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Papier-Verein Bonn Zweigverein des Deutschen Papier-Vereins Zur Monatsversammlung vom 13. September 1906 hatte Herr Kommerzienrat Soennecken einen Vortrag über den Verlauf der General-Versammlung des Deutschen Papier vereins in Nürnberg zugesagt. Da das Wesentlichste hier über bereits durch die Papier-Zeitung bekannt gegeben war, konnte sich Redner darauf beschränken, seine persönlichen Eindrücke und Ansichten über die stattgebabten Besprechungen und Beschlüsse kundzugeben. Er besprach hauptsächlich die Angelegenheit der festen Verkaufspreise für Markenartikel, welche einer Kommission zurweiteren Bearbeitung überwiesen worden ist. Redner meinte, es sei sehr fraglich, ob auf ge richtlichem Wege die Einhaltung der Ladenpreise erzwungen werden;könne, weil man doch niemandem wehren könne, Ware, die in sein Eigentum übergegangen sei, nach Belieben weiter zu verkaufen. Nach seiner Ansicht erheische es der Anstand, daß jeder redliche Händler die einmal fest gesetzten Ladenpreise einhalte, weil er durch niedrigere Verkaufspreise sich und seinen Genossen Schaden zufüge. Wenn jeder Händler besorgt sei, nur gute Ware zu führen, sein Publikum aufmerksam und redlich zu bedienen und in zuvorkommender Weise stets auf neue praktische Gegen stände, die auf den Markt gebracht würden, hinweise, so würde er im allgemeinen sein Fortkommen finden. Weiter führte er aus, er habe im großen und ganzen im Schreib warenfach die Beobachtung gemacht, daß das Publikum weniger Wert darauf lege, einen Gegenstand um einige Pfennige oder Groschen billiger zu erlangen, als darauf, praktische, dauerhafte Ware zu erhalten. Verbraucher guter Schreibwaren würden nicht in ein Warenhaus gehen, um ihren Bedarf zu decken, sondern stets in ein Spezial geschäft, wo sie bei im Fach unterrichteten Leuten Rat fänden. Herr Kommerzienrat Soennecken erläuterte dann die Grundsätze, nach denen er seit 30 Jahren sein Geschäft leitet, wobei er mit dem größten Teil sämtlicher Schreib warenhändler Deutschlands dauernde, angenehme Geschäfts verbindungen unterhalte. Nach Schluß seiner Ausführungen wurde Herrn Kommerzienrat Soennecken der Dank der Versammlung ausgesprochen und ihm gleichzeitig davon Kenntnis ge geben, daß der Papier-Verein Bonn ihn zu seinem Ehren mitglied ernannt habe. Dies wurde von dem also Geehrten mit freudigem Dank angenommen. Weitere Punkte standen an diesem Abend nicht auf der Tagesordnung. Handel eines Schuldieners mit Schreibwaren untersagt! Aus dem Mitgliederkreise unseres Vereins wurde Klage darüber geführt, daß der Kastellan des hiesigen Königlichen Wilhelms-Gymnasiums einen nicht unbeträchtlichen Handel mit Schreibwaren betriebe. Die daraufhin vom Verein an das Provinzial-Schulkollegium zu Berlin gerichtete Be schwerde, welcher bei dem Kastellan gekaufte Hefte und Halter beigefügt wurden, hatte dankenswerten Erfolg. Die Behörde antwortete: Königliches Provinzial-Schul- Kollegium. Nr. IV. 3959. Berlin 11. September 1906 Linkstr. 42. Auf die gefällige Zuschrift vom 4. Juli d. Js. be nachrichtigen wir den Verein, daß der Verkauf von Schreibwaren durch den Kastellan des hiesigen Königl. Wilhelms-Gymnasiums mit Ende des laufenden Schul jahres eingestellt wird. 2 Anlagen. gez. Mager. An den Papier-Verein Berlin und Provinz Brandenburg z. H. des Herrn Bruno Engel, [hier, SW 68, Zimmerstr. 