie aber aus, so werden sie zur Krank heit, die gefährlich werden kann, und gegen diese Krankheit müssen wir heute schon kämpfen, da die ersten Zeichen be ginnender Erkrankung unbeachtet gelassen wurden. Wir müssen uns nun befleißigen, das gutzumachen, was wir übersehen haben; wir müssen uns gegenseitig achten, eines jeden Ver dienste und Notwendigkeit anerkennen. Die (Abhandlung in Nr.73 sowie die erste in Nr. 76 sind vollkommen einseitig. Dort will der Techniker, hier der Kauf mann seine Ehre wahren. Richtig ist ja der Satz in Nr. 73: Wo die Anordnungen aus einem Hirn kommen, und die Ausführung ebenfalls nach dem Kopfe eines einzigen ge schieht, ist zielbewußtes, erfolgreiches Arbeiten möglich. Aber wir sind nicht alle unfehlbar und allwissend, wir können nicht auf allen oder sei es auch nur auf zwei Gebieten so be schlagen sein, daß wir den Wettbewerb mit dem aufnehmen können, der seine ganze Kraft, sein ganzes Wissen, Wollen und Können schon seit langer Zeit auf nur einen Punkt hin gerichtet hat. Jeder Mensch ist, wenn er Tüchtiges leisten will, einseitig, und wer allgemeines Wissen und Können besitzt, weiß von Vielem viel, von dem Einzelnen verhältnismäßig wenig. Wie die Arbeitsteilung die mechanischen Betriebe groß gemacht hat, so müssen wir auch im geistigen Leben, wollen wir Tüchtiges leisten, alle Kräfte anspannen und nur eine Sache im Auge haben. Jeder Seitensprung schwächt und schadet uns. Dem Satze des Herrn Einsenders G. M.-V.: »Gebt dem Techniker was des Technikers, und dem Kaufmann, was des Kaufmanns ist«, schließe ich mich an; es ist dann Pflicht des Unternehmers, beiden Leitern gleiche Rechte einzuräumen und gleiches Ver trauen entgegenzubringen sowie darauf hinzuwirken, daß sich beide verstehen, und ein jeder von ihnen die Fähigkeiten und das Können des andern anerkennt und achtet, ein jeder sich als gleicher, unentbehrlicher Teil eines großen Ganzen be trachtet. Ein Beispiel allgemeiner Art bietet das Eheleben. Eine Ehe, wo ein Ehegatte den Herrscherstab führt und den andern nicht als gleichberechtigt ansieht, ist nie wahrhaft glücklich. Wenn der Mann das Weib und das Weib den Mann achtet, jedes ein sieht, daß eins allein nichts, beide zusammen aber ein Ganzes sind und sich gegenseitig ergänzen können und müssen, dann sind beide auf dem rechten Wege. Beginnt aber ein Teil über die Wichtigkeit und Notwendigkeit des andern zu grübeln und zu rechten, so ist der erste Schritt vom Pfade des Glückes getan. Drum soll der Techniker mit dem Kaufmann und dieser mit jenem Hand in Hand gehen, jeder sich seines aber auch des andern Wortes bewußt, das Wohl des Ganzen im Auge be haltend, Offenheit und Geradheit sich entgegenbringen und nicht scheel und geringschätzig auf den andern herabsehen. Sch. Die Preiskonvention der Rohpappenfabrikanten, die am 1. April 1907 abläuft, ist, wie dem »B. T.« gemeldet wird, auf 1 Jahr verlängert worden. K. Spaniens Papier-Industrie Nach mehrjährigen Bestrebungen hat sich die spanische Papier-Industrie derart vervollkommnet, daß sie heute auch schon höher gestellten Ansprüchen des einheimischen Bedarfs nach kommen kann und der ausländischen Einfuhr immer mehr Kon kurrenz bereitet. Letzteres wird besonders nach Inkrafttreten des neuen Zolltarifs der Fall sein, weil dieser fast überall Erhöhungen der Zölle insbesondere auf feinere Papierwaren enthält. Besser stehen die Aussichten für die Einfuhr von für die Papierfabrikation notwendigen Rohstoffen und Halbfabrikaten, auf welche der Zoll im neuen Tarife teilweise sogar herab gesetzt worden ist. Diese auffallende Herabminderung beruht darauf, daß die spanische Papierfabrikation die zu ihrer Tätig keit notwendigen Hilfsstoffe im eigenen Lande nicht in aus reichendem Maße finden kann, weshalb die hierfür im neuen Tarife vorgesehene Herabsetzung von Zöllen indirekt der ein heimischen Papier-Industrie zum Vorteile dient und allmählich die gänzliche Freimachung des spanischen Papiermarktes von der ausländischen Einfuhr vorbereiten dürfte. Rohstoff für Papierfabrikation, z. B. Holzstoff, wird in Spanien zwar auch hergestellt, aber diese Erzeugung ist für den Bedarf der Fabriken im Lande nicht ausreichend. Bedeutende Mengen werden be sonders aus Schweden und Norwegen eingeführt. Fortschritte wurden auch in der Erzeugung von Pappe ge macht, sodaß die Einfuhr von Stroh- und Holzpappe, welche vor wenigen Jahren noch sehr umfangreich war, infolge der Billigkeit der inländischen Erzeugnisse, allerdings auf Kosten der Gtüe, auf ein Geringes zurückgegangen ist. Heute ge langt nur noch Pappe, welche zur Erzeugung von Spezialartikeln verwendet wird, zur Einfuhr. In den letzten 3 Jahren, 1903—1905, wurde an Papier, Pappe und Waren daraus für 12,8, 12,3 und 12,7 Millionen Pesetas, hauptsächlich aus Frankreich und Deutschland, eingeführt, (Nach einem österr.-ungar. Konsulatsbericht)