49. Dem Interesse unserer Fachgenossen dürfte weite Ver breitung des ergangenen Bescheides dienen. Papier-Verein Berlin und Provinz Brandenburg Bruno Engel, Vorsitzender Neue Waren für den Zeichenunterricht Fortsetzung zu Nr. 76 Das sechste, siebente und achte Schuljahr bildet die Ober stufe. Hier wird das Zeichnen nach dem Gegenstand auf die Wiedergabe der perspektivischen und Beleuchtungs erscheinungen ausgedehnt. Die Hebungen im Treffen von Farben und im Zeichnen aus dem Gedächtnis werden fort gesetzt. Hebungen im Skizzieren mit Blei, Kohle, Kreide und dem Pinsel werden gelegentlich vorgenommen. Als Vorbilder für das sechste Schuljahr dienen u. a.: Kasten, Schachtel, Buch, Blumentopf, Tasse, Flasche usw.; Pflaume, Birne, Apfel, Kürbis, Weintraube, Mohnkopf, Tannzapfen usw. Im siebenten Schuljahre werden in stoffmäßiger Steigerung gewählt: Krug, Topf, Vase, Weinglas, Tisch, Bank, Stuhl, Schrank; Blätter, Zweige und Früchte; Rot buche, Lorbeer, Eiche, Stranddistel usw. Im achten Schul jahr werden Teile des Schulzimmers und des Schulgebäudes, Glocke, Mörser, Leuchter, Lampe, Laterne usw. gezeichnet. In höheren Schulen steigert sich (im neunten und zehnten Schuljahre) dieses Zeichnen nach Kunstgegenständen, Rüstun gen, Porzellan undTöpfereien zu ziemlich sch wierigenArbeiten. Auch die menschliche Gestalt wird berücksichtigt, Gedichte werden „illustriert“ und Szenen aus dem Straßenleben, dem Schwimmbad, dem Turnplatz usw. nach der Natur skizziert. Als Modelle der Oberstufe sind ferner zu nennen: Muscheln, Vögel, Käfer, Tierschädel, Anemone, Narzisse, Tulpe usw.; auch Stoffe, Fliesen usw. werden gezeichnet. Vielfach werden aus geeigneten Objekten Stilleben zu sammengestellt und in verschiedenen Techniken gezeichnet und gemalt. Das Zeichenmaterial entspricht dem der Mittelstufe. Auf besondere Ausführungen von Blöcken mit Ingrespapier u. dergl. wird gelegentlich Wert gelegt. Die Zeichenständer werden groß und schwer gewählt, die Farbkasten müssen reichhaltiger sein, um schnelles Arbeiten zu ermöglichen. Ein besonderes Lernmittel ist noch nicht erwähnt: Das Skizzenbuch, das nun auch in die allgemein bildenden Schulen eingezogen ist. Es wird nicht von der Schule ge fordert, doch werden alle Schüler der Mittel- und Ober stufe solche Bücher benutzen. Es wird gebraucht, wenn beim Klassenunterricht einzelne Schüler mit ihrer Arbeit fertig sind und sich weiter beschäftigen sollen. Außerdem werden die Schüler angehalten, zu Hause, auf Spaziergängen usw. Skizzen auszuführen. Alle 6—8 Wochen sieht der Lehrer diese Skizzenbücher durch. Die Form der Skizzenbücher kann sehr vielseitig sein. Auch die Papiersorte des Inhalts steht jedem frei. Skizzen bücher von 20 Pfg. bis zu 1 Mk. dürften indessen die gang barsten sein. Das Format der billigen ist Queroktav, das der teuren geht bis Quart hinauf. Gemischte Papiere, weiße und farbige, die zugleich für Blei und für Pinselarbeit ge eignet sein müssen, geben den beliebtesten Inhalt. * * * Um vollständig zu sein, müssen wir noch des Linear zeichnens gedenken, das in der „Reform“ ebenfalls eine Stätte hat. Das Linearzeichnen beginnt im sechsten Schul jahre und wird hier mit der Raumlehre verbunden. Im